Was macht ein Trabant Model zu dem was es ist?

  • Hi Jungs und Mädels,


    Mein Vater hat sich kürzlich einen Trabant 601 Kübel gekauft. Doch der kleine Kerl hat seine besten Tage hinter sich. Es ist derzeit im NVA-Grün wie früher, aber vorbseitzer haben ihn vorher hellgrün und sogar mal pink lackiert. Außerdem fehlen im Grunde alle Extras, die zu NVA-Tagen im Kübel waren. Im Grunde ist das Einzige, was wirklich original ist, die Karosserie. Ich bin damit okay, mir gefällt die Idee, dem kleinen Kerl eine zweite Chance zu geben. Aber mein Vater verliert den mut. Je mehr er feststellt, dass etwas nicht mehr so ist, wie es original war, desto mehr frustiert es ihn. Obwohl er TÜV hat und wirklich gut läuft.

    Ich konnte ihn ermutigen, ihn nicht aus Frust zu verkaufen. Trotzdem ich habe in den letzten Tagen über die ganze Sache philosophiert und möchte euch fragen. Was macht ein Trabant-Modell oder im allgemeinen einen Oldtimer zu dem, was er ist? Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass, solange die Karosserie original ist, auch das Auto original ist. Auch wenn ihm viele Dinge fehlen, die er früher hatte bzw die ihn ausmachen. Ich hoffe ihr könnt mir grob folgen was ich meine und bin gespannt was ihr dazu sagt.


    VG


    PS: Hoffe das ist die richtige Kategorie für solch eine frage, habe nichts besseres gefunden.

  • Das ist eine eher philosophische Frage und kann so vielfältig beantwortet werden wie der Unterschied zwischen Mensch und Mensch.

    Hier gibt es 100 Leute mit 100 Meinungen...Tendenz eher mehr.


    Wichtig ist das einem das Auto selber gefällt und es Spaß macht unabhängig davon wie es aussieht oder wie original es ist.


    Und wie das Auto wirklich perfekt original ist, wissen am Ende nur die Leute die es gebaut haben, an dem Tag wo es vom Band gerollt ist.

    Alle Anderen können bestenfalls dicht dran sein. :)

  • Die chlechte Nachricht ist: was original ist, weiß mittlerweile bis auf einen kleinen Teil von Personen, die sich intensiv um die Archivierung und Erhaltung des Wissens kümmern, überhaupt keiner mehr.


    Die meisten vom Band sind mittlerweile dem Arbeitsprozess entwachsen und konnten sie schon fünf Jahre später nicht mehr an irgendetwas detailliert erinnern.

  • Gerade der Kübel läßt da viel Meinungsspielraum...


    Viele wollen gar nicht, daß der so militärisch-original daherkommt, wie er bei der Truppe eingesetzt war. Manche wollen gerade das. Ganz verschieden. Die meisten Kübel wurden längst zivilisiert und zu bunten Spaß-Kübeln umgebaut. Mancher hat auch etwas draus gemacht, was in Richtung 601 Tramp geht - von denen es ja nur eine winzige Stückzahl gab, als werksoriginale Zivilkübel.


    Aber mein Vater verliert den mut. Je mehr er feststellt, dass etwas nicht mehr so ist, wie es original war, desto mehr frustiert es ihn. Obwohl er TÜV hat und wirklich gut läuft.

    Zum Trost:
    Es gibt Schlimmeres. Mein Vater zum Beispiel hat als Bewohner eines Pflegeheims keinen TÜV mehr und kann überhaupt nicht mehr laufen. ;) ;) ;)

  • Quoten Ossi

    Ich kann dir deine Frage zwar auch nicht beantworten, obwohl original zwar schon cool ist, individuell aber auch oft. Trotzdem hört es sich so oder so nach einem tollen Projekt für Vater und Sohn an. Ich glaube das zählt viel mehr. ;)

  • Es gibt schon noch ein paar originale Kübel.

    Was ist es denn überhaupt für einer?

    Armee oder Forst?

    Treffen besuchen, Autos kucken und erstmal einen Überblick über die Fehlteile bekommen.

    Das kann schon was ordentliches werden. Es wird nur kostenintensiv, sich die Teile zu besorgen. Machbar ist es eigentlich fast problemlos.

  • Da ist mir ein Forstkübel 100 mal lieber ohne dem ganzen sinnlosen Lametta.

