Im Moment ist alles nur auf den körperlichen Aspekt Coronavirus fixiert. Es gibt aber noch allerlei andere Krankheiten - und die interessieren im Moment nahezu nicht mehr.
Es kommt ganz auf die Sichtweise an, bei der Beurteilung, ob andere Krankheiten noch jemanden interessieren. Letztendlich dienen ja die ganzen Maßnahmen, die man ausprobiert, um die Infektionsrate niedrig zu halten, einzig und allein dazu, das Gesundheitswesen soweit handlungsfähig zu halten, dass es sich eben doch um andere Krankheiten als Covid 19 kümmern kann.
Mir scheint, dass bereits komplett in Vergessenheit geraten ist, was sich vor ziemlich genau einem Jahr direkt vor unserer Haustür in Norditalien abspielte. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wenn wir in eine ähnliche Situation geraten.
Wie würde es aussehen, wenn plötzlich massenweise Leute den Löffel abgeben müssten (egal woran sie erkrankt sind, oder gar "nur" verunfallt), nur weil eine adäquate Behandlung aller Betroffenen nicht mehr möglich ist. Und irgendwer muss dann entscheiden, wer gerettet, und wer aufgegeben wird. Solche Entscheidungen sind niemandem zuzumuten. Laut Medienberichten soll es aber Ende letzten Jahres in Sachsen vereinzelt bereits derartige Triage-Situationen gegeben haben.
Dank der noch vorhandenen Handlungsfähigkeit des Gesundheitswesens, war es beispielsweise möglich, dass ein Onkel von mir (ich erwähnte es bereits an anderer Stelle) kürzlich noch eine Operation erhalten konnte, die sein Leben erhalten sollte. Dass er es trotzdem nicht überlebte, hat aber überhaupt nichts mit Corona zu tun.
Gruß Steffen
PS: Zu den Maßnahmen verwendete ich oben absichtlich das Wort "ausprobiert", denn so ist es eben einfach. Es kann keinen stringenten Plan geben, für eine bisher nie dagewesene Situation. Ausprobieren ist auch durchaus nicht unwissenschaftlich. Nur dauert es halt ggf. recht lange, bis man daraus auch Erkenntnisse ziehen kann. Vor allem wenn sich ständig die Messmethodik ändert oder die Prüflinge (in diesem Fall die Bevölkerung) die gerade ausprobierte Strategie entweder nicht versteht oder trotz besseren Wissens nicht befolgt, oder oder oder.
PPS: Ebenfalls verwende ich absichtlich das Wort "Infektionsrate" statt "Inzidenz". In der Hoffnung dass die "Infektionsrate" nicht schon anderweitig belegt ist. Will das nicht weiter ausführen, sondern eher darauf aufmerksam machen, dass wir es nach wie vor mit einem ernsten Problem zu tun haben, für das niemand eine Lösung anbieten kann, die die Mehrheit befriedigt.
Durch Meckern wird man an dieser konkreten Situation leider nicht viel ändern können. Ganz im Gegenteil: Man trägt eher dazu bei dass sich viel mehr Leute schlecht fühlen, denen es eigentlich gar nicht so schlecht geht.
PPPS: Wenn ich alleine den Straßenverkehr betrachte, fehlt mir der Glaube, dass wir wirklich so "gelockdowned" sind, wie vor einem Jahr. Und was den Einzelhandel angeht: Seit Januar ist es ja zumindest erlaubt, mittels telefonischer Bestellung und kontaktloser/kontaktarmer Abholung Einkäufe in eigentlich geschlossenen Geschäften zu tätigen. Hab ich schon mehrfach praktiziert. Wirklich in den Arsch gekniffen sind tatsächlich die Gastronomen und Hoteliers. Bei den Reiseunternehmen, sehe ich das nicht ganz so drastisch. Die hatten ein Jahr lang die Gelegenheit zur Innovation, haben aber sich stattdessen immer nur über alles beklagt, und warten nur darauf, dass alles so beschissen weitergeht, wie früher.