Restauration Trabant 601 Baujahr 1964

  • Hallo zusammen,


    bevor ich zu meinem Anliegen komme, möchte ich mich mal kurz vorstellen:

    Ich bin Felix aus dem schönen Norden von Brandenburg, gerade zarte 30 Jahre jung geworden.

    Nach meiner Lehre zum KFZ-Schlosser (ich mag diesen Neumodischen Begriff 'Mechatroniker' nicht) habe ich direkt angefangen zu studieren. Viel Zeit hatte ich dabei, mir allerhand Flausen in den Kopf zu setzen. Also kam 2012 nach zweijähriger Wartezeit endlich mein erster Trabant Baujahr 1986 in Papyrusweiß. Es war ein echter Scheunenfund (nichtmal eine Garage war es, indem der Kleine überdauert hatte). Irgendwann verfiel ich immer mehr dem Trabant-Virus, der '86er wurde fertig, erste Touren an die Ostsee und in den Harz standen an. Seitdem bin ich mit dem Fahrzeug knappe 30.000km gefahren. Leider kam dann der Tag, an dem ich mir dachte, ein Trabant ist nicht genug. Der Anfang vom Ende!

    Mir wurde ein Trabant 601 Baujahr 1964 angeboten, für einen Kasten Club-Mate. Aber dazu später mehr.

    In Folge dieses Kaufs und der Teilesuche fuhr mir dann noch eine 1970er Limo über die Füße, auch hier musste ich zuschlagen, denn der Spender brachte mir einige benötigte Teile und wurde recht zügig zerlegt. Nicht schlimm, da er völlig durch war (Er ist beim Abladen vom Anhänger in der Mitte zerbrochen!!!!!!).

    Kurz darauf kamen noch ein Kombi Baujahr 1980 dazu sowie ein weiteres Spenderfahrzeug für den 1964er im ähnlichen Zustand wie der oben beschriebene 1970er.


    So und nun zum Kasten Club Mate bzw zum 1964er 601:


    Schon bevor ich ihn kaufte bzw eintauschte, informierte ich mich erstmal, was da auf mich zukommt. Wie sah das Auto original bei der Auslieferung aus - ehrlich gesagt wie ein 601 eben so aussieht, aber auf dem Zweiten Blick doch ganz anders. Und plötzlich entdeckte ich genau diesen 601 hier im Forum. Denes hatte ihn damals gefunden und angefangen fahrfertig zu machen. Hier mal der Link zum alten Thread: Trabant 601 ratte baujahr 64


    Über drei Ecken kam er dann (leicht ausgeschlachtet) zu mir und steht seitdem fast unverändert rum, was aber nicht heißt, dass nichts passiert ist. Ich habe die Zeit genutzt, viele Seiten durchzuarbeiten, habe mir die Reperaturanleitung, den Ersatzteilkatalog sowie die Bedienungsanleitung gekauft, alles von 1964 selbstverständlich. Zahlreiche Streifzüge über Teile- sowie Flohmärkte brachten mir auch schon viele der fehlenden Teile (denn an dem Auto war nicht mehr viel von 1964 übrig).

    Wie man vielleicht erahnen kann, wird das Fahrzeug einer Komplettrestauration unterzogen, nicht heute, auch nicht morgen, aber irgendwann. Erstmal möchte ich weitgehend alle Teile zusammen, sowie noch einige wichtige Fragen geklärt haben. Dabei könnt Ihr mir natürlich gerne helfen 8o


    Hier mal eine kleine Auflistung der schon beschafften spezifischen Teile:


    -Silberpunkttacho

    -Armaturenbrett

    -sämtliche Schalter

    -Axiallüfter Alu - flache Form + Spannband

    -Sitzgarnitur

    -Rückleuchten durchgehend, orange im Satz (Nachbau) sowie eine originale Kappe

    -Rücklichtträger von 1964 (waren noch verbaut)

    -Rückstrahler aus Glas

    -Abdeckungen der Soffitte aus rotem Glas

    -Nierenspiegel

    -Innenspiegel (leider in Beige)

    -grauer Ascher vorn

    -grauer Ascher hinten (einer fehlt noch)

    -Türöffner innen grau

    -Halter der Zuziehgriffe aus Alu

    -Türgriffe außen

    -Heckklappenschloss

    -Scheibenwischer schmal

    -Benzinhahn von 1964

    -Tank

    -Isolator Kerzen M18

    -Blinkerschalter

    -Felgen mit Schlitz (weitestgehend 1964) sowie eine mit großem Halbmond (Fahrzeug genau im Umstellungsfenster gebaut)

    -Antriebe

    -Vorderachskörper (L oder R) Simplex

    -Lenkrad mit Abdeckung der Lenkwelle

    -Unterbrecherplatte von 1964

    -Zündschloss

    -Ostereiergrill samt Emblem und Hasengitter und Alurahmen (bis auf das Gitter original)

    -div. Kleinteile für Bremse und Achse

    -Krümmer

    -Motorgehäuse

    -Reparaturbleche für: Türen, Schweller, Einstieg, Heckklappenauflage, Geweih


    So, das soll es nun erstmal gewesen sein mit Text.

