Wertermittlung 500er Kombi

  • Hallo zusammen,


    ich spiele mit dem Gedanken, meinen 500er Kombi zu verkaufen. Bin zuletzt vor 10 Jahren damit gefahren, seitdem steht er nur. Finde ich schade, habe aber auch nicht den Platz, ihn noch weiter auf Halde stehen zu lassen bzw. könnte ich den Platz durchaus sinnvoller nutzen. Auch sind meine Ansichten mittlerweile durchaus anders als vor 15 Jahren, als ich ihn gekauft hab, sprich wenn ich ihn mir so herrichte, daß ich zufrieden bin, müßte ich allerhand Zeit investieren, die ich nicht hab. Deswegen entweder weiter stehen lassen oder eben jemand anderem überlassen.


    Wie dem auch sei, Problem ist, ich habe keine Vorstellung, in welchem Preissegment die so liegen. Sprich ich möchte einen evtl. Interessenten nicht über den Tisch ziehen, aber auch selbst nicht über den Tisch gezogen werden.

    Und ja, ich weiß, Wertermittlung ist immer sehr heikel und nicht mal eben nebenher gemacht bzw. auch nur in weiten Grenzen möglich.

    Aber mir geht es erstmal nur um eine Orientierung, in welche Richtung es gehen könnte, damit ich weiter überlegen kann.


    Welche Infos bräuchtet ihr, um den Wert einzugrenzen?


    Hier mal ein paar Eckdaten, die mir grad einfallen:

    • P50 SW II, Januar 62, Nummern sind soweit alle stimmig
    • orig. Brief vorhanden, Motor müßte noch der originale sein (glaub ich), Getriebe definitiv nicht
    • Vorderachse war beim Kauf schon auf Duplex umgebaut, Hinterachse ist auch schon eine neuere
    • Motor hatte ich 2008 oder 2009 rum mal neu gemacht mit reg. DDR-Welle und reg. DDR-Zylindern/Kolben; lief damals wirklich richtig schön, aber sind ja dann nicht mehr viele km zusammen gekommen; beim Einmotten hatte ich den Motor bestmöglich mit Öl geflutet
    • Getriebe hatte ich mal bei einer Getriebefirma, weil es mächtig Geräusche gemacht hatte; war hinterher ungefähr 99% besser, aber nicht 100%; dicht leider auch nicht ganz; ansonsten hat das Getriebe halt funktioniert, Freilauf auch
    • Lack ist nicht original, irgendein Vorbesitzer hat den dilettantisch lackiert, sprich die Vorbereitung war da richtig stümperhaft, was man auch sieht, so mit Unebenheiten und groben Schleifspuren und unmotivierter Untergrundvorbereitung und so
    • geschweißt wurde er vor meiner Zeit offensichtlich schon, auch da waren die Schweißarbeiten und die Nachbehandlung der geschweißten Stellen dilettantisch, wird man also schnell fündig; zumindest hab ich aber keine Stellen gefunden, die irgendwie durch wären, auch dringt seit 15 Jahren aus allen Ritzen Öl, also sind die Hohlräume behandelt worden
    • das offene Geweih ist noch drin, ansonsten U-Schutz, den ich nie entfernt hab, um drunter zu schauen
    • Blechschürze hat er noch, Zündspulenkasten auch

    So. Ja, wie gesagt, welche Stellen müßte man sich jetzt nochmal gezielter anschauen, um was sagen zu können?


    Gruß

    Gunnar

  • In Anbetracht der Beschreibung und der Bilder ganz grob zwischen 4 und 8.000€.

  • Da Liebhaberstück wurde ich sagen ist der Preis auch von den Emotionen und Liebelei des Käuferes abhänig. Ich vergleiche bei einem Autoverkauf immer erst die Preise der Konkurrenz mit gleichwertigen Angeboten. Dann Abstriche oder Draufgaben machen, je nachdem ob der eigene Artikel deutlich besser oder schlechter ist bzw. wie schnell ich ihn loswerden will. Da Du das Auto schon so lange hast, kommt es auf ein paar Wochen mehr jetzt sicherlich auch nicht mehr drauf an. Deine Beschreibung finde ich super ehrlich :thumbup: , das regt, finde ich, deutlich mehr zum Kauf an als dieses Rumgedruckse von vielen oder der typische Satz ,,Zustand siehe Bilder". Wenn ich daran denke zu welchen Preisen alte 601er weggehen, auch schon lange nicht mehr zugelassen und so, würde ich den Preis nicht zu niedrig ansetzten, außerdem wollen die Deutschen ja mittlerweile auch unbedingt immer handeln wie auf dem Kamelmarkt.

