Ich habe noch einige reine Autobücher,
möchte jetzt allerdings das erste Mal ein wenig abschweifen und ein
Bildbandserie vorstellen. Ich kann es kaum irgendwie für
Außenstehende verständlich erklären, warum ich Bildbände, oder
auch Bildand basierende Bücher, aus der DDR sammle. Vermutlich, so
würde sich zumindest meine Frau ausdrücken, bin ich als Mann Jäger
und Sammler.
Ich weiß natürlich, dass es sich
größtenteils um idealisierte Darstellungen der tatsächlichen
gesellschaftlichen Realität handelt. Zu einem großen Teil ist das
Ganze dann noch textlich im realsozialistischen Propagandasprech
verfasst. Trotzdem ist das für mich jeweils ein Fenster in eine
nicht mehr existente Welt. Und dieses Fenster in Form der Bücher
immer mal wieder zu öffnen, um einen Blick hinein zu werfen,
fasziniert mich eben. Ich habe diese Welt in den 80ern ja auch real nur zweimal kurz in Ost-Berlin betreten, welches als Hauptstadt ja
sowie so schon idealisiert war. Ich weiß nicht, ob es einem Teil von
Euch genauso oder zumindest ähnlich wie mir Außenstehenden geht, um
meine Ausführungen nachvollziehen zu können.
Ich habe mich neben Publikationen zu Baudenkmälern der DDR im Kern
auf Bildbände aus Städten spezialisiert. Ein Gutteil meiner
Bildbände befasst sich zB mit Berlin. Wichtig aber nicht zwingend
notwendig sind mir Bilder, auf denen man den Straßenverkehr oder
eben Kfz erkennen kann. Das wäre dann vlt. der Bogen, den ich in
diesen Faden hinein spannen kann.
Die im Folgenden vorzustellende
Buchreihe habe ich mir zugelegt als ich zwei Jahre in Rostock
stationiert war. Deswegen passt auch die Gesamtthematik der
ausgewählten Städte und Inseln in Mecklenburg und Vorpommern in den
Rahmen. Es sind insgesamt fünf Ausgaben, die alle Jubeljahre
zwischen 1966 und 1986 im Hinstorff Verlag erschienen sind:
Rügen (1966), Autor: Herbert Ewe, 4.
Auflage 1975, 207 Seiten
Stralsund (1969), Autor: Herbert Ewe,
3. Auflage 1976, 219 Seiten
Rostock (1974), Autoren: Horst Witt,
Friedrich Karl Raif, 191 Seiten
Usedom (1980), Autor: Alfred von Känel,
192 Seiten
Hiddensee (1983), Autor: Herbert Ewe,
218 Seiten
Alle Ausgaben sind hochwertig in
Leineneinband mit Motivfarbaufdruck gestaltet. Jedes Buch hat seine
wiedererkennbare Einbandfarbe. Damit dieser auch zu sehen ist, ist
der Schutzumschlag klar durchsichtig.
Der Hinstorff Verlag ist ein alt
eingesessener, traditionsreicher Verlag in Rostock, den es bereits
seit 1831 bis heute gibt. Fritz Reuter war einer seiner berühmtesten
Autoren und hat diesen Verlag zur Jahrundertwende bekannt gemacht.
Zum VEB wurde er 1959, als sein letzter Privatbesitzer Peter E.
Erichsohn 78jährig den Verlag in staatliche Hände legte. Unter
Verlagsleiter Konrad Reich und Cheflektor Kurt Batt gewann der Verlag
große Anerkennung, weil dort viele systemkritische Autoren einen
Platz fanden. Natürlich musste man auch mit diesen durch das
Druckgenehmigungsverfahren. Aber Autoren, Cheflektor und
Verlagsleiter wussten sich bei dieser Gratwanderung zu helfen. Dies
wurde durch die Leser honoriert. Verlegt wurde zum Einen Belletristik
aber auch Sachbücher mit starkem regionalen Bezug. Dazu gehören
auch diese Publikationen.
Die veröffentlichten Bilder in allen
Bänden sind in schwarz/weiß gehalten und qualitativ hochwertig. Kfz
und Straßenverkehr kommen nicht zu kurz. Die Textbeschreibungen
haben einen deutlich neutraleren Tenor, der nicht dem sonst in
Bildbänden verwendeten Propagandaton beinhalten. Vmtl., damit man
durch das Druckgenehmigungsverfahren kommt, sind an wenigen Stellen
ganz behutsam übliche Bezüge zu staatspolitischen Themen eingewebt
worden. Im Prinzip sind die einzelnen Bücher informative,
geschichtliche Abrisse, gepaart mit Landschafts- und
Eigenschaftsbeschreibungen der jeweiligen Stadt oder Insel.
Dies ist ein meiner
Lieblingsbildbandreihen, nicht allein wegen der textlichen
Unterscheidbarkeit zu anderen Büchern, sondern auch wegen der
schönen Aufmachung und der tollen Bilder. Zudem sicherlich auch,
weil ich die oben erwähnte Zeit in dieser Region verbracht habe und
sie mir ans Herz gewachsen ist. Ich habe aber auch bemerkt, wie viel
ich nicht selbst gesehen habe.
Ausgaben aller Bände in gutem Zustand
sind antiquarisch ab 5,00 EUR + Versand zu bekommen.