Ehrentage, Jubiläen, historische Ereignisse und DDR-Promis

  • Wer vor 1990 ein "Deutscher Staatsangehöriger" war, regelte sich grundlegend nach einem Getz aus dem Deutschen Reich. Die in der Bundesrepublik bis dato erlassenen Gesetze machten aus den Bürgern der DDR de facto gleichzeitig Bürger der Bundesrepublik. Auf dieser Grundlage konnte jeder DDR-Bürger, der es auf das Hoheitsgebiet der Bundesrepublik geschafft hat, sich Papiere der Bundesrepublik ausstellen lassen.

    Ebenso haben sich, auf Beschluss der DDR-Regierung, die fünf ostdeutschen Bundesländer der Bundesrepublik angeschlossen. (Siehe Artikel 23 des Grundgesetzes von 1949)

    Also jeweils eine Assimilitation.

  • Stimmt, ich erinnere mich, daß meine Oma auch erzählte, daß sie sich, als sie als frischgebackene Rentnerin auf Westbesuch war, auf irgendeinem Amt völlig unkompliziert einen BRD-Reisepaß ausstellen lassen konnte und dann eine ihr immer unvergeßliche Schweiztour gemacht hat.


    Letztlich war es ja eigentlich von Anfang an Staatsräson der BRD, daß die Wiedervereinigung auf jeden Fall kommen wird und so sah man sich vmtl. als Rechtsvertreter aller Deutschen, auch wenn irgendwann die Existenz der DDR formal akzeptiert wurde.

    Was ich damit sagen will: sicherlich war das ein letzter Racheakt der DDR, Tim und seiner Familie die Staatsbürgerschaft zu entziehen und so nochmal psychisch Druck aufzubauen, auch wenn die Wiedererlangung (die nach BRD-Recht ja gar keine war) der Staatsbürgerschaft dann letztlich einfach war.

    sapere aude! incipe! (Horaz)
    (bzw. frei nach F. v. Schiller: "Erdreiste Dich zu denken!")

  • Das mit der Staatenlosigkeit über ein paar Tage habe ich aber auch schon öfter von "Republikflüchtigen" gehört.

  • Staatenlos aus der offiziellen Sicht der Gesetze der DDR vielleicht. Es gab und gibt kein Gesetz, auf dessen Grundlage die (bundes-) deutsche Staatsbürgerschaft entzogen werden kann.

    Es gibt jedoch ein Gesetz, auf grund dessen das Wahlrecht entzogen werden kann. Ich hatte vor geraumer Zeit jemanden getroffen, der schon viele Jahre im Ausland lebt. Ihm wurde dann bei einem Besuch in einer Auslandsvertetung mitgeteilt, dass er nicht an der Wahl teilnehmen dürfe. Aber deshalb war er gerade nicht dort erschienen.

  • teile sie aber nicht, da ich etwas anderes erlebt habe als du mir hier einreden willst.

    Ich will und wollte Dir nichts einreden und wundere mich, daß Du das so siehst.


    Ich wollte lediglich - ergänzend zu Deiner verständlichen persönlichen Sicht - die staatsrechtliche Sachlage etwas objektivieren. Das hat nichts damit zu tun, Deine persönlichen Empfindungen zu beurteilen. Schließlich lesen hier viele Leute mit, die (schon aus Altersgründen) oft nicht die notwendigen Hintergründe kennen.

    Früher gab's Sex, Drugs & Rock'n'Roll -

    jetzt gibts Veganer, Laktoseintoleranz und Helene Fischer

  • Dennoch war und ist deine Erklärung sehr einseitig ;)

    Besser wäre das Gesamtkonstrukt darzustellen und nicht nur Sichtweise der Bundesrepublik.

    Denn genau dadurch entsteht der Eindruck der Aussage: " egal was du sagst, du warst ja eh immer schon Bundesbürger"

  • Dann ist doch alles fein. Du hast die eine Sicht dargestellt und ich die andere ergänzt. :winker:

    Früher gab's Sex, Drugs & Rock'n'Roll -

    jetzt gibts Veganer, Laktoseintoleranz und Helene Fischer

  • Grundsätzlich gerne, aber ich komme nicht umhin zu sagen, du hast meine Erlebnisse nicht ergänzt, sondern in Abrede gestellt . Und das ist für mich wie du es so schön sagst, ein ganz feiner Unterschied innerhalb der Diskussion ;)


    Das wird schätzungsweise bei allen die mehr oder weniger vor 1980 in der DDR geboren sind immer so bleiben, genau wie andersrum.


    Was bleibt wäre noch die 90% These Stasi. Wieviele Menschen der rund 17 Mio. Einwohner wurden den permanet überwacht bzw. hatten direkt mit der "Firma", gewollt oder nicht, zu tun?

  • Heute ist ein schönes Jubiläum, mein Trabi wird 30 Jahre alt.

    Erstzulassung 03.11.1989 im Kreis Görlitz. :)

    Herzlichen Glückwunsch Dicker!!!

  • Glückwunsch an Deinen "Dicken"! :)

    Mein 89er hatte dieses Jubiläum bereits im Januar, aber ich hab's nicht so mit Geburtstagen und deren Daten. Bei Autos schon gar nicht...?(


    Gunnar :

    "Letztlich war es ja eigentlich von Anfang an Staatsräson der BRD, daß die Wiedervereinigung auf jeden Fall kommen wird"und so sah man sich vmtl. als Rechtsvertreter aller Deutschen...."


