Plötzlich Trabant Besitzer - Was nun?

  • Hallo Zusammen,


    ich habe hier seit einigen Tagen schon wie wild gelesen und mich nun endlich registriert, da ich dringend einige Fragen loswerden möchte. Kurz zu meiner Person. Ich komme aus dem LK Spree-Neiße, bin 31 Jahre alt und arbeite als leitender Objektmanager bei einem sozialen Träger. Daher habe ich auch überhaupt keine technischen Kenntnisse über Kraftfahrzeuge, geschweige denn von einem Trabant. Meinen Trabant habe ich plötzlich geerbt aber ich möchte ihn trotz meiner fehlenden Kfz Kenntnisse gerne behalten. Deshalb seht mir bitte nach, wenn ich bei der ein oder anderen Frage etwas blöd aus der Wäsche schaue und eventuelle Ratschläge ohne tiefgreifende Erklärung nicht verstehe. Ich hoffe, dass ich mir im Laufe der Zeit entsprechende Kenntnisse aneigne, sodass ich auch ohne Werkstatt vieles selber reparieren kann. Habe mir schon mal das WHIMS angesehen aber habe noch etwas Zweifel, ob mir das als absoluter Leihe reicht.


    So, jetzt zu dem wichtigen Teil. Meine Pappe ist ein Trabant 601 Deluxe mit Erstzulassung 10.01.1977 und ist 19.500 km gerannt. Die letzten zwei Jahre stand er ohne Nutzung in einer Garage. Wir haben ihn ziehmlich schnell zum laufen gebracht aber für den TÜV mussten dann doch einige Kleinigkeiten gemacht werden. Insgesamt, meinte der Werkstattleiter, ist die Pappe und vor allem der Motor in einem sehr guten Zustand. Nun stehe ich hier mit meiner TÜV Bescheinigung und einem Trabant in der Garage. Zulassung fehlt noch und hier habe ich gleich mal eine Frage zwei Fragen: ^^


    Sollte ich mir ein H-Kennzeichen besorgen, sofern ich denn überhaupt eines bekomme (habe da bedenken, da er etwas verbastelt aussieht)? Ich muss nicht in eine Umweltzone aber was mich interessiert, ist die Erspanis der Steuer sowie der Haftpflichtversicherung. Würde mich freuen, wenn mir da jemand Vergleichswerte zwischen normalem und H-Kennzeichen geben kann, damit ich weiß ob sich der Aufwand lohnt. Des Weiteren würde ich gerne das H-Kennzeichen mit Saisonkennzeichen kombinieren. Ist man da auf die 8 Monate gebunden oder kann man das auch auf z. B. 6 Moante verkürzen?


    Hier mal zwei Bilder:



    Wegen der hässlichen grünen Lippe und den Zusatzscheinwerfern habe ich bedenken, dass es mit einem H-Kennzeichen Probleme geben könnte.


    Und am Ende noch eine technische Frage. Aktuell springt er nur ohne Choke an. Das klappt sehr gut aber ist das normal (wegen der Wärme)? Wenn ich Choke ziehe poltert er beim ersten Startversuch aber säuft gleich wieder ab. Weitere Versuche bringen dann nicht mehr viel. Bei sechsten Versuch hatte ich es einmal nach dem drehen des Anlassers mit Gas versucht und dann kam er auch irgendwie aber sehr sehr holprig. Hatte hier gelesen, dass er dann evtl. zu fett läuft? Konnte aber nirgends finden, dass man im Sommer ohne Choke startet.


    Ich danke schon einmal für Eure Hilfe und freue mich auf schöne Jahre mit meinem aktuell breits 42 Jahre alten Kfz :thumbup: und hoffentlich reger Beteiligung hier im Forum. (Auch wenn es sich vor allem Anfangs hauptsächlich um Hilfegesuche handeln wird)


    Gruß Sebastian

  • mit H ist er teurer bei den Steuern als normale Zulassung, liegt am geringen Hubraum. Du kannst H mit Saison kombinieren unabhängig wie lange. Versicherung ist ein weitreichendes Thema wenn es nicht nur Haftpflicht sein soll. Speziell Vollkasko oder Oldtimerversicherung setzt meistens Erstwagen und Wertgutachten voraus. Ich bezahle mit Saison 4-10 ca. 100Euro Versicherung mit VK und 90 Euro Steuern bei einem 70ziger im Originalzustand. Beim Cabrio sind es schon 220 Euro in der Versicherung.