    Warte mal noch ein paar Wochen mit dem ersten Verkaufsversuchen, mit den steigen Temperaruren (und sinkenden Coronazahlen) steigt auch das Interesse bei den Käufern.

  • Wie Tim schon geschrieben hat, würde Ich ihn auch in den Bereich 4-8T € einordnen, fahrbereit natürlich immer in die höhere Richtung.


    Wenn du schreibst, vor 10 Jahren das letzte mal gefahren (Zugelassen?), schau ihn am besten durch, das er Tüv fertig ist.

  • Es geht aber um eine Wertermittlung und da ist es egal wie lieb der Verkäufer es hat oder wie lieb es ein möglicher Käufer haben wird.


    Welcher Preis am Ende ausgehandelt und bezahlt wird ist eine ganz andere Frage.


    Beim aktuellen Wert und um diesen zu ermitteln zählen einzig und allein die nüchternen Fakten.


    Würde der Wagen im originalen Lack oder gleichwertigen Nachlackierung, im technischen (weitestgehenden) guten Originalzustand, mit guter bestenfalls vollständiger History, fahrbereit und ohne Wartungsstau sowie gültiger HU und Oldtimerabnahme dastehen, wäre durchaus ein Wert und Kaufpreis im 5-stelligen Bereich realistisch erzielbar sein.

    Natürlich muss man solvente Käufer in der Preisregion erstmal finden.

  • Aber ich finde in Anbedacht der noch verbliebenden Verfügungbarkeiten, erst recht als Kombi, spielt es bei solchen Angeboten in der Preisgestaltung doch eine nicht ganz zu vernachlässigende Rolle.

    Klar sollte man irgendwo realistisch bleiben, aber halt, was ich sagen will, alle Einflußfaktoren auf den Preis bedenken.


    Für mich ist das nunmal kein alltägliches Auto mehr, wie ein Golf IV, wo Emotionen und Wünsche eher eine untergeordnete Rolle spielen, sonst würden Oldtimer ja nie im Preis steigen und noch immer in einem recht niedrigen Preisniveau verbleiben.

  • Beschäftige dich bitte mal mit "Wertermittlung". Natürlich ist auch die Verfügbarkeit und Marktlage wertbeeinflussend.


    Emotionen spielen für den Marktwert keine Rolle, auch wenn man das gerne so haben möchte.


    Wenn man z.B. den Markt für alte Trabant Kombis beobachtet ( seit ich meinen vor 15 Jahren verkauft habe suche ich einen neuen) so wird man schnell feststellen, dass die Fahrzeuge im oberen Preissegment nahezu unverkäuflich sind. Die Angebote stehen da meist schon seit mehreren Jahren und werden nicht verkauft.

    Die Käufer sind da sehr anspruchsvoll und schauen schon genau wie es um das Angebot steht (Zustand, Originalität, History usw.)


    Und am Ende ist es immer ein Fehler ein Liebhaberfahrzeug zu verkaufen. Was man lieb hat verkauft man nicht. 😉

  • Manchmal ist schlechter besser, da sich eher jemand findet, der die ganz großen Hafenrundfahrt bei optisch angeknabberter aber solider Substanz durchzieht, als irgendwas zwischen Fisch und Fleisch.


    Eigentlich dürfte man alte Autos nur noch teilzerlegt kaufen, keiner war tatsächlich besser als erwartet, im Prinzip aber alle deutlich schlechter als erhofft.


    Und daraus entstehen die Restaurierungsthemen.....