    Letzteres unbestritten - von einer Wiedervereinigung wurde wohl aber in der DDR der 50er sogar noch länger fabuliert, als im Westen... - Vom Glauben an eine jemals noch kommende Wiedervereinigung hatte man sich in der BRD doch schon in den 60ern, allerspätestens in den 70ern , weitestgehend verabschiedet (erst recht in den 80ern - zu deren Ende wurden Kohl und Co von unserer Wende dann erstmal ziemlich kalt überrascht ;)).


    Die juristische Handhabung der Staatsbürgerschaften DDR-BRD resultierte m.E. eher daher, dass man die gerne "DDR" geschriebene DDR nicht anzuerkennen bereit war.

    Was also wohl eher wenig damit zu tun hatte, dass man noch mit einer Wiedervereinigung plante und rechnete. ;)

  • Die juristische Handhabung der Staatsbürgerschaften DDR-BRD resultierte

    ... schlicht und einfach aus Art. 116 Grundgesetz. Da gibt es nichts zu interpretieren oder erachten.

    Früher gab's Sex, Drugs & Rock'n'Roll -

    jetzt gibts Veganer, Laktoseintoleranz und Helene Fischer

  • Da schließe ich mich doch gerne an - alles Gute, altes Haus! :) Darauf und Dir zu Ehren werde ich heute Abend noch ein echtes Fiedler lehren...:prost:


    MichiU : Auch Grundgesetzpapier war und ist geduldig. An dem Fakt, das beiderseits der Grenze bis 89 kaum noch einer wirklich an eine Wiedervereinigung geglaubt hat, ändert das m.E. wenig...;)

  • Bei letzterem gebe ich Dir uneingeschränkt recht.


    Du hattest aber selber von "juristische Handhabung der Staatsbürgerschaften DDR-BRD" geschrieben. Und die ist nunmal unabhängig von Glauben.

    Früher gab's Sex, Drugs & Rock'n'Roll -

    jetzt gibts Veganer, Laktoseintoleranz und Helene Fischer

  • Wie wäre das eigentlich anders rum gelaufen?


    Einzelbewerbung?

  • Deswegen schrieb ich ja auch nicht, daß irgendwer an die Wiedervereinigung glaubte oder nicht, sondern daß das BRD-Staatsräson war. Erinnert sei an das Wiedervereinigungsgebot im GG. Und letztlich war es ja wohl auch so, daß die BRD die sich bietende Gelegenheit zur Wiedervereinigung genutzt hat, oder etwa nicht ;)


    Und was Art. 116 GG betrifft, so ist und bleibt auch das nur die westdeutsche juristische Sicht auf die Staatsbürgerschaft. Daß die BRD auch die DDRler einheitlich als "deutsch" ansah ohne weitere Unterscheidung mag man beurteilen wie man will, wahlweise als großmütig, weitsichtig oder anmaßend. Fakt ist, es gab im DDR-Paß nicht umsonst die Bezeichnung Bürger der DDR als Ausdruck dafür, daß ostdeutsche und westdeutsche Staatsbürgerschaft aus Sicht der DDR(!) zwei Paar Schuhe waren.

    Sicherlich, die westdt. Sichtweise vereinfachte die Dinge für DDR-Flüchtlinge und Ausreisewillige. Aber nur, weil ein Staat (hier die BRD) (zum damaligen Zeitpunkt noch nicht mal voll souverän) sich anschickt, für Bürger eines anderes Staates (in dem Falle der DDR) die Staatsbürgerschaft gleich mit festzulegen, heißt das ja noch lange nicht, daß diese Betrachtungsweise die einzig zutreffende ist ;)

    sapere aude! incipe! (Horaz)
    (bzw. frei nach F. v. Schiller: "Erdreiste Dich zu denken!")

  • "Staarätsräson" las sich für mich (missverständlich) halt so, als habe sich die bundesdeutsche Tagespolitik die W.vereinigung all die Jahrzehnte über zuoberst auf die Fahnen geschrieben, was ja wohl eher nicht (mehr) so war.

    Anno '89/90 wurde lediglich eine von den DDR-Bürgern herbeigeführte, völlig neue Situation genutzt, um das Thema wiederzubeleben und schließlich auch umzusetzen. Daran hätten wohl auch Kohl & Co noch bis kurz vorher nie und nimmer geglaubt, oder? ;)

    Wie wäre das eigentlich anders rum gelaufen?


    Einzelbewerbung?

    Wenn Du das in Sachen Umsiedlung von West nach Ost meinst: hatten wir jemanden im Bekanntenkreis, der Liebe wegen hergekommen (und ja, sie sind auch heute noch zusammen, nach über 40 Jahren :)).

    Jedenfalls musste der erstmal in so eine Art "Internierungslager", wo ihm wochenlang auf den Zahn gefühlt wurde und sie ihn besuchen, er aber nicht raus durfte (diese 'Fluchtrichtung' war den Genossen offenbar suspekt... ;)).

    Seine diversen mitgebrachten Sachen wurden in MD am Hafen irgendwo zwischengelagert (nicht sonderlich gut übrigens). Um dort z.B. ein paar Wintersachen rauszuholen, mussten sie einen Antrag stellen, dem erst viele Wo später eher widerwillig stattgegeben wurde. Studium + Ing.abschluss wurden nicht anerkannt (okay, gab's andersrum ja wohl auch desöfteren), musste er nochmal machen.

    Kurzum: herzlich willkommen war er nicht, wie das mit der Staatsbürgerschaft damals eigentlich gelaufen ist, müsste ich allerdings erst erfragen gelegentlich. :/