    Einmal editiert, zuletzt von JL ()

  • Eine schöne Vorstellung hast du geschrieben, willkommen hier! :)


    Bei den aktuellen Temperaturen springen Trabis mit den alten Blockvergasern oft auch ohne Choke an. Wenn der Spritverbrauch ansonsten nicht exorbitant hoch ist, würde ich erst mal nichts unternehmen.

    Lerne dein Erbe erst mal in Ruhe kennen, da kommen noch genügend Fragezeichen auf dich zu. :)

  • Na vielen Dank für die nette Begrüßung. 8)


    Also macht ein H Kennzeichen für mich ja absolut keinen Sinn. Steuern zahle ich ohne H weniger und Versicherung schließe ich wahrscheinlich nur Haftpflicht ab. Dann wird es wahrscheinlich ein normales Saisonkennzeichen.


    Den Spritverbrauch von meinem Kurzen kenne ich leider noch nicht. Aufgrund der fehlenden Zulassung konnte ich nur sehr kurze Testfahrten machen. Ein normaler Spritverbrauch liegt bei ca. 9 Litern habe ich letztens gelesen?


    Ich hatte auch schon mal wegen Ersatzteilen im Internet gesucht. Ist Trabantwelt eine gute Adresse um realistische Preise für Ersatzteile zu finden? Ich möchte erst einmal nur vergleichen, was die Werkstatt für vier neue Radbremszylinder vorn nimmt und brauche einige Teile für den Innenraum sowie einen neuen Trabant Schriftzug fürs Heck. Da habe ich zwar einen hier liegen aber dieser ist an der Halterung gebrochen.

  • Hallo und willkommen auch von mir.


    Bei Aussagen von Werkstattmeistern und leitern werde ich immer etwas hellhörig, man trifft selten heut mal auf welche die wirklich Wissen über den Trabant haben. Meistens sinds Jüngere die gar keine Ahnung davon haben und nur Teilewechseln gelernt haben, oder "alte Hasen" die das "schon immer" so gemacht haben. Da kommt dann wahlweise dann das merkwürdigste Zeug raus. Es gibt Ausnahmen und ich hoffe das deiner eine davon ist. Ansonsten gibts bestimmt auch hilfsbereite Forenmitgliederin deiner Gegend :)



    Zwei Jahre Standzeit, ist ja noch im normalen Bereich, da sind erfahrungsgemäß keine Gravierenden Standschäden zu verzeichnen. Auf jeden Fall den Tank von Innen ansehen, ob da Rost sich angesiedelt hat, der moderne Sprit begünstigt das sehr stark. mit rostigen Tanks hat man absolut keinen Fahrspaß :) ... Benzineitungen werden auch gern inkontinet bei Standzeiten.

    Bremsen auf jeden Fall nachsehen und auf festgegammelte Radbremszylinder kontrollieren (lassen).


    Bei der Trabantwelt scheiden sich die Geister, ich persönlich bin bisher bei Bremsenteilen von der Qualität enttäuscht gewesen, allerdings zufrieden mit Kleinteilen, Kurbelwelle usw. usf.

    Reklamationen waren bisher auch problemlos möglich.


    Der Vergaser muss bestimmt gereinigt und eingestellt werden, ebenso die Zündung. Aber ich würde da vorerst auch erstmal die Zulassung abwarten und paar Meter in der Umgebung abspulen, alles mal richtig auf Betriebstemperatur bringen und dann schaun wie er läuft. Häufiges Kurz anmachen und viel Leerlauf und Kaltstarts mag das Motörchen nicht so.


    Wenn du einen Erstwagen hast, lohnt sich die Oldtimerversicherung. Meiner läuft auf Saison 4-10 und Haftpflicht-Versicherung liegt bei unter 50 Euro. Dazu Steuern iwas um die 100 Euro. Das ist auf jeden Fall im gesamten günstiger als eine normale Zulassung und du kannst legal in Umweltzonen rein gurken.


    Grüße, Tom

    "Nicht alles Braune auf der Welt ist Schokoladeneis."

    (Computer Sam in Jonas-Der letzte Detektiv)

  • Project 601 ist auch top. Bei Radbremszylindern ist die Qualität wichtig!

    Wobei detlef nur noch telefonisch erreichbar ist oder halt in seinen hallen in großröhrsdorf. Oder am Wochenende auf Treffen.


