Hallo allerseits,
ich hoffe dass es so einen Thread nicht schon einmal gegeben hat oder irgendwo gibt, habe zumindest keinen gefunden.
Mir ist aufgefallen, dass das 'Klingel'-Problem doch ein zienlich häufiges Phänomen ist und dachte ich mir wäre ein Sammelthread vielleicht ganzen hilfreich dafür.
Ich habe selbst schon seit längerer Zeit ein ziemliches Problem was das Motorklingeln angeht, daher die Idee.
Die Motorenspezialisten hier im Forum mögen mich bitte korrigieren, wenn hier irgendetwas technisch unkorrektes oder absurdes steht, es geht hier schließlich um die Gesundheit unserer Motoren von denen viele entweder erst vor kurzem regeneriert wurden, es noch werden oder vielleicht noch ein wenig länger ungeöffnet und mit sauberem Lauf weiter ihre Touren fahren möchten.
Also mal ganz simpel angefangen, das 'Klingeln' oder 'Klopfen' hört sich beim Trabi meist nicht nach selbem an, sondern äußerst sich eher als ein unregelmäßiges Klackern oder ähnlichem. Wenn man es nicht wirklich kennt, kann man es bei Motoren mit höheren Laufleistungen schnell mit evtl. defekten Lagern oder anderen Geräuschen verwechseln. Wenn es auftritt, dann meistens bei Last oder beim Gaswegnehmen. Dies wird dann als sog. 'Last-' oder 'Abrissklingeln' bezeichnet.
Mögliche Ursachen von Klingel-Geräuschen sind:
- Vergaser zu mager eingestellt
- Nebenluft an der Kurbelwellenabdichtung (Riemenscheiben- oder Schwungscheiben-seitig)
- Nebenluft an den Fußdichtungen
- Nebenluft am Vergaser- oder Ansaugtakt (Drosselklappenwelle, Ansaugschlauch, ...)
- Undichte Kopfdichtungen
- Zündkerzen mit falschem Wärmewert
- Vergaserflansch verzogen und dadurch undicht
- Zündung falsch eingestellt
- Zugesetzte Abgasanlage
- Sprit mit zu wenig Oktanzahl
- zu hohe Verdichtung durch abgedrehte Zylinderköpfe
- Starke Rußablagerungen an Kolben, Zylinderkopf oder Zündkerze
Falls Jemand noch weitere Ursachen hinzufügen möchte, bitte einfach Posten.
Zur Ursachenforschung:
Man kann natürlich anfangen wo man möchte. Am besten ist immer, wenn man erst einmal das Grundlegende der Maschine kontrolliert: Kraftstoffversorgung, Schwimmerstand, Luftfilter, Feuchtigkeiten am Motor und wer die entsprechenden Werkzeuge hat natürlich den korrekten Zündzeitpunkt. Liegt die Vermutung nahe, dass eine Undichtigkeit die Ursache ist, dann ambesten den Motor einmal Stück für Stück mit Bremsenreiniger absprühen. Dazu gehören Vergaser, Kopf- und Fußdichtungen und Kurbelwellenabdichtung Riemenscheibenseitig. Wenn sich beim absprühen an einer dieser Stellen die Motordrehzahl deutlich hörbar verändert, ist das schonmal eine mögliche Fehlerursache! Wenn der Motor kalt ist kann es auch helfen den Keilriemen einmal kurz runter zu nehmen. Defekte Lüfter- oder LiMa-Lager verursachen auch gerne mal Geräusche.
Ganz wichtiger Punkt ist aber natürlich der Vergaser. Tritt beim Bildung des Kraftstoff-Luft Gemisches auch nur die kleinste Abweichung auf, kann das für den Motor schonmal gefährlich werden. Hierbei gilt es, vor allem die Düsenbestückung zu kontrollieren. Auch die Drosselklappenwelle schlägt gerne einmal aus und zieht dann irgendwann Nebenluft. Auch das Anreicherungssystem am Sparvergaser sollte kontrolliert werden. Dann ist natürlich der Punkt von Ablagerungen im Brennraum nicht zu vernachlässigen. Hiefür nimmt man die Zylinderköpfe ab und entfernt vorhandene Ablagerungen an Kopf und Kolbenboden z.B. mit einer Drahtbüste.
Aussagekräftig ist vor allem das Kerzenbild. Abgeschmolzene Elektroden sind entweder Hinweis auf Verschleiß oder eine zu heiße Verbrennung. Gesunde Kerzen sind rehbraun und trocken vorzufinden. Alles andere deutet auf einen Fehler am Vergaser oder der Zündung hin.
Dann gibt es natürlich noch einige einfache Methoden, das Klingeln 'wegzuschummeln'. Z.b. indem man ein wenig mehr Öl als normal beimischt, Super Plus anstatt Super tankt, die Bedüsung am Vergaser mehr oder weniger verändert oder mit teils gezogenem Choke fährt (Sparvergaser). Aber das sind natürlich alles keine Lösungen!
Zur Ursachenbehebung (vorrausgesetzt das wirklich der Motor die Geräusche verursacht):
- Bei Rußablagerungen im Brennraum: Gründlich reinigen! Einige Händler verkaufen auch sog. 'Motorreiniger' die in den Sprit gekippt werden sollen, sicherer ist jedoch das Reinigen mit einer Drahtbürste. Denn wenn sich bei 3000-4000 Umdrehungen solch ein 'Rußklumpen löst, wird sich der Motor ganz bestimmt nicht übere eine bessere Verbrennung freuen.
