Motor, Getriebe und Antriebswellen neu, was beachten?

  • Moin liebe Trabifreunde,

    Kurz zu mir und meinem Vorhaben.

    Ich bin Torge und komme aus Hude, einem kleinen Ort bei Oldenburg. Mein Vorhaben ist folgendes: ich fahre meinen 601 täglich, mittlerweile hat er über 83000 km gelaufen, nun fängt er an kleine Probleme zu machen wie z.b. dass das Standgas sich nicht mehr einstellen lässt oder er unangenehme Geräusche auf der Autobahn macht, welches höchstwahrscheinlich die Kurbelwelle ist. Nun habe ich mich entschlossen, nächstes Wochenende Motor, Getriebe und die Antriebswellen zu erneuern. Ja... Eigentlich wollte ich den Motor nächsten Winter selber regenerieren. Da ich aber mein Trabant täglich benötige, weil ich kein anderes Auto habe und ich keine Lust habe irgendwo liegen zu bleiben, habe ich mir einen regenerierten Motor, ein regeneriertes Getriebe, und neuwertige Gleichlaufgelenkwellen bestellt. Diese möchte ich kommendes Wochenende meinem Trabi spendieren. Da es für mich nun das erste Mal ist, habe ich mich schon viel mit der Materie auseinandergesetzt, um möglichst keine Fehler zu machen. Zum einen habe ich mir noch einen 28HB2-9 Vergaser besorgt, da der alte Sparvergaser so viel nebenluft zieht dass ich fast keinen Sprit mehr verbrauche 😉. Den alten Sparvergaser werde ich dann im Winter einmal generalüberholen, vor allem den Wellendichtring der sicherlich schon gar nicht mehr vorhanden ist 😉. Zum Einfahren des neuen Motors, würde ich dann erstmal den Blockvergaser nehmen.

    Den ganzen Umbau stelle ich mir in etwa so vor: zuerst den alten Motor demontieren, dann den unteren querlenker des Rades beifahrerseitig, sowie beidseitig die Radnaben abziehen um Getriebe samt Antriebswellen herauszuholen. Anschließend einmal alles schön sauber machen, vor allem die blattfeder und diese auch noch gleich neu fetten. Nun würde ich das neue Getriebe samt Gleichlaufgelenkwellen einbauen und da wären wir auch schon bei der ersten Frage, welches Fett muss ich für die Antriebswellen nehmen, normales Allzweckfett oder doch lieber Graphitfett?

    Ist das alles soweit wieder verbaut, würde ich mich bei machen, alle anbauteile vom alten Motor auf Verschleiß zu prüfen, gegebenenfalls erneuern, und auf den neuen Rumpfmotor aufschrauben. Die ESE-2H Zündung, die ich vom alten Motor gerne wieder übernehmen würde, ist ja meines Wissens nach kontaktlos und somit eigentlich auch verschleißfrei richtig? Das Einstellen der Zündung würde ich von meiner S51 ableiten, sprich mit der Messuhr 3 mm vor OT herausfinden und eine passende Markierung auf der Riemenscheibe neben der "Nase" am Zündungsgehäuse setzten und hinterher mit der Zündlichtpistole abblitzen, das ganze dann natürlich für beide Zylinder. Zum Bockvergaser, der das ganze System vervollständigen soll,: alle Dichtungen sind neu, der Schwimmer ist neu und eingestellt, alle Düsen frei gepustet sowie alle Kanäle im Vergaser selbst, und die Bohrungen für die Drosselklappenwelle habe ich neu gebuchst, so dass ich nur noch ein Spiel von 0,2 mm habe. Die Fläche des Vergaserflansches habe ich auch so gut geplant es geht. Nur über die Grundeinstellung des 28HB2-9 habe ich leider keine Daten gefunden. Wobei sich mir auch die Frage stellt, wenn ich die oben kurz vorm Flansch liegende Einstellschraube heraus drehe, ob das Gemisch dann magerer oder fetter wird.

    Die Kupplung werde ich in dem Zuge auch gleich mit erneuern, ich habe mich für die gefederte Version in Premium Ausführung von trabantwelt.de entschieden.

    Okay, soweit erstmal dazu, wie ich im groben vorgehen würde. Vielleicht hat ja jemand noch einen guten Tipp oder vielleicht habe ich auch was ganz essentielles vergessen?

