Gleitsteingelenk verbessern?

  • Hallo alle miteinander :winker:


    Als ich heute diverse Achswellenräder, Gleitsteine und Tripoden sortiert habe, kam mir ein Gedanke.
    Könnte es möglich sein, die Gleitsteine durch Rollen wie beim Tripodegelenk zu ersetzen?


    Hintergrund ist, daß ich die Gleitlagerung Achswellenrad-Gleitstein als einigermaßen kritisch betrachte. Gestützt wird das durch das Aussehen vieler gebrauchter Gleitsteine; dort sind die Reibflächen oft schuppig und zeigen Anlauffarben. Schließlich ist die Reibfläche auch ziemlich klein, es dürften also ganz ordentliche Drücke herschen.


    Die Nuten im alten Achswellenrad sind plan und 35mm breit, im neuen Achswellenrad sind sie konvex gearbeitet und an der breitesten Stelle 36mm und an der schmalsten etwa 34,9mm. Solche konvexen Nuten müßte ein Metallfachbetrieb ja fräsen können, oder?


    Bliebe noch der Bolzen am Zweifingergelenk. Der müßte dann beidseitig dünner gedreht und sicherlich geschliffen und gehärtet werden.


    Ob so ein Aufwand lohnt? Es wäre halt eine von außen nicht sichtbare Modernisierung?
    Oder gibt es von technischer Seite Bedenken?


    Viele Grüße

    sapere aude! incipe! (Horaz)
    (bzw. frei nach F. v. Schiller: "Erdreiste Dich zu denken!")

  • Wenn ich mich richtig erinnere lagen in der Trabant Ausstellung von Intertrab in Zwickau genau solche Scharniergelenkwellen mit Nadellagerrollen anstatt Gleitsteinen. Also ist diese Idee nicht neu... Hab aber kein Foto gemacht.

  • Wenn sich die Gleitsteine derart abgenutzt haben, dürfte die Laufleistung wirklich extrem sein. Oder andere Einflüsse haben den Abrieb begünstigt.
    Der Verschleiß ist aber nicht auf die Vorderachswellenräder begrenzt. Nach langer Laufzeit sind auch die Gelenke und Wellenenden an anderen Ende ziemlich abgenutzt. Hier musst Du also auch "verbessern". Ob das dann noch Sinn macht.

  • Das ist zweifellos richtig, daß auch das andere Ende verschleißt, aber
    1) hab ich dort noch nie solche Furchen und Anlauffarben gesehen, bei den Gleitsteinen aber en gros
    und
    2) denke ich, daß die ganze Schmiersituation am Scharniergelenk günstiger ist als an den Gleitsteinen. Gelenkseitig hat man größere kraftübertragende Flächen, also weniger Druck an der Lagerstelle, und das ganze Konstrukt ist auch "offener", so daß das Schmierfett besser ran kommt. Anders getriebeseitig. Der Gleitstein füllt die Nut mehr oder weniger aus und schabt mit seiner scharfen Kante bestimmt das Fett ganz gut aus der Nut im Achswellenrad. Also für mich ist das eindeutig die kritischere Stelle.


    Ich hatte schon von mir selbst gefahrene Gleitsteine in der Hand mit eben diesen Anlauffarben, und ich bin nun wirklich hinterher, was die Schmierung an der Stelle betrifft. Radseitig hatte ich noch nie so viel Verschleiß wie getriebeseitig. Ich denke aus oben genannten Gründen.

    sapere aude! incipe! (Horaz)
    (bzw. frei nach F. v. Schiller: "Erdreiste Dich zu denken!")

  • Ich habe Gleitsteine liegen, die haben auf ihrer Lauffläche ein rautenförmiges Muster. Damit kommt zwar eventuell etwas Fett nach innen, aber die Kraftübertragende Fläche wird ja noch kleiner dadurch...

    „Die Zensur ist das lebendige Zeugnis der Großen, dass sie nur verdummte Sklaven treten, aber keine freien Völker regieren können.“

    (Johann Nestroy)


  • Die hab ich auch. Das war wohl die erste Ausführung davon.

    sapere aude! incipe! (Horaz)
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  • Bei den Laufleistungen die man heute im Jahr mit entsprechenden Fahrzeugen zurücklegt, würde ich mir keine Gedanken darüber machen.
    Und auch wenn man es nicht sieht, es eben nicht mehr original ;)
    Es sind sicher eher die großen Ausnahmen, wenn man heute mit solchen Autos fünfstellige Kilometerleistungen abspult.

  • Die gesamte Welle ist nicht gerade auf große Laufleistung optimiert. (Auch die neue Version des inneren Gelenks halte ich nicht für den großen Wurf.) Aber 100tkm sind durchaus drin und 150tkm keine Seltenheit. Wenn man den Trabi wie einen solchen fährt, hält das! Dazu hin und wieder überall nach dem rechten sehen.

  • Zitat

    Die Nuten im alten Achswellenrad sind plan und 35mm breit, im neuen Achswellenrad sind sie konvex gearbeitet und an der breitesten Stelle 36mm und an der schmalsten etwa 34,9mm. Solche konvexen Nuten müßte ein Metallfachbetrieb ja fräsen können, oder?


    Da sehe ich keine Möglichkeit. Sowas müsste schon erodiert werden.

  • Mir geht es da auch gar nicht um die Laufleistung, sondern um den Komfort. Wie gesagt, ich bin wirklich hinterher mit der Schmierung an der Stelle, aber ich hatte seit jeher z.T. heftige Querschwingungen im Antriebsstrang, auch mit Neuteilen. Der Schalthebel vibriert dabei heftig mit, während das Lenkrad immer ruhig blieb. Also muß das von den inneren Antrieben kommen.

    sapere aude! incipe! (Horaz)
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  • Vielleicht kommt das auch woanders her.
    Bei mir ist insgesamt zweimal das Scharniergelenk gebrochen. Die Gleitsteine waren immer unauffällig.
    Allerdings ist das in den letzten Jahren nicht mehr passiert. Manschetten muss ich öfter wechseln.


    MfG
    hjs

  • Die Schwingungen kommen vom Scharniergelenk. Das überträgt, mit zunehmendem Winkel eine größer werdendende Drehschwingung. Die Winkelgeschwindigkeit ist nicht konstant. Je nachdem, wie die beiden zueinander stehen, kommt es zu mehr oder weniger großen Schwingungen. Das kann man nur durch den Ersatz mit Gleichlaufgelenken beheben.

  • Ja das sind die normalen Drehschwingungen, die mich auch gar nicht weiter stören. Das läuft unter "muß so". Aber seit jeher hab ich auch heftige Querschwingungen, die lassen den ganzen Vorderwagen erbeben, als würde man auf dem TÜV-Rüttelprüfstand stehen. Das ist nicht konstant sondern nur ab und zu, Muster konnte ich noch nicht erkennen. Je mehr Last, umso schlimmer. Mit steigender Betriebswärme tendenziell auch schlimmer. Und nur zwischen 65 und 80.

    sapere aude! incipe! (Horaz)
    (bzw. frei nach F. v. Schiller: "Erdreiste Dich zu denken!")

  • und genau deswegen habe ich letztes Jahr bei meinem Kübel die Scharniergelenke raus geschmissen und habe mir Gleichlaufgelenkwellen eingebaut.... Der Fahrkomfort ist um Welten besser geworden :thumbup: