Restaurierung Trabant 601S Limousine, 12/1989

  • Das Erhalten von Originallack geht immer damit einher, daß man entscheidende Arbeiten nicht ausführt. Genau die entscheiden aber darüber, ob ein Fahrzeug eine Zukunft hat oder nicht.


    Es gibt an der Stelle zwei Gruppen von Leuten:

    Die Theoretiker, die häufig gar nicht selber schrauben oder das nur sehr selten und eher weniger tiefgreifend tun. Die erhalten dann bisweilen Originallack, indem sie grundhafte Arbeiten weglassen und die Fahrzeuge werden anschließend kaum bis gar nicht genutzt oder nur im musealen Rahmen.


    Die Praktiker, die etwas langfristig Haltbares erzeugen möchten und das Gerät am Ende fahren wollen - und zu denen gehöre ich. Deshalb lackiere ich lieber (bzw. gezwungenermaßen) neu - natürlich in einem originalgetreuen Farbton. Weil es gar nicht anders geht. Spätestens wenn man unter den Pappen Ordnung schafft, braucht es dort Lack. Das ist nicht original, weil es das Werk nie gemacht hat. Nötig ist es aber trotzdem - außer bei reinen Stehzeugen im Museum.


    Und reine Stehzeuge will ich nunmal nicht.

  • Ich denke, die Übergänge sind auch da fließend. Man kann natürlich auch die Kotflügel abnehmen, ohne hinterher großartig lackieren zu müssen.

    Das haben ja auch schon einige gemacht. Voraussetzung: der Originallack ist erhaltenswert (aber auch das sieht jeder ein wenig anders).

    Mein 87er wäre für mich solch ein Beispiel. Oder der pastellgrüne, oder der blaue. Andere habe ich komplett gemacht. Da wäre es murks gewesen, es nicht zu machen.

  • Natürlich gibts auch Leute, die beides tun. Keine Frage.


    Heute die zweite Türpappe montiert und die erste Tür eingebaut.




    Bevor es weitergeht, hol ich aber erstmal neue Schlösser, Schließkeile und Spannstifte für die Scharniere aus dem Außenlager. Die alten sind alle irgendwie verschlissen. Da kommt neues Zeug rein, damit alles ordentlich eingestellt werden kann, bevor irgendein Kotflügel montiert wird.


    Dann hab ich noch das Ersatzdach von altem Kleber und Dichtmittel befŕeit, den Himmel gereinigt und schonmal das Gummiprofil überm Heckfenster eingeklebt.


  • Das Dach ist drauf. Gab Paßprobleme vorn links, und zwar interessanterweise sowohl mit dem originalen als auch mit dem jetzt montierten Ersatzdach. Wegen des großen Loches für die Dachantenne und dem dadurch zerstörten Steppelastine-Maliwatt-Himmel war es einfacher, ein anderes Dach zu nehmen.



    Erste Anprobe:



    Da muß an der Tür noch einiges nachgerichtet werden, bis es wieder paßt.


    Zu guter letzt noch die Haubenspinne eingebaut.


  • Es geht voran... :thumbup:

    Das Erhalten von Originallack geht immer damit einher, daß man entscheidende Arbeiten nicht ausführt. Genau die entscheiden aber darüber, ob ein Fahrzeug eine Zukunft hat oder nicht.


    Es gibt an der Stelle zwei Gruppen von Leuten:

    Die Theoretiker, die häufig gar nicht selber schrauben oder das nur sehr selten und eher weniger tiefgreifend tun. Die erhalten dann bisweilen Originallack, ...

    Das wiederum finde ich eine doch recht einseitige Aussage. ;)

    Als wenn es nicht (immer noch) eine ganze Reihe Fahrzeuge gäbe, die die Jahrzehnte in einem - mitunter sogar erstaunlich guten - Zustand überstanden haben, der - so wie er ist - bewahrenswert war, ist und bleibt, incl. Originallack ggf..

    So manche davon haben relativ wenig km auf der Uhr und zeitlautolebens wohl keine Schneeflocke oder auch nur ein einziges Salzkristall gesehen, manche gar kaum mal einen Regenguss...

    Dafür wurden sie - DDR-typisch - oft von Anfang an gehegt und gepflegt incl. (meist mehrfacher und regelmäßiger) Konservierung. Somit haben durchaus so einige Fzge. mehr oder minder im Originalzustand überlebt, wurden ggf. nur behutsam wieder auf Vordermann gebracht oder teilrestauriert. - Und zwar in vollster Absicht, um eben diesen O.zustand zu erhalten und zu bewahren, incl. des teilweise sehr selten gewordenen Originallackes eben, mit dem das Auto dereinst in Zwickau vom Band gerollt ist.


    Warum sollten solche - meist natürlich relativ wenig genutzten aber dennoch regelmäßig bewegten und dabei weiterhin akribisch gepflegten - Autos im unrestaurierten Zustand "keine Zukunft" haben? :/

    Der Stellenwert solcher gut bewahrten und gepflegten O.-Zustände incl. O.-Lack ist in der Oldtimerszene über die Jahre und Jahrzehnte jedenfalls deutlich angestiegen. :)


    Für mich hat ganz klar beides seine Berechtigung:

    der voll-(und dabei manchmal auch über-) restaurierte so-gut-oder-besser-wie-Neu-Wagen (der diese Kpl.kur zumeist wohl auch bitter nötig hatte) ebenso,

    wie der gut erhaltene und nach wie vor erhaltenswerte (mehr oder minder) Originalzustand (der bei entsprechender Pflege und Obacht auch unrestauriert wohl nochmals mehrere Jahrzehnte locker überstehen wird ;) ).

