Der Stadt der Moderne ist es zu dunkel?

  • Wie ich gestern in der Freien Presse (Chemnitzer Zeitung) lesen musste, ist es der Stadtverwaltung in einigen Stadtteilen zu duster.
    Darauf hin werden jetzt in vielen Chemnitzer Straßen die Historischen Gaslaternen durch neue elektrische ersetzt.
    Begründet wird das ganze mit der Verkehrssicherheit. Dabei sind doch die heutigen Kraftfahrzeuge mit derartig hellen Lampen und der "neuerfindung" Kurvenlicht ausgestattet, das ich mir nicht wirklich vorstellen kann, das es durch hellere Straßenlaternen besser wird.
    Gerade in den älteren, vom Krieg verschonten Stadtteilen, passen diese doch rein optisch besser ins Straßenbild.
    Zudem hatten wir doch letzte Woche erst in Chemnitz die Tage der Industriekultur ausgerufen und die Pioniere der Chemnitzer Industrie gefeiert, einen Gründerzeitmarkt ins Leben gerufen und verschiedenste (mitunter) tradizionelle Betriebe zur besichtigung frei gegeben.


    UND JETZT SOWAS!


    Das passt doch nicht zusammen?

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  • Das einzig Beständige ist die Veränderung.

    Gruß Guido
    Stattlicher Satzverständiger für sprachliche Irritationen------------------------------------------------------------------------------- Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.
    Mercedes Achtzylinder V8 500SEC Coupe--
    Duo Dreirad--Ford Explorer-- Materia--
    Microcar Lyra Bj 1999 Lombardini-Diesel 500ccm,Ligier Ambra Diesel in Restauration,
    Trabant Universal Bj 1983 12Volt Drehstrom-Lima
    Velomobil go-one2

  • Aber die werden doch da jetzt nicht einfach diese stino Stahllaternen hinsetzen, oder nicht? Ist doch nicht zulässig. Ob in einer so alten Lampe nun Gas oder "modernes" Licht brennt, ist doch relativ egal, oder? Solang die alten Gestelle sozusagen nicht weggerissen werden. Die Stadt, aus der ich komme, also Einbeck, ist ja sehr bekannt für seine Fachwerkinnenstadt. Und wir haben da auch die alten Lampen mit neuen Leuchtmitteln drin... Ist nicht schlecht gemacht ;)

  • In Dresden und sonstwo haben sie schon hunderte ersetzt und in Chemnitz wirds auch passieren.


    Den isses zu teuer die Gaslaternen zu unterhalten.


    Und vorallem: Warum edel und hochwertig, wenns auch modern sein kann? Ein weiterer Schritt zum sowieso katastrophal versauten Stadtbild dieser einst so herrlichen Industriemetropole.

  • Das mit den neuen Leuchtmitteln in der alten Lampe ist ne feine Idee. Aber leider kommt sowas nicht bis zu unserem Stadtrat :( . Die bauen einfach neue hin.
    Das ist wie mit unserem historischen Eisenbahnviadukt in Chemnitz. Da ist auch ein Neubau geplant, obwohl die Restaurierung nur unwesentlich mehr kostet. Zum Glück gibt es dagegen schon eine Internetpedition.

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  • Ich weiß ja nicht, wieviele wirklich alte Gaslaternen in Chemnitz noch stehen. Fakt ist, daß Hunderte Gaslaternen z.B. auf dem Kaßberg längst modernisiert sind - die laufen auf Gas, sind aber viel heller als die Originalbestückung wie ich sie noch aus den 80er Jahren kenne. Da war es wirklich finster - aber die modernisierten abzuschaffen, dafür besteht überhaupt kein Grund.


    Die haben mittlerweile Piezo-Zündung ferngesteuert und leuchten mit ihren 4 Glühstrümpfen viel, viel heller als die 4 Glühstrümpfe zu DDR-Zeiten.

  • Sie sollen ja auch nicht überall weg!
    Da wo sie unter Denkmalschutz stehen, kommt die Stadt sowie so nicht ran.
    Zbsp. Sonnenberg und ggf. Kaßberg

  • @ Lotze: Daumen hoch für diese poetische Überschrift! :thumbup:

    "Geradeaus ist frei! ... Nein, das andere 'Geradeaus'!!!"

