Beurteilung/Verwendbarkeit Motorgehäuse

  • Hallo zusammen,


    da mir leider im Sommerurlaub der Motor hops gegangen ist (Fresser unteres Pleullager Zyl. 1), bin ich aktuell aufgrund von Zeitmangel erst jetzt dazu gekommen, den Motor wieder neu zusammenzubauen.

    Als ich nun mit dem Zusammenbau starten wollte, fiel mir allerdings eine Kante (ca. 0,05mm aber mitm Fingernagel deutlich spürbar) in der Lagergasse, der unteren Motorhälfte von Zyl. 2 auf? (Siehe Bild) Die obere Hälfte ist hingegen glatt. Ist diese Kante bedenklich? Bzw. ist das Gehäuse noch verwendbar? Das Gehäuse ist von 1985 und spuren, dass das Lager sich mitdrehte, kann ich keine erkennen, bzw. wäre dies ja auch ungewöhnlich, wenn sich diese nur in der unteren Hälfte abzeichneten?


    Freue mich schon auf die Antworten und Anregungen


    Gruß Lukas

  • Wie die "Auswaschung" des unteren Teils des Lagersitzes dahin kommt, kann man ohne alle restlichen Teile zu sehen und zu vermessen nicht sagen. Möglicher Weise hat da schon mal jemand einfach die Unterschale getauscht. Oder oder....

    Auf den ersten Blick, ist das Gehäuse so nicht verwendbar, es sei denn du willst einen "Klappermotor" riskieren und/oder Gefahr laufen die frischen Teile frühzeitig zum Ausfall zu bringen.

  • Einen Klappermotor möchte ich definitiv nicht riskieren. Geöffnet wurde das Gehäuse erstmals nach 1985, anfang 2020 von einem ehemaligen Forumsmitglied vom Bodensee in meinem Beisein. In diesem Zuge wurde der Motor von ihm überholt, mit neuer Welle und Zylinder/Kolben etc.

    Der Motor hatte damals originale 36420 km, belegt durch Motornummer und TÜV Berichte, seit 1992 ...

    Zerlegt wurde er damals, da er klapperte und alle Lager im Motor defekt waren.

    Ob der Schaden damals schon war, kann ich nicht sagen, ändert an der Situation nun leider auch nichts.

    Aber danke für die schnelle Antwort. Ich sehe nun, dass es leider nun auf ein neues Gehäuse herausläuft. Vielleicht findet sich ja evtl. noch irgendwo eines, welches von der Motornummer her zu Mitte 1985 passt, da mein Trabi EZ 07/1985 ist.

  • Noch eine weitere Frage hat sich mir erschlossen: Ist es beim Trabant genauso wie bei z.B. der Simson oder auch der MZ, dass die Motorhälften zusammengebaut gebohrt und dann genummert wurden?

    Denn teilweise sieht man z.B. Motoren, da ist die obere Hälfte mit 4 und die untere mit 5 genummert (Also April und Mai, dachte ich bis dato) und andere, da sind die Nummern gleich? Rührt das daher, dass der Motor ein "Monatswechsel" Motor ist, oder, dass das Ober bzw. Unterteil aus unterschiedlichen Motoren stammt?

    Ist es somit beim Trabant Motor möglich, die Hälften bedenkenlos unter den Motoren hin und her zu wechseln oder eher nicht?

  • Ich vermuhte das da einer mal mit zuviel Dichtmasse oder Dichtsilicon gearbeitet hat und sich somit die beiden Gehäusehälften nicht ganz so eng zusammenfügen konnten wie sie eigentlich sein sollten. Dadurch bekommt das Lager Luft im Lagersitz kann sich aber durch den Verdrehsicherungsstift zwar nicht mit drehen aber es kann nach oben und unten klappern. Diese Bewegung im Lagersitz führt dann zu solchen Auswaschungen.


    Ausserdem kann dieses Gehäuse nicht zu einem 85er Bj. passen da es noch die Ringnuten für die alten Rollenlager hat.


    Ich würde dieses Gehäuse auch nicht mehr wieder verwenden da die Lager nicht mehr gescheit einen Sitz bekommen.


    Im Werk wurde zum abdichten nur ein dünner Nitrolack genommen der zwischen den Gehäusehälften nur minimal aufträgt da er sich beim zusammenfügen auf der Dichtfläche leicht verteilt und ausreichend verdrängt wird sodas die Gehäusehälften von den Gehäuseschrauben bündig zusammen gedrückt werden können.

  • Ausserdem kann dieses Gehäuse nicht zu einem 85er Bj. passen da es noch die Ringnuten für die alten Rollenlager hat.

    Diese Aussage ist falsch, die Nuten entfielen erst Anfang 1986.


