Gestrahlte Karosse weiterbehandeln

  • Hey Leute,


    meine Trabant-Karosserie ist mittlerweile gestrahlt und grundiert. Ich war etwas ernüchtert, als ich das Ergebnis gesehen habe. Zwei größere Probleme sind aufgetaucht:


    1. Durch das Strahlen sind doch einige neue Rostlöcher zum Vorschein gekommen, die zuvor nicht zu sehen waren. Ein bisschen habe ich damit schon gerechnet. Es beschränkt sich auf folgende Teile:

    • alle vier Radläufe entlang der mittigen Längsnaht
    • Unterkante der Brille
    • Füße der vorderen Dome, gleiches Schadensbild

    Ich habe schon fast bereut, nicht gleich die gesamten Radschalen zu ersetzen, aber wenn ich mir ansehe, wie dir an der Karosserie befestigt sind, erscheint mir der Aufwand eines partiellen Austausches doch noch angemessen. Ich frage mich, ob man die Schadstellen mit Blech oder mit GFK o.ä. reparieren sollte. Gerade die Brille leigt im Sichtbereich und sollte natürlich gut aussehen. Wie würdet ihr an die drei Baustellen rangehen?


    2. Die Dichtmassen bzw. der Karosseriekleber ist nicht abgegangen, sondern wurde nur heftig perforiert. Es sieht aus, wie ein Schwamm. Das Zeug ist knallhart, ließe sich aber mit einem Plastikrakel und Heißluftfön mit sehr viel Geduld und Zeit auschaben. Hier frage ich mich, ob es den Aufwand Wert ist. Oder setzt man auf die poröse Schicht schlichtweg eine frische auf? Darunter befindet sich die alte graue Grundierung in einem sehr guten Zustand.


    Danke für eure Tipps.

  • Das ist richtig.


    Andererseits ist das Kind noch nicht in den Brunnen gefallen, denn zwischen Radhaus und Seitenwand ist typischerweise kein Rost vorzufinden. Kleister mechanisch entfernen und Grundierung ausbessern könnte an der Stelle also ebenso genügen.

    Früher fuhr ich 6V, weil ich musste. Heute tu ichs, weil ich kann.

  • Ich frage mich, ob man die Schadstellen mit Blech oder mit GFK o.ä. reparieren sollte.

    ICH würde in jedem Fall Bleche einschweißen. An den Radläufen würden Flicken reichen, die Brille je nach Stärke des Befall (davon hast du kein Bild?) vielleicht sogar das Mittelteil als Repblech (da gehen die paar Punkte schneller als Flicken), der Dom muss komplett gemacht werden. Also entweder neuer Dom (als verfügbares Repblech), oder die Dopplung von unten entfernen, oben einen Flicken, neue Dopplung wieder rauf. Dort ist das Blech dreifach übereinander und nur von oben flicken und ggf. von unten hat bisher kaum dauerhaft gehalten.

  • Mich schockiert deine Analyse zu den Domen heftig.

    Die Wahrheit schmerzt manchmal.

    Ein Oldtimer ist wie die Freundin Deines besten Freundes, Du kannst Sie ansehen, ja bewundern aber bitte nicht berühren!

  • Die Arbeit ist gar nicht so schlimm. Schau es dir von unten an. Da machst du die Dopplung runter (ausbohren). Dann begutachten wie darunter aussieht. Dabei entscheidet sich auch ob ein neuer Dom her muss oder nicht. Muss keiner her, kannst du es dann von oben flicken und von unten eine neue Dopplung gegen setzen. Wenn nicht halt Dom raus, neuen rein und dann die Dopplung.


    ICH würde bei der Brille wie erwähnt einfach dieses Teil einsetzen.

    Beispiel:

    Kühlerschürze Mittelteil komplett Trabant - WT-Fundus


    Geht viel schneller als die Popelei und es ist neu und dick.

  • Ist das nicht etwas blöd gemacht ?

    Erst komplett strahlen und grundieren und jetzt die Frickelei ?

    :schulterzuck:

    "Nein, meine Söhne geb ich euch nicht !"

  • Ist das nicht etwas blöd gemacht ?

    Erst komplett strahlen und grundieren und jetzt die Frickelei ?

    Ich bin allerdings auch ein Freund von frühzeitigem Strahlen (nachdem das offensichtlich grobe natürlich erledigt ist...) und dann nachbessern wo erforderlich. Vorher sieht man vieles einfach nicht, weil es von alter Farbe und vom Dreck verdeckt ist. Die alte Dichtmasse hätte ich allerdings auch vorm Strahlen lieber entfernt, geht aber jetzt sicher auch zu machen ;)


    Nach dem Strahlen und Grundieren muss ja jetzt meistens sowieso noch vieles gespachtelt und gerichtet werden, und dann grundiere ich für meinen Teil mit der Dose bei. Danach würde ich immer Füller auftragen, schleifen schleifen schleifen und am Ende Reinigung + Decklack und ggf. Klarlack (oder Uni halt). Erst danach Pappen anbringen und nochmal lackieren. Das ist die beste Rostvorsorge in Verbindung mit Sanders...

  • Ist das nicht etwas blöd gemacht ?

    Erst komplett strahlen und grundieren und jetzt die Frickelei ?

    :schulterzuck:

    Auf keinen Fall. Zerlegen, strahlen, schweißen und ggf. nochmal strahlen.


    Alles andere ist sinnfrei und macht am Ende nur mehr Arbeit.


    Und flicken ist nicht gleich flicken. Ich meine damit nicht irgendwo ein Stück Blech raufsetzen und anpunkten. Ich rede von sauber ausschneiden, eine Schablone machen, damit ein genau passenden Blecheinsatz und diesen auf Stoß verschweißen. Hinterher die Nähte angleichen, so das am Ende möglichst wenig, am besten sogar garkeine Spachtelei notwendig ist.


    Frickelei ist es für mich nur wenn ich am 15 Jahre alten Auto irgendwo ein Blech raufpunkte mit Nahtabdichtung verschmiere und ggf. U-Schutz rüber schmiere um wieder 2 Jahre HU zu bekommen.

  • ICH würde bei der Brille wie erwähnt einfach dieses Teil einsetzen.

    Hätte ich die Löcher vorher gesehen, hätte ich das auch sofort gemacht. Nun lohnt es sich aber tatsächlich, weil vorne auch eine Delle drin ist und die obere Kante ziemlich verbeult ist. Ich denke mal durch die Attrappenaufnahme. Das Teil ist bestellt. Danke, Tim !


    Ist das nicht etwas blöd gemacht ?

    Erst komplett strahlen und grundieren und jetzt die Frickelei ?

    :schulterzuck:

    Ich hatte mich extra vorher hier beraten lassen und habe es nun in dieser Reihenfolge gemacht. Ich bereue das auch nicht. Ich habe alles, was ich gesehen habe, vorher erledigt. Radkästen, Loch im Boden, C-Säulen-Bruch, Brillenbruch.


    Nach dem Strahlen und Grundieren muss ja jetzt meistens sowieso noch vieles gespachtelt und gerichtet werden, und dann grundiere ich für meinen Teil mit der Dose bei.

    Jenson, kannst du mir sagen, was genau du zum Grundieren benutzt?


    Dort ist das Blech dreifach übereinander ...

    Ein Blech ist der Radlauf, das zweite ist die Schürze vom Dom, wie auf diesem Bild zu sehen. Was soll das dritte Blech sein?

  • Ratsam ist nach dem Strahlen die Stellen abzukleben an denen geschweißt werden soll bevor grundiert wird. Das macht die Sache beim Schweißen viel einfacher. (habe ich bei meiner letzten Karosse leider auch verpasst)

  • Jenson, kannst du mir sagen, was genau du zum Grundieren benutzt?

    2K Grundierung ist gut, wenn man innert weniger Tage alles abarbeitet:

    https://www.korrosionsschutz-d…ller-654-spraydose-400-ml


    Sonst geht auch 1K, denn mMn. kommt der Schutz weniger von der Grundierung als viel mehr vom Lackaufbau.

    https://www.korrosionsschutz-d…u-matt-komfortdose-400-ml


    PS: 1K muss länger ablüften vor dem Überlackieren


    (nur Beispiele, ähnliche Produkte gehen auch)

  • Die Stelle wo es dreifach liegt hab ich mal markiert.



