Wie schwer ist es einen Trabant zu fahren?

  • Wenn man bisher nur moderne Fahrzeuge gefahren ist, ist ein Trabant natürlich was anderes. Aber wenn man ein paar Kilometer fährt, gewöhnt man sich sehr schnell daran, und wenn das erstmal geschehen ist, fährt sich meiner Meinung nach ein Trabant leicht und gut.

  • Es passiert mir gelegentlich noch immer, daß ich im Westblech die Scheibenwischerbedienung fast verzerre, weil ich schalten will. Mein 601K war nicht nur mein erstes Auto, sondern die ersten 12 Jahre auch mein Hauptfahrzeug. Erst in 2004 kam ein Gebraucht-Civic dazu, die ist in unsere Obhut mittlerweile ein Youngtimer geworden.


    Was ich als Vorteil sehe, ist das ich mir dank des Trabis eine defensive Fahrstil angewohnt habe. Auch im Westblech lasse ich gerne eine Bremslücke vor mir. Leider kann ich dann nicht die (schmale) Lücken nützen, wo ich mit 'ner Pappe hindurch gepasst hätte..

  • Beim Rangieren muss man sich dennoch auf wesentlich höhere Lenkkräfte einstellen, hier fehlt schlicht die Servo-Unterstützung.

    Genau wie bei den Bremsen, welche dennoch sehr gut greifen, wenn man die Pedalkräfte kennt und alles gut gewartet ist.


    Und natürlich fehlt jegliche Knautschzone, auch das sollte man wissen, bevor man einsteigt.



    Gruß

    Benjamin

    Fährt und schraubt gern *Simson S50B1* *Schwalbe KR51/1* *Trabant 601 LX '88* *Lada Niva 1700*

  • Für die Erfüllung der damaligen ECE-Normen hat's immerhin gereicht. ;)

    Der Trabant ist ein Oldtimer, da kann man keine passive und aktive Sicherheit auf heutigem Niveau erwarten. SO unsicher, wie's Prof. Danner anno 90 immer wieder behauptet hat, war und ist das Auto aber eben auch nicht...

    Im direkten Vergleich gibt es m.E. schon deutliche Unterschiede zw. früheren und den Spät-80er Bj. . Letztere sind i.d.R. ruhiger beim Innengeräusch und fahren sich insgesamt geschmeidiger, nicht zuletzt wg. der moderneren Gelenkwellen.

    Simplexbremse, Brettsitze und ggf. eben die Diagonalreifen tun ihr übriges zum spürbaren Unterschied der verschiedensten Evolutionsstufen 601. ;)

  • Die Diagonalreifen sind heutzutage aber unabhängig von Baujahr und Ausstattungs-Linie. :D

    Also wenn, dann selbstgewähltes Produkt.


    Gruß

    Benjamin

    Fährt und schraubt gern *Simson S50B1* *Schwalbe KR51/1* *Trabant 601 LX '88* *Lada Niva 1700*

  • Die Diagonal Reifen sind da drauf wo sie drauf gehören.

  • "Und natürlich fehlt jegliche Knautschzone, auch das sollte man wissen, bevor man einsteigt."


    Hast du selber schon Unfälle und Kollisionen mit Trabant / anderen Fahrzeugen gehabt, um diese Aussage nachvollziehen zu können, oder ist dies deine angenommene Lehrmeinung?

  • Ich hatte gottseidank noch keinen Auto-Unfall. Leider kam es in letzter Zeit in den Medien aber gefühlt gehäuft zu Unfällen, in denen Trabant verwickelt waren. Und die Bilder davon sind alles andere als schön, geschweige denn die Verletzungen, die den Fahrern und Beifahrern dabei widerfahren sind.

    Jeder, der 1 und 1 zusammenzählen kann, wird sich vorstellen können, dass das mit Kunststoff beplankte Blechgerippe ganz schnell “den Kürzeren zieht“. Besonders bei einem seitlichen Aufprall.


    Damit will ich keinesfalls sagen, der Trabant sei unsicher und man soll die Finger davon lassen. Aber man kann eben keine Fahrweise an den Tag legen, wie man sie täglich z.B. auf der Autobahn erlebt.

    Aber angepasste Fahrweise schützt leider auch nicht immer vor einem Unfall.


    Wenn du andere Erfahrungen gesammelt hast, kannst du mich selbstverständlich korrigieren.



    Edit:

    Oder um es anders und kurz zu sagen: Diese Meinung habe ich mir selbst gebildet.



    Gruß

    Benjamin

    Fährt und schraubt gern *Simson S50B1* *Schwalbe KR51/1* *Trabant 601 LX '88* *Lada Niva 1700*

    2 Mal editiert, zuletzt von bepone ()

  • Bei Seitenaufprall gebe ich Dir sogar Recht, allerdings waren andere zeitgenössische Autos der Kleinwagenkategorie hier zumeist auch nicht besser.

    Front- und Heckaufprall hatte ich im Trabant leider schon, zum Glück bei nicht allzu hohem Tempo - beide völlig unverletzt überstanden. Wobei mir beim (fremdverschuldeten) Hecktreffer sehr zu Gute kam, in einem Spät-80er zu sitzen und eine Kopfstütze zu haben. Ohne hätte es sicherlich Aua im Halswirbelbereich gegeben...

    Beim Frontalcrash hat der 601er beim ADAC seinerzeit (in den frühen 90ern) sogar erstaunlich gut abgeschnitten. Dass die Belastungen auf die Insassen ggf. höher sind, als bei moderneren Konstruktionen, liegt auf der Hand (wobei ältere Fiesta &Co wiederum auch nicht viel besser waren).

    Die "Gefahr" liegt m.E. weniger im Trabant, sondern viel eher darin, dass die aktuellen Karren so vgl.weise riesig und extrem schwer geworden sind (und dass etliche Zeitgenossen fahren wie die Irren...=O)

    Insofern gebe ich Dir nochmals recht: vorausschauende und defensive Fahrweise ist als Trabipilot sehr empfehlenswert . ;)

  • Das ist heute m. E. heute auch das eigentliche Problem. Lass dich im Trabant mal von 2 X5 oder alten Volvos zusammenfalten....

    Dann ist es der sprichwörtliche Karton.

    Der leichte Frontklatscher ist fast immer selbstverschuldet und sicher nicht so schlimm. Ich denke auch, dass der Uni von hinten deutlich stabiler als die Limo ist. Ich habe das in den 90ern mal gesehen, wie ein Kadett sich vorn feinst kaltverformt hat und der Trabant hatte hinten so gut wie nichts. War allerdings nicht so schnell, vermutlich was um die 20.... 30 Stundenkilometer.

    Der Knecht muss eilen, der Lord kann reisen.

  • Einen Hecktreffer im P50 ohne Kopfstützen hat mein Vater nebst Copilot während einer Rallye in den frühen 70ern auch mal unverletzt überstanden. Dass sie es überhaupt überlebten lag vermutlich daran, dass einfach die Sitzlehnen komplett nach hinten wegknickten. Der Trabi war hinten bis zur Achse platt.

    Früher fuhr ich 6V, weil ich musste. Heute tu ichs, weil ich kann.

  • Die passive Sicherheit hat allerdings wenig mit der Frage zu tun, wie leicht sich ein Trabant fährt. Mein Fahrrad fährt auch ziemlich leicht und hat gar keine Knautschzone ;)

  • Die Frage, wie leicht oder schwer sich ein Trabant fahren lässt, wurde ja erschöpfend beantwortet. Da können dann meiner Meinung nach auch noch andere Aspekte beleuchtet werden.


    Warst du das also auf dem Fahrrad, den ich letztens auf der Autobahn überholt hatte? ;)

    Fehlende Knautschzone ist eher beim Motorrad ein Problem. Ein Unfall endet sehr schnell in schwersten Verletzungen, nicht selten noch schlimmer.

    Jeder Motorradfahrer weiß das.

    Mit dem Fahrrad ist man meist etwas langsamer unterwegs, aber wenn man in der Stadt von einem Auto tangiert wird, sieht man hinterher auch nicht sehr gut aus.

    Was also soll der unpassende Vergleich?


    Gruß

    Benjamin

    Fährt und schraubt gern *Simson S50B1* *Schwalbe KR51/1* *Trabant 601 LX '88* *Lada Niva 1700*

  • Hallo Liebes PappenForum!

    Man hört immer wieder von vielen Seiten, das es schwer sei einen Trabant zu fahren. Die meisten erwähnen da die Schaltung und auch das relativ viele Features, die es in neueren Autos gibt, fehlen. Was hat es mit der Heizung auf sich? Habe da gehört, das diese komplett anders funktionieren soll als bei "konventionellen" Autos. Was meint ihr? Wie schwer ist es einen Trabant zu fahren und braucht es dafür viel Übung, oder geht es Ruck-Zuck und man hat es sofort drauf?