    Das Gehäuseunterteil ist Schrott, soviel ist sicher. Besteht aber nun die Möglichkeit, ein Unterteil eines anderen Motors mit Nuten zu nehmen, oder ist das Pfusch? Denn wenn die Nuten ordentlich fluchten und es an den Drehschieberflächen keinen Versatz gibt, sollten die Gehäusehälften doch passig zueinander stehen, oder habe ich hier einen Denkfehler? Verbaut wird später eine geprüfte neue DDR Rollenlagerwelle.

  • Notfalls etwas Kleber auf den Lagersitz. Ist zwar sicher nicht die beste Lösung, aber wenn du unbedingt das Gehäuse nochmal verwenden willst wäre es eine Möglichkeit. Auseinander wird man es dann später eventuell schlecht kriegen.

  • Wichtig ist die Lagergasse, wenn die stimmt, kann man die DS -Flächen nach arbeiten und somit die Oberschale weiter verwenden.

    Wenn du eine Unterschale findest wo Lager und DS-Flächen passen, unbedingt sofort Lotto spielen.

    Tipp :die innere Gehäusefläche am Schwungradseitigen Lager darf ebenfalls keinen Überstand haben.

    Im Werk wurde zum abdichten nur ein dünner Nitrolack genommen der zwischen den Gehäusehälften nur minimal aufträgt da er sich beim zusammenfügen auf der Dichtfläche leicht verteilt und ausreichend verdrängt wird sodas die Gehäusehälften von den Gehäuseschrauben bündig zusammen gedrückt werden können.

    So weit die Theorie Andi. Wenn die auch in der Fertigung so sauber gearbeitet hätten, hätten wir sicher auch weniger undichte Motoren und vor allem auch Getriebe.

    Verwendet wurde damals Motodix und weniger Nitrolack. Motodix wird nach einiger Zeit zähflüssiger und ist nicht mehr so einfach auf zu tragen. Ich könnte mir vor stellen, das dort im Werk ab und an mit Lösungsmittel nach geholfen wurde, so Pi x Daumen. Das würde auch den unterschiedlichen Auftrag und die vielen undichten Motoren und Getriebe erklären.

    Biete Serienmotoren, Sportmotoren, Rennmotoren, Sport-VSD, Vergaserumbauten, Regenerierung Drehschieberflächen, Gehäusereparaturen, Aluschweißen, Sandstrahlen mit verschied.Material auf Anfrage

  • Fg601 Ich vermute mal, herausgelesen zu haben, dass es vermutlich nicht mit einem neuen Unterteil getan ist, sondern man hier vermutlich auf einen ganzen Pool an Unterschalen Zugriff haben müsste um ein passendes zu finden, bei welchem dann "nur" die DS Flächen angepasst werden müssten ...

    Ich denke, da ist es einfacher sich auf die Lauer nach einem Mitte 85er Gehäuse zu legen ...

    Wurden im Werk dann die Gehäuse markiert, welche zusammen gehören (ähnlich Simson)? Wenn ja, wo und wie?


    Thema Abdichtung: Ich habe vor, zur Motorabdichtung Hylomar zu verwenden, einfach, weil ich es da habe. Der originalen Nitrolackabdichtung traue ich nicht so wirklich ...

  • Beim Wartburg Motor wurden Ober- und Unterschalen mittels vierstelliger Schlagzahl gekennzeichnet.


    Insofern macht es die Sache ein wenig leichter...

  • Wurden im Werk dann die Gehäuse markiert, welche zusammen gehören (ähnlich Simson)? Wenn ja, wo und wie?

    Nein das wurde nicht markiert. Die Gehäuse wurden getrennt hergestellt und dann erst beim bearbeiten der Lagergasse und den DS-Flächen etc. pp gepaart. So kommt es auch vor, dass Ober- und Unterschale aus verschiedenen Monaten sind. Die später dann zu vertauschen wäre wie FG sagt Lottospielen.


    Hylomar kann man nehmen, es gibt aber bessere/geeignetere Abdichtungen, z.B. Loctite 518.


    Wenn du ein wirklich neues Motorengehäuse suchst und findest, ist das Baujahr egal, weil da keine Motornummer drauf ist. Die waren ungestempelt bei 1. Wahl. So kann man da auch ein 1980er oder 1989er nehmen und die Nummer selber passend einschlagen. Und ja, man braucht die passenden Schlagzahlen und ein (halbwegs) passendes "B".

    Verwendet wurde damals Motodix und weniger Nitrolack.

    Was die genau verwendet haben weiß ich nicht aber im Video sieht es sehr flüssig aus. Die zogen die Unterschale über eine Rolle wo das Dichtmittel dran war.


  • Alles klar, dann werde ich mir das Loctite mal bestellen, dass macht das Kraut auch nicht mehr fett ...

