Beide Kolben über Nacht festgegangen - was ist da los?

  • Hallo liebes Forum!


    Kurz zu meiner Person:

    M27 aus Recklinghausen und seit 9 Jahres im Besitz von einer 601 Limo.


    Nun zu meinem Problem:

    Am letzten Sonntag bin ich zum Ausbildungsstart nach Bocholt gefahren (65 km).

    Abends habe ich das Auto auf dem Parkplatz abgestellt und am nächsten Morgen wollte ich wieder losfahren.

    Der Anlasser klackte - mehr kam dann aber auch nicht mehr. Das Lüfterrad ließ sich nicht drehen und auch an der Riemenscheibe der Kurbelwelle konnte man nichts drehen. Heute habe ich dann mal den Motor soweit auseinandergenommen.


    Zur Lage:

    Beide Kolben waren circa auf derselben Höhe, also nicht OT oder UT. Die Laufflächen waren nicht trocken und ein Ölfilm war an allen Seiten vorhanden. Riefen, Kratzer oder sonst was sind an den Laufflächen des Zylinders nicht zu erkennen.


    Meine bisherigen Maßnahmen:

    Die Zylinderköpfe wurden zur Begutachtung abgebaut.

    Anschließend würde der rechte Zylinder (von vor dem Fahrzeug gesehen) am Fuß gelöst und der linke Kolben wurde mittels Krafteinwirkung und Gummihammer langsam nach unten Richtung UT getrieben. Der rechte Kolben kam dann zusammen mit dem Zylinder nach oben. Ein Abziehen ist aber nicht möglich. Unter großer Kraftaufbringung lässt sich der rechte Zylinder minimal verdrehen - ganz fest ist der Kolben also nicht.


    Weiteres, geplantes Vorgehen:

    Über Nacht darf WD 40 in beide Zylinder einweichen.

    Morgen versuche ich mit dem Deckenkran und einer Behelfskonstruktion den Zylinder nach oben hin vom Kolben abzuziehen.



    Meine Fragen an Euch:


    1. Was ist da eigentlich passiert? Seit wann gehen Kolben über Nacht fest?

    Anmerkung: Bei der Fahrt gab es keine komischen Geräusche, auch nicht beim Abstellen. Wie sich ein Klemmer anhört ist mir bekannt.


    2. Ist das geplante Vorgehen so zu empfehlen? Andere Möglichkeiten sehe ich gerade nicht in meiner Situation.


    3. Kennt jemand einen Trabant-Besitzer aus Bocholt und Umgebung, der hier vielleicht helfen/Tipps geben könnte? Ersatzteile habe ich derzeit leider nämlich keine mit dabei.



    Es wäre echt cool, wenn da jemand was zu schreiben könnte!


    Anbei noch Bilder von der aktuellen Situation

  • (rechts links... Wenn Du schon etwas zuordnest, dann bitte in Fahrtrichtung! An der Schwungmasse ist die Kraft abgebende Seite, also Zylinder 1)
    Wenn sich eine Zylinder nicht mit leichter Kraft herunter ziehen lässt, sollte man eine Abdrückvorrichtung benutzen. Auf keinen Fall drehen! Auch wenn die Versuchung groß ist. Dass WD40 da irgend einen Beitrag leisten wird, wage ich zu bezweifeln.

    Vorstellbar sind da eine ganze Reihe von Ursachen, die aber alle etwas atypisch sind. Es kann sich durchaus ein Teil just in den letzten Umdrehungen eingeklemmt haben.

    Ich hörte von einem Piloten, der hat sich in Berlin einen Trabi gekauft und ist mit dem nach Bayern gefahren. Vor der Garage hält er an, um das Tor zu öffnen. Er startet den Motor neu und erbärmliches Klappern setzt ein: ein Pleuellager defekt.

  • Die Laufbahnen sehen sehr dunkel aus. Auch ist eine deutliche Kante am Umkehrpunkt erkennbar. Es sieht zumindest erstmal nach sehr hoher Laufleistung (also 50tkm+) aus.

    Wenn der dann schon ordentlich an den Ringen vorbeigeblasen hat, kann da schonmal was festgehen durch Bruch von Teilen, Überhitzungen usw.


    Du wirst es sehen wenn du den Zylinder ab hast.

  • Bitte nicht mit dem Kran ziehen. Wenn du den Zylinder ziehen willst, bau dir was zum abdrücken, so das du die Kraft in den Kolben leitest. Mit dem Kran ziehst du ja an allem und dann eventuell nicht gerade und zerstörst evt. Regenerierungsfähiges Material. Wenn du schiefziehst, umso schlimmer. Je nach dem wie feinfühlig du Kran fahren kannst oder auch nicht, ist das auch nicht ganz ungefährlich.

  • Eine Runde Scheibe mit 4 Löcher für die Bohrungen der Zylinderkopfschrauben aufgeschraubt. In der Mitte eine Gewindebohrung M16 und eine Lange Schraube. Auf den Kolben mittig eine Scheibe mit einer Zentrierung für die 16er Schraube. Mit diesem Abdrücker solltest du den Kolben nach unten bekommen.

  • Vielleicht hat dir jemand Zucker in den Tank gekippt?

  • Eine Runde Scheibe mit 4 Löcher für die Bohrungen der Zylinderkopfschrauben aufgeschraubt. In der Mitte eine Gewindebohrung M16 und eine Lange Schraube. Auf den Kolben mittig eine Scheibe mit einer Zentrierung für die 16er Schraube. Mit diesem Abdrücker solltest du den Kolben nach unten bekommen.