    Wozu Ventile? 0,6 EDS Hemi


    Seine Freunde nennen ihn Mossi, die Anderen sprechen nur vom "dicken Typ mit der Zigarre".


    www.trabant-original.de

    Einmal editiert, zuletzt von Mossi ()

  • Emotionen spielen für den Marktwert keine Rolle, auch wenn man das gerne so haben möchte.

    Ich denke schon das die Emotionen eine sehr große Rolle spielen in Bezug auf die Wertermittlung.

    Wenn ich keine emotionale Beziehung zu den runden Kombis hätte, hätte ich auch nicht meine ganze Sammelleidenschaft Geld und Zeit darauf ausgerichtet.

    Es ist auch für mich ein großer Unterschied im Wert zwischen einem Kombi und einer Limousine. Ich habe z. B eine P60 Limo in recht gutem Zustand, die ist für mich aber weniger wert wie die schlechteren Kombis die ich noch habe.

    Jemand der mehr auf Limos steht sieht das sicher anders.

  • 5-stellig wird hier nicht zu schaffen sein.

    Ich hab das durch, im Grunde melden sich nur Ochsen mit lächerlichen Preisvorstellungen. Unter 10 sind 2 dabei, wo sich eine vernünftige Verhandlung lohnt. Ich sage 5000.....5500 sind realistisch.

    Der Knecht muss eilen, der Lord kann reisen.

  • OK, vielen Dank erstmal für die bisherigen Einschätzungen.


    Also mit 5-stellig hätte ich zB auch niemals im Leben gerechnet. Einen Wert irgendwo zwischen 5 und 6k€ fände ich persönlich in Ordnung, wobei das eine reine Gefühlssache ist, weil ich keinerlei Überblick habe, wie die Murmeln generell gehandelt werden.

    Ob diese 5-6k€ dann auch realistisch sind... ich weiß es nicht, habe Zweifel.

    Fahrbereit ist der mit recht geringem Aufwand wieder. Neue Spritleitung, Vergaser reinigen, BH überholen (Tank ist rostfrei), RBZ im Zweifel neu, Gummiteile mal intensiver anschauen, mehr dürfte nicht sein.


    Die Lackierung ist halt das Problem aus meiner Sicht. Für jemanden, der nur zum eigenen Vergnügen am WE ne Runde dreht, wirds gehen, aber zum zur Schau stellen ist die eher nix. Bin ja auch nur Laie und Hobbylackierer, aber sowas hätte ich nicht abgeliefert.


    Hier sieht man denke ich die schlechte Vorbereitung und Durchführung.


    Und das hier ist mal eine geschweißte Stelle.

    Ist ziemlich repräsentativ für die Verarbeitungsqualität des Vorbesitzers. Der Himmel sieht zB auch gar nicht schlecht aus, ist aber nur ganz dünner Stoff und darunter kann man fühlen, daß das Dach entweder rostig sein muß oder alter harter Kleber abbröselt.


    Damals hat mich das nicht gestört, heute würde ich das dauerhaft natürlich nicht so lassen. Bloß wenn ich jetzt einmal anfange, penibel wie ich bin, an dem Wagen was zu machen, dann brauch ich ihn auch nicht mehr zu verkaufen, zahlt dann eh keiner ;)


    Deine Beschreibung finde ich super ehrlich

    Danke für die Blumen. Hab ja nix davon jemandem zu viel Geld aus der Tasche zu ziehen. Ein ruhiges Gewissen ist das beste Ruhekissen.

    Ich habe z. B eine P60 Limo in recht gutem Zustand, die ist für mich aber weniger wert wie die schlechteren Kombis die ich noch habe.

    Aus heutiger Sicht hätte ich mir zB eher eine P60 Limo zugelegt als einen P50 Kombi. So ändert sich auch mal der Geschmack ^^

    sapere aude! incipe! (Horaz)
    (bzw. frei nach F. v. Schiller: "Erdreiste Dich zu denken!")

  • Im Bezug auf den Zustand sind solche Reparaturschweißungen meistens schlimmer als ein unangetastetes Rostloch. Schlecht gemachte Reparaturen wieder in einen ordentlichen Zustand zu bringen machen mitunter viel mehr Arbeit.

