Trabant 1.1 Universal - Alltagsauto, Lastenesel, Zugmaschine

  • Da mein 1.1er in diesem Jahr seinen 25. Geburtstag feiert, widme ich ihm hiermit diesen Thread und bedanke mich für die allein bei mir in 10 Jahren Sommereinsatz geleistete Arbeit.
    Doch von vorn...


    Gekauft am 28.04.2003 in zerlegtem Zustand für 50,-€. Er sollte verschrottet werden, wovor ich ihn bewahren konnte. Im KFZ-Brief fanden sich insgesamt 7 (sieben) Vorbesitzer, außerdem war der Wagen bei bei einem Auffahrunfall mal in die Mitte geraten und hatte vor allem vorn, aber auch hinten ein paar Schäden.


    Das war der Ausgangsszustand:7


    Im Jahr 2005 begann ich mit dem Neuaufbau. Der Plan war, ihn als Alltagsauto im Sommerhalbjahr sowie als Zugmaschine für den damals noch vorhandenen QEK Junior zu verwenden. Doch vorher stand eine Blechkur an:



    Geschweißt wurde er damals unter nicht ganz optimalen Bedingungen - das geflickte Kofferraumbodenblech z.B. blieb drin, das würde ich heute anders machen. Ein Schweller war zu ersetzen, alle Viertelschalen und die Frontbrille - ansonsten war er für einen 1.1er mit dieser Vorgeschichte noch ziemlich gut beieinander, was den Gammel betrifft.


  • Nach der Klempnerei folgte die Entfernung des Unterbodenschutzes, danach wurde das Gerippe gestrahlt, grundiert und schließlich bei mir in der damaligen Garage lackiert.



    Den Weg zum Strahler absolvierte die Karosserie wieder mit der bewährten Schleppdeichsel - gezogen vom 1970er 601 de luxe Universal. Es waren noch die Zeiten ohne eigenen Trailer und mit wenig Respekt vor den möglichen Konsequenzen dieser Fuhre in Sachen StVZO-Konformität...



    Danach wie gehabt die Beplankung und schließlich unter der Regie des Kollegen WANNI die Neulackierung. Wir entschieden uns für den Farbton Delphingrau, wenngleich der für 1.1 Kombis nicht verbürgt ist.




    An einem sehr kalten Wintertag im Januar 2006 waren wir damit fertig und konnten das Fahrzeug zurück zur Basis schleppen.



    Danach folgte die Hohlraumversiegelung mit Mike Sanders Korrosionsschutzfett und schließlich die Montage.


  • In einer weiteren Lackieraktion wurden die Fahrwerksteile wieder in einen ansprechenden Zustand versetzt.


    Ich hatte bei dem Fahrzeug nicht die Absicht, 100% Originalzustand wieder herzustellen. Motor 1.3 für die QEK-Zieherei war das eine, ein paar optische Details das andere. Da Stoßstangen und Außenspiegel in sehr schlechtem Zustand waren, entschieden wir uns für die Lackierung, von den Felgen in Wagenfarbe riet der Lackierer ab, aber ich wollte es damals so.


    Im Motor fand sich ein Rattenkadaver, der wohl während der Lagerzeit putzmunter und lebendig hinein-, aber erst als Leiche wieder herausgefunden hatte.




    Außerdem hatten es mir gelbe Nebelscheinwerfer angetan.

  • Im Mai 2006 war er erstmal soweit fertig, hatte eine frische HU und war wieder zugelassen.



    Gleich zu Beginn war noch eine neue Zylinderkopfdichtung fällig, einige Jahre später schnitt ich mir selbst die vom Prüfer mehrmals bemängelte fehlende Motorhauben-Dämmatte.
    Heute gibt die als fertig zugeschnittene Qualitätsware beim Händler - damals leider noch nicht.


    Im Folgejahr leistete der Wagen Großes beim Transport von Baumaterial.


    Es folgten Urlaubs- und jede Menge Alltagsfahrten.


    2008 wurde das Fahrzeug für eine Geschichte in OldtimerPraxis ausgewählt, für die vom Fotografen www.traub-foto-design.de sehr schöne Bilder gemacht wurden.


    Später wurde der ungarische Auspuff, dessen Nachschalldämpfer den Ausgang an der falschen Seite hatte und deshalb an der Achse anschlug, durch eine Neuproduktion in Originalbauweise ersetzt.