    Wenn gewünscht, kann ich mich mal um Bilder bemühen. :)


    Würde mich sehr freuen, wenn der ein oder andere etwas Licht in die dunklen Kapitel meiner Recherchen bringen kann. Denn auch die originale Literatur wirft einige Fragen auf (z.B.: Vermischung von P60 und 601er Bildern), wie es damals wirklich war. Aber dazu später!


    Grüße und einen schönen Abend, Felix

  • Klingt interessant. Ich erforsche das 64er 601 Thema seit gut 20 Jahren und würde behaupten recht fit in dem Stoff zu sein.


    Und da wir ja in der Galerie sind, wären aktuelle Fotos nicht schlecht, zumal die meisten im alten Thread weg sind, da sie über Fremdseiten hochgeladen waren.


    Wie sieht er jetzt aus? Ein Bild von der Seite wäre mal gut.


    Ich hab auch mal gedacht ich hab alles zusammen, aber einen 64er werksoriginal zu machen (mit einer Basis wie du sie hast) ist heute praktisch unmöglich. Da war in den ersten paar Monaten noch soviel anders.....

    Und vieles davon gibt es heute nicht mehr....


    Und ja, der 64er Katalog zeigt sehr sehr viele falsche Bilder.....und im 67er (Folge) Katalog sind teilweise dann zu neue Bilder, so das viele Teile nirgends ein Foto im Katalog haben. Im 64er zu alt im 67er zu neu.

  • Ich habe die Zeit genutzt, viele Seiten durchzuarbeiten, habe mir die Reperaturanleitung, den Ersatzteilkatalog sowie die Bedienungsanleitung gekauft, alles von 1964 selbstverständlich.

    Auf dem Weg zur maximale Werksoriginalität gehört das Fahrzeuglexikon von Jürgen Lisse bestimmt dazu. Die Fahrgest.-Nr 6441431 kann man damit auf August-September '64 einschränken.

  • Genau das ist eben das Problem, bei mir ist ja nurnoch die Karosse da und ich muss wirklich alles zusammen suchen. Vor zehn Jahren vielleicht noch gut möglich aber seitdem einige meinen ihre 89er auf 60er Jahre umbauen zu müssen gibt es ja gar keine Teile mehr.

    Er steht aktuell leider ganz schön eingebaut, sonst hätte ich vorhin mal aktuelle Bilder gemacht. Aber ich versuche ihn mal frei zu legen in nächster Zeit.

    Sehr markant an der Karosse wie ich finde ist das weit umschlagende Dach zur Heckscheibe hin. Habe ich bei neueren Modellen bisher nicht gesehen.


    Vergessen in meiner Aufzählung vorhin habe ich übrigens noch:


    -Stoßstange hinten 3tlg.

    -Frontlippe mit runden Enden

    -Starter alte Ausführung

    -Hilfsrahmen alte Ausführung

    -runde Blinker original neu

    -Vergaser 28HB2-3

    -Kupplungsautomat mit Druckfedern

    -Querlenker mit Fangband neu DDR

    -Motorhaube ohne Bohrung für Emblem

    -Verschraubung der Radlager

    -Blende für Rundfunkausschnitt

    -5er Kennzeichenleuchtenträger

    -Alu-Knauf für Motorhaube

    -Chowke und Heizungsknauf grau

    -Trabant und 601 Emblem hinten Alu

    -Spurstangen mit Schmiernippel

    -Druckpumpe für Scheibenwischer und Vorratsbehälter neu



    Danke Jim Panse für den Tipp, ich schau mal nach!

  • Frontlippe mit 5 Halter, ohne Sicken? Starter in 8201.5/1 Ausführung? Vergaser muss 2-2 sein, weil 2-3 gabs erst ab Nov.

    601 Emblem in schmaler Ausführung?


    Hat deine B-Säule oben eine Sicke? Die Domstrebe hinten muss wieder raus.

  • -Alu-Knauf für Motorhaube

    -Chowke und Heizungsknauf grau

    Nur der Knauf allein ist es nicht, der Bowdenzug daran ist auch anders als bei den neueren mit Plasteknauf.

    Ist denn an der Kiste noch das Moos dran?

  • Ich habe vorhin mal ein paar Kisten beiseite geräumt und den Wagen so gut es ging fotografiert.

    Wie ihr seht, ist nichts mehr dran, was den Wagen mal ausmachte. Selbst das übrig gebliebene Blech ist in solch einem Zustand, dass vermutlich nicht mehr sonderlich viel originales übrig bleiben wird.

    -Frontlippe hat definitiv keine fünf Halter, die ist mir bisher noch nicht über den Weg gelaufen.

    -Vergaser: im Rep. Handbuch steht noch der 2-2 drin sowie schon der Verweis auf 2-3 (Redaktionsschluss 08/64), in Ersatzteilekatalog ist nur noch der 2-3 aufgeführt. Auch ein 2-2 kam mir bisher noch nicht vor die Füße, deswegen erstmal der 2-3. Ich denke, dass ein bis zwei Monate bei knappen 60 Jahren vertretbar sind. Aber danke auf jeden Fall für den Hinweis!

