Zylinderausfall/Splitter verhindern Zündung - Problemsuche

  • Liebe Leiden(schaft)sgenossen,

    ich habe an meinem 601 (Bj. 86) ein Motorproblem und würde Euch gerne um Rat bitten. Vorab: Mir macht Schrauben zwar immer großen Spaß, ich bin aber weder vom Fach noch habe ich irgendeine technische/mechanische Vorbildung. Entschuldigt also im Voraus, wenn ich mich irgendwie falsch oder unklar ausdrücke und habt Nachsehen mit meinem Halbwissen ;)

    Ich habe meinen Trabi seit Mitte 2019 und konnte damit zunächst auch einige hundert Kilometer ohne Probleme fahren. Dann setzte aber auf einer längeren Autobahnfahrt plötzlich einer meiner Zylinder (von vorne aus gesehen der rechte) aus, sodass ich nur noch auf dem linken bis zur nächsten Ausfahrt weiterfahren konnte. Ein Blick auf die entsprechende Zündkerze verriet auch gleich wieso: Zwischen die Zündkontakte hatte sich ein winziger Splitter/Klumpen gesetzt, sodass kein Zündfunke mehr entstehen konnte. Ich habe den Splitter entfernt und konnte danach ohne Probleme auf beiden Zylindern weiterfahren. Zuerst hatte ich vermutet, dass sich von den Zündkerzen selbst Material abgelöst hatte, doch auch mit neuen Kerzen bestand das Problem weiter und ich hatte immer wieder Zylinderausfälle, bis es dann so oft und kurzzeitig hintereinander wurde, dass ich nicht mehr weiterfahren wollte. Bei der letzten Fahrt hat es keine 10 Minuten gedauert, bis der rechte Zylinder wieder ausfiel. Seitdem steht mein Trabi nun in der heimischen Garage. Das Zündkerzenbild war im Übrigen normal. Solange keine Splitter die Zündung verhinderten sahen die Kontakte für mich so rehbraun aus, wie sie ein sollen. Gefahren bin ich bisher mit Isolator M 14-225 0,6mm und Gemisch fahre ich 1:50.

    Nun habe ich bereits ein wenig recherchiert und aufgrund der Splitter, die ich zunächst als Metallsplitter gesehen hatte, einen sich anbahnenden Kolbenfresser vermutet. Am Wochenende hatte ich dann endlich Zeit, mir den Motor anzusehen, habe zunächst die Zylinderköpfe abgenommen und in die Töpfe geschaut, die zu meiner Überraschung besser aussahen als befürchtet. Die Zylinderwände sind ganz glatt und sauber; keine Riefen, kein Abrieb, nichts, was auf eine verbogene Kurbelwelle oder ein verbogenes Pleuel hindeuten würde.

    Da ich aber nun wie gesagt relativ wenig Ahnung von der ganzen Materie habe und mir ganz viele mehr oder weniger plausible Dinge einfallen, die es sein könnten (Zündung/Zündzeitpunkte; Vergaser liefert falsches Gemisch, was dann fehlerhaft verbrennt; Materialermüdung am Kolben selbst; Kolbenringe; vielleicht doch etwas, das "tiefer drinnen" liegt, also Kurbelgehäuse, Kurbelwelle oder Pleuel), würde ich euch gerne fragen, wie ihr nun an meiner Stelle weiter vorgehen würdet. Was würdet ihr als erstes probieren, wie würdet ihr euch rantasten, was sollte ich als nächstes tun?


    Unten findet ihr noch einige Bilder, die ich von den Zylindern und Kolben gemacht habe. Kann man dort etwas ungewöhnliches erkennen? Der rechte Kolben sieht auf jeden Fall "rauer" aus als der Linke. Könnten die Splitter auch keine Metallsplitter sein, sondern einfach von diesen Ablagerungen kommen, die man dort sieht? Wenn ja, was sind das für Ablagerungen? Deuten die auf irgendetwas hin?


    Für jegliche Anregungen, Ideen oder Hinweise auf einen bereits bestehenden Thread dazu, den ich dummerweise übersehen haben sollte, bin ich euch sehr dankbar!


    Beste Grüße

    Marco

  • Das sich recht deutliche Anzeichen dafür das deine Kurbelwelle Schrott ist. Das heißt der Käfig der Lager beginnt sich aufzulösen.

  • Auf dem ersten Bild sieht man auf dem Kolben bereits Einschläge von Metallteilen. Der zugehörige Kopf wird ähnlich aussehen. Die Teile stammen, wie vom Vorredner schon gesagt, von Deiner Kurbelwelle. Also keinen Meter mehr fahren, sondern regenerieren (lassen).