  • Im Jahr 2012 war nach 6 Jahren Alltagsbetrieb eine Teillackierung fällig. Warum die Motorhaube eines Tages plötzlich matt war, kann man nicht sagen - aber sie war nicht der einzige Grund, warum Nacharbeit fällig war.
    Durch falschen Umgang mit PU-Kleber, der damals mangels besseren Wissens nicht nur als Kleber, sondern auch als Dichtmasse verwendet wurde, gab es im Bereich der C-Säulen und an anderen Stellen der Karosserie Risse im Lack.


    Im Endeffekt lackierten wir das Dach und die Säulen im Bereich der Fenster sowie das Heckblech nochmal lackiert.
    Vorher gab es noch 2 Löcher an den C-Säulen zuzuschweißen - fälschlicherweise waren da die Kunststoffblenden der 1.1-Limousine verbaut, die der Kombi so ja nie hatte.


    Anno 2014 entschloß ich mich, die äußere Erscheinung wieder mehr ans Original anzupassen - danke in dem Zusammenhang an die Radeburger Trabantfreunde, die mir einen Satz sehr brauchbare Stoßstangen zur Verfügung stellten. Die Nebelscheinwerfer verschwanden vorerst...


    Außerdem gab's einen neuen Satz Felgen - nun wieder in originalem Farbton.


    Geschichten gäbe es noch mehr zu erzählen - auch so manche Mechanikmucke zu besprechen, aber vorerst lassen wir's mal dabei bewenden. 25 Jahre und garantiert nicht geschont - in den 10 Jahren seit der Fertigstellung sind auch schon wieder deutlich mehr als 50.000km abgespult.


    :)

  • Na dann auf die nächsten 25 Jahre. :thumbup:

  • Du bist alt....

  • So - es gibt mal wieder etwas zu berichten. Habe mich entschieden, dieses Jahr die kleine Motorrevision durchzuführen. Kopfdichtung war nach 11 Jahren sowieso fällig, weil sie langsam wieder durchdrückte. Die Ölwannendichtung auch, also komplett raus das Gerät.


    In den Laufbuchsen sieht man noch den Kreuzschliff. Aber auf der Suche nach einem Nebengeräusch fand ich eine deutlich zu lockere Ölpumpenkette. Dazu die Simmerringe der beiden Kurbelgehäuseflansche - zumindest einer davon sifft ganz ordentlich.
    Bei der Gelegenheit hab ich mir auch den Kopf mal näher angesehen - zumindest neue Schaftdichtungen und Hydrostößel sind fällig.


        


    Da ich das aber noch nie gemacht habe und mir ein wenig die Erfahrung fehlt, folgende Fragen:


    Wieviel radiales Spiel des Ventils im Sitz ist normal?
    Was verschleißt eher - das Ventil oder der Sitz? Ich hab erst ein Ventil ausgebaut, aber das hat schon ein wenig fühlbaes Spiel und ist auf der Oberseite auch ziemlich dick verkokt. Außerdem sieht und fühlt man am Ventilschaft eine Art feine Kante - kann also eingelaufen sein. Ersetzt man im Zweifelsfall die Ventile oder ist das zwecklos, weil sowas eher am Sitz liegt?


    Ich möchte jetzt nicht für 2500€ eine komplette Motorkur beim Profi machen lassen...die ist dran, wenn das Auto nochmal grundhaft gemacht wird. irgendwann wird das kommen - aber nicht jetzt. Deshalb bleibt es bei der kleinen Version, aber immerhin die.

  • Radiales Spiel eigentlich garkeins. Am Sitz soll es ja dichten, da wäre ein Spiel nicht gut, oder meinst du die Ventilführung?

    Hier gibts ein paar Richtwerte ganz unten:

    https://www.ms-motorservice.co…m-motor/ventilfuehrungen/


    Der Sitz ist min. genauso hart wie das Ventil. Wenn man die Ventile gereinigt hat und dann neu einschleift, kann man sehen ob die Dichtfläche noch ausreicht und ob sie durchgängig ist. Dafür braucht man so eine Paste die aus zwei Pasten besteht. Vor- und Nachschleifpaste, ist meist in einer Dose mit Deckel oben und unten.

    Ich mache die Ventile in einer Ständerbohrmaschine sauber (da kann man auch gut sehen ob sie noch gerade sind). Je nach Verkokung auch mal vorher (vorsichtig)mechanisch, alles ohne vom ventil selber Material abzutragen. Dann einsetzen und einschleifen und dabei schauen ob sie sauber dichten.

    Zur Montage hab ich mir so eine Vorrichtung gebaut, die geht ganz gut und kann ich auch für andere Köpfe nehmen.


    Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass es bei dir so verschlissen sein soll, dass es nicht wieder hinbekommt.

  • Deluxe: was hat dein Motor für eine Laufleistung? Ich habe an meiner Maschine auch so ein schleifendes Geräusch unbekannter Herkunft.

    :top::top::top:El Marcel


    :lach:190 000 km Autogas im 1.1 bei [Blockierte Grafik: http://images.spritmonitor.de/146653.png] :lach:


    Endlich geschafft: 250 000 km!! Auf dem Weg zur nächsten Viertelmillion. :top:

    :fahrrad:Dritter Platz Mifa Klappfahrrad Anklam 2017- Danke den Teilnehmern mit der Bud Spencer Mucke- die hat beflügelt und unmenschliche Kräfte entwickelt!!!

    :fahrrad:Dritter Platz MiFa Klappfahrrad Anklam 2018 - Titelverteidigung!

    :top: Dritter Platz Trabant 1.1 Original, mit Anhänger

    :fahrrad:Zweiter Platz MiFa Klappfahrrad Anklam 2019 - vorwärts immer...!

  • Dann an den Werten oben im Link orientieren. Die aber selber austauschen......geht aber man sollte sich das vorher mal in einem Video oder live ansehen. Auf jeden Fall wenn sie wirklich verschlissen sind, dann austreiben und Kopf warm, Führung kalt (sprich mit schrumpfen)einbauen und dann müssen sie aufgerieben werden, wozu man einen gute Ständerbohrmaschine mit exakt ausgewinkeltem Tisch haben sollte.


    Messen ist auch sone Sache. Ich müßte auch erstmal suchen was das für eine Passung ist und dann nach einem Grenzlehrdorn Ausschau halten.

    Und dann spielt auch die Temp. eine Rolle. Es soll ja nicht kalt passen und warm klemmen ;) Wie schon angedeutet und jetzt nach der Aussage 150tkm, kann ich mir schwerlich vorstellen das sie wirklich verschlissen sind.



    Wenn du nichts zum messen findest, dann bau erstmal alle aus, reinige sie und dann lose reinstecken und im Backofen auf volle Pulle. Und dann wenns durcherhitzt ist, mit nem guten Handschuh das Spiel prüfen. Sollte es warm "saugend/schmatzend" sein, dann ist alles gut.

    Ach ja und Ventile kannst du ganz profan mit ner Bügelmessschraube prüfen. Bei VW waren die Ventile glaub ich Ø 6,98mm für 7er und Ø 7,98mm für 8er.

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  • Sagt mal , ich hab vom 1.1er wirklich keinen Plan. Ist dort der normale Polo 86c Motor verbaut?


    Ich habe einen 86c stehen und meine Überlegung ist ob jemand der einen 1.1er besitzt damit was anfangen kann , was die Teile betrifft.

  • Den 86c gab es mit diversen Motoren bzw. Motorengenerationen.... 40 PS 45 PS 50 PS 54 PS 55PS 75 PS 113 PS...


    Motornummer, Bild?

    Einmal editiert, zuletzt von JL ()

  • Wenn Du das "Kippspiel" am Ventil meinst darf das am EV 1 mm und am AV 1,3 mm betragen. Danach wären die Führungen zu überholen.

    Apopo, die komplett tauschen macht heute auch keiner mehr. Es gibt sog. K-Line Einsätze. Die alten Führungen werden auf Maß gebohrt, Einsatz rein, Verstemmt und gekürzt und auf Endmaß gerieben.


    Bei der Laufleistung dürfte sich eine Überholung der Sitzflächen am Ventil und Ring schon bemerkbar machen. Wenn dann auch beides, also Ventile nachschleifen und Sitz überdrehen.


    Wenn jetzt augenscheinlich noch alles dicht ist würde ich bis auf eine Reinigung nichts machen. Prüfen ob Sprit durchsickert!


    Ich gebe nur zu bedenken: jetzt ist der Kopf runter -> neue ZKD, Schrauben und Zahnriemen, Ventilschaftabdichtung, Hydros, Wapu

    Da kann man auch die Führung machen und Sitze, dann hat man Ruhe.



    Weil ich es grad gelesen habe:

    Bei den Ventilkeilen hilft ein Schlag mit einem passenden Aufsatz auf den oberen Ventilteller. Dabei löst sich der Teller von den Keilen und auch diese fallen meist schon raus. Dann braucht man nur den Teller mit Armkraft niederdrücken und die Keile mit einem Stabmagnet abnehmen. Vorher sind Teller und Keile mit dem Schaft verbacken.