    Und von mir auch herzliches willkommen :)

    Viele Menschen wurden dazu erzogen, nicht mit vollem Mund zu sprechen. Aber sie scheuen sich nicht, es mit leerem Kopf zu tun (Orson Welles)

    Einmal editiert, zuletzt von Trabigo ()

  • ... oder "alte Hasen" die das "schon immer" so gemacht haben. Da kommt dann wahlweise dann das merkwürdigste Zeug raus.


    Der Vergaser muss bestimmt gereinigt und eingestellt werden, ebenso die Zündung. Aber ich würde da vorerst auch erstmal die Zulassung abwarten und paar Meter in der Umgebung abspulen, alles mal richtig auf Betriebstemperatur bringen und dann schaun wie er läuft. Häufiges Kurz anmachen und viel Leerlauf und Kaltstarts mag das Motörchen nicht so.


    Grüße, Tom


    Ja ich glaube der zählt zu den alten Hasen. Ich fragte ihn, ob ich 1:33 oder 1:50 mischen soll. Er meinte nur "mach lieber 1:33 dann hält der Motor länger."


    Hatte dazu hier schon einiges gelesen aber da ich nicht bewerten konnte, ob ich diese nadelgelagerte oder die gleitgelagerte Kurbelwelle habe, war ich mir doch unsicher.


    Der Werkstattleiter meinte dann ich könnte zwar auch 1:50 aber für die Haltbarkeit ebend lieber 1:33. Heißt dann, dass ich nadelgelagerte Kurbelwelle habe?


    Übrigens ist er heute plötzlich ohne Choke nicht angesprungen. Draußen war es aber wie gehabt sehr warm. Habe dann einfach mal Choke gezogen und sofort sprang er an. Jetzt bin ich dann doch etwas irritiert. Mal mit, mal ohne Choke?


    Bin dann ne Runde gedreht und entschuldigt die blöde Frage. Ohne Drehzahl geht nix oder? Ab wann muss man in den dritten und wann in den vierten Gang? Hatte das Gefühl er nimmt Gas nicht richtig an aber hab dann doch mal nen Gang runter geschalten und denke war einfach zu wenig Drehzahl. Irgenwie merk ich das vom Gefühl nicht so gut wie in anderen Autos, da das Fahrgefühl so extrem anders ist :S


    Jedes mal wenn ich danach in meinen Focus steige, denke ich, ich bin bei Capt. Future :thumbup:

  • Eine gleitgelagerte Kurbelwelle gibt's beim Trabant nicht, höchstens die Kolbenbolzen könnten in Gleitbuchsen gelagert sein.


    Drehzahl braucht er natürlich mehr als ein Viertakter, für relativ zügiges Beschleunigen gehen die Geschwindigkeitsbereiche so ca. 20-40/45-60/65-120 ;)


    Choke oder nicht, mein Motor ist sich da auch nicht immer einig. Kalter Motor braucht normalerweise Choke, es sei denn, die Lufttemperatur ist weit über 30 Grad.


    Gruß

    Benjamin

    Fährt und schraubt gern *Simson S50B1* *Schwalbe KR51/1* *Trabant 601 LX '88* *Lada Niva 1700*

  • Nachtrag:

    Hier das Gangdiagramm des Trabant.



    Zum Beschleunigen befindet man sich sinnvollerweise im Bereich zw. max. Drehmoment und max. Leistung.

    Zum Halten der Geschwindigkeit kann man z.B. auch im Vierten Gang bei 50km/h fahren.



    Gruß

    Benjamin

    Fährt und schraubt gern *Simson S50B1* *Schwalbe KR51/1* *Trabant 601 LX '88* *Lada Niva 1700*

  • Heißt dann, dass ich nadelgelagerte Kurbelwelle habe?

    Das würdest du genau wissen, wenn du einen Zylinder ziehen würdest, auf jeden Fall ist es so, zu viel Öl ist genau wie zu wenig Öl nicht gut. Bei Mangelschmierung hast du erhöhten Verschleiß, bei zu viel kann der Motor verkoken und der Umwelt bzw dem Umfeld gefällt es auch nicht.

  • Wenn der nicht ausm Knick kommt, kanns auch sein, daß er nur auf einem Zylinder läuft. Das haben Neulinge öfter schon nicht erkannt. Ansonsten ist es halt ein Auto mit 594 ccm und 54 Nm, da möchte man schon etwas Drehzahl bereitstellen. Gib doch mal nen genaueren Standort an, vielleicht ist jemand hier aus Deiner Gegend und kann sich das Auto mal angucken, obs soweit "normal" läuft.