  • Zunächst mal vielen Dank für eure ersten Antworten. Das klingt ja leider wenig optimistisch. Ich komme natürlich dabei echt schnell in die Richtung eines finanziellen Totalschadens, zumal es hier so tief im Westen keine mir bekannten trabispezialisierten Werkstätten gibt.


    Was würdet ihr denn jetzt machen? Ich gehe davon aus, dass ich als Laie da an meine Grenzen komme, richtig? Ist selbst machen also keine Option, zu der ihr raten würdet? Und würdet ihr dann eine Regeneration oder gleich einen Austauschmotor vorziehen?

  • Das kommt drauf an ob du genau deinen Motor wieder drin haben willst oder ob dir das egal ist wenn ein anderer reinkommt.

    Wenn du keine Erfahrung hast solltest du das zusammen bauen eines neuen Motors besser jemanden überlassen der das kann.

  • Ja, das habe ich auch schon vermutet. Ich glaube das übersteigt meine Fähigkeiten. Mir wäre es egal, wenn ein anderer reinkäme.

  • Ich wäre an Deiner Stelle für einen regenerierten Austauschmotor aus zuverlässiger Hand, das geht schneller und bekommen die Werkstätten bei Dir auch hin. Trotzdem vorher gucken welche dafür am besten geeignet ist. Den alten Motor dann bitte auch gegen den Neuen tauschen, damit es auch in Zukunft noch genug davon geben wird. Falls Du einen Motor im Internet finden solltest mit Bilder, hier gibt es Leute die Dir dann zu dem gefundenen Motor ganz viel schon sagen können, die sehen mit ihren Adleraugen winzige Details, wenn man sich das in den einzelnen Themen durchliest, bin ich selbst immer ganz erstaunt.


    Absonsten, mein Beleid noch. ?(

    Einmal editiert, zuletzt von Tomsailor () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von Tomsailor mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • zumal es hier so tief im Westen keine mir bekannten trabispezialisierten Werkstätten gibt.

    Es hat sogar neulich einer in der westlichste Ecke Deutschlands aufgemacht: https://www.att-selfkant.de/


    Sonst gilt http://www.trabant-motorentechnik.de/ in 37339 Gernrode (achte auf die richtige PLZ) als absoluter Trabantmotorenspezialist.

  • Danke euch! Dann werde ich mich mal anfangen, auf die Suche nach Motoren und Werkstätten zu machen. Eure Hinweise waren jedenfalls sehr hilfreich!

  • Schau Dich nach einem guten regenerierten Motor um im Netz, sei Dir aber bewusst das Du für einen guten Motor einige Euros investieren musst.

    Ich persönlich habe auch sehr gute Erfahrung mit http://www.trabant-motorentechnik.de/

    gemacht. Denke aber das auch andere das gut machen.

    :thumbup:Alles wird gut ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Guido ()

  • Danke! Ich werde mich jetzt mal ein bisschen umhören und schauen, was für mich die beste Variante ist. Wenn es interessiert, kann ich gerne hier im Thread auch mal ein Update schreiben, wenn es etwas neues gibt.


    Eine Verständnisfrage noch: Ihr sagtet ja, dass die Einschläge von Metallteilen der Kurbelwelle kommen. Was ich noch nicht verstehe ist, wie diese Metallteile in den Verbrennungsraum kommen. Die müssten doch dann an den Kolbenringen vorbei, oder? Würde das nicht Riefen am Zylinder verursachen? Da verstehe ich noch nicht, warum meine Zylinderwand so glatt aussieht.

  • die kommen aus dem kurbelgehäuse über die überströmer der Zylinder in den Brennraum. Du fährst einen 2-takter, da wird das Gemisch angesaugt, in der kurbelkammer vorverdichtet, dann bei kolben runter über die überströmer in den Brennraum gebracht, und dort dann bei kolben hoch verdichtet und gezündet.

    Ganz einfach gesprochen!

  • Dementsprechend kann auch schon dein Kurbelgehäuse Beschädigungen haben, speziell in den Drehschieberflächen.

    Je nach dem wo die Stückchen langgewandert sind.

  • Okay, verstanden, danke. Wenn der Kolben nach unten geht, wird das Gemisch aus der Kurbelkammer über den Überströmer in den Verbrennungsraum gesaugt und dabei kommen dann Metallteile mit.

  • Die Stückchen können aber auch zwischen Kolben und Zylinderwand geraten. Das ist reiner Zufall oder Glücksache wo die so lang machen. Am Ende gehen sie durch den Auspuff oder bleiben an der Zündkerze kleben oder stecken im Kolben drin oder oder......

  • Nee, da macht nix durch, nicht in der Größe. Selbst bei deutlich kleineren Stücken quiekt es nur noch kurz und die Mühle ist komplett fest.

    Der Knecht muss eilen, der Lord kann reisen.