    Und das große 6-eckige Blech samt Dom muss einmal ab. In der Regel ist es darunter flächig rostig wenn man oben schon Löcher hat. Da bringt ein Flicken von oben leider wenig.

    Und da würde ich erst versuchen das zu reparieren, bevor ich dieses komplette Domblech mit Dom (was du gezeigt hast) einschweiße.


    Bei der Grundierung benutze ich bevorzugt Epoxidharzgrundierung. Das wird bei unseren Fliegern nur genommen und da kommt stellenweise nicht mal mehr Lack drauf.

  • Wenn der Dom neu eingeschweißt wird ist es dein Glück das es keine MacPherson Vorderachse ist sondern die Radführung von der Blattfeder und Querlenker übernommen wird.

    Der Schwingungsdämpfer stützt sich im Dom "nur" gegen die Karosserie ab, so das ein kleiner Versatz zur jetzigen Position vertretbar wäre.

    Bei der erwähnten MacPherson Achse muss der Punkt wieder genau stimmen, sonst kann es vorkommen, das die Einstellmöglichkeiten nicht mehr ausreichen.

    Trotzdem gilt es, so genau und sauber wie möglich zu arbeiten.

    Ein Oldtimer ist wie die Freundin Deines besten Freundes, Du kannst Sie ansehen, ja bewundern aber bitte nicht berühren!

  • Habe heute die Dichtmassen so gut es ging entfernt. Mir fiel dabei etwas anderes auf. An manchen Stellen kommt brauner Schleier. Mir drehte sich etwas der Magen um, weil es wie Flugrost aussieht. Wie kann das denn jetzt schon rosten? Mir fiel auch auf, dass der Lackierer scheinbar wenig Aufwand betrieben hat, um in alle möglichen Ecken zu kommen. Klar, man kommt in Holme sehr schwer ran. Aber in U-Profile oder hinter dem großen Türscharnier? Überreagiere ich grad oder ist die Panik gerechtfertigt?

  • Das ist der Grund, warum ich mal einen Strahler vergrault habe. Ich wollte die Karosse selbst grundieren. Das wollte er aber nicht, bzw ich wollte bei ihm vorm Grundieren ein Auge darauf werfen. Wollte er auch nicht. Da hats jemand anderes erledigt, ganz einfach.

    Der Knecht muss eilen, der Lord kann reisen.

  • Das kann neuer Rost sein. Mögliche Ursachen sind, in den Hohlräumen kann man ja nicht strahlen. Dort kann dann immer noch Rost sein, der in Verbindung mit Feuchtigkeit aus den Falzen rauskommt.

    Die Stellen im Sichtbereich ist es möglich das nach dem strahlen die Karosse nass geworden ist und vor dem grundieren nicht getrocknet und gereinigt wurde.


    Gegen Rost in den Hohlräumen hilft nur chemischen entrosten (tauchen) oder eben nach dem strahlen/grundieren möglichst luftfeuchtigkeitsarm lagern und alsbald lackieren und dann versiegeln mit Fett (z.B. Sanders/Fluidfilm) im Hohlraum.

  • Hast du die Türscharniere dran gelassen? Wenn die Karosse ohnehin komplett zerlegt war, dann hätte ich auch bei diesem Detail nichts anbrennen lassen.


    Naja, hätte, wäre, wenn... sowas hilft dir natürlich nicht weiter. Andererseits geht es aber auch "nur" um die Grundierung. Wenn da in den Ecken wirklich nur leichter Flugrost angesiedelt ist, dann bekommst du den sicherlich auch manuell wieder weg.


    Beim Grundieren arbeite ich übrigens an fast allen Ecken und Kanten mit dem Pinsel vor, um das Risiko zu verringern, dass die Pistole nicht überall hin kommt.

    Früher fuhr ich 6V, weil ich musste. Heute tu ichs, weil ich kann.