Hallo, liebe Trabi-Freunde,
ich habe mir einen Trabi gekauft, es mußte genau dieser sein. Nicht, weil es sich um ein besonders seltenes oder gar wertvolles Exemplar handelt. Eine simple Limousine von 1987. Dieser Trabi steht optisch mäßig da, hat einen leicht krummen Vorderwagen, leidet unter beginnender Korrosion und hat auch sonst einige kleine Mängel. Ich kenne sie alle, denn es war mal meiner.
Drei Jahre stand er woanders, gehörte nicht mehr mir. Jetzt ist er wieder da. Wir hatten dreieinhalb Jahre lang viel miteinander erlebt. Eins der hervorragenden Exemplare war er er schon beim Kauf 2007 ganz und gar nicht gewesen, er diente mir als ganzjähriger Alltagswagen und wurde so halbwegs am Laufen gehalten. Manchmal etwas anstrengend, wenn man mit einem Satz Baumarktwerkzeug und einem Rangierwagenheber am Straßenrand rumbastelt. Nach Konservierungsarbeiten am Unterboden saß mein ganzes Gesicht voller Schmadder und mir taten alle Knochen weh. Er brachte mich zur Arbeit, das Töchterchen in den Kindergarten, transportierte Einkäufe und sogar einmal ein ganzes Damenrad. Eine Reise quer durch Deutschland über kleine Sträßchen habe ich mit ihm unternommen. Ein blaues Dach habe ich ihm gemalt.
Dann kugelten ihn eines Tages Vandalen eine Böschung runter. Die krumme Frontpartie wurde grob gerichtet, der Knick im rechten Vorderkotflügel zeugt bis heute von diesem Verbrechen. Aber auch der Motor hatte es hinter sich. Dieser wurde durch ein überholtes Aggregat ersetzt – leider hatte dieses etwas zu viel Kurbelwellenversatz, so daß sich die Zündung partout nicht mehr vernünftig einstellen ließ. Gevatter Rost ließ sich derweil auch wieder blicken – in Hinblick auf den kommenden Winter auch keine allzu schönen Aussichten. Zeit hatte ich ohnehin keine. Ich brauchte zu dem Zeitpunkt ein Auto, das einfach fährt. Über eine Wegstellmöglichkeit verfügte ich auch nicht.
Ein Schrauberkumpel wollte meine Limousine schon länger seiner kleinen Kollektion einverleiben. Ich rief ihn an, kurz darauf kam er mit dem Trailer. Das fühlte sich für mich nur ein paar Wochen gut an – und meine Tochter hat es mir nie verziehen. Ein Leben ohne Trabi ist zwar möglich, aber es fehlt was.
Ich kaufte mir noch in derselben Woche einen VW Jetta I, der sogar noch einmal sieben Jahre älter als der Trabi war und sogar ein H-Kennzeichen trug. Ansonsten fuhr er sich trotz simpler Technik wie ein moderner Wagen, war praktisch und vor allem unerschütterlich zuverlässig. Leicht zu warten und zu reparieren, spottbillige Teile. Im Grunde ein schöner Wagen. Wenn da nicht zwei Punkte gewesen wären: 1. Für mich war er Zwischending zwischen Oldie und modernem Wagen, nicht Fisch, nicht Fleisch. 2. So robust die Technik ist, so korrosionsfreudig ist leider das Blech. Vor dem dritten Winter stand ich wieder da und die Vernunft setzte ein: Gut, jetzt kommt für Alltag und Winter halt ein modernes Auto her und mit den Altfahrzeugen ist nun erst einmal Pause. Der Jetta wurde abgemeldet und weggestellt, leider nach draußen – aber ich wollte ihm kommenden Frühjahr weitersehen.
Der Alltagswagen brauchte auch etwas Zuwendung, die dem Jetta versagt blieb, so daß er weiterhin draußen rumstand. Umgezogen sind wir auch, in ein Reihenhaus mit Carport und Garage. Auch hatte ich inzwischen Zugang zu einer Hebebühne, wenn's denn mal sein muß.
Und dann kam das Angebot, den Trabi zurückzukaufen. Der Jetta wurde an einen Golf I-Fan verkauft und nun ist der kleine Pappkamerad wieder da. Noch trägt er überall den Staub von über drei Jahren Standzeit.
Ein Top-Exemplar daraus zu machen, ist weder wirtschaftlich noch beabsichtigt. Ich werde mich bis zum Frühjahr erst einmal dem Zündungsproblem widmen und schauen, ob ich ihn mit wenig Aufwand über die HU bringe. Und dann erst einmal wieder fröhlich über die Dörfer knattern.
Viele Grüße
Nils