  • Genau so ist es, finde ich auch.

    Ich habe die Restaurierung ja jetzt gerade durch und das wichtigste für mich war erstmal das er läuft. Alles andere, die Kleinigkeiten, kann ich dann immer noch machen.

    Ich hatte auch alle Pappen ab, bin aber bei Rostschutz und normalem Unterboden Schutz geblieben. Der steht übrigens noch aus wenn endlich mal Temperaturen da sind

  • Keine Frage - da gehe ich mit. Aber Autos, die quasi nie fahren, sind am Ende eben doch irgendwie ihrer Funktion beraubt. Dazu zähle ich überigens auch meinen 66er - trotz Vollrestaurierung fährt der faktisch so gut wie nie.

    Wie hast Du letzten Herbst beim Drachenfest so schön gesagt, Du willst die 100 km dieses Jahr noch voll machen.


    Fahrzeuge die derart akribisch von Grund auf hergerichtet wurden, verdienen die "besser als neu" 1, denn genau das bedeute diese auch, wie neu oder besser als neu.

  • Ich habe da mal ne Frage an dich Deluxe.

    Wie hast du denn den alten Unterboden Schutz abbekommen damit der Unterboden so sauber wird das er lackierbar ist?

    Ich war zu zweit ca.5 Stunden dabei. Dann war er sauber und Roststellen entfernt, aber das wars dann auch. Waren auch wirklich nur ein paar kleine Stellen wo es üblich ist, aber den Dreck komplett runter holen muss ja Wahnsinn sein!

  • Spachtel, Heißluftfön und Geduld.

    Danach Sandstrahlen und dann komplett neuer Lackaufbau.


    Im Werk gab es die elektrophoretische Tauchgrundierung mit einem sogenannten Polybutadientauchgrund.

    Und direkt auf diese Grundierung kam der Bitumen-Unterbodenschutz.


    Hier auf dem Auto ist jetzt Zinkgrundierung, Epoxidharz-Grundierfüller, Lack, Steinschlagschutz und nochmal Lack. Fünf Lagen statt zwei.

  • Hab ich gelesen, mit Sandstrahlen funzt es natürlich. Ich war per Hand dabei. Akkuschrauber mit Drahtbürstenaufsatz,Flex usw. :-)))


    Respekt! Wird ja ne Nobelkarosse und sollte "ewig " halten

  • Flex mit Drahtbürste, das kann man mal machen für kleine Stellen aber eine ganze Karosse kann man vergessen, außerdem kommt man damit auch nicht in die Ecken. Das dicke Zeug mit Fön und Spachtel runter und den Rest bläst der Strahler weg.

  • War ja fast nichts an braunen Stellen.

    Bei meiner 83er Bodengruppe war fast flächendeckend unter der Beschichtung alles braun.

  • Dat passt!

    Ich habe auch alles gemacht, aber Strahlen gespart weil ich es einfach nicht abgekriegt habe. Trotz Wärme und Pipapo... war ja auch noch alles in Ordnung. Nichts geschweißt und dann kurzfristig entschieden das Unterboden Schutz auch nochmal reicht für die nächsten Jahre...

    Ich hatte auch immer TÜV. Hat nie länger gestanden die Kiste, ich muss immer fahren! :-)))

  • Also 100 (oder auch runde 200 - 300) Jahres-km sind natürlich echt wenig.

    Meine beiden älteren Saisonkräfte z.B. bringen es i.d.R. wenigstens auf ca. 1000 km per Anno, oft etwas mehr, selten viel weniger. Das reicht immerhin, um die Technik ausreichend gut in Bewegung zu halten, ohne sie sonderlich zu strapazieren. :)

  • Zwischenzeitlich ging es mit der Trockenmontage der Kunststoffteile weiter.


    Links bin ich noch nicht zufrieden, rechts hingegen paßt das alles sehr gut und auch die Tür schließt einwandfrei.



    Auch minimale Abweichung je näher man der Kammlinie kommt, aber noch tolerabel, denke ich.


    Am Vorderkotflügel muß die Schraubkante nachlaminiert werden. Erstmal eine stützende Lage von hinten.


  • Der Fensterrahmen oben scheint aber gut drin zu sitzen.

    "Nein, meine Söhne geb ich euch nicht !"

  • Irgendwie lustig.... :-))

    Guck mal bei mir, die Türen schließen wunderbar aber Fahrerseite Spaltmaß ist für dich wahrscheinlich unterirdisch und Beifahrer Seite ist okay würde ich sagen.

    Da ist doch was vom Werk aus so gewollt oder.... 😉



    War mir aber auch nicht so wichtig, funktionieren muss es und darauf gucken ja nur so verrückte Typen wie wir und wann trifft man die schon mal! Und selbst wenn ich könnte dann mit dem Fahrgefühl Punkten wenn ich es wollte