Moin! Bin zwar seit 2013 hier angemeldet, aber jetzt wird's endlich mal ernst. Tut euch einen Gefallen, und lest nicht meine alten Beiträge durch (ich war 21 und hatte NULL Erfahrungen in Sachen Kraftfahrzeugtechnik.) Aber wie das so ist mit der "Jugend" man weiß halt alles besser, oder will alles ausprobieren.
Ich hatte damals im Jahre 2013 mein Golf 3 Cabrio abgestellt, welches überhaupt nicht mehr richtig gefahren ist, und mir einen Trabi Bj'88 Sonderwunsch geholt, um das Schrauben zu lernen. Wohnte damals in Marburg. Bis 2018 fuhr ich meine Lucy bestimmt 60´000km quer durch die Gegend. Habe mich in einem Verein in der Nähe breit gemacht, und viel gelernt. Zum Schluss habe ich an allen Teilen den Wartungsstau beseitigt, und eine 1a Pappe da stehen gehabt.... Zumindest technisch.
Die Lackpflege und der Rost sind leider zu kurz gekommen, denn das war der Haken gewesen: Ich war komplett auf mich gestellt, der Verein 50km weg, keine Garage, und ich war auf das Auto angewiesen. Also Monate abstellen, um irgendwelche Blecharbeiten durchzuführen, das war schlichtweg nicht drin. Nachdem ich dann 2017 wieder in meine Heimat nach Goslar gezogen bin, und mir im Januar 2018 bei dem Befahren eines Parkplatzes auf dem Bordstein die Glocke der Hinterachse vor Rost rausgerissen ist (Man hat durch den Unterbodenschutz nichts gesehen, der hat 6 Monate vorher sogar noch TÜV bekommen, und nein, ich habe niemanden bestochen, das war eine ganz normale HU). Da war für mich das Thema erledigt.
Ich habe den dann angeguckt mit der Hammer und Schraubendreher-Methode, was noch alles kaputt ist. Und mir ist gefühlt der halbe Unterboden, das Gweih, die Schweller, einfach alles entgegengekrümelt, wie verbranntes Toastbrot.
Ich verkaufte die Lucy als Ersatzteilspender an den Verein, mit allen Ersatzteilen, die ich so gehortet habe (Der ganze Keller war voll), und habe mein 94er Golf 3 Cabrio wieder ausgegraben. Man entwickelt sich ja weiter, also war die Devise: So, jetzt lernst du mal "Westblech". Ich habe über 4 Monate das Cabrio komplett aufgearbeitet, und wieder zugelassen. Fahrwerk neu, die Fehler von damals gefunden usw, und über die letzten Jahre nach und nach alles nachgerüstet. Immer irgendwo Teile gesucht usw. Meine Schrauber-Kollegen, die mit Trabis nichts am Hut haben, hatten immer den Kopf geschüttelt, und meinten "Kauf dir doch einfach gleich einen mit Vollausstattung, statt da zu Basteln." Da habe ich dann aber das Trabifahrer-Gen (alles Sammeln, alles selber machen) irgendwie intus gehabt. Elektrische Fensterheber, Klimaanlage, Tempomat, Zentralverriegelung alles original VAG. Jetzt steht er mit Lederausstattung quasi zu 90% fertig als Vollausstattung da.
Lucy lebt auch weiter, denn meine unterdessen Ex Frau hat ihn dem Verein 1:1 wieder abgekauft, und eine Ersatzkarosserie besorgt, und mit ihrem neuen Freund bauen die jetzt alles von der einen auf die andere um, richtig komplett mit Lackieren usw. Ich habe geholfen, da die beiden eigentlich vom Trabi keine wirkliche Ahnung haben, damit nicht nochmal die selben Fehler passieren, wie mir anfangs.
Nun vor einer Woche war es dann soweit: Unterdessen habe ich einen eigenen Platz zum Schrauben, eine kleine mini-Halle (eigentlich eine bessere Garage) mit Nebenräumen, die einem Bekannten gehört, und die ich nutzen kann. Jetzt wird es Zeit für was Besonderes. Meine Freundin und ich haben aus einer Laune heraus uns eine Murmel Bj 1960 gekauft. Für 500€. Sie ist (fast) vollständig, da fehlt die Stoßstange vorn, und einige Dinge sind nur gefklickschustert, Sitze nicht original, irgendwann mal neu lackiert, und an der Zündanlage ist auch schonmal etwas modernisiert worden. Ob er noch die original 500cc Maschine, und das unsynchronisierte Getriebe hat weiß ich nicht, so genau habe ich da jetzt auch nicht geguckt, die Murmel steht aber seit der Wende irgendwo rum. Der Luftfilter und die 6V Batterie sind noch aus der DDR. In der Murmel liegen haufenweise Kisten mit Ersatzteilen, viel 601er Kram, 601er Scheiben etc. Kann man alles ja mal veräußern. Er ist auch überall durchrostet, aber die Radläufe sehen noch gut aus. Denke mal Schweller und co müssen definitiv neu, am Bodenblech muss was gemacht werden, vermutlich das Übliche (Geweih von oben heraus gammelig). Kofferraum sieht aber noch gut aus, da ist noch ringsrum alles fest. aber an der A Säule knuspert es unten leider etwas im Innenraum, und die Frontleiste unter der Motorhaube ist auch durch.
Sonntag wird es voraussichtlich soweit sein, dann kommt die Murmel zu uns, und wird bis auf die letzte Schraube zerlegt, und dann geht es los mit der Karosserie. Bin ja mal gespannt was da alles gemacht werden muss. Wäre es ein 601er, wäre mir die Arbeit zu viel, aber da man Murmeln ja nicht mehr wirklich bekommt, ausser man bezahlt so viel wie für 'n Neuwagen, ist jeder Zustand akzeptabel für 500€. Denn alleine die Teile sind einzeln mehr wert, und man hat wieder was zwischen den Fingern. Im Notfall muss halt 'ne andere Karosserie her, wenn die zu kaputt ist. Das Projekt hat auch null Zeitdruck. Also ob das jetzt 2, 3, oder 4 Jahre dauert, das ist mir wumpe, hauptsache es gibt wieder eine Murmel mehr im deutschen Straßenverkehr.
Eventuell gibt es ja ein paar Trabi-Schrauber hier in der Umgebung, evtl. auch Leute, die Ahnung von Murmel-Karossen haben.
Im Anhang ist jeweils ein Bild von Lucy aus dem Jahre 2018, der Murmel, wie sie im Moment noch in Sachsen Anhalt rumsteht, und meinem unterdessen aufgearbeiteten Golf 3 Cabrio. Zur Murmel: Alles was so an Zierleisten außen fehlt, liegt im Innenraum, habe ich schon gefunden.