Das Gefängnis Thema

  • Des Weiteren bin ich verpflichtet mich privat zu versichern, ist im Strafvollzug so,

    Woodstock601 - Du scheinst im Strafvollzug tätig zu sein, daher folgende Fragen:

    Stimmt es, daß man sich im Knast, also die die einsitzen, kostenlos seine Zähne richten lassen kann,

    während Oma und Opa das von ihrem bischen Rente selber berappen müssen ?

    Es soll auch Wahlessen geben, für Vegetarier, Moslems, Asiaten und Standard ?

    Wenn man dort als Insasse arbeitet, erhält man auch Rentenpunkte und dafür später eine Rente ?

    Ein Bett im Knast verursacht um etliches mehr Kosten als eins im Krankenhaus ?

    Es gibt einen Knasttourismus, bei dem die Gefangenen zu Terminen durch ganz Deutschland gefahren werden müssen ?


    Das sind so einige Sachen, die hier in Berlin zutreffen sollen. Ist dem wirklich so ? :gruebel:

    "Nein, meine Söhne geb ich euch nicht !"

    2 Mal editiert, zuletzt von Tim ()

  • Stimmt es, daß man sich im Knast, also die die einsitzen, kostenlos seine Zähne richten lassen kann,

    während Oma und Opa das von ihrem bischen Rente selber berappen müssen ?

    Wovon sollte der Inhaftierte das selber bezahlen? Oder soll er als Zusatzstrafe keine neuen Zähne bekommen? Im Gefängnis hat man weder Krankenversicherung, noch die Mittel aus Lohn um sich Zahnersatz zu kaufen.

    Für die medizinische Betreuung kommt der Staat auf. Näheres regeln die einzelnen Bundesländer selber per Gesetz.

    Und Oma und Opa müssen auch nur soviel dazu bezahlen wie sie sich leisten können/wollen. Ist die Rente zu gering, gibt es Übernahmen bis zu 100%. Das kann aber auch weh tun. Da muss man dann überlegen ob Urlaub oder Zähne.

    Es soll auch Wahlessen geben, für Vegetarier, Moslems, Asiaten und Standard ?

    Was auch sonst? Wasser und Brot wie im Mittelalter? Oder auch hier als Zusatzstrafe, Du musst essen was auf den Tisch kommt?


    Wenn man dort als Insasse arbeitet, erhält man auch Rentenpunkte und dafür später eine Rente ?

    Nein man erhält keine Punkte mit Ausnahme des offenen Vollzugs. Ein Problem an dem man aber arbeitet, weil vor allem langjährige Gefangene hier später zum Sozialfall werden. Im schlimmsten Fall wird es nur die Grundsicherung nach SGB XII.


    Ein Bett im Knast verursacht um etliches mehr Kosten als eins im Krankenhaus ?

    Schnelle Vergleichen zeigen...nein. Die Kosten in der JVA sind etwa nur die Hälfte von einem Krankenhausbett.

    Es gibt einen Knasttourismus, bei dem die Gefangenen zu Terminen durch ganz Deutschland gefahren werden müssen ?

    Knasttourismus...was für ein Wort. Ganz bestimmt gibt's in Zelle 4 ein Reisebüro wo man einen Aufenthalt am Chiemsee buchen kann...für den Freigang :verwirrt:

    Sollte ein Inhaftierter sich für eine Arbeitsstelle nach der Haft bewerben und die liegt etwas weiter weg von der JVA, so wird das Vorstellungsgespräch sicher mit logistischem Aufwand verbunden sein.

    Sollte eine medizinische Versorgung an einem entfernten Ort nötig sein, so muss man auch da den Inhaftierten hinbringen.

    Gibt es eine Gerichtsverhandlung in einem anderen Bundesland in einer Strafsache in der der Gefangene als Zeuge persönlich aussagen muss, tja...auch da muss man ihn hinbringen.

    und es gibt mit Sicherheit noch mehr Fallbeispiele.

    Das all sowas dann hin und wieder durch den Gefangenen auch missbräuchlich genutzt wird kann man wohl nie ganz vermeiden.


    Manchmal Frage ich mich wirklich wo in welchem Keller Du in Berlin lebst?:hä:

    Wir leben nicht mehr im Mittelalter. Der Strafvollzug soll resozialisieren. Die Strafe ist der Verlust des Aufenthaltsbestimmungsrechts und der Zwang das man da arbeiten muss.

    Es dient nicht mehr dazu jemand im Turm angekettet bei Wasser und Brot zu quälen und man verliert dort auch nicht seine verfassungsrechtlich geschützten Grundrechte. Auch wenn manch ein Täter moralisch wohl eher den Turm verdient hat.

  • aber warum bekommt man als inhaftierter volle Bezahlung bei gesundheitssachen, und kann sich sein Essen "aussuchen".

    Das man im Gefängnis sitzt, daran ist man ja in den meisten Fällen selber Schuld. Und wenn das dann zum "urlaub" mutiert, wo ist dann da die Strafe?

    Essen sollte es eins für alle geben, und wenn die sich die Zähne ausschlagen, haben sie eben Pech gehabt.


    Alle nicht inhaftierten müssen auch sehen das sie was zu essen auf den Tisch bekommen, und da sind dann auch mal Sachen bei die man nicht so gerne mag (besonders bei ärmeren familien).

    Und gesundheitsdinge müssen sehr viele Leute selber berappen, wenn sie es den können...

  • Nochmal, weil es nicht Teil der Strafe ist, das Recht auf medizinische Grundversorgung einzuschränken.

    Als Zahnersatz gibt es ja dann auch keine Goldkronen, sondern das Einfachste was es gibt.

    Ein Gefangener ist ja auch vom Mindestlohngesetz befreit. Würde man ihm da für seine Arbeit bezahlen, so könnte man ihn auch krankenversichern und ihm sagen, zahntechnisch ist hier alles so wie außerhalb der Mauern. Also ggf. eine Zusatzversicherung abschließen oder auf Zahnersatz verzichten.

    Und einem Vegetarier im Gefängnis als Strafe Fleisch aufzwingen zu essen? Ich will den Richter sehen der das bestätigt.


    Manch einem mag das Verfahren in einem Gefängnis heute kritisch im Bezug auf die Strafe sehen. Dennoch leben wir im Jahr 2021. Es steht ja auch jedem frei eine Straftat zu begehen, die in ihrer Schwere einen Gefängnisaufenthalt nach sich zieht. Dann kann man selber all die Annehmlichkeiten des Strafvollzugs genießen. Viel Spaß....

    Ich empfehle aber das nicht zu tun!

  • Darüber, dass der "moderne Strafvollzug" - gerade hier in D - auf viele Gewohnheitstäter nur noch wenig abschreckend wirkt, sind wir uns aber schon einig, oder?

  • Ganz klares JA. Wenn jemand die Entscheidung für sich trifft so durch Leben zu gehen.....soll er machen, ist ein (relativ) freies Land. :schulterzuck:

  • Für die medizinische Betreuung kommt der Staat auf ...

    ... und für alles andere diesbezüglich auch.


    Das ist immer so eine Verklärung des Eigentlichen.

    Der Staat verteilt nur das Geld, dafür aufkommen, also das bezahlen tun doch wir,

    also die von uns, die Steuern zahlen müssen. Also die Unterkunft, das Bett, das Essen, das neue Gebiß usw.

    wird von unsren Steuergeldern gesponsert :wacko:


    Das mit dem Wahlessen und den Zähnen hatte mir mal jemand erzählt mit dem ich zufällig ins Gespräch gekommen bin.

    Ich dachte anfangs er verscheißert mich.

    Das mit der Rente hat mal ein Künstler im Fernsehen berichtet, daß er mal einige Zeit sitzen mußte und in der dort gearbeitet hat und jetzt in Abständen von der Rentenversicherung Post bekommt in der ihm mitgeteilt wird, wie hoch seine voraussichtliche Rente sein wird - 1,39€.

