Spezialwerkzeug für Stoßdämpfer

  • hallo!


    Um die Stoßdämpfer am Dom abzuschrauben, muss die Mutter auf dem Gewinde der Kolbenstange gelöst werden. Um die rechteckige Ausformung der Kolbenstange festzuhalten, wurden mir an anderer Stelle verstellbare Schraubenschlüssel, Rollgabelschlüssel, Gripzangen und ähnliche Werkzeuge empfohlen. Damit geht es aber nicht immer gut.
    Im "Reparaturhandbuch Trabant 601" habe ich nun auf Seite 57 gefunden:
    "Mit dem Spezialwerkzeug "Spezialschlüssel für Stoßdämpferbefestigung" den Stoßdämpfer vom Radkasten abschrauben. Ohne dieses Spezialwerkzeug ist ein Gegenhalten an der Kolbenstange des Stoßdämpfers nicht statthaft, da das zur Deformierung der Kolbenstange und damit zur Unbrauchbarkeit des Stoßdämpfers führt."
    Das Bild F 38 auf der nächsten Seite zeigt ein solches Werkzeug.


    Im "Reparaturhandbuch P50/P60" steht unter 8.2.1.1.:
    "Beachte: Der Sonderschlüssel WE 50 2867 ist zu verwenden, weil hierdurch Beschädigungen durch Gegenhaltung mit Brenner- oder Kombizange an der geschliffenen Kolbenstange vermieden werden."


    Ich finde nirgends solche Spezialwerkzeuge und weiß auch nicht, wie diese von innen aussehen. Weiß jemand mehr?


    Gruß
    P65

  • Gute Frage. Hat jemals jemand so ein Werkzeug besessen, außer dem VEB AWZ selbst, als das Bild im Reparaturhandbuch entstand? Ich hab jedenfalls noch keins gesehen und bislang jeden Dämpfer rausbekommen.


    Gruß,
    Marlene

  • Na das ist ja interessant. Daher musste ich gleich mal in meinem Reparaturhandbuch (17. Auflage, 30.6.1979) nachschlagen, und siehe da: Genau das Selbe. Frage mich, warum ich mich nicht schon früher darüber gewundert habe. Vermutlich habe ich solche trivialen Themen aber einfach überlesen, da ich dieses Exemplar erst erstehen konnte, nachdem ich selbst schon einige Jahre Erfahrung hatte.


    Allerdings gibt es bei mir auf Seite 44 zu Beginn des Abschnitts 4, in der Auflistung der Spezialwerkzeuge zusätzlich noch eine sehr grobe Skizze von diesem Teil. Die ist jedoch genau so wenig aussagekräftig. Nutzen und Funktionsweise gehen daraus nicht hervor, geschweige denn genaue Abmessungen.


    Ich vermute, dass das Ding einfach obsolet ist. Im meinem WHIMS (8. Auflage, 1990) Seite 202 ist davon keine Rede mehr. Ich kenne auch niemanden, der ein solches Spezialwerkzeug schonmal benutzt hat. Trotzdem ist nie ein Schaden entstanden. Neue Erkenntnisse haben schon öfter ältere Literatur revidiert. Ich denke da nur an die Anleitungen zum Laden von Bleiakkumulatoren, die bis Ende der 80er Jahre in allen (zumindens mir bekannten) DDR-Handbüchern propagiert wurden, und aus heutiger Sicht haarsträubend sind (mein Chemielehrer an der Penne hat letzteres übrigens schon in den 80er Jahren so gesehen).


    Nun ja, das ist natürlich nur eine Vermutung. Genau wird das nur einer der Fachleute beantworten können, die hier hoffentlich auch noch mitllesen.


    Meine These: Das Werkzeug soll einfach den oberen Teil der Kolbenstange bei der Montage/Demontage stabilisieren/zentrieren. Hintergrund: Wenn ich an zwei Punkten, die etwas von einander entfernt sind, mittels Schraubenschlüsseln zwei entgegengesetzte Drehmomente einführe, dann führe ich nicht nur diese ein, sondern verbiege auch die Kolbenstange etwas. Weil man durch drücken/ziehen am Schlüssel dann eben nicht nur ein Drehmoment, sondern auch eine lineare Komponente einführt. Diese unerwünschte Komponente beeinflusst natürlich auch den Teil der Kolbenstange, der ins Innere des Dämpfers reicht. Und vielleicht hat man nur einfach befürchtet, dass dieser oder weitere innere Teile dadurch Schaden nehmen könnten. Durch das Werkzeug würde erreicht, dass sich die linearen Momente soweit gegeneinander aufheben, dass wirklich nur noch das herausstehende Ende der Kolbenstange ausschließlich bzw. überwiegend auf Torsion beansprucht wird.


    Was meine These wieder abschwächt ist: Wenn ich beide Schlüssel intelligent ansetze, schaffe ich das auch ohne Spezialwerkzeug. Aber vielleicht ist genau das auch der Grund, weshalb es im 1990er WHIMS nicht mehr erwähnt wird?


    Also ich bin jedenfalls auf die Meinungen der Fachleute gespannt...


    Gruß Steffen

    Früher fuhr ich 6V, weil ich musste. Heute tu ichs, weil ich kann.

    2 Mal editiert, zuletzt von Fridl ()

  • Oder die Dämpfer hatten früher den Vierkant nicht. Laut Trabant-Original wurden die 1979 neukonstruiert, leider steht da nicht, was geändert wurde.

  • Einen Vierkant an der Kolbenstange kenne ich nicht, nur 2 Schlüsselflächen. An denen halte ich mit einem Hazet-Zangenschlüssel gegen, mit einem Maulschlüssel klappt das leider nicht.

  • Ich glaub mein 6er Mauslschlüssel passte perfekt... ist schon eine halbe Woche her ^^ Allerdings sahen die Enden der Kolbenstangen auch aus wie neu, bei starkem Rostbefall wird das bestimmt schwierig mit dem Maulschlüssel.
    Die neuen Stossdämpfer (aus aktueller Produktion) haben einen Schlitz.


  • Bei meinem 82er sieht das so aus.


    6er Schlüssel hat nicht gepasst, 5er Schlüssel gab es nicht im Baumarkt. Also hab ich's mitm Rollgabelschlüssel versucht. Bei zwei Dämpfern hab ich die Muttern abbekommen und bei zwei Dämpfern sind die rechteckigen Ausformungen (die auf dem Bild) ausgenudelt und die Mutter ist draufgeblieben. Die ausgenudelten hab ich dann abgeflext. Das Problem ist, dass man das Drehmoment eben nur an zwei Kanten aufbringen kann und nicht wie bei einem Sechskant an sechs. Dieser Hazet-Zangenschlüssel sieht interessant aus, werde ich das nächste Mal ausprobieren.


    Schade, dass keiner das in der Literatur beschriebene Werkzeug jemals zu Gesicht bekommen hat. Ich hätt das gern ausprobiert.

  • Das ist doch was!
    Ich hab aber grad nachgemessen, bei mir ist es 3,5 mm lang und 5,65 mm breit. "mit zwei unterschiedlichen Schlüsselgrößen 5 x 8 mm und 6 x 9 mm" ist also nicht passend.

  • P65, das was du verlinkt hast ist quasi ein Stirnlochschlüssel der zum abschrauben der Verschlußschraube dient.
    Herr B., das ginge vielleicht, ist aber sehr umständlich weil du ja da wo die 2 gekonterten Muttern dann sitzen, mit der Befestigungsmutter auch drüber musst.

  • Zitat

    P65, das was du verlinkt hast ist quasi ein Stirnlochschlüssel der zum abschrauben der Verschlußschraube dient.

    Ich habe zwischenzeitlich schon gemerkt, dass das was ganz anderes ist, und den Link wieder rausgenommen.


    Zitat

    Herr B., das ginge vielleicht, ist aber sehr umständlich weil du ja da wo die 2 gekonterten Muttern dann sitzen, mit der Befestigungsmutter auch drüber musst.

    ?(
    Das verstehe ich jetzt nicht. drüber? Dann verstehe ich das mit dem Kontern in diesem Fall nicht. Ich bitte um Erklärung der Vorgehensweise. :)

  • Du willst die Mutter auf der Kolbenstange lösen und musst diese dazu festhalten. Dafür konterst du nun oben auf der Kolbenstange 2 Muttern, kannst deine eigentlich zu lösende Mutter aber nur bis an diese 2 gekonterten heran drehen, dann ist erstmal schluss weil nun 3 Muttern oben auf der Kolbenstange sitzen. Nun kannst du nur hoffen dass sie inzwischen so leicht laufen dass du alle 3 einfach abschrauben kannst.
    Wenn nicht, was dann?
    Ich empfehle den Zangenschlüssel, der ist auch sonst recht nützlich.

  • achso, verstehe
    Nach der ersten Vierteldrehung sollte die sich leicht drehen lassen oder ein leichtes Halten der Ausformung an der Kolbenstange sollte zum Gegenhalten ausreichen. Bei den nächsten Stoßdämpfern kann ich also ein ganzes Arsenal an Methoden auf sie ansetzen. Vielleicht findet ja aber noch jemand einen genau passenden Schlüssel.