Anfangsgruß und Fragen zum Kauf eines 1.1

  • Servus zusammen!


    Ich bin neu hier und möchte mich gleich mal mit 3 Fotos aus einer privaten Sammlung vorstellen, die ich vor Kurzem in der Nähe meiner Heimat begutachten durfte:




    Ihr werdet es ja sicher schon erkannt haben, dass es sich dabei um einen 1.1 des allerletzten Produktionstages handelt - das Fahrzeug hat zwar nicht nicht so wirklich "meine Farbe", dennoch fand ich es sehr spannend, es mir mal anzusehen - falls jemand trotzdem Blut geleckt hat - laut Besitzer leider (derzeit) nicht verkäuflich ;D


    Damit möchte ich auch schon meine einführenden Worte zu meiner Vorstellung beenden und auf den Punkt kommen.


    Ich bin Dani, 32, und komme aus Altdorf b. Nürnberg.


    Meine Begeisterung "im Allgemeinen" für die ex-DDR begann so ca. mit 14, als mich mein Vater damals auf Ausflüge nach Thüringen mitnahm. Jahr für Jahr beschäftigte ich mich dann mehr und mehr für die "Kultobjekte des Ostens" - eben auch den guten, alten Trabant.


    Vor ungefähr 7 oder 8 Jahren war es dann soweit - meine erste eigene Fahrt in einem 601 - und zwar in Mecklenburg bei einem Trabantverleih. Darauf folgten dann weitere Fahrten auf Usedom und sogar in meiner Nähe in Oberfranken.

    Natürlich begeisterte mich schon von Anfang an die Tatsache, dass ein solch minimalistisch ausgestattes Auto einen solchen Kultstatus erlangen kann. Sound und Interieur taten natürlich ihr Übriges.


    Dennoch muss ich sagen, dass es dann "endgültig" eines Tages im Jahr 2021 "klick" gemacht hatte - meine erste Fahrt in einem 1.1!

    Die Eigenständigkeit, aber auch die Zuverlässigkeit des Polomotors und der (wie ich finde, doch vorhandene) Abzug ließen mich vom doch noch recht weit verbreiteten 601 auf die "Mumie mit Herzschrittmacher", quasi den Exot unter den Exoten, den 1.1, umkonzentrieren.


    Und da steh ich nun - in fest entschlossener Kaufabsicht, in dieser ich mich an euch wenden möchte :)


    Natürlich tauchten in Rahmen meiner Recherchen die letzten Monate auch einige, allgemein Fragen (trotz der einschlägigen 1.1-Websites im Netz) auf, die mir irgendwie immer noch nicht (eindeutig) beantwortet werden konnten - eventuell wisst ihr darauf ja eine Antwort :)


    Stimmt es, dass (sogut wie) keine (Serien)-1.1 in Gletscherblau in der BRD (DDR) zugelassen wurden, sondern alle (nach Ungarn) exportiert wurden? oftmals liest man nur von Togaweiß und Papyrus...

    Wieviele 1.1 wurden eigentlich grunsätzlich von den insgesamt knapp 40.000 exportiert?


    Gibt es eigentlich konkrete/eindeutige Erkennungsmerkmale, die IN JEDEM FALLE für ein Importfahrzeug aus Ungarn oder Polen sprechen? Ein Trabantschrauber aus facebook sprach hier mal folgende Punkte an:


    - kein Spiegel rechts, (--> bis ??? sowieso nur Sonderausstattung?!)

    - kein Kat, (--> bis ??? 1990 sowieso nicht ab Werk)

    - keine Gurte hinten,

    - Gummi Matten auf dem Radkästen vorn haben kein Sachsenring S,

    - der "alte Standart Spiegel" (Anmerkung von mir: ist hier der Spiegel des 601 gemeint?!) war verbaut

    - AHK


    Das hat mich teilweise, soweit ich mich bereits mit dem 1.1 befasst hatte, sehr verwirrt (meine eigenen Anmerkungen habe ich, wie ihr sehen könnt, in Klammern gesetzt). Eventuell könnt ihr hier mehr Licht ins Dunkel bringen.


    Der in dem Video vorgestellte 1.1 (müsste eines der ersten Serienfahrzeuge gewesen sein?!) hatte anscheinend auch einen vereinfachen Seitenspiegel (baugleich mit dem Spiegelmodell des 601???):


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    Laut Aussage dieses "Experten" sind derzeit auf kleinanzeigen ohnehin nur Reimporte aus Ungarn (oder/und Polen !?) zu finden, was für mich zum einen die Frage aufwirft, ob man bei derzeit in Deutschland zugelassenen 1000 (meine ich mal iwo gelesen zu haben!?) Exemplaren überhaupt noch die Chance hätte, an ein von Anfang an in Deutschland zugelassenes Fahrzeug zu kommen, und zum anderen, was eigentlich "schlimm" an einem Reimport - von denen es ja (mittlerweile) wahnsinnig viele auf dem Markt zu geben scheint, sein sollte.


    Mich würden mal eure Erfahrungen hierzu interessieren und worauf man, speziell bei diesen Fahrzeugen, beim Kauf achten sollte.


    Vor Kurzem stach mir ein gletscherblauer 1.1 ins Auge, der, laut Besitzer, ca. 40.000 km runter hätte und, aber laut Einschätzung dieses Schraubers, ein Reimport aus Ungarn wäre, da er nur einen Spiegel, AHK, keine Gurte hinten und die Gummi Matten auf dem Radkästen vorn kein Sachsenring S hätten. Er wäre "teilweise restauriert", d.h. Sitzbezüge erneuert, an den "trabanttypischen Stellen geschweißt" (v.a. wohl Radkästen, Schweller) und einmal komplett neulackiert - hab mir diesen Link noch gespeichert - den Rest finde ich leider nichtmehr - was meint ihr dazu?:


    https://scontent-frt3-1.xx.fbc…rFwKwZJwte8IA&oe=61FDC887


    Dürfte es sich dabei tatsächlich um einen Reimport handeln und ist es mittlerweile wirklich so schwer, auf dem Markt "originale deutsche Erstzulassungen" zu finden bzw., anders gefragt, hätten diese Reimporte überhaupt signifikante Nachteile gegenüber ihren deutschen Brüdern?


    Sind knapp 10.000 € für einen teilrestaurierten 1.1 noch okay?


    Gäbe es grundsätzlich Probleme mit der Gültigkeit der H-Zulassung, wenn man Gurte auf dem Rücksitz nachrüstet (die braucht man vermutlich auf alle Fälle, wenn man jmd. auf dem Rücksitz mitnehmen will) bzw. welche Kriterien, speziell beim 1.1, sollten hierbei beachtet werden?


    Fragen über Fragen...ich freue mich aber jetzt schon riesig über eure Antworten und Erfahrungen!


    Viele Grüße


    Dani

  • Hallo und erstmal herzlich Willkommen!


    Zum Einstieg erstmal der Hinweis, dass das Thema "Trabant 1.1" kaum mit vernünftigen Nachweisen belegbar ist. Daher beruhen meine Hinweise auf meinen eigenen Erfahrungen. Ich versuche mal auf ein paar Aspekte deines umfangreichen Beitrages einzugehen.


    - pinker Kombi:

    Umbestritten schönes Fahrzeug. Handelt es sich um einen Neuaufbau im Originalzustand? Mir fällt der Gurt auf, der da nicht reingehören dürfte. Zur Farbe gab es glaube ich hier im Forum schonmal eine Diskussion.


    - Exporte:

    Mir sind keine Zahlen hinsichtlich Mengen, Farben usw. bekannt. Augenscheinlich sind größtenteils die Null-/Vorserien und einige der letzten Fahrzeug überwiegend in D geblieben. Wahrscheinlich ist der Großteil dazwischen in den Export gegangen ist. Aus meinen Beobachtungen könnte Ahorngelb eine der am meisten nach Ungarn exportierten Farben sein. Aus Polen kommt auffällig oft Togaweiß und Papyrus.