  • Hallo Lotze da ich z.Z nicht in meiner Geburtsstadt (Karl-Marx-Stadt) weile, sind mir solche Informationen wichtig. Ich glaub, die haben mal wieder vor, die originalen Lampen als Geldquelle (genau wie zu DDR Zeiten) zu nutzen und "damit" zu sparen, dass man eben verkauft. Das Thema Verkehrssicherheit kanns aus meiner Sicht ja nicht sein, weil der Chemnitzer Altersdurchschnitt der Bevölkerung überdurchschnittlich alt ist.(die gehn abends nicht auf die Strasse) Dazu kommt, dass wohl selten noch mit 6V und Bilux gefahren wird. (nichts gegen die Orginalisten). Ich fahr auch mit dieser Kombination in Star und MZ.


    Lotze, sollten wir da was anschieben? Ich bin dabei, lass uns reden.


    Macha


    In der Schweiz ist sowas z.B. ganz normal dagegen was zu haben.

  • Mich würden erstmal Zahlen und Fakten interessieren. UNd deshalb nochmal die Frage:
    Wo stehen denn überhaupt noch die alten, originalen, also unsanierten Gaslaternen? Oder wollen sie die Reko-Dinger entfernen - jetzt, wo da investiert wurde? Und wieviele sollen weg?


    Habe das nach der Wende aufmerksam beobachtet - hab schließlich bis 1995 auf dem Kaßberg gewohnt, 16 Jahre lang und kannte jede Gaslaterne.
    Barbarossastraße Südhang zur Zwickauer standen sie damals noch - bis zur Rudolf-Breitscheid-Straße, ab da gab's schon damals elektrische Peitschenleuchten. Der Rest der Hauptverkehrsadern wurde nach 1990 natürlich umgestellt - irgendwie auch logisch, denn da war es vorher mit den alten Gasleuchten wirklich finster wie im Sack.
    Andréstraße, Ahornstraße usw. stehen heute die sanierten Gasleuchten. Taghell - wie elektrische.

  • Hallo,


    also wir sind seit rund einem Jahr nun stolze Anwohner einer neuen LED Laterne in durchaus noch ansprechendem Design, will sagen noch recht Laternenmäßig in ländlichem Dunkelgrün lackiert. Das Licht ist schön hell und von der Lichtfarbe her sehr nah an der Glühbirne. Also weder Kaltweiß noch dieses gräßliche orange Licht mancher Laternen...


    Will sagen - ich wäre auch für den Erhalt der Gaslaternen wo sie halt noch stehen und drück euch die Daumen.
    Aber ich würde das neue nicht generell verteufeln. Ja es gibt viele neue Laternen die sind entweder häßlich geformt, lackiert, von der Lichtfareb her oder sogar alles zusammen. An der vor unserem Haus seh ich aber, das es auch anders geht. :)


    Wir hatten vorher gar keine Straßenbeleuchtung - innerorts wohlbemerkt. ;)

  • Die Diskussion gibt es bei uns in Dresden auch schon seit Jahren. Unweit von meiner Wohnung hat man Gaslaternen nach umfangreicher Straßensanierung abgebaut und gegen häßliche 7-Meter Peitschenlampen getauscht. Nun wurde beschlossen, daß diese wieder weg müssen, Gaslaternen kommen aber trotzdem da nicht wieder hin... Kosten im mind. 6-stelligen Eurobereich. Die Betriebskosten bei Gaslampen seien zu teuer und dazu wird dann noch das aktuelle Totschlagargument der "Klimabilanz" ins Felde geführt... Das Problem mit dem Denkmalschutz ist, das der selbst in Denkmalschutzgebieten nicht generell den Abbau von Gaslaternen verhindern kann.


    Mit der Helligkeit der alten Gaslampen ist das so eine Sache. In meinem Wohnviertel hat die Stadt den geplanten Abbau bzw. die Umrüstung der Gaslaternen auch mit dem Hinweis auf die viel zu dunkle Beleuchtung begründet, und meinte sogar, es lägen Bürgerbeschwerden vor (nach nunmehr über 120 Jahren Gasbeleuchtung im Viertel...). Auf Anfrage einer Bürgerinitiative bzw. der Presse, konnte die Stadt aber "leider" wohl keine schriftlichen Bürgerbeschwerden vorlegen...
    Ich selbst empfinde die alten Gaslaternen auch als ziemlich dunkel. Für mich ist die jedesmal wieder eine große Freude, gerade in Zeiten einer abartigen Überleuchtung ganzen Stadtteile mit Werbung und anderen Schwachsinn, bzw. den Flakscheinwerfern der Diskotheken... Was gibt es denn Schöneres, als ein ruhiges Wohnviertel mit historisch wertvoller Bebauung?! Gerade im Winter, wenn nur die Gaslaternen mit den Herrnhuter Sternen und den Schwibbögen in den Fenstern ihr zartes Licht verstreuen, dazu dann Schneefall und nur das Geräusch des knirschenden Schnee´s unter den Schuhen...


    Obgleich die Umstellung von Gas auf Elektrizität immer noch besser ist als der Abbau, muß ich aber doch zugeben, das die richtigen Gaslaternen einzigartig sind! Das Gaslicht zieht z. B. keine bzw. wesentlich weniger Insekten an (da Lichtspektrum wie Sonnenlicht)!


    PS.: Ich kann Euch in Chemnitz nur dazu ermutigen, zeitnah zu versuchen, Bürger gegen den Abbau der Lampen zu aktivieren. Die Verantwortungsträger in den Behörden müssen schnell merken, daß sie mit Gegenwind zu rechnen haben!

    Trabant.... man gönnt sich ja sonst nichts!

  • Unsinn ist in der heutigen zeit mehr verbreitet... sachen zu verschrotten die noch 100 jahre funktinieren und gegen welche zu tauschen die nur noch 20 Jahre halten gibt es überall....

  • So ich glaube ein neuer GEWALTIGER Tiefpunkt in der "Stadt der Moderne" bahnt sich an.


    Vor einiger Zeit erfuhr ich von einem ehemaligen Arbeitskollegen, das die Chemnitzer Lebenshilfer, welche eine Behindertenwerkstatt betreibt auf die Scheffelstraße gegenüber von VW ziehen will.


    Da schlugen bei mir die Alarmglocken, da dort der Rest der Presto-Werke bzw. die spätere Firmenzentrale der Auto Union steht. Das Hauptgebäude dürfte sich nämlich nicht als "Werkstatt" eignen. Allerdings stand das Areal auch bis zu letzt zum Verkauf. ;(


    Und heute fahr ich durch Zufall mal wieder vorbei und sehe, dass die LKW Zufahrt auf ist und im Hinterhof arger Baunebel und LKWs eine gräßliche Symbiose bilden.


    Wenn die jetz wirklich DAS Symbol des Chemnitzer Fahrzeugbaus abreißen, kann man eigentlich nurnoch auf die Straße kotzen.



    [Blockierte Grafik: http://www.altes-chemnitz.de/chemnitz/images/autounion1938.jpg]

  • Da sieht mann mal wieder, wie schnell so ein Gebäude den Denkmal Status verlieren kann, wie damals mit dem Strassenbahnhof in Altendorf, da tummeln sich nun irgendwelche sinnlose Firmen drine rum, und die Bahner durften nach Kappel ziehen, und alles über Nacht

  • Und den Straßenbahnhof Planitzstraße reißen sie gerade ab um Platz für den Stadion-Nebau zu schaffen. Ein neues Stadion für einen viertklassigen Club...für gut 20 Millionen Euro...
    Wir ham's ja...


    Was die einstige Auto-Unio-Zentrale betrifft, hätte ich ja nun am ehesten noch VW in der Pflicht gesehen. Die haben direkt gegenüber ihr Motorenwerk und ja auch in gewisser Weise das historische Erbe des Produktionsstandortes übernommen...

  • In München wurde auch die " Mobile Tradition" von BMW abgerissen. Das Gebäude stand unter Denkmalschutz und war frisch saniert. Jetzt haben sie Risse in den Böden entdeckt und es war dadurch einsturzgefährdet.

  • Da kann man nur hoffen, das die historische Fassade der Auto Union erhalten bleibt.
    Die Petition gegen den Abriß und Neuaufbau des Chemnitzer Eisenbahnviadukt an der Annaberger Straße hat sich ja nun vorerst auch erledigt.
    Statt Sanierung des historischen Industriedenkmals wird wohl bald ein "wunder schöner" Beronbrückenklotz die Stadt zieren.
    Das Viadukt ist (wenn zur Zeit auch nur Zweigleisig) für den viergleisigen Eisenbahnverkehr ausgelegt. Man hat ja damals mit Expansion gerecht.
    Sanierung und Neubau halten sich in etwa die Wage, bei den Kosten.
    Man kann nur hoffen.

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    Ich war dabei!


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    Ich war auch dabei!
    :raser: