Problem: Trabant Hinterachse einseitig tiefer

  • Hallo Allerseits,

    als bis jetzt stiller Mitleser möchte ich mich an euch wenden, da mir langsam die Lösungsansätze ausgehen und ich keine richtigen Antworten mehr auf mein derzeitiges Problem finde.


    An meinem 601er, Baujahr 1986, mussten die kompletten Vorderachsen inkl. Antriebswellen sowie die Hinterachsen neu gemacht werden. Der Vorbesitzer meinte es mit Unterbodenschutz und Pfuscherei sehr gut und so wurde aus einem "Schnell mal paar Gummis und Lager wechseln" eine etwas größere und kostenintensivere Aktion.


    Nun zum eigentlichen Problem. Nach dem Einbau der neuen Dreieckslenker und einer ersten Probefahrt fiel mir auf, dass das Fahrzeug hinten links ziemlich weit runter hing. Im Vergleich zur rechten Seite eine Differenz von ca 2-3cm. Nach erneutem Aus- und Wiedereinbau (Prüfen der Gummiteile sowie Fest- und Nachziehen aller Schrauben) der Hinterachsen sah das Ganze schon besser aus. Bei einer weiteren Probefahrt plötzlich ein kurzes Krachen und der Gute hing hinten links wieder tiefer. Nach meiner Recherche im Netz sowie im WHIMS kam mir der Gedanke, dass eventuell die Blattfeder gebrochen oder ermüdet sein könnte. Also Blattfeder getauscht und Neue eingebaut. Mit der neuen Feder steht er nun leicht höher, jedoch ist im Vergleich zur anderen Seite weiterhin ein deutlicher Höhenunterschied feststellbar.


    Das Frustrationspotenzial ist aktuell relativ groß :verwirrt: und ich bin mit meinem Latein sprichwörtlich am Ende. Daher hoffe ich, dass mir jemand weiterhelfen kann...


    Vielen Dank und Gruß

    Potchini :winker:

  • Hallo und willkommen im aktiven Dienst. ;)

    Dass die li Seite etwas tiefer "hängt", ist erstmal nicht so ungewöhnlich beim Trabant. Das rührt meist daher, dass die Autos überwiegend 'solo' bewegt werden, also nur linksseitig mit dem (mehr oder minder gewichtigen) Fahrer belastet.

    Mit neuen Achsen, Gummis und (vor allem!) Federn sollte es aber erstmal nicht der Fall sein, eigentlich...

    Schau Dir die Achsaufhängungen, die Federauflagen (Silentgummis an den HA) und auch den hinteren Federträger nochmal genau an, ob dort alles okay ist (ich hatte mal ein Fzg., wo der Federträger im Bereich der Federauflage schon etwas nachgegeben hatte, trotz neuer Feder auch diese leichte Einseitigkeit bestehen blieb).

    Du könntest auch versuchen, die Hinterfeder nochmal andersrum einzubauen, vielleicht gibt das einen positiven Effekt.

  • Es gibt auch noch eine andere mögliche Ursache:


    Hast Du die Schrauben der Dreieckslenkerbefestigung alle mit dem vorgeschriebenen Drehmoment angezogen?

    Und wurden die auch alle wirklich fest?


    Wenn die Schraube aufgrund von Gewindverschleiß o.ä. nicht 100% zieht, kann es sein, daß genau das Phänomen auftritt welches Du beschreibst. Ich hatte den Fall selbst mal, allerdings an einer Schraubenfeder-Hinterachse. Da war das Gewinde in der inneren Achsglocke nicht mehr einwandfrei, zog aber noch. Nur festziehen ließ sich die Schraube nicht mehr ganz, sie sprang an einem bestimmten Punkt immer über. Im Ergebnis hing der Wagen links tiefer als rechts, weil die Achse nicht mehr komplett an die Glocke gezogen wurde. Nachschneiden half nichts. Behelfsmäßig gab es dann eine Radmutter von innen und alles wurde mit dem passenden Drehmoment festgezogen.

    Allerdings wäre es da natürlich professioneller, die Glocke zu tauschen.

  • Oder einfach wenn die Glocke ansich noch intakt ist, das Gewinde z.B. mit einem Helicoil reparieren. ;)

  • Wenn es Helicoil auch in anderer als Standard-M12 Steigung gibt, könnte das gehen.