- Hauptdüse vergrößern! Standard ist (bei den meisten) eine 115er Düse. Ich hatte in meinem z.B. eine 113er vorgefunden und habe sie durch eine 120er ersetzt. Bringt zwar gleich etwas mehr Durchzug mit sich, geht aber natürlich auch auf den Verbrauch. Aber ich denke als Trabant-Fahrer ist der Verbrauch eher unwichtig, denn lieber etwas mehr für das gute Triebwerk als nachher das Geld für eine beschädigte Kurbelwelle auszugeben. Nicht zu vergessen ist natürlich, das Kerzenbild! Ist das Gemisch zu fett, bzw. die Kerze nicht mehr rehbraun, besteht die Gefahr von zu viel Ölkohle -> Düse etwas kleiner wählen. WICHTIG: Ambesten gleich einmal den kompletten Vergaser reinigen!
- Ist die Drosselklappenwelle ausgeschlagen, muss der Wellensitz erneuert werden. Hierzu gibt es leider noch keine (mir bekannte) einheitliche Lösung, einzige Möglichkeit ist sich selbst eine Buchse aus weichem Material zu drehen und in den Vergaser einzuziehen. WICHTIG: Ambesten gleich einmal den kompletten Vergaser reinigen!
- Ist der Vergaserflansch durch zu starkes anziehen verzogen, kann dieser durch feines Schleifpapier auf einer planen Metallplatte vorsichtig wieder gerade geschliffen werden. Ambesten ist geht dies durch Zugabe von Öl. Dichtungen + Isolierplatte beim Einbau nicht vergessen. WICHTIG: Ambesten gleich einmal den kompletten Vergaser reinigen!
- Bei Undichtheiten am Motor selbst (Kopf- und Fußdichtung sowie Wellendichtungen) müssen diese durch neue ersetzt werden. Dabei sollte man gleich einmal den Zustand der Haupt- und Pleullager überprüfen. Falls Ölkohle evtl. auch im Kurbelgehäuse vorhanden ist unbedingt gründlich entfernen!
- Bei einer zugesetzten Auspuffanlage hilft i.d.R. nur durch eine neue ersetzen. der Nachschalldämpfer ist nur aus dünnem Blech und würde ein Freibrennen kaum unbeschadet überstehen.
- Bei falsch eingestellter Zündung hilft natürlich nur: einstellen, einstellen, einstellen! Messfehler sind hier keine seltenheit. Anleitungen dazu gibt es hier im Forum oder hier .
- Wurden die Köpfe abgedreht, wird es schon etwas schwieriger. Da hilft dann eigentlich nur noch die Klopffestigkeit durch eine höhere Oktanzahl zu erhöhen, zwei anstatt einer Dichtung zu verwenden oder eben andere Köpfe zu verwenden, falls zuviel abgedreht wurde.
Abschließend noch einige kleine Erklärungen:
Was ist denn nun eigentlich Klingeln, bzw. Klopfen?
Klingeln oder Klopfen entsteht, wenn sich das Kraftstoff-Luft Gemisch ungewollt, bzw. unkontrolliert entzündet. Z.B. durch glühende Teile (Zündkerze, Ölkohle-Ablagerungen) im Brennraum oder durch eine falsch eingestellte Zündung (nennt sich deshalb auch Glühzündungen). Oder aber eben durch ein zu mageres Gemisch, dass durch den 'Nebenluft-Effekt' verursacht wird. Beides belastet Kolben, Pleul- und Kurbelwellenlager unnötig stark und kann früher oder später zu Schäden am Motor führen.
Klingeln oder Klopfen entsteht jedoch immer nur bei Teil- oder Volllast, niemals im Leerlauf! Bekannt ist eben das sog. Last-Klingeln, welches beim starken Beschleunigen (meistens im vierten von z.B. 60 auf 80 km/h) auftritt. Das Abrissklingeln tritt immer nur beim Gaswegnehmen auf. Also wenn man eben im vierten Gang auf z.B. gute 100 Km/h beschleunigt und dann das Gaspedal loslässt. Kann auch noch beim abtouren des Motors in den Leerlauf hörbar sein.
Woher können sonstige Geräusche stammen, die gar nichts mit dem Klingeln zutun haben?
Erst einmal sollte man mögliche Nebenaggregate ausschließen können. Dazu gehören eben Lüfter, Lichtmaschine oder eben Getriebe.
Die Ursachen der meisten abnormalen Motor-Geräusche sind verschlissene Wellenlager. Oft haben sich dort schon die Lagerkäfige aufgelöst und die Lagerkugeln rollen wild, lustig und ungleichmäßig im Kreis. Auch ausgeschlagene Drehschieber-Zentrierbolzen an den Hubwangen können gerade bei schon mehrfach überholten Motoren Geräusche verursachen. Ebenso verschlissene Kolbenhemden oder Kolbenringe bzw. Ringträger können solche Geräusche verursachen.
So, das ist alles was mir erst einmal spontan einfiel. Bestimmt gibt es noch eine ganze Menge zu ergänzen, und für jede Ergänzung bin ich dankbar!