20. ITT Zwickau 17.06. - 19.06.2022

  • Nur daß in der Zeit nach 1945 weit mehr Autos in Zwickau produziert wurden als zuvor in den Manufakturen Horch und Audi

    Aber Massenware, mit erheblich weniger Modellvariation. Eine Sonderanfertigung der 850-serie für irgendeiner Maharadscha erregt wohl eher die Phantasie als das Standartfahrzeug womit Herbert und Paul von der Endmontage zum FDGB-Heim gefahren sind.

    Mann muß ja auch ein breites Publikum bedienen: Bei manchem Grundschüler hängt ein Bild mit italienischen Untertassen überm Bett, wohl kaum eins vom Fiat Panda. ;)


    Daß die Herren die Wanderung zum Kultfahrzeug weniger gefolgt haben, darin kann ich mit dir gehen, auch wenn ich die typische neunziger Jahrentuning nicht nachweine.

  • Abgesehen davon, dass 90er Jahre Tuning primär mit Sachsenring nichts zu tun hat (te), wird dieses vielleicht im Gegensatz zu allem anderen erstmalig für ein mildes Lächeln gesorgt haben.


    Und als Standartenfahrzeug kam er erfahrungsgemäß relativ selten zum Einsatz.


    Und vermutlich werden nicht allzu viele Bilder eines Disco Volante über irgendwelchen Betten hängen, die waren früher schon rar. Auch als Poster.

    Ich glaube du projizierst dort zu viel weit zurückliegende Eigenererfahrung hinein.


    Generell hängen erfahrungsgemäß nur noch sehr wenig bis überhaupt keine Autoposter mehr über irgendwelchen Betten der Jugend.


    Mit Verlaub, es gibt es weder Horch noch Wanderer noch, sondern lediglich einige wenige die fahren und einige in Museen - als eine Fußnote in der Automobilgeschichte.

    Sicherlich ganz interessant und mal schön anzusehen, aber eben auch kein wirklicher Schritt auf dem Weg zur Massenmotorisierung.


    Und ohne die Firma Audi AG wäre es vermutlich auch beim Arbeitszimmer des alten August geblieben.


    Da erregt ein seltenes gepflegtes Originalfahrzeug von oben genannten FDGB-Gästen oder die eine oder andere realisierte Idee aus dem Versuchsmusterbau des Werkes weitaus mehr von meiner Aufmerksamkeit.


    Vor allem wollen wir mal hoffen, dass sich keiner der Klimakleber diese emissionsstarken Oberklasse - Fahrzeuge als Ziel für eine Farbbeutel-Attacke oder ein Klebeeinsatz außerwählt....

    Ist ja nicht mal ein Kat drunter...

    Wozu Ventile? 0,6 EDS Hemi


    Seine Freunde nennen ihn Mossi, die Anderen sprechen nur vom "dicken Typ mit der Zigarre".


    www.trabant-original.de

    2 Mal editiert, zuletzt von Mossi ()

  • Für die spielt es doch gar keine Violine, ob mit oder ohne Kat. Die sehen doch letztendlich sämtliche Verbrenner als Teufelszeug an und würden die Individualmobilität am Liebsten ganz abschaffen. :augendreh:


    Weder von gestört noch von schlecht war die Rede!!! Wo nimmst Du das her?


    Ich sprach lediglich davon, daß sie kein warmherziges Verhältnis zum Trabant haben -


    Sie schauen auf den Trabant als alltäglich-beruflichen Gegenstand, aber nicht mit den Augen einer gewissen Leidenschaft. Und wo die fehlt, rückt der Gegenstand schnell in den Hintergrund.

    Neben dem 'nicht warmherzigen Verhältnis" sprachst Du auch von :

    - viele haben überhaupt keins.

    Und das klang (!) für mich schon sehr nach gestörtem oder schlechten Verhältnis.

    - "wenn ich es richtig verstanden habe " hatte ich extra noch dazugeschrieben ;)


    Was erwartest Du für eine Art von Leidenschaft, von alten Herren, die bei ihrer oft jahrzehntelangen Tätigkeit im VEB Sachsenring alles andere als stetig Lust und Laune erlebt haben, stattdessen wohl mehr als nur gelegentlich an den dortigen Arbeitsbedingungen ebenso verzweifelt sind, wie an den Entscheidungen 'von oben', die sie und ihr Produkt mehr und mehr in die automobile Steinzeit zurückkatapultierten?

