Alles Duden oder was

  • Plastetüte ist auf jeden Fall falsch

    Meine Oma hatte das Problem nicht. Die sagte zu Plastetüten einfach noch Cellophantüten - auch wenn das rein sachlich falsch war, nachdem die ganzen PP-Beutel und dieses Zeugs aufkamen..

    Ich sage es seit fast 40 Jahren so, wie es "auf jeden Fall falsch" ist. Und gedenke, das auch die nächsten 40 Jahre so zu halten. :top:

  • Natürlich.

    Aus der Hilfsschule ist die Förderschule geworden. Und wer früher einfach als etwas dämlich bezeichnet wurde, darf sich heute Legastheniker oder Dyskalkuliker nennen.

    Ich denke, dass zwischen "dämlich" und den genannten Lernschwächen (die sich sicher niemand aussucht oder wünscht) doch ein recht mächtig gewaltiger Unterschied besteht.

    Mein Bengel ist Legastheniker, das war kein Zuckerschlecken. Aber er hat seinen Weg trotzdem gemacht, bis hin zum verbrieften Meister seines Faches. :top:

    Ich z.B. bin unserer Muttersprache wohl einigermaßen gut mächtig, mit Mathe hatte ich's hingegen nie wirklich. Mühsam gelernt, zu jener Zeit in Klassenarbeiten auch einigermaßen erfolgreich angewendet (für ne 2 auf dem Zeugnis hat's immer gereicht) - und inzw. großenteils längst wieder vergessen. Null Talent für Zahlensalat.. :schulterzuck:

    Für mich kam die Erfindung des Taschenrechners also gerade recht. :grinser:


    Dass diese Lern-(bzw. Lese-, Rechtschreib- oder Rechen-) schwächen heute als solche heute bekannt und anerkannt sind, dass ggf. auch gezielt gefördert werden kann, finde ich jedenfalls sehr gut.


    Schlimmer finde ich ehrlich gesagt, dass heutzutage Leute Abi machen, studieren und groß Karriere machen können und auch noch was zu Sagen/Bestimmen haben, die vielleicht keine der genannten Lernschwächen haben, aber trotzdem dämlich sind. Wenn sie sich denn nur selbstbewusst genug verkaufen können... :zwinkerer:

  • Weder Diskalkulie noch LRS haben etwas mit Dummheit oder mangelnder Förderung der Eltern zu tun.


    Entschuldigung, aber bitte mit der Thematik vorab ernsthaft auseinander setzen.


    Mein Sohn hat auch eine LRS, er hat die richtige Förderung per Einzeltherapie bekommen und steht nun auf 1,5 in den Sprachenfächern. Dazu ist er in den Naturwissenschaftsfächern stark und liebt Technik.


    Schaut euch mal die Tests und Auswertungen dazu an.


    Bitte

  • Mein Patenkind war schwer dyslektisch. Konnte keinen Satz fehlerfrei schreiben. Dann hat er sich wohl ein Sommer ans Pauken gesetzt, ich weiß da nicht genau, aber seitdem schreibt er vorbildlich.

    Ich traue mich auszusprechen, daß es in seinem Fall auf einer ungeeignete Lernmethode zurückzuführen ist.

    Die denken sich alle zwei Jahren wieder was Neues aus, und das Kind, daß nicht in die Schablone passt, hat eben Pech. Und in dieser Schablone passen mittlerweile die Wenigsten.

  • Heutzutage werden Legastheniker aber leider auch geradezu künstlich erzeugt. Nämlich durch völlig idiotische Lehransätze.


    Schreiben nach Gehör ist für mich jedenfalls eine der Ursachen, warum das immer mehr werden. Daß es LRS gibt und man die betroffenen Kinder auch fördern muß, bestreitet sicher niemand.


    Aber aller paar Jahre neuen Blödsinn für die ABC-Schützen zu erfinden wie eben das Schreiben nach Gehör, Druckschrift statt Schreibschrift und beispielsweise das bei uns geltende Verbot klassischer Diktate gehören für mich auch zu den Ursachen um sich greifender Rechtschreibschwächen.

    Schleichdiktate, bei denen die ganze Klasse durchs Zimmer flitzt...sowas machen die heute. Dabei lernt und festigt keiner was.

  • Ohja - Druckschrift, das ist mein Favorit. Schreibschrift, Firlefanz - am Ende kann das Kind noch flüssig mitschreiben ...

  • Der Gedanke der Einzelintegration ist eigentlich zu begrüßen, ist aber in unserem System und dem Verhältnis Lehrer/Schüler nicht immer praktisch umsetzbar.


    Im Ansatz wäre es auf jeden Fall der bessere Kurs um Talente zu fördern und Schwächen zu vernachlässigen. Besser im Bezug auf, alle bekommen gleichermaßen 10 Jahre ein undifferenzierte gleiches Programm vor die Nase, das Stärken und Schwächen vollkommen unberücksichtigt lässt.