    - Erkennungsmerkmale Ungarn/Video:

    Nein, es gibt keine speziellen Unterscheidungsmerkmale. Wenn eine AHK montiert ist, dann erkannt man die Herkunft oft daran (also an der Bauform der AHK selbst). Ich selbst habe einen Serien-Limo aus Ungarn, und kenne eine Vorserie. Die Ausstattung bei meinem war teilweise "älter" wie in der Video-Vorstellung:

    - 601er Blinker

    - nur linker 1.1er-Spiegel (rechts als Sonderaustattung oder als Zubehör erhältlich und nachgerüstet)

    - 601er Lüftungsblenden (silber)

    - 601er Innenspiegel

    - keine Gurte hinten


    Wann die spezifischen 1.1er-Serienmerkmale (vor allem Blinker, Spiegel, Lüftungsblenden, auch Stoßstangen) genau in Serie gingen ist nicht überliefert. Bei dem Fahrzeug im Video handelt es sich vermutlich um eine Vorserie.


    - Reimporte:

    Sicher handelt es sich beim überwiegenden Teil der Angebote um Reimporte. Der Hauptgrund ist m.E. die Witterung. Die guterhaltenen Fahrzeuge werden sich in Sammlerhand befinden, der Großteil wurde aber verbraucht, verschlissen und verschrottet. Das Salz im Winter spielt da sicher eine wichtige Rolle, da (anders als zu DDR-Zeiten üblich) die Fahrzeuge nach dem Kauft nicht mehr vernünftig konserviert wurden. In Ungarn hatten die Fahrzeuge dahingehend mehr Glück.

    Für mich sind die Reimporte gleichwertige Fahrzeuge, da die Verfügbarkeit und der Zustand wahrscheinlich besser ist. Beim Kauf muss man in jedem Fall genau hinsehen! Blender kann es überall geben!


    - Kauf/Restaurierung:

    Worauf man achten muss ist allgemein schwer zu sagen, da der Zustand, das Budget und die eigenen Möglichkeiten den Rahmen bilden. Für mich war damals wichtig, dass das Fahrzeug noch nicht aufgehübscht wurde. Leider sieht man das häufig bereits auf den Bildern, auch wenn es nicht in der Beschreibung erwähnt wurde. Oft sind die Autos geschweißt (z.T. auch alte Schweller) und oft neu "lackiert". Entscheidend sind für mich oft die "Fussraum-Bilder".


    Bei den Fahrzeugen würde ich allgemein nicht von einer Restaurierung sprechen, solange keine Doku vorhanden ist. Eine Restauration bedingt für mich in jedem Fall die Demontage der Kotflügel (auch Dach beim Kombi), da nur so eine Bestandsaufnahme möglich ist. Bei den Angeboten habe ich sowas eigentlich noch nicht gesehen (d.h. nicht das es sowas nicht gibt!), so dass es überwiegend die Katze im Sack sein dürfte (also je nach Anspruch noch einiges zu machen ist). Ob 10k ok sind, entscheidet der Zustand und die erledigten Arbeiten (Dokumentation). Was heutezutage als Restauration bezeichnet wird, lässt einem schon die Haare zu Berge stehen. Für 10K würde ich selbst eine bestmögliche Basis suchen und selbst neu aufbauen.


    - Gurte Rückbank:

    Meine Limo hatte keine Gurte hinten (inzwischen doch noch nachgerüstet). Aber ich hatte bei der Vollabnahme das Problem, dass ich nach Sachlage der Vorschriften (EZ in einem bestimmten Zeitraum UND Vorhandensein der Befestigungspunkte) welche nachrüsten hätte müssen. Letztlich kommt es auf den Prüfer an, ob er dort nachforscht und Forderungen stellt. Ich habe ihn dann nur gefragt, wo ich 22 Jahre nach Herstellung noch Gurte herbekomme und damit war das Thema erledigt. Die H-Zulassung werde ich wahrscheinlich erst im kommenden Jahr in Angriff nehmen.


    Wahrscheinlich bin ich nicht auf alle Details eingegangen. Vielleicht gibt es aber auch noch andere Erfahrungswerte, oder es ergeben sich neue Fragen.