    Ein werksneues Gehäuse ist mir aktuell zu teuer und möchte ich auch nicht. Am liebsten wäre mir eines aus Mitte 1985, gefunden habe ich nun eines, aus Ende April/Anfang Mai 1985. Damit kann ich leben. Es ist ein Motor, welcher ca. 22.000 Stk. älter ist als mein jetziger.

    Nun Hoffe ich, dass das Gehäuse an diesem verwendbar ist, falls nicht, geht die Suche eben weiter, so ist das eben mit dem Hobby des Suchens ...

  • Hylomar ist in der Verarbeitung anspruchsvoller. Es muss beidseitig flächig dünn auf getragen werden und vor dem zusammen fügen ab lüften. Da das Zeug relativ dick ist, wird oft zu viel auf getragen und dann bekommt man das Problem, welches Andi beschrieben hat. Bei Erwärmung wird es wieder etwas weicher und gibt nach, so das es bei zu viel Auftrag zu lockeren Schrauben kommen kann.


    Abdichtung mit Nitrolack habe ich auch schon gesehen und funktioniert auch super, der Motor war absolut dicht.

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  • Damit kann ich leben. Es ist ein Motor, welcher ca. 22.000 Stk. älter ist als mein jetziger.

    Die Motoren wurden sowieso weder chronologisch ans Band nach Zwickau geliefert noch chronologisch eingebaut. Die kamen nach dem Probelauf und der Grundeinstellung in Karl-Marx-Stadt der Reihe nach in den Transportständern auf Paletten, dann kamen die Paletten auf den LKW und ab nach Zwickau.

    Dort wurde wieder Palette für Palette abgeladen und dann ging's ans Endmontageband. Bei den Be- und Entladevorgängen und der Fahrt ans Band kamen die Motornummern definitiv durcheinander - selbst dann, wenn sie vielleicht noch einigermaßen chronologisch auf die Paletten gestapelt wurden. was auch schon kaum der Fall gewesen sein dürfte.

  • Das Hylomar hab ich früher auch jahrelang genommen. Aber eben genau diese Ablüftzeit hat mich immer gestört und aufgehalten.

    Beim 518er braucht man das nicht, das regaiert durch die Flächenpressung (Ausschluss von Sauerstoff). Man braucht da auch nur ganz wenig. So eine 50ml Kartusche hält da noch deutlich länger als eine Hylomartube.

  • Die Motoren wurden sowieso weder chronologisch ans Band nach Zwickau geliefert noch chronologisch eingebaut

    Und das war vermutlich von Anfang an so. Ich habe Fahrzeugpapiere in der Sammlung, wo die Motornummer genau 3 Zähler auseinander liegt, die FIN aber 69 Zähler weiter ist. Und die FIN die jünger ist hat dabei den älteren Motor.

    Das wurde eingebaut so wie es kam, oder halt wie die Paletten standen.


    Ein Wort noch zum Vergleich mit den Simson Motoren. Es macht auch einen Unterschied, ob ein Gehäuse horizontal oder eben vertikal getrennt ist.

    Ein Simsonmotor dessen Lagerstellen für die Wellen jeweils eigenständig links oder rechts liegen, würde so eine "Mischpaarung" viel eher verkraften, als ein Motor dessen Lagerstellen mittig getrennt oben und unten sind.

    Natürlich ist das für die Flucht der Wellen alles andere als optimal, aber man läuft erstmal nicht Gefahr von lockeren oder gequetschten Lagern auf den Wellen.

  • Man könnte die Lagergasse vermessen und prüfen, ob diese noch zu verwenden ist.


    Um die These mit den verschiedenen Gehäuse nochmals zu unterstreichen.

    Im Video wird gesagt: "Die Kurbelgehäuse aus der Gießerei in Leipzig kommen an"



    Hier sieht man deutlich, dass die Gehäuse getrennt von Ober- und Unterschale angeliefert wurden.


    Diese Holzbox scheint kaputt gegangen zu sein.



    Bei Zylindern soll es ähnlich gewesen sein.

    Diese wurden nach Aussagen einer ehem. Produktionsmitarbeiterin in Dresden Kaditz produziert und zur Endbearbeitung nach Chemnitz verbracht.

  • Und das war vermutlich von Anfang an so.

    Bei dem Lade- und Transportablauf ging es gar nicht anders. Die kamen vielleicht noch chronologisch vom Band zum Prüfstand für die Einstellung - aber spätestens dort wurden sie nicht mehr chronologisch heruntergenommen. Das heißt, die waren schon auf der Palette relativ durcheinander und nach zweimaligem Laden (Beladung des LKW in KMSt und Entladung in Zwickau) war es definitiv nicht mehr sortiert.

  • Als ich in einer MZ-Werkstatt Motor/Getriebe zusammenbaute,

    machte der Meister solch braunes Zeug heiß und das kam dann auf die Dichtflächen.

    Weiß wer, was das für Zeug war ?

    "Nein, meine Söhne geb ich euch nicht !"

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