Bücher über und aus der DDR – Kraftfahrzeuge, Verkehr, Bildbände und mehr

  • Ich wollte das Buch keinesfalls schlecht reden.

    Hatte ich auch so nicht verstanden.

    Du legst offensichtlich großen Wert auf farbige Fotos. Je weiter du in die Vergangenheit schauen willst, umso weniger wirst du fündig werden.

    Ja. Und bei der Fadenerstellung habe ich auch total vergessen zu erwähnen, dass meine Bilder- und Bücherschwerpunkte auf Farbfotos, bzw. Veröffentlichungen aus den 70er und 80er Jahren liegen. Vlt. macht dieser Kontext meine Buchauswahl und mein Geschriebenes ein wenig verständlicher.

  • Es wird nun Zeit, das Thema Bücher wieder aufzugreifen. Ich habe noch jede Menge davon, werde aber nur noch ein paar hier besprechen, mit dem Schwerpunkt Literatur aus der DDR, um das Thema einigermaßen zum Abschluss zu bringen. Das Forum soll ja auch nicht über die Gebühr mit Datenmüll belastet werden.


    Hier mal zum Thema Bildbände aus „Berlin – Hauptstadt der DDR“ oder auch „Ostberlin“, wie es der „schnöde Wessi“ zu nennen pflegte. Und genau dieser Teil Berlins hat mich seit frühester Jugend fasziniert, zum einen, weil die zwei Besuche jenseits der Mauer in den 80ern sind meine einzigen Aufenthalte in der DDR waren und zum anderen dort im Kern die historische Bausubstanz Berlins - oder was davon nach dem 2WK übrig blieb – am anschaulichsten war. Dass die Hauptstadt bei DDR-Bürgern nicht immer wohl gelitten war, weil andere Bezirke unter dem Mittelabfluss in Richtung Hauptstadtprojekt leiden mussten, ist mir schon klar. Und auch, dass es andere schöne Ecken in diesem Staat gab. Ich hatte da allerdings bis zur Wende keine Vergleichsmöglichkeiten.


    Ich habe deswegen eine Reihe an Bildbänden über Berlin angesammelt, natürlich möglichst mit Farbfotos. Nahezu allesamt stellen die Hauptstadt natürlich sehr idealisiert dar und dokumentieren unterbewusst aber auch anschaulich, wie bevorzugt diese Stadt gegenüber der „Provinz“ wurde. Trotzdem kann man viele schöne Fotografien, inkl. Straßenverkehr, entdecken und auch Informationen gewinnen.


    1. Berlin, Hauptstadt der DDR

    8. überarbeitete Auflage zum 30jährigen Bestehen der DDR, erschienen 1978, Brockhaus Verlag Leipzig, Leineneinband, Autor: Gerhard Kiesling, Ingeborg und Erik Hühns, 130 Seiten.

    Vorangestellt ist ein kurzer historischer Abriss zur Stadtgeschichte. Es folgen dann vorwiegend Schwarz-Weiß-Fotos und auch viele Farbfotos.



    1. Berliner Farben
      1. Auflage zum 750. Stadtgeburtstag, erschienen 1987, Brockhaus Verlag Leipzig, Leineneinband, ca. 140 Seiten, Fotos: Gerhard Kiesling, Text: Fritz Jahn.
      Nach kurzer Texteinführung und einem tabellarischen Geschichtsabriss gibt es jede Menge hochwertige Farbfotos.

    2. Berlin
      1. Auflage zum 750. Stadtgeburtstag, erschienen 1986, Herausgeber: Berlin-Information, Hartpappeneinband, 200 Seiten, Fotos: Hans-Joachim Boldt, Vorwort: Bernd Dochow.
      Nach einem kurzen Vorwort gibt es auf ca. 160 Seiten unkommentiert eine Vielfalt an schönen Farbfotos. Ein Bildregister in deutsch/englisch/französich befindet sich im Anhang. Dieser Bildband scheint ein wenig mehr auf internationale Leser ausgerichtet.

    3. Spaziergang durch die Geschichte Berlins
      1. Ausgabe, erschienen (vmtl) 1978, Herausgeber: Berlin-Information, Leineneinband, 190 Seiten, Autor: Kurt Wolterstädt.
      Der literarische „Spaziergang“ findet ausschließlich im historischen Stadtzentrum statt. Es gibt ein vorangestelltes Geleitwort und zu jedem wichtigen Standort eine Textbeschreibung und überwiegend farbliche Illustrationen und Fotos.

