20 Jahre Dornröschenschlaf und 150 km auf eigener Achse

  • Guten Abend liebe Gemeinde.


    Ich muss euch einfach an dieser Geschichte teilhaben lassen auch wenn ich sie wohl nicht ansatzweise komplett ausführen kann.


    Ein paar wenige kennen vllt noch meinen "Erwin" aus "mit dem Trabant nach Tschernobyl..." Mittlerweile sieht er so aus.


    Und ebenso hatte ich gerade eine Woche Urlaub im Spreewald hinter mir also ich mich am Anfang der knapp 170 km langen Heimreise befand.

    Als ich beim Durchqueren eines Dorfes im Augenwinkel ein offensichtlich verlassenes Grundstück sah. Ich beschloss kurzerhand um zu drehen und mir die Sache mal von nahem an zu schauen.


    Die Weiterfahrt verzögerte sich um 4 Stunden. Zu fasziniert war ich von der Situation den Fahrzeugen und dem Gelände. Zu Beschäftigt war ich damit heraus zu bekommen was es mit dem Grundstück und der Geschichte des Ganzen auf sich hatte. Und ich erfuhr genug um auf dem Nachhauseweg meine Wiederkehr zu planen. So war das Grundstück zwar augenscheinlich verlassen nur wohnte dort tatsächlich noch jemand, sporadisch. Sehr sporadisch.


    Das ganze bis ins Detail auszuführen würde den Rahmen sprengen. Die Informationen reichten jedoch aus meinen Resturlaub zu nutzen und ein paar Tage später wieder zu kommen. Mit Trailer, Werkzeug und einem sehr guten Freund im Schlepptau.


    Am nächsten Tag trafen wir nach einer ganzen Weile auch tatsächlich den Bewohner dieses verwahrlosten Grundstückes an. Und nach unübertrieben 3! weiteren Stunden, unter anderem feinfühliger Überzeugungsarbeit wurde uns gestattet "den Müll" mit zu nehmen.


    Da wir weder wussten wann und ob der Kollege jemals wieder dort anzutreffen ist geschweigedenn in welcher Verfassung, schmiedeten wir einen tollkühnen Plan. 3 Fahrzeuge sollten es sein. Der papyrusweiße Kombi, die Limousine und der Berliner Roller.


    3 Stunden lang bargen wir den Kombi. Dazu und zum Neuaufbau werde ich noch ein separates Thema eröffnen.


    Der Kombi kam auf den Trailer und der Berliner Roller passte perfekt in meinen W 124 Kombi.


    Nun ging es an die Limousine. 20 Jahre stand sie laut dem Eigentümer. Top in Schuss und gepflegt war sie bis dahin, so die Aussagen. Und sie sah auch wirklich im Vergleich noch sehr gut aus. Es waren keine Rostschäden zu erkennen an allen üblichen Stellen. Er war komplett innen wie außen, bis auf fehlendes Zündgeschirr und Kerzen.|| Der Motor drehte jedoch. Sodass ich ihn erstmal durch die Löcher mit Öl flutete. Dann dauerte es weitere 2 Stunden ihn zu bergen und zum laufen zu kriegen. Ja richtig, der ein oder Andere ahnt es jetzt schon. Der Plan war die Überführung auf eigener Achse. Normalerweise unverantwortlich und eine Todsünde. Verpönt bis auf die Knochen. Jedoch waren es besondere Umstände...und das Sprichwort kennt man ja. Er war bis zu den Felgenbetten eingewachsen und auch 2 Räder mussten komplett ersetzt werden bis er wieder auf Luft und frei da stand. Der Hof und die übrigen Exponate lieferten jedoch alles was noch an Teilen notwendig war.


    Als er endlich lief war es längst stockdunkel. Bremsen konnte man über die Handbremse. Die Fußbremse fühlte sich an als würde man auf einen Wackerstein treten. Die Lichtanlage funktionierte bis auf einen Blinker vorne. Er hielt das Gas, die Luft und ließ sich lenken. Ich hatte Vertrauen also los gings...


    Meine Erwartungen waren gering. Ich dachte mir, der hällt vllt ein paar Dörfer weit und das wars. Dann holen wir ihn eben Später nochmal mit dem Hänger.


    Tja was soll ich sagen. 30 km weiter wurde es Zeit für den ersten Tankstop.


    Es wurde nochmal voll getankt und die Reifen aufgepumpt.


    Und so kam es dass wir kurz nach halb eins, nach 2 Stunden fahrt, 150 Kilometern Gesamtstrecke und 0 Zwischenfällen gesund und todmüde in der Heimat ankamen.