    Das Gewinde an der Glocke hat bei meinem Bj 88 allerdings eine geringere Steigung. Ich musste mir einen speziellen Gewindeschneider, Schraube und Mutter zum kontern von innen besorgen, nachdem ich bei der Montage eine Schraube schief angesetzt hatte und den Gewindeanfang der Glocke geschrottet hatte.

  • Prinzipiell ist gegen das Aufsetzen einer Mutter oben überhaupt nichts einzuwenden, bei ansonsten intakter Glocke hält das 'ewig'. Bei meinem 1. Trabi, in väterlicher Nachnutzung, etliche Jahre. :)

  • Wenn es Helicoil auch in anderer als Standard-M12 Steigung gibt, könnte das gehen.

    Man bekommt so gut wie jeden erdenkliche Durchmesser und Steigung, mitunter nicht immer bei jeden Händler, aber beim Hersteller schon. Wir hatten sogar mal M400x6 bestellt.

  • Es muss auch nicht unbedingt Helicoil heißen, da gibt es z.B. auch Baercoil. Gewinde-Einsätze sind auch eine super Sache, um Innengewinde in Alu von vornherein zu verstärken.


    VG

    Benjamin

    Fährt und schraubt gern *Simson S50B1* *Schwalbe KR51/1* *Trabant 601 LX '88* *Lada Niva 1700*

  • An der Stelle bin ich kein Freund von Reparatureinsätzen. An der Stelle gibt's ständig wechselnde Querbelastung. Zur kurzzeitigen Reparatur ja, dauerhaft nein.

    Selbst bei intaktem Gewinde ist während der Fahrt schon die eine oder andere Schraube weggebrochen.

  • Ich habe noch keinen ausgerissen Helicoil gesehen. Ich hab die auch am 1.6er im Block zum Kopf und da ist Dampf drauf.......hält seit zich Jahren.

  • Wir haben beispielsweise Formatteile von einer alten an eine neue Maschine übernommen, dazu mussten 2 M6er Alu-Gewindebohrungen eingebracht werden.

    Der Masch.hersteller hat dringend empfohlen, hier mit Gewindeeinsätzen zu arbeiten, da das Gewinde sonst nicht lange halten/ausreissen würde (wird bei Umstellungen regelmäßig ab- und angeschraubt).

    Ich habe - Kraft meiner jahrelangen Erfahrungs-Wassersuppe ;) - diesen Mehraufwand für unnötig erachtet und einfach nur die M6 direkt ins Alu eingebracht. Und siehe da - es hält schon weit über 10 Jahre und nix ist ausgerissen... :)

    (und sollte nunmehr doch mal ein Gewinde kaputt gehen, wäre schließlich immer noch Zeit, mit einem Gewindeeinsatz zu arbeiten. Der Sinn, das vorab zu tun, erschloss sich mir einfach nicht. Bis dato hat sich diese Skepsis bestens bewährt)

  • Helicoil ist ein seit Jahrzehntes verwendetes Mittel. Ich hab hier Sätze für Zündkerzengewindereparaturen aus den 70zigern von Helicoil, die ich aus Beständen der israelischen Armee reimportiert habe. :verwirrt:


    In der Fliegerei wird sehr sehr viel mit Gewindeeinsätzen gearbeitet vom Werk aus. Einer der Vorteile ist halt, das die mehr Anzugsdrehmoment vertragen bevor da was kaputt geht.


    Ich wage zu behaupten, dass man genau da an der Hinterachse mit Gewindeeinsätzen eine deutlich höhere Standzeit des Gewindes erreicht als mit dem Original.


    Beispielsweise am Krümmer nutze ich jetzt diese:

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    Damit bekommt man das endlich mal auf Anhieb dicht. Ich hatte da div. Schwierigkeiten mit "sabbernden" Krümmern.

    Sind zwar etwas teurer...aber astreine Teile.

  • Im KFZ-Sektor sehe ich die auch oft an Neuwagen, zumindest bei der Münchner Marke.

    In der Maschinen- und Vorrichtungskonstruktion setze ich die auch ab und zu von Anfang an ein.