    Auch der schließlich aufdoktrinierte VW-Motor änderte daran herzlich wenig, weil der eigentlich überhaupt nicht zum uralten Auto passte und beim "Umstricken" natürlich wieder nichts wirklich Gescheites herauskommen konnte, geschweige denn ein auch nur halbwegs dem vielbeschworenen "Weltniveau" nahekommendes Produkt.


    Wenn dann ein hochbetagter Mann wie Werner Reichelt (wie früher auch Werner Lang und Winfried Sonntag) offensichtlich gerne den Einladungen zu den ITTs gefolgt sind und in (mich und wohl auch manch anderen tief beeindruckenden) Interviewrunden Rede und Antwort stehen bzw. standen, war bzw. ist mir das persönlich Leidenschaft genug. Ein unterkühltes oder gar ein nicht vorhandenes Verhältnis vermochte ich bei diesen Veranstaltungen zumindest nicht zu entdecken. Da haben viele Leute wohl wesentlich eher mit ihrem früheren Arbeitsleben abgeschlossen. ;)

  • Ja - und was ändert das am Problem, daß es auch unter diesen Leuten (vom Alter mal ganz abgesehen) eben nicht so ist, daß sie am Trabant mit ganzem Herzen hängen? Ich rede doch gar nicht von der ersten Reihe, von der nur noch Werner Reichelt übrig ist - in der zweiten und dritten, wo man noch nicht ganz so betagt ist, sieht es doch nicht anders aus - oft eher im Gegenteil.


    Nichts ändert es - und deswegen ist die Lage in Zwickau wie sie ist.


    Einerseits Audi - mit nur mäßigem Interesse am Trabant aber als bestimmender, vor allem ökonomischer Faktor. Wobei ich keinesfalls die Leistung der Audi AG schmälern möchte, der wir dieses Museum in seiner jetzigen Form maßgeblich zu verdanken haben.

    Und andererseits lokale Kräfte, die sich unterm Strich immer noch ein bißchen für den Trabant zu schämen scheinen und ganz froh sind, wenn der alles überstrahlende August Horch die Sache übernimmt.


    Im Ergebnis ist dann die Weiterführung des ITT sowohl aus ökonomischer Sicht als auch hinsichtlich des Platzes in der Zwickauer Auto-Historie, auf dem der Trabant rangiert, eben doch nicht ganz so wichtig...


    Und wenn InterTrab jetzt auch lieber "Trabi & Friends" macht (wobei ich immer noch nicht weiß, warum man das ganze nicht "Trabant & Freunde" nennen kann oder wenigstens "Trabi & Freunde"), dann fällt ein weiterer maßgeblicher Mit-Veranstalter weg und die Messe ist gesungen.

  • Du hast explizit von (auch gegen) Werner Reichelt gesprochen - und das ging mir nunmal gegen den Strich. ;)

    Der Mann muss wohl doch allerhand Herzblut für den Trabant besitzen - sonst hätte er sich die Tortur bei ca. 35° im Schatten wohl kaum angetan, mit seinerzeit 93 Jahren. Manch ein Fan hat dabei vorzeitig die Segel gestrichen - oder ist gar nicht erst erschienen. Und DAS hat wohl zumindest genausoviel zum Einschlafen des ITT beigetragen, wie die Veranstalterebene selber. Aber das war beim ITT alt letztendlich nicht anders...

  • Ich denke das Treffen wird ab sofort ins Sommerfest integriert. Ich kenne die Umstände vor Ort nicht, aber vielleicht wird das ein Kompromiss der gut umgesetzt und angenommen wird, trotz aller verständlicher Bedenken und Traurigkeiten.

  • Die westlichen Großunternehmen sind nicht an DDR Geschichte und deren Produkte interessiert.

  • Faszinierend, wie aus dem Einzelfall Reichelt und 2 Beisitzern wieder auf die Masse zurückgeschlossen wird. Davon abgesehen hat Dr. Reichelt auch noch andere Funktionen gehabt. Der aufgrund seines Status als "Überlebender seiner Kohorte" eine statistische Anomalie - und betrachtet die Treffenbesuche nach eigener Aussage als interessanten Zeitvertreib - teilweise etwas irritiert von der Fokussiertheit der fanatischen Anhänger.


    Außerdem besteht schon vielerlei Gründen eine großer Unterschied zwischen einem Sachgespräch mit Interview-Charakter (tendenziell eher ehrlich) als einer Altherrenfragerunde auf dem Podest, während die jüngeren des Rudels ihnen zu Füßen sitzen und gebannt den Anekdoten und Schwänken lauschen. Man hat ja auch nichts mehr zu befürchten - im Gegensatz zu früher.

    Da kann man auch mal altersmilde lächeln, das Gegenteil wäre vermutlich kontraproduktiv. Obwohl so manches im Tagewerk mehr ein zynisches Grinsen hervorgezaubert hat.


    Bei den sehr umfangreichen Gesprächen, die ich in den letzten Jahren mit Meistern, Abteilungsleitern, Ingenieuren und Dipl.-Ings. samt Archivaren aus verschiedensten Betrieben republikweit geführt habe, kristallisierte sich in erster Linie folgendes heraus:


    - Unglaube, warum sich über 30 Jahre später jemand detailliert mit scheinbar alltäglichen Banalitäten auseinandersetzt,


    - Wahrnehmung der Tätigkeit als "normales Tagewerk" über einen langen Zeitraum mit einer recht gesunden Distanz,


    - sicher ein gewisser Stolz, bei den herrschenden Materialzuweisungen und hohen Plankennziffern trotzdem mittels Tips und Tricks die Widrigkeiten zu unterlaufen.


    Eine "warmherzige Einstellung" zum Produkt war nirgendwo wirklich zu spüren, warum auch?


    Wie ist den die Einstellung der Meisten hier zu ihren bisherigen Tätigkeiten?


    Bei dem einen oder anderen der Altherrenrunde (wohlgemerkt, alles Führungskräfte, keine Arbeiter) spielte ggf. auch der finanzielle Aspekt einer Publikation in Buchform eine Rolle, ich bin mir nicht sicher, ob alle in ihre FZR eingezahlt haben.





    Eigentlich haben Veranstalter kein Interesse an Gästen, die abends nicht nach Hause gehen, dies verursacht Kosten und Aufwand, der den Ertrag spürbar schmälert. Insofern ist dieses "Sommerfest" der beste Kompromiss aus Aufwand und Ertrag.


    Eigentlich müsste man kucken, was die anderen in Z auf dem Flugplatz so treiben, um mal einen Vergleich zu haben.


    Ins Museum kann man auch mal, wenn sich nicht andere 1000 mit durch die Räume drücken.

  • Eigentlich haben Veranstalter kein Interesse an Gästen, die abends nicht nach Hause gehen, dies verursacht Kosten und Aufwand, der den Ertrag spürbar schmälert. Insofern ist dieses "Sommerfest" der beste Kompromiss aus Aufwand und Ertrag.

    :thumbup: ;)

  • Nach dieser Schockmeldung vor einigen Tagen bin ich im Nachhinein sehr froh, dass ich es im letzten Jahr endlich auch mal geschafft habe, mit eigenem Fahrzeug am ITT teilzunehmen...

    Ich hatte die 600km Anreise, die hohen Temperaturen in Kauf genommen, war aber auch traurig über das Wegbleiben vieler anderer, hab im Keller des AHM das beste aus den heißen Tagen gemacht. :saint:

    Im Gegensatz zum Werk, welches dem Treffen einen passenden Rahmen gab, fand ich die Treffen (als Besucher) auf dem PdV etwas "offen", also nicht soo passend, wohl zentral aber auch irgendwie wie auf einem Präsentierteller.. ;)

    Aber ist nur mein Eindruck...

    Die "neuen" Treffen auf dem Flugplatz kenn ich noch nicht, hoff aber auch das die nicht so chaotisch sind wie es die damaligen zum Schluss waren.

    Bleibt nur abzuwarten, wie sich die Alternative entwickelt.

    Vielleicht kann kanne hier etwas mehr dazu sagen ;)