    Ich werde später noch mehr dazu schreiben. Mittlerweile ist er durchrepariert und mein Wintertrabi. Er hat sich seinen Respekt und seine Erhaltung hart erarbeitet. Ich lasse ihn optisch genau wie er ist und bis auf die Scheiben wird er auch nicht geputzt. Ich fahre ihn mittlerweile seit 2 Wochen jeden Tag und freue mich immer wieder aufs neue über diese Geschichte.


    Einen schönen Abend wünsche ich erstmal allerseits.

  • Ja, das stimmt natürlich, ist aus rechtlicher Sicht riskant und sollte man nicht nachmachen. Aber wie er die Geschichte geschrieben hat ist schon toll, liest sich gut, man kann sich alles bildlich vorstellen und man spürt die Leidenschaft und Freude, die er dabei hatte.


    Zum Nachmachen so natürlich nicht empfohlen.

    Trotzdem, interessante Geschichte.

  • Am Lagerfeuer mal die eine oder andere Anekdote "von früher" rauszuholen, ist das Eine - so was virtuell dokumentiert breitzutreten und sich damit scheinbar als Retter profilieren zu wollen - das Andere.


    Manchmal sollte man sich vielleicht bei einigen Dingen zurückhalten?




    PS: Vermutlich ist so was persönlichkeitsabhängig....

  • hier nochmal die Bilder


    Mossi


    Zurückhaltung ist nicht so mein Ding. :)


    Und ich profiliere mich ja nicht. Hab sie ja gerettet. Ist ne Tatsache. Und ich freu mich immer noch über diese Aktion. Wie wohl jeder der dabei gewesen wäre.

    Einmal editiert, zuletzt von Liveyourdream () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von Lifeyourdream mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Riskant aber auch.

    Und im Falle eines Unfalls wäre es Vorsatz gewesen.

    Nicht nur das....

    Fahren ohne Zulassung und gültige HU, Urkundenfälschung, etc.


    Das Fahrzeug wurde gefahren, obwohl es nicht zugelassen war: 70,- € + 1 Punkt

    HU um mehr als 8 Monate überzogen: 60,- € + 1 Punkt

    Jetzt wo ich tot bin ist alles soviel leichter,
    ihr müsst alle aufstehen und ich schlaf einfach weiter.


    Nicht lange raten, recherchieren! Original-Trabant.de

  • Nicht nur das....

    Fahren ohne Zulassung und gültige HU, Urkundenfälschung, etc.


    Das Fahrzeug wurde gefahren, obwohl es nicht zugelassen war: 70,- € + 1 Punkt

    HU um mehr als 8 Monate überzogen: 60,- € + 1 Punkt

    Außer wenn rote Bretter dranne waren. Dann fallen die Punkte flach, nur das sich das Fahrzeug in keinem verkehrssicherenzudtand befand, was es hätte sein müssen.


    Die Rettung der Fahrzeuge in allen ehren, aber die art der Überführung kann ich persönlich nicht gutheißen!

  • Außer wenn rote Bretter dranne waren. Dann fallen die Punkte flach, nur das sich das Fahrzeug in keinem verkehrssicherenzudtand befand, was es hätte sein müssen.

    Da hast du vollkommen Recht, wenn eine rote 06 dran gewesen wäre, dann würde das nicht zu treffen.

    Jetzt wo ich tot bin ist alles soviel leichter,
    ihr müsst alle aufstehen und ich schlaf einfach weiter.


    Nicht lange raten, recherchieren! Original-Trabant.de

  • Dass ich es selber nicht gut heiße hatte ich ja angemerkt.

    Mir gings da jedoch ums Material.


    Letztendlich ist alles gut gegangen.


    No Risk no Fun, so ist es einfach manchmal.

  • Ich war ein böser böser Junge...


    Löscht es eben oder auch nicht, ist doch letztendlich egal.


    Eure Verantwortung habt ihr ja erfüllt durch eure Hinweise.


    Was die jeweiligen Forumsmitglieder in Ihrer Freizeit machen hat ja nichts mit dem Forum an sich zu tun.

    Einmal editiert, zuletzt von Liveyourdream () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von Lifeyourdream mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • HU um mehr als 8 Monate überzogen: 60,- € + 1 Punkt

    Das wäre im vorliegenden Fall gar nicht einschlägig. Bei der beschriebenen Art der Überführung stünde sehr wahrscheinlich der §22 StVG im Vordergrund und je nach behördlichem Ermessen kann da dann noch was empfindlich schmerzendes "hinzukommen"...


    Bei der "roten 06" tauchen im vorliegenden Fall u.U. noch ganz andere Probleme (nicht nur für den Fahrzeugführer) auf...


    Und sich damit profilieren...naja...da haben manche früher noch ganz andere Sachen gemacht.