    Die Idee ist mir hier gestern auch noch gekommen. Ich muss mal schauen, was man hier auf der Wache alles machen kann. Mal schauen, was so im Schrottcontainer liegt und was man daraus basteln kann.

    Ich kann nicht so recht daran glauben, daß der über Nacht festgeht...

    Ich habe da auch ganz schön gestaunt. Bislang kenne ich nur die Geschichten, wo den Leuten nach langer BAB-Fahrt der Motor an der ersten Ampel im Standgas verreckt. Hier auf der Wache sind auch ein paar Zweitaktschrauber und die können sich das ebenfalls nicht so ganz erklären.


    Ich melde mich dann mal, wenn es später weitergeht.

  • Bislang kenne ich nur die Geschichten, wo den Leuten nach langer BAB-Fahrt der Motor an der ersten Ampel im Standgas verreckt

    Beim luftgekühlten Zweitakter?


    Gruß

    Benjamin

    Fährt und schraubt gern *Simson S50B1* *Schwalbe KR51/1* *Trabant 601 LX '88* *Lada Niva 1700*

  • Beim luftgekühlten Zweitakter?


    Gruß

    Benjamin

    Jo, habe das bereits auf mehreren Treffen von einigen Leuten gehört. Kann natürlich auch sein, dass das Schauergeschichten sind. Ich persönlich kenne bislang nur den klassischen Klemmer auf Landstraße/Autobahn.

  • A72 Auffahrt Zwickau West in Richtung Hof. Sporen geben.

    Kurz vor bzw. an der AS Pirk nochmal ein steiler Berg, wo man den Trabi nur mit Vollgas auf knapp 80km/h halten kann.

    Pirk runter, nach der Auslaufkurve gleich die Ampel, die meistens rot ist.

    Bestimmt schon 300x gemacht. Passiert ist bisher genau nichts an der Ampel.


    Gruß

    Benjamin

    Fährt und schraubt gern *Simson S50B1* *Schwalbe KR51/1* *Trabant 601 LX '88* *Lada Niva 1700*

  • So, nun ist das Geheimnis also gelüftet:


    Zwei Jungs hier aus Borken haben mir einen Abzieher zusammengebraten



    Die Kolben konnten so ganz einfach nach unten hin weggedrückt werden.


    Zum Ergebnis:



    Kolben und Zylinder sind mega verharzt, die Kolbenringe sind komplett fest.

    Habe dann einmal grob gereinigt



    Der Kolben sieht echt noch gut aus. Der Zylinder könnte auch schlimmer aussehen.


    Wie kommt so etwas? Hatte bislang noch keinen Kolben der so stark verschmutzt ist und kann mir das nicht ganz erklären.

  • Schlechtes Öl und davon viel zu viel, gepaart mit immer wenig Drehzahl und verschlissener Laufbahn und Kolbenringen, oder auch zu kleinen Kolbenringen (zuviel Stoßmass).

    Im Ergebnis soviel Schmodder an den Ringen vorbeigeblasen bis der ganze Harz nach dem abkühlen alles verklebt hat.

  • genau so ein Phänomen hatte ich auch schonmal, allerdings mit einer fast frischen Garnitur, sage mal 5000km, und nicht verschlissen. Öl war damals addinol 405, im verhältniss 1:50 ca.

    Da bin ich auch abends gefahren, und habe ihn da abgestellt, und nächsten Morgen war er fest. Ich tippe bei mir auf eine Reaktion mit schlechtem Benzin mit dem Öl, den ich hatte den Tag ausm Kanister getankt!

    Alles sauber gemacht, und der Motor läuft seitdem bis heute ohne Probleme.

  • Schlechtes Öl und davon viel zu viel, gepaart mit immer wenig Drehzahl und verschlissener Laufbahn und Kolbenringen, oder auch zu kleinen Kolbenringen (zuviel Stoßmass).

    Im Ergebnis soviel Schmodder an den Ringen vorbeigeblasen bis der ganze Harz nach dem abkühlen alles verklebt hat.

    Ich hatte mir hier im Forum einige Beiträge durchgelesen zum Thema Öl - ist auch schon Jahre her.

    Bin dann von dem billigen mineralischen auf teuer synthetisch gewechselt. Verhältnis so zwischen 1:50 bis 1:75.



    genau so ein Phänomen hatte ich auch schonmal, allerdings mit einer fast frischen Garnitur, sage mal 5000km, und nicht verschlissen. Öl war damals addinol 405, im verhältniss 1:50 ca.

    Da bin ich auch abends gefahren, und habe ihn da abgestellt, und nächsten Morgen war er fest. Ich tippe bei mir auf eine Reaktion mit schlechtem Benzin mit dem Öl, den ich hatte den Tag ausm Kanister getankt!

    Alles sauber gemacht, und der Motor läuft seitdem bis heute ohne Probleme.

    Hier sehe ich mich genau wieder.

    Der Wagen stand circa 1 Jahr. Habe die letzten Wochen vieles neu aufgebaut. Nachgetankt habe ich 10 Liter, der Rest war alter Sprit.


    Vielleicht doch auch Zucker im Tank :/

    Das sagen sooo viele. Ist das eigentlich ernst gemeint? :D

    Ja, das wäre meine Frage gewesen. Welches Öl hast Du in welchem Verhältnis gemischt?

    Hat der Motor noch eine "DDR-Geschichte"?

    Der Motor hat circa 10 tkm runter und hat also keine DDR Geschichte.