    Das mit dem Vergleich der Betten im Krankenhaus und im Knast, sowie dem Knasttourismus kam mal bei Monitor oder Frontal o.ä.. Das ein Bett im Knast mit allem Drum und Dran teurer ist, kann ich mir schon gut vorstellen. Im Krankenhaus muß man für die Verpflegung auch noch zuzahlen.

    Mit Knasttourismus ist gemeint, daß jemand in Berlin einsitzt zur Verhandlung nach Leipzig gefahren wird. Der Bus dann nach Kassel fährt, um jemanden nach Hannover zu kutschieren, um dann den bösen Buben wieder in Leipzig abzuholen und nach Berlin zurück zu bringen. :gruebel:

    "Nein, meine Söhne geb ich euch nicht !"

  • Es mag eine Verklärung sein, aber ich bin auf deine Vorschläge gespannt was man da wie ändern kann?

  • Mag sein das man im Gefängnis heute mehr ,,Freiheiten" hat als im Mittelalter. Aber auch als freier Bürger habe ich mit Abstand deutlich mehr Freiheiten heute als im Mittelalter, von daher funktioniert die Abschreckung in meinen Augen ganz gut. Hinzu kommt, das man heute immer wieder schnell als Exhäftling entlarvt werden kann und ein Neuanfang extrem schwierig macht.

  • Schon mal im entferntesten darüber nachgedacht, dass ihr alle potentielle Knastis seid?

    So weit weg, wir mancher Glaubt, ist der Strafvollzug nicht.

    Zähne. Erstens. Man bekommt eben nicht alles sondern die Regelversorgung. Das heisst, man bekommt zb eine Teilprothetik und keine Implantate.

    Essen. Zweitens. Auch da greift ein bestimmter Paragraf, welcher die Sätze festlegt, 2,10 für das Frühstück, um die 4 für das Mittagessen und nochmal um die 3 Euro für das Abendessen.

    Das wars.

    Drittens. Ich kenne tausende von Knackis. Zehntausende von Massregelvollzugspatienten mit allen erdenklichen Paragrafen und Diagnosen.

    Der Knast ist in Stufen unterteilt und kein Knasti ist dort gerne. Hand drauf, das sind absolut nur wenige Ausnahmen, die ihre Karriere in den Bau verlegt haben.

    Was ich hier lese, ist der uninformierte Spiegel.

    Aus dem Knast grüßt der Fahrfusshebel mit 22 jähriger Erfahrung. Ich muss jetzt Schluss machen, bevor der Schließer mir das Handy abnimmt.

    Der Knecht muss eilen, der Lord kann reisen.

  • Ein Künstler zahlt ja auch in die Künstlersozialkasse ein und nicht in die gesetzliche Rentenversicherung.


    Und wenn das dann der einzige Abstecher in die gesetzliche Rentenversicherung war, bleibt logischerweise auch nicht wirklich viel hängen.


    Was ja jeden einzahler in die gesetzliche Rentenversicherung per se auch erfreuen dürfte.


    Ich glaube, so mancher hat vom Strafvollzug auch eine romantisch verklärte Auffassung.

  • Klarer Fall fuer Sender Eriwan.

    Jerewan heißt das inzwischen. Aber egal.


    Stimmt es eigentlich, dass die Vollzugsbeamten stets ihre Schlüssel bedeckt halten müssen?

    Im Prinzip ja. Es sei denn es gibt nichts aus Holz in den Hafträumen.

  • Ein Künstler zahlt ja auch in die Künstlersozialkasse ein und nicht in die gesetzliche Rentenversicherung.

    Falsch. Die Künstlersozialkasse sammelt die eigenen Beiträge selbstständiger Künstler und Publizisten ein, stockt um den sonst vom Arbeitgeber bezahlten Betrag auf und leitet sie an gesetzliche Rentenversicherung und Kranken- und Pflegeversicherung weiter. Sie ist kein Leistungsträger. Die Rente am Ende kommt aus der gesetzlichen Rentenversicherung.


    Die Künstlersozialkasse macht das aber nur, wenn man sich kümmert, das heißt Anträge stellt. Und natürlich muss man tatsächlich einer künstlerischen Tätigkeit nachgehen, die dem Lebensunterhalt dient.

  • @Fahrfuss, zu den Zähnen hab ich doch gesagt es gibt die Grundversorgung. Bei uns in Brandenburg kann es auch auf Antrag mehr geben, aber das muss begründet sein.

    Beim Essen ging es ja nicht um die Höhe der Kosten, sondern was auf den Tisch kommt. Und auch mit den sicher nicht üppigen Sätzen für die Mahlzeiten, können es ja trotzdem verschiedene sein, also vegetarisch, halal oder was auch immer.

    Ich gehe davon aus du hast mich nicht mit eingeschlossen in deine Rede über uninformierte Spiegel.


    Was ich aber nicht so ganz verstehe, warum wir alle potenzielle Knasti sein sollen. Sicher hört man oft den Spruch: bei der Aktion stehe ich mit einem Bein im Gefängnis...aber was muss man heute schon anstellen um auch wirklich dort zu landen.

    Laut Wiki sind aktuell um die 55.000 Menschen inhaftiert bzw. verwahrt. Davon sind 5% Frauen. Das sind rund 0,065% der Gesamtbevölkerung.

    Im Vergleich mit dem Spitzenreiter USA ist das doch garnichts.


    So lasch wie der Aufenthalt hier von manchem empfunden wird, so lasch ist in Wirklichkeit die Justiz, die dafür sorgt das die Urteile heute eher moderat ausfallen.

    Viel zu oft fragt man sich, warum ein Straftäter bei einem Urteil so glimpflich davon kommt.

  • So lasch wie der Aufenthalt hier von manchem empfunden wird, so lasch ist in Wirklichkeit die Justiz, die dafür sorgt das die Urteile heute eher moderat ausfallen.

    Viel zu oft fragt man sich, warum ein Straftäter bei einem Urteil so glimpflich davon kommt.

    aber nur wenn der kleine Mann der Geschädigte ist. Geht es um etwas was den Staat betrifft fallen sehr schnell Urteile, und das auch gerne mal nicht so milde.

  • Es ging mir nicht darum, die Altersversorgung von Künstlern zu diskutieren,

    wobei ich es interessant finde, daß die letztlich auch über die GRV läuft.

    Ich wollte mit diesem Beispiel nur zeigen, daß für die Inhaftierung von Straftätern,

    der Steuerzahler aufkommt und der Straftäter noch mit Rentenpunkten belohnt wird. :doh:

    Dazu gehören nicht nur Bett, Verpflegung und Dach überm Kopf,

    sondern auch die ganze soziale und psychologische Betreuung usw.

    Tante G. meint, eine Unterbringung kostet uns zwischen 100-450€ je Insasse/Tag.

    Bei notorischen Schwarzfahrern sind wir mit ca. 130€ dabei :wacko:


    Das Obdachlose im Dezember Straftaten begehen,

    um die Zeit über Weihnachten und den Winter im Gefängnis zu verbringen,

    würde ich persönlich tolerieren wollen.

    Inzwischen hat hier auch ein Umdenken stattgefunden,

    und stellt die inzwischen teilweise leerstehenden Flüchtlingsunterkünfte zur Verfügung.

    Allerdings stellt sich mir die Frage, warum Obdachlose als Menschen weniger wert sind als Flüchtlinge :schulterzuck:


    Jerewan wurde doch schon zu DDR-Zeiten so genannt,

    aber den Witz mit den Schlüsseln verstehe ich nicht :verwirrter:


    Was die Verkündung der Höhe von Strafmaßen in den Medien betrifft,

    frage ich mich schon manchmal nach der Verhältnismäßigkeit.

    "Nein, meine Söhne geb ich euch nicht !"

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  • Anfrage an Radio Jerewan:

    Stimmt es, daß man im Pappenforum auch die absurdesten Diskussionen führen kann?

    Das liegt sicher am Winterblues :grinser:

    "Nein, meine Söhne geb ich euch nicht !"

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