    Aprospos profilieren: das machen die Profis mit bewegten Bildern und auf Plattformen mit i.d.R. mehr "Publikum" (hat mir ein Kumpel erzählt) ;)


    Nichtsdestotrotz schließe ich mich den Aussagen von Tim an.

    Einmal editiert, zuletzt von toppimoppi () aus folgendem Grund: ...weil ich illegale Taten jeglicher Art niemals unterstützen würde.

  • Zwischen 89 und 90 hab ich auch eine ganze Menge solcher Wildwestüberführungen gemacht. Nach dem Motto Augen zu und durch.

    91 hab ich mir dann einen Trailer geleistet den ich noch heute habe.

    So wie damals würde ich das heute auch nicht mehr tun.

  • Was die jeweiligen Forumsmitglieder in Ihrer Freizeit machen hat ja nichts mit dem Forum an sich zu tun.

    Hat es aber doch dann, wenn es durch das Forenmitglied hier gepostet wurde und wir es so stehenlassen und so tun als ginge uns das nichts an.

    Am Ende kann dafür auch der Plattformbetreiber mit dran sein und selbst wenn nicht, werden wir es im Zweifel nicht riskieren ;)


    Da wir aber im Rahmen des möglichen jedem die Chance bieten wollen sich bestmöglich darzustellen, werden wir wohl das ganze hier noch nachträglich entschärfen.


    Denn wie schon erwähnt, habe wir alle (also viele hier) solche Aktionen schon durch.

    Und da waren ganz sicher noch deutlich schärfere Zacken dabei als das hier.

  • Aber das steht eben nirgendwo mit Bildern geschrieben....


    Lagerfeuerromantik eben...

  • Ich glaube, meine letzte Aktion ähnlicher Natur war das Abschleppen des nicht fahrbereiten, nicht bremsfähigen und nicht zugelassenen 1970er Luxuskombis per Abschleppstange nach dem Erwerb in die heimische Garage.

    Damals glaubte der eine oder andere noch, abgeschleppte Fahrzeuge wären wegen der Gespannregel nicht zulassungspflichtig. Oder war die Rechtslage wirklich so - ich weiß es nicht.


    Jedenfalls ist das im kommenden Jahr genau 20 Jahre her. :staun:


    Ok, sagen wir die vorletzte. Denn später wurde der 1.1er als nackte, natürlich nicht zugelassene Rohkarosse mit montierter Hinterachse an einer speziellen Schleppvorrichtung mit Deichsel und Kupplungsklaue zum Strahlen und später auch noch zum Lackieren gebracht. :verwirrt:

  • :P Der abgeschleppte Kombi an der Stange in nicht fahrfertigem Zustand kommt mir bekannt vor.


    Seit 4 Jahren rollt er nun schon schön neu durch die Gegend.

  • Damals glaubte der eine oder andere noch, abgeschleppte Fahrzeuge wären wegen der Gespannregel nicht zulassungspflichtig. Oder war die Rechtslage wirklich so - ich weiß es nicht.


    Jedenfalls ist das im kommenden Jahr genau 20 Jahre her. :staun:

    Das Schleppen eines Fahrzeuges außerhalb des Nothilfegedankens (=Panne=Abschleppen) stellt(e schon seit jeher) eine erlaubnispflichtige Sondernutzung des öffentlichen Verkehrsraumes dar. Das geschleppte Fahrzeug wird wie ein zweiachsiger Anhänger behandelt.

    Ein Verstoß gegen die Zulassungspflicht und die fehlende Schleppgenehmigung sind i.d.R. nur das kleinste Übel, da nur Ordnungswidrigkeiten. Wesentlich schwerer "wiegen" da die Straftaten wegen fehlendem Versicherungsschutz und fehlender Fahrerlaubnisklasse. Abhängig von der Konstellation des Gespannes wird regelmäßig Klasse BE aufwärts, vor der Umstellung auf den Kartenführerschein wurde sogar LKW-Führerschein benötigt, da nur dieser zweiachsige Anhänger erfasste. 😉

    3 Mal editiert, zuletzt von Tacker ()

  • Ich denke die älteren unter uns haben in jungen Jahren alle so ihre Bergung im halb legalen Raum erlebt . In meinen Sturm und Drangzeiten mit den Traktoren und LKWs haben wir einiges gemacht was ich so heute nicht mehr bringen würde . Der Kölner hat dafür einen Spruch . Et hät noch immer jot gegangen . Bei den heutigen Strafen und den gültigen Punkteregeln lässt man es wirklich besser bleiben . Ein Trailer geliehen ist sehr viel sicherer und billiger .

    Aber auch mir würde es schwerfallen auf so einem Gelände etwas zurück zu lassen .