    Eventuell kommt ja hier ein erfahrener Schrauber aus dem Raum Oldenburg Bremen und kann mich am kommenden Wochenende etwas unterstützen. Bier und Bratwurst gehören ja zum Schrauben auch dazu, nur alleine macht das nicht so viel Spaß 😉

    Viele liebe Grüße,

    Torge

  • Moin Torge,


    ich bin an diesem Wochenende leider schon verplant, hätte mich aber sonst gerne mit Bratwust, gegrilltem Gemüse und alkoholfreiem Bier kaufen lassen. ;)


    Ich kann dir auf jeden Fall sagen: Wenn du das noch nie gemacht hast, ist das an einem Wochenende ein sportlicher Plan. Aus Zeitgründen würde ich dir dazu raten, zumindest die äußeren Gelenke der Antriebswellen zusammen zu lassen. Es kann auch so schon bei deinem Vorhaben gut sein, dass du am Montag ohne Auto da stehst, wenn nicht alles "wie am Schnürchen" läuft.


    Eigentlich würde ich auch empfehlen, Vergaser und Motorumbau zu trennen. Wenn du aktuell einen Sparvergaser hast, ist das nicht alles "plug & play", der Chokezug hat dann nicht die korrekte Länge. Und ob dein neuer Vergaser funktioniert bzw. eine halbwegs sinnvolle Grundeinstellung hat, ist ja auch nicht klar, oder? Du hast nach deiner Beschreibung zwei Baustellen: Einen Vergaser, der nicht gut funktioniert und dessen Ersatz unbekannt ist und einen Motor, der durch einen regenierten ersetzt werden muss. Beides ohne Vorkenntnisse an 2 Tagen zu machen ist meiner Meinung nach hart. Aber andererseits: Den neuen Motor willst du auch nicht mit deinem jetzigen Vergaser betreiben und ich will dir auch nicht empfehlen zunächst erstmal nur den Vergaser anzugehen, wenn der Motor jeden Moment kaputt geht. :S



    Ich habe Antriebswellen mit Tripode in meinem Trabant. Das letzte Mal habe ich den Motor- & Getriebeausbau in der folgenden Reihenfolge gemacht:


    1. Beifahrerseite Rad ab, Bremsleitung am Bremsleitungshalter des Achskörpers ab.

    2. Beifahrerseite unteren Querlenker abschrauben und oben die Schraube Vorderachskörper/Blattfeder abschrauben. Den Sicherungssplint, den Spurstangenkopf und die Radnabe habe ich dran gelassen.

    3. Manschette Antriebswelle / Getriebe zurückschieben.

    4. Ich hatte nun genug Luft, um den Vorderachskörper nach außen zu kippen und die Antriebswelle aus dem Getriebe zu ziehen. Vorsicht: Es bietet sich hier an, eine zweite Person mit Plastiktüte zu haben, die darauf achtet, dass die Tripodenringe nicht abfallen bzw, die Tripodensterne so schnell eintütet, dass zumindest keine Nadel verloren geht, wenn es doch auseinander fällt. (Wenn du alleine bist und das Werkzeug hast, wäre mein Tipp, dass du die Radnabe, den Spurstangenkopf und Sicherungssplint abnimmst und den Achskörper versuchst, ohne Welle zu entnehmen. Anschließend kannst du auch allein die Welle am Getriebe rausziehen und die Tripode eintüten. Vorsicht: Wenn du keinen Schlagschrauber hast, ist das Lösen der Radnabe nicht so ohne. Das geht dann nur mit gutem Werkzeug und großem Hebel, wenn das Auto noch auf dem Boden steht.)

    5. Jetzt kann der Motor raus. Ich löse eigentlich immer Motor und Getriebe "im Auto" voneinander. Hier hilft das WHIMS. Das mit der Antriebswelle mache ich vorher, das erleichtet das Hantieren mit dem Motor&Getriebeblock und später muss sie ja eh raus. Sobald der Motor draußen ist (auch hier ist eine zweite Person gut) kann das Getriebe raus, vorsicht wieder bei den Tripoden auf der anderen Seite.


    Weil man es schnell vergisst: Beim Zusammenbau bitte die Schrauben an den Silentbuchsen erst dann fest anziehen, wenn das Auto wieder auf den Rädern steht. Falls du die Radnabe ab hattest: Die Bundmutter nach Möglichkeit nicht nochmals verwenden.

  • Ich wuerde auch nicht alles auf 1x machen.


    Beim Motor/Getriebetausch bleibt das Auto grundsaetzlich auf seinen Raedern stehen. Die Antriebswellen bleiben an den Raedern! Achsmuttern bleiben dran.