    -Du meinst das Emblem hinten? Die waren tatsächlich noch dran, vielleicht ja noch die originalen. Muss ich mal raus kramen und nachsehen.

    -Sicke ist keine drin

    -Domstrebe kommt erst raus, wenn sonst alles fertig geschweißt ist. Solange kann sie den Rost noch stabilisieren.

    -Am Knauf war leider nichts mehr weiter dran, worin unterscheiden sich die Züge grundlegend?

    -Ein bisschen Moos ist noch dran 😉


    Danke schonmal. Ich denke, es ist klar, dass nicht alles am Ende hundertprozentig originalgetreu werden kann, denn dazu ist die Substanz einfach zu dürftig und die Teile gibts ja auch nicht wie 16N1er an jeder Ecke.

  • Am Knauf war leider nichts mehr weiter dran, worin unterscheiden sich die Züge grundlegend?

    Was die Züge und Seile angeht ging es recht bunt zu.

    Die Züge für die Haube waren z.B. auch mal gelb ummantelt und das Teil an der Spritzwand ist eine Aluhülse statt der späteren aus Kunststoff.

    Dein Gasseilzug muss noch einen Schmiernippel haben, die Tachowelle ein Schmierloch und ohne Hülle, der Kupplungszug schwarz, der Choke auch ohne Hülle.....


    Der Haubenzug:

  • Ich habe zwischen meinen Teilen ein Schwenklager gefunden, was sich optisch deutlich von den typischen des 601 unterscheidet. Verglichen mit den Schwenklagern des 500 im Netz ist es diesem schon ähnlicher. Die Buchse ist allerdings eine für Abdichtung durch Gummidichtring mit Schnurfeder. Buchse kann man ja wechseln, kein Problem, aber offenbar ist auch ein Gewinde für den kleinen Schmiernippel. Meine neue Vorderachse hat nämlich noch den großen Schmiernippel an der Federgabelbuchse (da es ein neues Originalteil ist mit Simplexbremse und automatischen Nachstellern, würde ich es mal auf das 4.Quartal 1963 - 3.Quartal 1967 datieren).

    Ist bekannt, wann die Umstellung der Schmiernippelgrößen erfolgte?


    Eine neue Tachowelle, sowie Gaszug konnte ich übrigens schon organisieren.

  • Simplex und automatische Nachsteller? Das zusammen hab ich noch nicht gesehen.

  • Simplex und automatische Nachsteller? Das zusammen hab ich noch nicht gesehen.

    Die ersten automatischen Nachsteller die 1963 aufkamen. Dazu gab es hier schonmal eine Gegenüberstellung: manuelle Nachsteller am Trabant 601 Bj. 1966???

  • Ah ja okay, diese Hebeldinger sind gemeint. Das hatte ich jetzt so nicht auf dem Schirm als "automatisch"

  • Es gab ganz kurz Federgabeln mit der neuen Abdichtung in alter Form.

    Bei Fragen helfen Bilder immer weiter beim identifizieren.


    Hat die Tachowelle das Schmierloch und einen Gummiring zum abdecken?

  • Tim, hast du ein Bild von so einer Tachowelle?

    Ich habe in meinem P50K eine von 68 drin, die hat kein Loch.

  • Die ist halt nackt und hat oben zum abschmieren eine Bohrung und einen Gummiring als Verschluss für das Loch.


  • Ok, und bis wann gab es das so. An meiner von 68 ist das jedenfalls nicht mehr.

  • Es gab ganz kurz Federgabeln mit der neuen Abdichtung in alter Form.

    Bei Fragen helfen Bilder immer weiter beim identifizieren.


    Hat die Tachowelle das Schmierloch und einen Gummiring zum abdecken?

    Ich meine das untere Schwenklager, nicht die Federgabel.


    Die Tachowelle ist eine Nachfertigung, ohne Loch. Aber das sollte ja problemlos möglich sein. Ich habe bei der Arbeit noch einen P60 zu stehen aber da ist die Wellenhülle oben aufgerissen.


    Ah ja okay, diese Hebeldinger sind gemeint. Das hatte ich jetzt so nicht auf dem Schirm als "automatisch"

    Hier meine Achse mit dem Nachsteller, kam vorgestern mit der Post:

    Einmal editiert, zuletzt von Ikarus () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von Ikarus mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Du meinst das Lenklager unten.....Schwenklager ist das Ganze wie auf deinem Bild.


    Der kleine Schmiernippel kam erst Ende 60er Anfang 70er.


    Bei dir muss das Lenklager und was dazu gehört so aussehen:



    Dazu natürlich noch die Buchse und der Kegelkerbstift für den Laufbolzen.


    Hab noch ein Bild gefunden.

    2 Mal editiert, zuletzt von Tim () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von Tim mit diesem Beitrag zusammengefügt.