  • Also aufgrund der hohen Nachfrage hier mal die Lebensgeschichte, die das Teil angeblich so durchgemacht hat. Quelle: Einer der ersten Vorbesitzer, der ein alter Bekannter ist.


    Nach der Wende wurde die Karosserie von einem Schrottplatz mit nach Hause genommen und wieder aufgebaut, danach verkauft, um ein paar Kröten zu machen. Jahre sind verstrichen, er war mal hellgrün, dann pink und dann war er eine ganze Zeit lang verschwunden. Keiner wusste, wo er ist. Wenn ich mich recht entsinne, wurde er dann zugewachsen im Wald gefunden und nochmal neu aufgebaut. Dann stand er ewig rum, wurde zwischenzeitlich wieder NVA-grün und jetzt steht er bei uns.


    Zeitsprung in die DDR: Ursprünglich war besagter Rahmen wohl ein Ersatzrahmen für einen Kübel, der bei der NVA eingesetzt wurde. (Rahmennummer beginnt mit E261... Soweit wir informiert sind, bedeutet das, dass es ein Ersatzrahmen ist). Irgendwann ist das Auto samt Rahmen dann zum Forst gekommen und dann wurde der Rahmen irgendwann wieder ausgemustert und ist schlussendlich auf dem zuvor genannten Schrottplatz gelandet.

    Als ich den Post verfasst habe, wusste ich noch gar nicht, dass er mal beim Forst war. Umso besser, weil so war der ganze Krimskrams eh lange nicht mehr drin. Wir haben jetzt erstmal neue Stollenreifen geordert und tauschen nur relevante Teile, sowas wie Armaturenbrett. Da ist gerade noch das vom Standard 601 drin. Verdeck muss auch neu, das wird erst witzig.

    :dollar:

  • chen nur relevante Teile, sowas wie Armaturenbrett. Da ist gerade noch das vom Standard 601 drin.

    :dollar:

    Dann ist es doch das richtige was in einen Kübel hinein gehört.

    Vor dem Teile tauschen erstmal informieren.

    Über Bilder freut man sich hier immer.

  • Das Armaturenbrett von eurem ist ja auch kein Standard Armaturenbrett.

    PUR Lenkrad gehört auch nicht in den Kübel.

  • Das ist ein frühes Sonderwunsch-Armaturenbrett.

    Später hat man die geschäumte Abdeckung wohl aus Kostengründen weg rationalisiert und jene aus kaschierter Pappe eingeführt.

  • Ich würde das Standartbrett auf keinen Fall raus nehmen, eher das Lenkrad tauschen. Das PUR-Lenkrad wurde zwar von vielen nachgerüstet und hat sicher seine Vorteile. Aber im Kübel mit dem schönen Amaturenbrett gehört das nicht rein.

  • Ich würde das Standartbrett auf keinen Fall raus nehmen

    Da musst du was missverstanden haben. Es ist ja eben kein Standard-Armaturenbrett drin. Verbaut ist das auf dem zweiten Foto vom Kollegen Quoten Ossi , und das ist eben ein Sonderwunsch-Exemplar aus den 70er Jahren.


    Zum Lenkrad: naja, das PUR-Modell ist zwar nicht Original, aber vermutlich deutlich haltbarer als ein Standard-Lenkrad.. Letztere lösen sich je nach Luftfeuchtigkeit früher oder später unter ständigem "bluten" nach und nach auf. Bei meinem 77er ist das seit ca. 3 Jahren ein richtig unangenehmes Thema.


    Abschließend noch ein paar Gedanken zum eigentlichen Thema: Quoten Ossi : Vielleicht ist es sinnvoll, den Vater zu befragen, was die wirklichen Beweggründe für die Anschaffung des Fahrzeugs waren. Denn wie schon meine Voredner erwähnten: Für den Fahrspaß spielt die Originalität nur eine untergeordnete Rolle. Es kommt eher darauf an, was man als Besitzer des Fahrzeugs gerne hätte. Wenn man tatsächlich Originalität als oberstes Gebot betrachtet, braucht man erstens sehr viel Geduld, sofern Teile beschafft werden müssen, und zweitens muss man sich dann eben auch damit arrangieren, dass Original ggf. auch weniger Komfort bedeuten kann.


    Viele Grüße Steffen

    Früher fuhr ich 6V, weil ich musste. Heute tu ichs, weil ich kann.