  • So siehts aus.

    sapere aude! incipe! (Horaz)
    (bzw. frei nach F. v. Schiller: "Erdreiste Dich zu denken!")

  • Ich denke schon das die Emotionen eine sehr große Rolle spielen in Bezug auf die Wertermittlung.

    Das darfst du natürlich denken, ändert aber auch wieder nichts daran, dass es irrelevant ist.


    Nochmal, was sich am Ende zwischen Interessent/Käufer und dem Anbieter/Verkäufer abspielt, hat für eine realistische Markwerteinschätzung (die hier erfragt wurde) keine Bedeutung. Selbstverständlich wäre es für den Verkäufer schön, wenn jemand kommt, der den Wagen auch mag und die entsprechende Leidenschaft dafür besitzt und so bereit ist womöglich einen höheren Preis zu bezahlen.


    Die Wertermittlung ist in etwa so, wie eine Versicherung nach einem Unfall den Wiederbeschaffungswert ermittelt. Da wird (in der Regel per Gutachter) geschaut was da steht und dann anhand von Zustand, Ausstattung, Marktlage usw. analysiert wo der Wert anzusetzen ist.

    Und auch das ist nicht gleich dem Wiederherstellungswert, der deutlich höher liegen kann.

    Aber auch danach wurde hier nicht gefragt.


    Insofern bleibt es ganz grob bei den 4-8K€, die am Ende bei den 5K€ auf dem Kaufvertrag stehen können die Fahrfusshebel genannt hat.


    Nur weil jemand runde Kombis mag, macht sie das am Markt nicht wertvoller :dududu:

  • Selbstverständlich wäre es für den Verkäufer schön, wenn jemand kommt, der den Wagen auch mag und die entsprechende Leidenschaft dafür besitzt und so bereit ist womöglich einen höheren Preis zu bezahlen.

    Es kommt auch vor, daß der Wagen bei ein weniger Bietenden endet, weil der Verkäufer es ihm eben mehr gönnt. Und dafür kann es so viel Gründe geben, als es Menschen gibt.

  • Oldtimerschwacke arbeitet auch nicht mit Emotionen, sondern reinen Zustands Bewertungen + TüV. Mein Prüfer sagt zum Bsp. Grundvoraussetzung für eine 3 ist eine gültige HU bzw deren Zustandsanforderungen.


    Ich kann das mit den Emotionen nachvollziehen, aber wir haben nunmal eine Mischung aus Schwacke-, Markt- und Spekulationspreisen.


    Ich hoffe der kommt dennoch in gute Hände. Und erstmal HU-fertig machen ist wirklich keine Option?

  • Der Markt heutzutage ist überschwemmt mit Autos, da werden teilweise top erhaltene Autos verschrottet. Ohne irgendwelche Emotionen würde kein Mensch Zeit und Geld in einen Oldtimer investieren. In dem Fall wäre dann ein Auto was 30 Jahre und älter ist mit entsprechender Abnutzung vom Wert her gleich Null. Nur allein durch den emotionalen Status hat dann das alte Auto überhaupt einen Wert, mehr als der reine Material wert um ein neues Auto draus zu machen.

  • Wir können die emotionale Bindung und Haltung zu Oldtimern gern an anderer Stelle ausdiskutieren.

    Ich würde es aber gut finden hier bei solchen Wertanfragen ganz nüchtern und seriös zu informieren.

    Um nichts anderes geht es hier.

  • Ich kann morgen gern die aktuelle Schwache rein stellen, dann kann man zumindest anhand des Zustandes ein paar Schlüsse ziehen.

  • Sucht man durchs Netz findet man z.B. sowas.



    Und das ist garnicht so unrealitisch. In der Oldtimermarkt waren die Zahlen für den P50K auch schon höher. Das hängt am Ende auch sehr vom Baujahr ab. Ein 1958er Null/Vorserie ist immer nochmal anders zu bewerten als ein 1962er Serienwagen.


    Oft ist es auch so, dass ein Preis deutlich über dem (realistischen) Marktwert gefordert wird bzw. der Verkäufer (siehe Mossis Anmerkung) im Zuge des Angebots den Zustand deutlich optimistischer anpreißt als er in Wirklichkeit ist.