    Problem ist, dass gerade in Ballungsgebieten sowas kaum darstellbar ist, bzw. die zur Verfügung stehenden Plätze für Einzelförderung bei weitem nicht ausreichen. Erschwerend hinzu kommen die von Deluxe angedeuteten Fehleinschätzungen und das nicht nur durch Lehransätze, sondern und gerade auch durch Eltern deren Kind mal ein Wort falsch ausgesprochen hat und damit sofort als "Förderbedürftig" eingestuft wird, teilweise mit der grotesken Forderung für einen Platz der Förderung, obwohl mehrere unabhängige Experten das Kind anders einstufen.


    Nichts gegen die die wirklich "Probleme" auf dem "normalen" Kurs haben und gefördert werden sollen wo (echter) Förderbedarf vorhanden ist.


    Die Frage ist, wo das noch alles hinführen soll.

  • alle bekommen gleichermaßen 10 Jahre ein undifferenzierte gleiches Programm vor die Nase, das Stärken und Schwächen vollkommen unberücksichtigt lässt.

    So war es weitgehend in der DDR. Und das Ergebnis war ein insgesamt deutlich höheres Bildungsniveau in der Bevölkerung als heute. Das muß einen Grund haben...

    10 Jahre Gesamtschule für alle. Aussortiert wurden nach der 1. Klasse nur die ganz üblen Problemfälle und die gingen dann ab Klasse 2 zur Hilfsschule, wo dank hervorragender Sonderpädagogik bisweilen recht passable Absolventen aus ihnen wurden, die man zumindest an den Arbeitsplätzen, für die weniger Qualifikation nötig war, recht gut einsetzen konnte.

    Und wer nach Klasse 10 weitermachen und zum Abitur wollte, für den gab es die EOS. Wobei die alte Regelung, nach Klasse 8 zur EOS zu wechseln, wahrscheinlich sogar die bessere war. Aber das ist Kosmetik.


    Einheitsschule mit gleichen Lehrplänen und gleichen Lehrmaterialien bundesweit wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die bessere Wahl gegenüber unseren 16 Schulsystemen mit all ihren Untervarianten, freien Schulen, konfessionellen Schulen, Waldorfschulen und was es sonst noch alles gibt.

    Einschließlich polytechnischen Unterrichts, bitteschön. Der wäre bitter nötig. Und selbst die Wiedereinführung von UTP und die Verpflichtung ortsansässiger Unternehmen, das mitzutragen, halte ich für sinnvoll. Es gibt Gründe, warum das Handwerk furchtbar über Nachwuchssorgen jammert. Einer davon ist, daß die Kinder nicht mehr an Berufe herangeführt werden. Und an handwerkliche Fertigkeiten, an das gute Gefühl, mit den Händen etwas geschaffen zu haben. Polytechnischer UNterricht und UTP könnten hier zumindest bei der ersten Orientierung helfen - besser als ein zweiwöchiges Praktikum in Klasse 9 allemal.


    Werden wir leider nicht erleben - denn selbst schwere Krisen wie die aktuelle "Pandemie" halten unsere Politik nicht davon ab, diese Kleinstaaterei weiter zu forcieren.

  • bei uns geltende Verbot klassischer Diktate

    Oh Gott. In Sachsen sind Diktate verboten? Wo bin ich hier nur hingeraten... Aber wer weiß, wie das heutzutage in Hessen ist. Als ich dort die Grundschule besuchte, hatte man diese Experimente à la Schreiben nach Gehör und Ganzwortmethode gerade wegen verheerender Ergebnisse ad acta gelegt. Und 40 Jahre später kommt der Mist wieder aus den Löchern? Schlimm.

  • Aber aller paar Jahre neuen Blödsinn für die ABC-Schützen zu erfinden

    Als lobbyfähiges Verlag lohnt es eben mehr um alle zwei Jahre ein neue Methode verkaufen zu können, als daß der Kunde die Schulbücher bis zur Verschleißgrenze abnützt.


    Unsere (Groß-)Eltern bekamen die Kinder noch zugeworfen, heute werden die eins oder zwei sorgfältig geplant UND ES DARF DA GAR NICHTS SCHIEF GEHEN. Wenn unter solche Umstände das Kind sich kein hochbegabtes Mozart/Polgar-ähnliches Wunderkind zeigt, empfinden die Eltern es oft als ein eigenes Versagen, daß mit einem quasi Behindertenlabel wie Legasdingsda oder Dyskalkül getarnt werden soll.


    In dem Sinne drehen wir alle durch, und das schon lange, wenn ich nach meine eigene Mutter sehe. Es ist eins der Gründe, daß ich kinderfrei bin, aber damit weichen wir zu weit vom Thema ab. X/

  • Hierzulande ist jahrzehntelang auf Unterricht gespart, die Klassen haben sich wieder auf viktorianische Größen ausgedehnt und von einem Lehrergehalt kann man sich kein halbwegs anständige Wohnung mehr leisten. Gleiches gilt übrigens für Dienstleister im sozial-medizinischen Bereich. Dort gibt es auch zu wenig Nachwuchs.

    Da drehen sich die Verantwortlichen im Ministerium in alle rhetorischen Kurven, wo die Lösung doch so einfach ist: Zahl die Leute die die richtige Arbeit machen dan auch mal richtig!

  • So war es weitgehend in der DDR. Und das Ergebnis war ein insgesamt deutlich höheres Bildungsniveau in der Bevölkerung als heute.

    Das würde ich nie bestreiten. Das alles fand aber in einem ganz anderen System statt, mit vollkommen anderen Grundvoraussetzungen und auch mit einer gänzlich anderen (eingestellten) Elternschaft.


    Ich meine aber, dass der DDR Weg gut und auch richtig war, dennoch war auch dieser "ausbaufähig".


    Und heute funktioniert das so einfach nicht mehr. Und wenn man sich um die Bildung kümmern würde, wäre da auch was machbar. Aber heute scheint es eher darum zu gehen Eliten und Knechte zu schaffen. Ganz wie in alten...uralten Zeiten. Gepaart mit dem Vorwand sich um jeden zu kümmern. Klingt nett, ist aber oft weit entfernt von der Realität.

  • Da gehe ich mit.


    In Sachsen sind Diktate verboten?

    Uns hat man in der Grundschule unseres Sohnes erklärt, daß dort keine klassischen Diktate mehr geschrieben werden dürfen, Ansage aus dem Kultusministerium. Es gibt nur noch sog. Schleichdiktate, wo der gedruckte Text auf dem Lehrerpult liegt und alle Kinder aufstehen, da hinrennen, sich einen Satz merken sollen, zurückgehen und ihn dann aufschreiben. Danach der nächste Satz.

    Es ist kaum möglich, dieses Procedere Menschen begreiflich zu machen, die noch in normale Schulen gegangen sind - so wie unsereins in der DDR. Man muß sich das mal bei 25 Kindern vorstellen. Das Diktat besteht vielleicht aus 10 Sätzen. Wenn sich jedes Kind pro Gang einen ganzen Satz merkt, sind das bereits 250 Hin- und 250 Zurückbewegungen im Klassenzimmer. Macht zusammen 500. Und wenn sich jeder nur einen halben Satz merkt, sind das 1000 Bewegungen zum und vom Lehrertisch.

    Ich fasse es nicht!


    Das mit der Druckschrift ist zum Glück an unserem Jungen vorübergegangen, weil schulintern festgelegt wurde, daß sie sich daran nicht beteiligen.

  • =O Wer, und in welcher Funktion, hat sich dann damals an den Kultusminister mit solch einem Monty Python-artigem Vorschlag herangetraut, ohne zurückgepfiffen oder rausgeschmissen zu werden? Bestimmt irgendein Analphabet der noch nie von Thomas Mann gehört hat. Welche besoffene Wette liegt daran zugrunde? :hau:

  • ... Es gibt nur noch sog. Schleichdiktate, wo der gedruckte Text auf dem Lehrerpult liegt und alle Kinder aufstehen, da hinrennen, sich einen Satz merken sollen, zurückgehen und ihn dann aufschreiben. Danach der nächste Satz. ...


    ... Das Diktat besteht vielleicht aus 10 Sätzen. Wenn sich jedes Kind pro Gang einen ganzen Satz merkt, sind das bereits 250 Hin- und 250 Zurückbewegungen im Klassenzimmer. Macht zusammen 500. ...


    Schleichdiktate?


    Und die Aerosole welche beim ständigen Hin- und Herlaufen freigesetzt werden? Die lassen sich doch auch durch Lüften nicht optimal minimieren. Immerhin Schulsport in geschlossenen Räumen (Turnhallen!) ist wegen Corona zurzeit verboten!


    Hierbei handelt es sich sicherlich um eine illegale Form von Körperertüchtigung mit orthografischen Hindernissen – vermutlich noch unter Schönschriftzwang. Ein Fall für Human Rights Watch?

  • "Schleichdiktat" - ich konnte mir unter diesem Begriff echt nichts vorstellen bis eben. So einen hirnverbrannten Blödsinn hätte ich "besten"falls bei Walldorfs für möglich gehalten - aber an einer ganz normalen öffentlichen Grundschule?! :doof: Da fragt man sich doch unweigerlich, wohin oder zu was all diese fragwürdigen "Bildungs"ansätze/-experimente wohl führen sollen - womöglich geht's tatsächlich noch um das "dumme Volk", dass sich bekanntlich so trefflich gut regieren lässt... :hä:

    Bis wir wieder (mehr oder minder) direkt mit der Schulmisere zu tun bekommen, dauerts ja zum Glück noch runde 5,5 Jahre. Mal sehen, welche bildungspolitischen Böcke bis dahin noch geschossen werden... :augendreh: