Mit den Bäckern ist es hier ähnlich - Das unschlagbare "Nordländer"-Schwarzbrot kommt vom alten Dorfbäcker bzw. aus dessen bestens besuchter Niederlassung in Parchim, wirklich gute, selbstgemachte Brötchen gibts aber nur noch beim Bäcker Lau im 20 km entfernten Lübz - die sind aber die Fahrt am Wochenende allemal wert, auch wenn sie dann mal ein paar Cent mehr als am Backstand kosten. Wirklich guten Kuchen (Rotweiss, Amerikaner, Berliner, gedeckten Apfelkuchen, Streuselkuchen, etc) bekommt man auch nur noch bei den Dorfbäckern - die Parchimer Bäcker kann man abgesehen von oben erwähnter Zweigstelle in die Tonne treten, da sie nur Fertigprodukte nutzen oder aber aus Altersgründen längst dicht sind.
Für gutes Fleisch hatten wir lange den Schlachthof - ein großes Gelände direkt am See, bebaut mit schönen Backsteinhäusern- und Schlachtehallen aus den 1890ern. Da gab es immer einen Verkauf, der a) günstig b) regional und c) qualitativ sehr gut war. Seit besagter Schlachthof vor knapp 2 Jahren geschlossen wurde, bekommt man gutes Fleisch eigentlich auch nur noch auf umliegenden Dörfern in kleinen Landschlachtereien - zum Glück komme ich beim Weg aus HRO immer an einer Solchen vorbei. Demnächst soll auch der wirklich schön renovierte Schlachthof wieder aufmachen - den betreibt nun eine Agrargenossenschaft aus Brunow, also auch gewissermaßen regional...viele Mitarbeiter wurden zum Glück auch übernommen und verkaufen schon aus einem Wagen heraus - die Qualität war bislang auch wirklich gut. Daneben gibt es noch zwei alteingesessene Schlachterfamilien hier im Ort - aber da ist es halt so, dass die auch nur das verarbeiten können, was geliefert wird - und das war in letzter Zeit bei Weitem nicht so gut wie z.b. Fleisch aus Hausschlachtung von der Landfleischerei.
Rot- und Schwarzwild bringen wir grundsätzlich auch immer zu einem kleinen Landschlachter - da ist es dann so, dass er aus dem gelieferten Fleisch Wurst für einen herstellt, und man a) für die Wurstproduktion einen fairen Betrag zahlt, oder b) mit ihm vereinbart, dass er einen Anteil der Wurst als Lohn einbehalten und verkaufen kann...
Das eigentliche Problem sind doch die Supermärkte mit ihren Backständen. Wenn da das Brötchen teils nur 5 Cent im Angebotsbeutel kostet, hakt das Hirn beim geizigen Deutschen halt aus - dann ist es den Leuten auch egal, dass sie nur Müll fressen: Ganz genau so ist es beim Fleisch....Es muss doch eigentlich jedem Menschen klar sein, dass 5 Schweinekoteletts für 1,49 im Sonderangebot nur Eines sein können: Sondermüll.
Meistens sind es ja dann auch diese Leute, die Alles billiger, größer und mehr haben wollen, welche am Ende auch über das Sterben der alteingesessenen Bäckereien, Fleischereien und Käsereien meckern, was von "Solidarität" faseln, aber trotzdem den Laden nur einmal im Jahr von Innen sehen.
Der Deutsche spart einfach immer an der falschen Stelle - statt bei "Luxusgütern" eher bei seiner Gesundheit und Ernährung - und das betrifft alle Einkommensklassen...Denn es lässt tief blicken, wenn man seinen Hausarzt oder die Zahnärztin an der Lidl-Kasse mit Supersonderangebot-Billigfleisch und einer Tüte Chemie-Klon-Brötchen unterm Arm trifft...
Der oben erwähnte Schlachthof hat gestern übrigens einen großen Traktorenanhänger an der Hauptstraße aufgestellt, bespannt mit einer riesigen Plane. Darauf steht "WAS LERNEN WIR AUS DIESER KRISE? IN ZUKUNFT NUR NOCH REGIONAL!" - ergänzt mit verschiedensten Produkten und regionalen Läden bzw. Erzeugern.
Bleibt zu hoffen, das es bei den Leuten im Hirn auch endlich einmal "klick" macht, und nach Corona der Eine oder Andere vielleicht auch zweimal nachdenkt, ob er sein Brot wirklich im Supermarkt kaufen muss....
Problem: Kommt ein wirtschaftlicher "Crash", dann gilt für Viele wahrscheinlich noch mehr als vorher das "möglichst billig"-Prinzip...Vorher vielleicht aus typisch deutschem Geiz an falscher Stelle - nachher dann aus existenziellen Gründen. Hoffen wir das Gegenteil...