    1977 hatte er schon nadelgelagerte Kolben, also 1:50.

    Fahr' lieber mit der Bundesbahn!

    Einmal editiert, zuletzt von Marlene ()

  • Danke für eure Infos. Dann fahr ich ab jetzt 1:50 mit nem extra Schwapp Öl. „Mit dem Öl nich spaaaaaaaahhhsaaaahhhm sein“ :D


    Nein, Spaß bei Seite. Ernst kommt aus dem Keller. Natürlich fahre ich 1:50 ohne extra Schwapp. Ich komme aus Cottbus. Woran könnte ein Neuling erkennen, wenn er auf einem Loch rennt?

  • Ja ich glaube der zählt zu den alten Hasen. Ich fragte ihn, ob ich 1:33 oder 1:50 mischen soll. Er meinte nur "mach lieber 1:33 dann hält der Motor länger."

    Auch ein Herzliches Willkommen von der Nordseeküste.


    Ich möchte Deinem Werkstattmeister nicht zu nahe treten aber ich rate Dir aufgrund dieser Aussage dringend, Dich zuerst mal mit einem Trabantfahrer/-schrauber aus der Nähe zusammen zu finden, der sich den Pappmann mal anschaut. Vlt. springt dabei ja auch tatkräftige Unterstützung heraus. Das spart natürlich auch Kosten (das Geld kannst Du dann in ET stecken) aber vor allem hast Du vmtl. wesentlich mehr Fachexpertise als in der Werkstatt zur Verfg.

  • 1977 hatte er schon nadelgelagerte Kolben, also 1:50.

    Würde Ich so nicht ungesehen fest machen, habe auch schon einen nach 80er Motor zerlegt, der oben eine Bronzebuchse hatten, da dort eingebaut wurde bei einer Rep. was gerade greifbar war.

  • Auch ein Herzliches Willkommen von der Nordseeküste.


    Ich möchte Deinem Werkstattmeister nicht zu nahe treten aber ich rate Dir aufgrund dieser Aussage dringend, Dich zuerst mal mit einem Trabantfahrer/-schrauber aus der Nähe zusammen zu finden, der sich den Pappmann mal anschaut. Vlt. springt dabei ja auch tatkräftige Unterstützung heraus. Das spart natürlich auch Kosten (das Geld kannst Du dann in ET stecken) aber vor allem hast Du vmtl. wesentlich mehr Fachexpertise als in der Werkstatt zur Verfg.

    Moin moin :P


    es handelt sich dabei nur um eine Hinterhofwerkstatt, die ich auch absolut nicht kenne. Der Trabant stand gerade in der Nähe und wir konnten ihn dort hinschieben. Daher haben wir das so erstmal genutzt. Falls jemand aus dem Raum Cottbus hier mitliest, würde ich mich natürlich sehr freuen, wenn man sich mal treffen könnte. Dann hätte ich vielleicht mal Klarheit, was verbaut wurde und was der Zustand sagt.



    Wegen der Leistung werde ich mal schauen, ob der mehr als 60 km/h rennt.

  • Ob der auf einen pot läuft kannst du auch versuchen in dem du immer einen kerzenstecker ziehst, geht er dabei aus weißt welcher ging ^^

    Viele Menschen wurden dazu erzogen, nicht mit vollem Mund zu sprechen. Aber sie scheuen sich nicht, es mit leerem Kopf zu tun (Orson Welles)

  • Ansonsten ist es halt ein Auto mit 594 ccm und 54 Nm, da möchte man schon etwas Drehzahl bereitstellen.

    Dazu muss man sagen, dass 54Nm aus dem kleinen Motor schon eine Ansage sind. In Verbindung mit der geringen Leermasse des Trabant kommt man über Land sehr zügig voran (kein vollgepacktes Auto vorausgesetzt).

    Leider wird das von vielen Autofahrern unterschätzt oder nicht gern gesehen, weshalb der Trabant von denen gern mal etwas gegängelt oder seine Geschwindigkeit weit unterschätzt wird.


    Gruß

    Benjamin

    Fährt und schraubt gern *Simson S50B1* *Schwalbe KR51/1* *Trabant 601 LX '88* *Lada Niva 1700*

  • ... und wenn man den Drehmoment-Verlauf mit dem eines kleinen Viertakt-Saug-Motors vergleicht, dürfte der Trabant auch im unteren Bereich die Nase vorn haben.

    Früher fuhr ich 6V, weil ich musste. Heute tu ichs, weil ich kann.