    Liebe Grüße, Luke!

    Hi Luke!


    Wie schwer es für dich ist, das hängt unter Anderem von Deiner Muskulatur ab. Der Trabi hat keine Servolenkung und auch keinen Bremskraftverstärker. Die Servo braucht er auch nicht bei dem kleinen Motörchen, was die Bremse angeht, ist da aber Drauftreten angesagt, um das Auto zum Stoppen zu bringen. Du musst wissen, dass der 2-Takter praktisch keine Motorbremse hat. Im 4. Gang sowieso nicht, da Dieser über einen Freilauf wie die Hinterradnabe eines Fahrrads verfügt, aber auch in den anderen Gängen ist die Bremswirkung des Motors deutlich geringer als beim 4-Takter. Zudem solltest Du eh nur sparsam davon Gebrauch machen, da -- gerade bei längeren Bergab-Fahrten -- der Schmierfilm abreißen kann, da wenig Benzinzufuhr = wenig Ölzufuhr bedeutet.


    Was die Schaltung angeht, da gewöhnst Du Dich schnell dran.

    Und die Heizung? Die wärmt, das soll sie ja schließlich auch. Ander ist nur, dass sie nicht das Kühlwasser zum Heizen nutzt, denn das gibt's beim 601er Trabant nicht. Die Kühlluft dagegen wird durch einen Wärmetauscher, der sich um dem Vorschalldämpfer befindet, in den Innenraum geleitet, die Heizleistung ist Drehzahlabhängig, da der Motorventilator die Luft an den Motor vorbei bis in die Fahrerkabine bläst.

  • Was die Schaltung angeht, da gewöhnst Du Dich schnell dran.

    Nicht immer. Ich teile gerne mein Trabifahrspaß, aber ich hatte mal jemanden, der sonnst eine außerordentlich gute Fahrzeugbeherrschung hat, der kam irgendwie nicht damit fertig den Rückwärtsgang einzulegen. War wohl die bekannte Ausnahme.

  • Man hat sich an viele Sachen gewöhnt die man schon routinemäßig im Blut hat...


    Es gibt Sachen die können nur Trabi fahrer... Nach dem Motto "It's a feature" 8o


    ...hier eine kurze Liste an was man sich alles gewöhnt hat:


    - die Benzinzufuhr muss mittels eines Benzinhahnes auf/zu geschaltet werden

    - bei Spritmangel wird man durch Ruckeln drauf aufmerksam gemacht und schaltet anschließend den Benzinhahn auf "R" wie Reserve

    - beim Anlassen betätigt man die Starterklappe/Schock/Choke/Startvergaser bevor der Motor angelassen wird

    - Blinker müssen vom Fahrer wieder abgeschaltet werden nach dem Abbiegen

    - Licht muss ausgeschaltet werden beim Abstellen (und es gibt kein hörbares Signal bei noch eingeschaltetem Licht)

    - Innenraumlicht wird nicht automatisch eingeschaltet beim Türöffnen

    - du hupst nicht mit dem Schlag aufs Lenkrad sondern drückst den Blinkhebel in Fahrtrichtung

    - die Beifahrertür muss von innen ver- oder entriegelt werden

    - das Lenkrad ist baubedingt leicht zur Mitte des Fahrzeuges versetzt

    - an der Kreuzung kurbelt man die Fenster runter, weil im Stand kein Durchzug herrscht 8o

    - Schiebebetrieb soll vermieden werden (2 Takter...)

    - man bekommt vom Fahrersitz aus beide Fenster auf und zu

    - Öl muss ins Benzin gemischt werden

    - es gibt 4 Trommelbremse, welche ohne Unterstützung betätigt werden wollen

    - ...ebenso die Lenkung

    - es gibt einen Freilauf (nur) im 4. Gang, an den man sich beim Gasgeben herantastet bis er "greift" um anschließend zu Beschleunigen

    - geübte Schalten ohne das Lenkrad loszulassen

    - die Stellung "Zündung" lässt man nicht "einfach so mal" eingeschaltet, wenn man nicht vor hat den Motor zu starten, da sonst Bauteile in der el. Zündanlagen-Steuerteil überhitzen könnten

    - es gibt einen Benzinmessstab zum Bestimmen des Tankinhaltes

    - es gibt 2 verschiedene Schlüssel, einen für Türschloss/Heckklappe und einen für das Zündschloss

    - auf der Heckablage befindet sich zu 99% ne Klorolle für kurze oder längere Waldspaziergänge 8o

    - ein Trabi besitzt ein einseitiges Parklicht nur auf der Fahrerseite

    - Abschmieren der Achsen mittels Fettpresse mach der Fahrer regelmäßig

    - Mischöl liegt links neben dem Tank

    - der Kofferraum ist voller Werkzeug und Ersatzteile, von denen nur ca. 1% gebraucht wird und ausreicht um sofort unterwegs mal schnell den Motor zu wechseln

    - im Getriebe befindet sich kein Getriebeöl sondern Hydrauliköl um den Freilauf nicht zu schädigen, welches der Fahrer auch regelmäßig lt. Intervall wechselt

    - mit dem Trabi wirst du als langsam unterschätzt und als schwacher Verkehrsteilnehmer eingestuft und verlierst teilw. das Recht auf Vorfahrt

    - du wirst riskant im Ort auch über durchgezogenen Mittellinien überholt, selbst wenn du selber schon 60 fährst 8o

    - viele Leute werden staunen, grüßen und auf dich zeigen, welche du nicht kennst

    - und es werden dich Leute ansprechen welche auch einen Trabant gefahren haben, dir Ratschläge und Tipps geben wollen und dich belehren, dass doch das Mischungsverhältnis 1:33 besser ist 8o

    - und die Abkürzung WHIMS heißt nicht "Wir Heizen IM Sommer" 8o


    ach ich mag ihn :love:



    Achja und die Rundumsicht ist echt nicht vergleichbar mit allem bisher gefahrenem! Rückwärts einparken mit HP401 am Haken is' nen Traum. Der Anhänger is in jeder Lage komplett sichtbar und kann auf den cm eingeparkt und manövriert werden. Danach den HP am Westblech gehabt... der war dort gar nicht sichtbar und das rückwärts Fahren in die Einfahrt... naja hab ich dann auch gelassen ^^ er wurde abgehangen und per Hand reingeschoben 8o


    Grüße:saint:

  • - mit dem Trabi wirst du als langsam unterschätzt und als schwacher Verkehrsteilnehmer eingestuft und verlierst teilw. das Recht auf Vorfahrt

    - du wirst riskant im Ort auch über durchgezogenen Mittellinien überholt, selbst wenn du selber schon 60 fährst 8o

    Die beiden Punkte in Deiner (ansonsten prächtigen und lobenswert detailierten & fleissigen! 8)) Auflistung leicht untertrieben...;)

    Ich sage immer:

    "Der Trabant ist das einzige Auto mit serienmässig ausgebauter Vorfahrt"

    - Mit deren gewaltsamer Wegnahme muss man als Trabantfahrer quasi immer und überall rechnen. :rolleyes:


    Das letztere wiederum hatten wir erst wieder hardcoremässig auf dem Heimweg aus MD: kurz vor einem Ortseingang, 70er Bereich, Linksabb.spur und Sperrfläche. Über beides hat uns ein (wohl nicht ganz ausgewuchteter) Zeitgenosse mit seinem 4er Golf (P-Kennung) wie eine Wildsau überholt. Am Ortsschild wurde aber NICHT abgebremst, sondern die dort zur Verkehrsberuhigung eingebaute Verkehrsinsel LINKS passiert. Gegenverkehr war auch nicht allzu weit weg. =O

    Der Lappen solcher Leute müsste m.E. zur Dauerkur nach Bad Flens...

  • Ein Punkt fehlt noch (oder habe ich es auf die Schnelle überlesen?)


    Den Trabant kann man auch problemlos vom Beifahrersitz aus fahren 8o.

    Früher fuhr ich 6V, weil ich musste. Heute tu ichs, weil ich kann.

    2 Mal editiert, zuletzt von Fridl ()

  • Zitat

    - Mischöl liegt links neben dem Tank

    Scheisse, da steht bei mir die Box vom VEB Transformatoren- und Röntgenwerk "Hermann-Matern" Dresden.


    Deshalb fahre ich schon seit 20 Jahren mit den Ölflaschen rechts von der Batterie. Was in Fahrtrichtung aber auch wieder links vom Tank wäre 8o