Autokauf in der DDR?

  • mich würden mal zeitzeugen ( oder deren verwanten ) berichte interesieren wie weiter oben. preis, lieferzeit, eindrücke bei der abholung usw. vielleicht hat der eine oder andere sogar noch ne rechnung die er hier postet?

  • Wie das so ist, die Rechnung für unseren 82er find ich grad nicht... :augendreh:
    Hab noch was anderes, falls es jemanden interessiert. Die "History" von meinem grünen.
    Es gab ja immer das dazu:

    Darin lag die Änderungsbeilage für den Tacho, da meiner schon den Rundtacho hat aber in der 68er BA der Trapeztacho abgebildet ist:

    Dazu der Garantieschein für die erste Batterie:

    Der sah 20 Jahre später nicht viel anders aus:


    Weiterposten geht jetzt nicht, man kann keine eigenen Postings hintereinander machen :zwinkerer:

    2 Mal editiert, zuletzt von heckman ()

  • Die Anleitung für die Sicherheitsgurte


    Die Durchsichtskarte


    Hier zum Vergleich die 2.Durchsicht vom 1.1er


    und das restliche Zubehör:


    Warndreieck, Libelle, Anfahrhilfen


    Die Rechnung von der Auslieferung folgt noch.

  • Hallo Heckman,
    da hast Du schöne Dokumente. Ich glaube, wenn wir mal zusammen sitzen würden und jeder seinen Kram mit hätte, dann bräuchten wir eine Monat und eine mittlere Festhalle, damit jeder mal alles vom Anderen in der Hand hatte.
    Aber weil wir beim Thema Autokauf sind. Bis 1977 war es zum Beispiel Sitte, daß die Sicherheitsgurte erst in der Vertragswerkstatt montiert wurden. Überhaupt wurden Zubehörteile, die gerade nicht lieferbar waren erst in der Vertragswerkstatt eingebaut (Feuerlöscher und so).Oder es gab eben Ausnahmegenehmigungen.
    Übrigens gab es in der [lexicon]DDR[/lexicon] auch Rückrufaktionen. Zum Beispiel wurden 1968 die Besitzer des Saporoshez 965 [lexicon]A[/lexicon] aufgefordert, die Vertragswerkstätten aufzusuchen, weil die Spurstangen zu weich waren. Aber so in dem Rahmen wie jetzt, wo der Kunde der letzte Testfahrer ist (siehe den P 70 Coupé - Verschnitt Audi TT) gab es das nicht. Die Werkstätten wurden informiert und haben das eben im Rahmen der Garantiedurchsichten mit erledigt. Ein Beispiel sind die Verstärkungen am Rahmen der Wartburg 311.
    Aber nicht nur Privatpersonen waren beim Fahrzeugkauf Bittsteller, sondern auch Betriebe. Wir haben im [lexicon]VEB[/lexicon] Kraftverkehr mal einen neuen B 1000 in Hainichen holen können, aber wir mußten 4 Räder mitbringen! Auch bekam Berlin jährlich genau so viel Neuzuführungen an Omnibussen, wie der Rest der [lexicon]DDR[/lexicon] zusammen. Die abgelegten Karren aus Berlin, die in den 5 - 7 Jahren ihres Einsatzes nur minimale Wartung sahen, "durften" dann die anderen Betriebe aus der Rest - [lexicon]DDR[/lexicon] kaufen und uns wurde immer das gute Beispiel der Berliner vorgehalten, die nur ein Viertel der Reparaturkosten von unserem [lexicon]VEB[/lexicon] Kraftverkehr Annaberg hatten. Deren Busse hatten ein Durchschnittsalter von 4 Jahren, unsere 11!
    Aber da könnte man aufzählen. . .
    Was noch ein Paradoxon war, das war das "Umschreiben" oder "Umbestellen". In der achtziger Jahren kamen in der Republik kaum noch Importwagen zum Verkauf. Wer zum Beispiel einen Skoda 120 bestellt hatte, der wurde angeschrieben und bekam zum Beispiel die Umbestellung auf einen Dacia 1310 oder Wartburg 353 [lexicon]W[/lexicon], später die Mumie 1.3 vorgeschlagen. Die Dacia wollte nämlich zum Ende der [lexicon]DDR[/lexicon] auch keiner mehr haben, denn die mangelnde Qualität führte sogar dazu, daß der [lexicon]VEB[/lexicon] Imperhandel ganze Züge voll zurück schickte! Importe aus der UdSSR wurden auch zurück gefahren, da die "Freunde" lieber für richtiges Geld in den Westen verkauften.
    Importfahrzeuge wurden hauptsächlich im "Schaufenster der Republik" verkauft. Für Nichteingeweihte: Berlin Da waren auch die Ersatzteilkaufhallen voll und so bin ich im Studentensommer 1983 mit meinem Universal und dem Anhänger meines Vaters nach Berlin gereist und habe halt eingekauft. Gelagert wurde die "Beute" im 10 - Mann Zelt! Da waren 2 Betten frei und den Platz haben wir auch gebraucht, denn einige hatten ein Auto und im offenen Anhänger konnte man das nicht lagern. Übrigens habe ich festgestellt, daß man in Berlin die Auslieferungstafeln nicht öffentlich ausgehängt hatte. Wahrscheinlich fürchtete man den Zorn der Bürger der Rest - [lexicon]DDR[/lexicon].
    Wie ich schon weiter oben mal ausgeführt habe, war ich ja mehrfach mit, wenn Autos in Zwickau abgeholt wurden, aber man wurde dort immer abgefertigt und nicht bedient!
    Noch was, ich würde es begrüßen, wenn einige Mitmenschen mehr Wert darauf legen würden, für die Allgemeinheit verständlich zu schreiben. Gerade bei Wartyraser (aber auch bei manch anderem)habe ich (vielleicht auch wegen meines hohen Alters) manchmal Probleme zu begreifen, was er eigentlich will.
    Gruß Jürgen :winker:

  • Ich kann über zwei Autokäufe in unserer Familie berichten . Mein Vater kaufte ( nach 9 Jahren Wartezeit ) 1980 einen Baligelben 601 , bestellt hatte er Blau ...es gab aber nur Papyrus ( den ganzen Platz voll ) und Baligelb ( 5 Stück ) . Er wurde gleich nach dem Kauf gründlich mit Elaskon versiegelt und das Dach in Delfingrau gelackt , damit er nicht mehr so nach "unreifer" Zitrone aussah :grinser: . Der 601 begleitete uns bis Anfang 1989 immer Zuverlässig ( auch zwei mal in die "hohe Tatra" ) ohne große Reperaturen .


    Anfang `89 kauften wir einen gebrauchten Wartburg 353 , er war 5 Jahre alt und kostete die stolze Summe von 28000 Mark ... also nur 3000 weniger wie ein neuer 1.3`er und 4000 Mark mehr als er Neu gekostet hat . Ende `89 und Anfang `90 wurden einem die Kisten dann fast hinterher geschmissen , schneller hätte man 28000 Mark nur verbrennen können :verwirrter: .

  • Ja uns gings ähnlich... mein Vater hat im Frühjhr 89 den gletscherblauen 601er in Zwickau abholen dürfen, für 13000 Mark. Der Tag ist für mich unvergesslich, ich musste da nämlich nicht in die Schule, und im Auslieferungsraum hat es wunderbar gerochen :lach: Die Erleihterung meiner Eltern war groß, daß dort kein Panama-Grüner auf sie wartete :winker: Tja ein halbes Jahr später sah dann alles anders aus, solange hätte der Vorgänger (Bj. 80, weiß mit gelbem Dach, alles in Chrom, Spiegelei genannt) sicher auch noch gehalten.
    1992 wurde der Blaue dann mitsamt dem zugehörigen HP500 gegen einen alten Fiesta Bj 76 eingetauscht. Das ärgert meinen Vater noch heute :grinsi:

  • tja manchmal sollte man wohl doch besser bei alt bewährtem bleiben xD
    was mich ja noch mal interessieren würde ist wies mit den werkstätten aussah.
    hab da auch schon einiges gehoert wie ewig lange wartezeiten keine teile usw.


    mfg
    jojogs

  • Das weiß wohl am besten unser Standard, der hat nämlich als einer der wenigsten hier im Forum in einer Trabant-Vertragswerkstatt gelernt und gearbeitet. :zwinkerer:


    Normale Durchsichtstermine gabs bei unserer Werkstatt (Grünert, KMSt) immer ohne Probleme. Schwierig wurde es nur immer dann, wenn echte Reparaturen und Instandsetzungen mit hohem Ersatzteilbedarf anstanden. Da hieß es warten...Monate, z.T. Jahre - besonders schlimm war es bei Karosserie-GR's nach Unfällen usw.
    Mir erzählte mal ein ehem. Lackierer vom [lexicon]VEB[/lexicon] Elan (staatliche Werkstatt"kette" in KMSt), wie einer nach fast 2 Jahren (!) Wartezeit seinen nach Unfal total zerschossenen Lada frisch repariert wiederbekam...und ihm beim Ausfahren aus dem Werkstattgelänge einer in die Seite gedonnert ist... :grinser:


    In vielen Fällen mußte der Kunde ein benötigtes Ersatzteil auch selber mitbringen - zum Beispiel Blattfedern, die man zuvor beim Federnschmied beschaffen mußte. Mit Anstellen morgens gegen 4 Uhr und Tausch- bzw. Bestechungsware im Gepäck. Ungarische Salami, Westgeld, Spargel und anderes kam dabei als Schmiermittel zum Einsatz.

  • Dazu geht noch einer von Klatsch und Tratsch:


    als ein Freund meines Vaters (damals bei Ostseetrans) von Schutow (neben IFA-Auslieferungslager auch Firmensitz von eben jenem VEB) in den damals berühmt-berüchtigten Schutower Kreisel Richtung Rostock einfahren wollte kams wohl etwas neben ihm zum Eklat. Die Einfahrt in den Kreisel war von 4 Seiten aus, 3 davon waren zweispurig. Und vorne an der Haltelinie stand ein Mossi von irgendeinem Betrieb, dahinter ein nagelneuer Universal (scheinbar eben erst 500m weiter abgeholt) und von hinten ist ein Wolga dynamisch-ungebremst in das Ensemble eingefahren. Die Verletzungen des in der Mitte gestauchten Trabantfahrers waren wohl minimal.... aber die eintreffenden Sanis mußten den mitllerweile wohl minutenlang hysterisch brüllenden mittels meherer Personen und reichlich Beruhigungsspriten niederringen......
    Die beiden Berufskraftfahrer sollen wohl bloß süffisant gegrinst haben...... waren ja auch nicht deren Autos.....