    4. Bauten unter Denkmalschutz
      1. Ausgabe, erschienen 1985, Herausgeber: Berlin-Information, Leineneinband, 285 Seiten, Autorenkollektiv.
      Auch hier geht es in erster Linie um den historischen Stadtkern. Der Bildband referenziert jedoch auf die denkmalgeschützten Gebäude. Diese werden dann auch in kurzen Texten beschrieben. Zusehen sind ausschließlich Farbfotos.

    5. Berlin – Hauptstadt der DDR, historische Straßen und Plätze heute
      7. bearbeitete Auflage, erschienen 1980, Verlag für Bauwesen Berlin, Leineneinband, 268 Seiten, Autorin: Waltraud Volk.
      In diesem Buch stellt die Autorin (seinerzeit Denkmalpflegerin bei der Deutschen Bauakademie Institut für Städtebau und Architektur) das historische und das „heutige“ (1980) Berlin in reichlich informativen Texten und Schwarz-Weiß-Fotos und -Illustrationen gegenüber. Hier geht es auch wieder um den alten historischen Stadtkern. Behandelt werden „Unter den Linden“, „Alt-Kölln“ und das Gebiet zwischen Spree und „Alexanderplatz“. Dieses Werk hat einen weniger ideologischen als vielmehr einen eher wissenschaftlichen Anstrich. MMn ein sehr interessantes Werk.

    Alle Bücher sind für sehr günstiges Geld im antiquarischen Buchhandel zu bekommen.


  • 4 davon habe ich auch, mindestens...;)

    Die Bedeutung solcher Bildbände als zeitgeschichtliche Dokumentationen eines längst vergangenen Istzustandes wird m.E. immer noch stark unterschätzt. Selbst incl. der damals oft üblichen Schönfärberei sind das die reinsten Zeitkapseln. :)

  • Ich habe auch ein paar solcher Bücher/Hefte. Die nehme ich gerne bis 5€ auf dem Flohmarkt mit. Meist eher 2-3€.


    Besonders schön finde ich das 1957er "Unser Deutschland" zum Teil mit aufklappbaren Farbildern von div. Gemälden. Hier eine Auswahl.


  • Den großen DDR Bildband habe ich mit diesem Umschlag auch. Ist bei mir die 2. Auflage von 1979. es muss noch einige weitere Auflagen, auch mit anderem Umschlag gegeben haben. Es war seit Ende der 70er vmtl. der Standardbildband.

  • Für DDR gesamt möglich.... Ansonsten muss es wohl Hunderte verschiedene gegeben haben: Städte, Bezirke, Regionen... Dazu die thematisch spezialisierten Bände: Technik, Kunst, Kultur, Architektur...

    Und dann noch die "aus gegebenem Anlass " aufgelegten "Propaganda-Bücher", Interkosmos nur als ein Beispiel.

    Ein sehr weites, sehr interessantes (und Regale füllendes ;)) Sammelgebiet.

  • Anekdote. Der Sohn eines Arbeitskollegen interessiert sich für Schiffsanker. Für alles gibt es heute Literatur, für Segel, für Knoten etc., nur nicht für Anker.

    Antiquarisch hat er dann doch eins in einer Buchhandlung finden können, von einem ostdeutschen Verlag.

    Der Knecht muss eilen, der Lord kann reisen.

  • Ich schaue eigentlich immer erstmal antiquarisch. In vielen Literaturbereichen lassen sich da nicht nur Schnäppchen machen, sondern tatsächlich auch ganz spezielle Bücher finden. Ich könnte mich da tot kaufen...


    Gerade als ich gestern meinen Beitrag verfasste, habe ich noch zwei weitere Waltraud Volk Bände (Dresden und Leipzig) und einen weiteren Berlinband erstanden. Wo soll das noch hinführen? :rolleyes:

  • Wenn nochmal irgendjemand was zu meinen 3,5 Handvoll Anhängern sagt.... :zungeaus:

  • Für Hockantstehende wäre Regaleinbauten eine überlegenswerte Möglichkeit.... :/

  • Das hängt wie immer vom Regal und vom Anhänger ab....



    Blöd ist nur: das letzte Hemd hat keine Taschen und der Sarg keine Regale....

  • Drum sollte man sich an seinem (was auch immer...) Sammelsurium auch zu Lebzeiten so gut und oft wie möglich erfreuen. Nur als Staubfänger im Regal nützen z.B. all die schönen Bildbände herzlich wenig. Ich nehme mir (vor allem im Herbst und Winter ) sehr gerne immer mal wieder einen zur Hand und vertiefe mich darin. :leser:


    Den Part des Rumärgerns mit all dem Zeug überlasse ich dann den Nachgeborenen. 8o

  • Blöd ist nur: das letzte Hemd hat keine Taschen und der Sarg keine Regale....

    Ja, das ist wohl wahr. Ich bemühe mich ja auch, das Sammeln an sich nicht ausarten zu lassen. Aber manchmal ist das so schwierig....


    Ich weiß schon, was meine Frau zu den neuen Büchern sagen wird: "Oh nee, noch mehr Zeug zum Vollstauben". Und das stimmt ja gar nicht. Ich staubs regelmäßig ab, meistens durch Herausnehmen und Reinstellen. Es bleibt aber auch leider immer weniger Regal übrig in meinem kleinen Häuschen. Und zB bei den Motorjahrbücchern bin ich ja noch am Anfang...

  • Und hier die letzte Rutsche Städtebildbände:


    1. Über den Dächern Dresdens  
      Erschienen 1981, Verlag der Kunst Dresden, Fotos: Arno Helzel, Text: Gerhard Rehbein, 175 Seiten, Leineneinband mit Schutzumschlag.

      Mit einer kurzen Einführung zur Stadt versehen beinhaltet dieser Bildband hauptsächlich S/W-Fotos aber auch zahlreiche Farbfotos. Behandelt werden Kunst-/Kultur- und Denkmalschätze der im 2WK ausgebombten Stadt, deren historischer Kern wieder anschaulich hergerichtet wurde. Sortiert sind die Bilder nach Themengebieten (Orten, Plätzen), die in kurzen Texten beschrieben werden. Dabei kommen diese größtenteils ohne den realsozialistischen Sprech aus.
    2. Dresden in Farbe

      4. Auflage, erschienen 1981, Brockhaus Verlag Leipzig, Autor: Karl-Heinz Böhle, ca. 150 Seiten, Leineneinband mit Schutzumschlag.


      Hier gibt es eine Menge wunderschöner Farbfotos, die natürlich auf der einen Seite die schönen Seiten der Dresdner Architektur und Straßenzüge darstellen, auf der anderen Seite auch durchaus mal den Menschen szenarisch in den Mittelpunkt stellt. Hier findet man auch reichlich Straßenverkehrsszenen. Es gibt am Buchende ein Fotoregister. Eines meiner Lieblingsbildbände.



    3. Leipzig in Farbe
      2. Auflage, erschienen 1985, Brockhaus Verlag Leipzig, Fotos: Renate und Roger Rössing, Text: Wolfgang U. Schütte, 160 Seiten, Leineneinband mit Schutzumschlag.

      Auch ein mit durchweg Farbfotos gestalteter, wunderschöner Bildband. Zu sehen sind Sehenswürdigkeiten, Straßenzüge, Menschen, alles in kunstvoller Gestaltung. Eingeteilt ist der Bildband in vier große Themenblöcke. Diesen Blöcken ist jeweils ein imaginärer Brief vorangestellt, der von ebensolchen Besuchern der Stadt an Freunde und Bekannte geschrieben wurden und die Themen umreißen. Die Fotos werden dann noch in Bildunterschriften beschrieben. Absolut sehenswertes Werk in politisch neutraler Gestaltung, der zur gemütlichen Betrachtung einlädt.

    4. Der große Cottbus Bildband
      Erschienen 1990, Militärverlag der DDR, Herausgeber: Cottbus-Information, Fotos: Wolfgang Drescher und Jürgen Kaffka, Text: Reinhard Seidler, ca. 160 Seiten, Leineneinband mit Schutzumschlag.

      Ein absolutes DDR-Bildband-Spätwerk. Die durchweg farblichen Fotos beschreiben Bauwerke, Sehenswürdigkeiten, reichlich Straßenszenen und die Menschen der Stadt. Vorangestellt ist eine ausführliche Einführung zur Stadtgeschichte dieser Stadt, die auch durch den Spreewald und der Minderheit der Wenden geprägt wird. Schön und betrachtungswürdig aufgemacht.


  • Über den Dächern Dresdens

    Ja, damals konnte man noch mit dem Genitiv umgehen, wie sich das gehört.


    Heute würde das Buch sehr wahrscheinlich "Über den Dächern von Dresden" heißen. Gruseldeutsch, aber mittlerweile überall salonfähig, weil selbst in den höchstbezahlten Nachrichtenredaktionen und in den meisten Verlagen nur noch Leute arbeiten, die auf so etwas nicht achten bzw. gar nicht mehr zwischen gutem und weniger gutem Deutsch unterscheiden können.


    DDR-Bücher in die Hand zu nehmen, ist heute mehr denn je eine Wohltat beim Lesen, wenn man mit aktuellen Publikationen vergleicht. Es gab nicht nur Autoren, die ihre Sprache beherrschten, sondern auch festangestellte Lektoren - eine heute nahezu gänzlich ausgestorbene Berufsgruppe.