    - alles Geraffel rund um Motor/Getriebe ab (Kuelluftgehaeuse, Versager, Lima, Kruemmer, Anlasser usw)

    - die 3 Motorlager (Silenbloecke) am Hilfsrahmen abschrauben

    - den gesamten Motor/Getriebeblock aus den Lagern heben (2. Person ist hilfreich) und in Fahrtrichtung nach links absetzen

    - Motor/Getriebe trennen

    - erst den Motor rausnehmen, dann das Getiebe; beim Getriebe auf die Tripoden achten, dass keine Rollen herunterfallen (Hand drunter; Isoband zum Fixieren bereit halten)

    - EInbau in umgekehrter Reihenfolge; Beim Zusammenbau von Motor und Getriebe auf die Passtifte achten, das die vorhanden sind und richtig sitzen; ohne die Passtifte ist die Verzahnung der Kupplungsscheibe sonst bald hinueber!


    Antiebswellen wuerde ich erst zu einem Folgetermin tauschen, da kann man dann gleich die Schwenklager u. Silentbuchsen mit pruefen und ggf. neu ausbuchsen. Wenn das Auto faehrt, gut anspringt und ordentlich am Gas haengt, wuerde ich den Versager erst als letzten und dritten Akt anfassen.

  • Wie bekommst du denn die Antriebswellen aus dem Getriebe während das Auto auf den Rädern steht?

  • Das Getriebe ohne Ausbau der Antriebswellen zu tauschen ist eher etwas für Fortgeschrittene Schrauber oder welche die eine Ausbildung im Kfz-Bereich haben.

    Die Gefahr von Ausbrüchen an den Glocken durch Verkanten ist bei ersten mal viel zu groß.


    Beim Vergaser würde ich min. die Hauptdüse (besser alle) erneuern. Einfach durchpusten gewährt Freigang, aber ob der Wert von 115 noch gegeben ist bleibt zweifelhaft.


    Die Markierungen für den ZZP auf der Keilriemenscheibe (eine Kerbe Zyl. 1, zwei Kerben für Zyl. 2) sind im Normalfall schon drauf. Die musst du nur kontrollieren.


    Bei der LGS am Vergaser gibt es zwei verschiedene. Eine mit 30° und eine mit 14° Kegel an der Spitze. Bei 30° ist die Grundeinstellung 1,5 Umdrehungen, bei 14° ist es 2,5 Umdrehungen raus.


    Wie bekommst du denn die Antriebswellen aus dem Getriebe während das Auto auf den Rädern steht?

    Wenn der Motor raus ist und du das Getriebe mit nach rechts und links verschieben nach vorn/oben rausziehst geht das ohne Probleme.


    Du schiebst dss Getriebe erst in Richtung der kurzen Antriebswelle bis Anschlag und ziehst es leicht nach vorn. Dabei bekommst du die lange Welle raus.

    Wie erwähnt ist dabei die Gefahr des Verkantens und Ausbrüche an den Glocken nicht unerheblich. Also eher was für Profis und/oder min. zu zweit.

    Einmal editiert, zuletzt von Tim () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von Tim mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Sagen wir mal so: die (gehärteten) Becher für die Tripode liegen nicht mehr an jeder Ecke - und: der Wechsel dauert länger als das Vorgehen nach Plan.


    Es werden vermutlich noch einige sterben müssen, bis sich die Erkenntnis durchgesetzt hat.

  • Das klingt doch nach einem guten Plan fürs Wochenende. Dann können auch die Räder dran bleiben und du sparst dir einiges an Arbeit. Meld dich gerne nochmal, wenn etwas größeres ansteht und du Unterstützung brauchst.

  • Mossi

    Sorry, aber Deine knappe Polemik klingt fuer mich irgendwie nach Stadler & Waldorf und ist bei der hier besprochenen technischen Frage nun wirklich nicht hilfeich.


    Die Gefahr eines Ausbruchs der Antriebsbecher besteht nur dann, wenn das Auto beim Ausbau des Getriebes ohne Demontage der Antriebswellen *nicht* auf den Raedern steht, weil die Wellen dann durchhaengen und auf dem Rand der Becher aufliegen, wobei die linke Seite am meisten in Gefahr ist.


    Wenn ich lediglich den Motor und das Getriebe tauschen moechte, dann gibt es - ausser evtl. schwache Bandscheiben - absolut keinen Grund, die Antriebswellen herauszubauen.