    VG

    Benjamin

    Fährt und schraubt gern *Simson S50B1* *Schwalbe KR51/1* *Trabant 601 LX '88* *Lada Niva 1700*

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  • Tim, es geht nicht um die Standzeit des Gewindes, sondern darum, dass die Schraube den kompletten Gewindeeinsatz hin und her bewegen könnte, wie durch einen Hebel. Dazu ist die Achsglocke schlicht zu weich, dass das nie passieren könnte. Ich will da nicht wieder mit anfangen, aber wir hatten das schon, dass genau da die Schraube wegbricht, wo die Teller sich berühren. Manchmal sind die nicht ganz plan und liegen nur in der Mitte auf. Dadurch hast du da Bewegung drin. Gewindeeinsätze sind bei nur auf Zug beanspruchten Teile sicher ok, aber den Tipp würde ich hier niemals öffentlich in einem Forum geben. Ich selbst würde das auch nie! an einen meiner Autos machen. Für mich ist das Pfusch allerfeinster Güte. Und das an der spurführenden Hinterachse......

  • Nun, dann ist das Ansichtssache. :schulterzuck: Ich behaupte, dass ein Helicoil an der HA ganz sicher keine negativen Auswirkungen hat und für mich auch keinen Pfusch darstellt.

    Das hält genauso gut oder schlecht wie im originalen Gewinde.


    Die abgerissenen Schrauben kenne ich nur von Achsen wo die Augen/Glocken faulig waren, oder eben die Gewinde von mehrmaligem an- und abschrauben schon deutlich gelitten hatten, sowohl Schraube als auch Glocke.

  • Tim, es geht nicht um die Standzeit des Gewindes, sondern darum, dass die Schraube den kompletten Gewindeeinsatz hin und her bewegen könnte, wie durch einen Hebel.

    ...

    Dadurch hast du da Bewegung drin.

    ...

    Gewindeeinsätze sind bei nur auf Zug beanspruchten Teile sicher ok, aber den Tipp würde ich hier niemals öffentlich in einem Forum geben.

    Hier zeigt sich ein großer Irrtum hinsichtlich einer Schraubenverbindung. Wenn eine Schraube richtig montiert (vorgespannt) wird, dann wird die Schraube ausschließlich eine Zugbeanspruchung erfahren, aber nie eine Biegungbeanspruchung (der Gewindegrund wirkt bei Biegung als Kerbe!). Durch die Vorspannung (Zugkraft) der Schraube wird eine Relativbewegung der gefügten Teile (durch die Reibung) verhindert. Der Kraftfluss erfolgt also über die gefügten Teile, nicht über die Schraube bei normaler Beanspruchung. Ob sich das Schraubengewinde daher an dem normalen Gegengewinde oder einen Gewindeeinsatz abstützt spielt daher keiner Rolle. Ggf. muss ein Gewindeeinsatz beim Anziehen aufgrund eines anderen Reibwertes beachtet werden, so dass die Vorspannung erreicht wird.


    Sollte es zu einem Bruch einer Schraube kommen, dann ist eine dynamische Wechselbeanspruchung in Verbindung mit einem Vorspannkraftverlust die Ursache. Denn nur dann können sich die verspannten Teile gegeneinander verschieben, so dass ein Losdrehen oder ein Bruch eintritt. Ursachen für den Vorspannkraftverlust können beispielweise Setzerscheinungen im Gewinde und an Fügestellen (z.B. wegen Farbe oder Verschmutzungen) sein. Bspw. auch Grate oder andere Formabweichungen im Metall können zu Fließerscheinungen führen (hohe lokale Pressungen), die die Vorspannung reduzieren und somit eine Relativbewegung der gefügten Teile begünstigen. Die Montage ist also wichtig, so dass die Verbindung ihre Funktion dauerhaft erfüllen kann.

  • Um es mal einfacher zu formulieren, so eine Schraube bricht erst ab wenn sie vorher schon lose war.

    Zum eigentlichen Problem des Themenerstellers, wenn er auf einer Seite tiefer hängt hat das meines Erachtens nichts mit der Befestigung der Achse zu tun, es sei den die ist schon ganz ab. Wenn nur eine Schraube etwas locker ist kann sich da in der Höhe noch nicht viel ändern. Die Lenkerbefestigung in der Mitte müsste mehrere Zentimeter runter hängen damit sich der Sturz soweit verändert das das Auto dort tiefer liegt. Der Lenker nach vorne verändert an der Höhe auch nicht wirklich irgendwas, es sei denn er ist ganz ab und die Feder springt von der Auflage. Dann dürfte aber die Ursache selbst ein blinder sehen.

    Für die Höhe ist in erster Linie die Feder verantwortlich oder deren Anschraubung.