    Aber es kann natuerlich jeder nach Herzenslust seine Zeit mit ueberfluessigen Montage/Demontagearbeiten incl. alle dabei machbaren Fehler verplempern.

  • Du kennst ja alte Leute.....


    Aber wenn schon, dann richte deine diesbezügliche Kritik bitte an K.-H. Metzner und W. Ungethüm, die ist dort besser aufgehoben.


    Mich kannst du da rauslassen. Und ja, es zeigt sich mittlerweile auch gelegentlich, dass dir Claqueure lieber sind. Sorry dafür....

  • Wenn ich lediglich den Motor und das Getriebe tauschen moechte, dann gibt es - ausser evtl. schwache Bandscheiben - absolut keinen Grund, die Antriebswellen herauszubauen.


    Aber es kann natuerlich jeder nach Herzenslust seine Zeit mit ueberfluessigen Montage/Demontagearbeiten incl. alle dabei machbaren Fehler verplempern.

    Wenn er auf den Rädern steht, so stecken die Wellen noch tiefer in den Bechern. Man muss also mehr nach rechts, links, oben, unten schieben, drücken , ziehen um das Getriebe heraus zu holen.


    Für den Vollprofi und langjährigen Trabantschrauber kein Problem und auch der kann immer noch abrutschen und Schaden machen.


    Für denjenigen der das zum allerersten Mal macht, sollte man das nicht empfehlen.

    Die Achsstumpfmutter zu lösen und das Schwenklager vom Querlenker zu trennen, danach die Welle heraus zu nehmen und beiseite zu legen, hat aus meiner Sicht weniger Potenzial für Schaden als die Wellen drin zu lassen.


    Wenn man das beim ersten Mal mit Demontage der Wellen macht, kann man dabei fürs nächste Mal entscheiden sich diesen Schritt einzusparen.


    Ein Getriebewechsel macht man ja auch nicht jedes Jahr. Insofern, wenn ich ein Tripodegetriebe tausche, nehme ich immer die Wellen raus. Kostet mich ein Lächeln und 15 min mehr Zeit. Dafür bin ich ganz entspannt beim Getriebe rausziehen und laufe selbst bei unvorhergesehenen Schwierigkeiten oder plötzlich auftretenden körperlichen Gebrechen nicht Gefahr teure/seltene Teile zu beschädigen. 🙂


    Es ist doch oft so, dass man mit zwei, drei Schritten Mehrarbeit die eigentliche Arbeit am Ende einfacher und entspannter machen kann.

    Ich habe früher fast alles am Auto direkt gemacht. Heute baue ich vieles einfach aus und mache es gemütlich am Schraubstock.


    Wenn man auf das Auto angewiesen ist wird das natürlich schwierig, aber wenn so große Arbeiten wie Motor, Getriebe und Antriebe wechseln anstehen würde, so nehme ich einfach den ganzen Fahrschemel raus. Das macht alles viel einfacher und man kommt an alles perfekt ran. Gerade auch wenn man in dem Zuge mal alles reinigen oder Farbe auffrischen will.

  • Wenn er auf den Rädern steht, so stecken die Wellen noch tiefer in den Bechern.

    Ich glaube da liegst du nicht ganz richtig.

    Durch das anheben verringert sich geringfügig die Spurbreite der Vorderachse da die Querlenker nicht mehr waagerecht sind sondern schräg nach unten hängen.

  • Geh mal raus, hebe deinen Trabant an und schau genau was die Abtriebswelle dann macht, ob die aus dem Becher rauskommt oder tiefer rein geht.

  • So der Motor ist getauscht.... Nur noch morgen das Gebläsegehäuse dran, Zündung und Vergaser einstellen und dann geht's wieder los 😉

    Nur habe ich auf meiner Matte wo ich unterm Auto liege ein Teil (siehe Anhang) gefunden welches ich nicht zuordnen kann. Weiß jemand wo das hingehört? Habe ich wohl irgendwo vergessen 😅

  • So der Motor läuft, ist auch sofort angesprungen, Zündung ist eingestellt und den Vergaser hab ich so eingestellt das die Kerzen dunkelbraun bis schwarz sind. Ist zum Einfahren besser denke ich.

    Nur macht irgendwas Schleigeräusche... Vielleicht die Kolben? Muss sich ja noch alles Einfahren. Das Lüfterlager hat auf jeden Fall Spiel, das tausche ich gleich Mal, vielleicht liegt es daran, weil man es beim alten Motor, der westlichen lauter war, nicht gehört hat...