Interesse an einem Tacho-"Restaurations"-Thread?

  • Hallo Allerseits,


    da ich meinen Tacho vom 601er derzeit wegen verschiedener kleiner Gebrechen offen habe, frage ich mich, ob hier Interesse an der Vorgehensweise besteht.
    Ich habe bisher viele Schritte fotografiert. Das mach ich ohnehin stets, um nachher alles wieder richtig zusammenzubekommen.


    Das bisher angesammelte Bildmaterial und weiter folgendes könnte ich mit paar kurzen Erklärungen hier reinstellen. Da sowas aber immer mit einigem Aufwand verbunden ist, frage ich erstmal, ob überhaupt Interesse an so einem Thread besteht oder ob es sowas z.B. schon öfter hier gegeben hat.


    Also sagt einfach mal Bescheid, ob es euch interessiert.




    Edit:

    Hinzufügen möchte ich noch, dass ich den Tacho nicht bis aufs letzte Rädchen zerlegen werde, sondern nur, soweit es mir sinnvoll erscheint.



    Gruß
    Benjamin

    Fährt und schraubt gern *Simson S50B1* *Schwalbe KR51/1* *Trabant 601 LX '88* *Lada Niva 1700*

    Einmal editiert, zuletzt von bepone ()

  • Das ist eine sehr gute Idee! :)


    Bei mir persönlich besteht im Bereich Tacho zwar keine Not, aber vielen würdest du das sicherlich weiterhelfen können. Ich habe nur das Problem, das bei der KMVA Anzeige (Mäusekino) etwas Kondenswasser hinterm Glas ist. Da ich aber keine Ahnung hab, wie man das weg bekommt hab ichs erstmal so gelassen. Fals du weisst, wie man das Glas abbekommt, würde mir das schon helfen. Ich hatte erst versucht, den Ring runterzunehmen, aber da der aus Metall ist, hab ichs sein lassen, weil ich nicht glaube, dass ich den heile abkriege und vor allem wieder drauf^^

  • Hallo,


    bei der KMVA ist der vordere Blechring genauso gebördelt wie beim Tacho, den muss man aufbördeln, um das Glas abnehmen zu können. Dann bekommt man auch erst das Innenleben raus.


    Würde ich ansatzweise hier dann auch zeigen.



    Gruß
    Benjamin

    Fährt und schraubt gern *Simson S50B1* *Schwalbe KR51/1* *Trabant 601 LX '88* *Lada Niva 1700*

  • Hallo!


    Ich finde es auch eine Gute Idee, wäre auf jedenfall mal interessant.


    MfG Sascha

  • Gut, überredet ^^


    Ich hoffe, dass ich eure Erwartungen jetzt auch halbwegs befriedigen kann...
    Meinen Tacho wollte ich öffnen, weil a) die Nadel anfangs immer etwas hängt (sprang nach längerer Standzeit immer erst bei ca. 20km/h vorwärts) und zweitens das Glas innen etwas schmutzig ist, neben weiterer optischer Kleinigkeiten.
    Gut, fangen wir mit dem Öffnen des Tachos an.
    Halt, vorher muss er ja noch ausgebaut werden. Ich hab mir deshalb vorher die Kabelfarben an die Fassungen hinten geschrieben - eigentlich unnötig, da man sie in den einschlägigen Schaltplänen findet. Aber so muss ich nachher nicht mit Schaltplan in der einen und Tacho in der anderen Hand am Auto hantieren.
    Den Tacho lege ich übrigens auf ein Stück Holzbrett, welches Löcher hat. Dort kann man den Drehknopf des Tageskilometer-Zählwerkes verschwinden lassen.




    Dann wird der Tacho geöffnet. Als allererstes muss man den Rückstellknopf (wenn ein Tageszählwerk vorhanden ist) abschrauben. Er ist mit einer Madenschraube / Gewindestift auf die Welle geschraubt. Es macht sich gut, hier erstmal ein wenig Rostlöser, WD40, Ballistol etc. einwirken zu lassen.
    Wie bereits erwähnt, muss dann der vordere Ring, der das Gehäuse verschließt, aufgebördelt werden. Dazu nehme man einen Schraubendreher mit flacher klinge, finde einen Ansatzpunkt und führe die Klinge zwischen Ring (Rückseite) und Gehäuse. Dann wird der Ring nach und nach aufgehebelt, als wolle man eine Büchse öffnen.
    Immer mit dem Schraubendreher ein Stückchen hebeln (nicht zu viel), dann den Schraubendreher eins weiter setzen, wieder hebeln. Den Schraubendreher drücken, nicht drehen (sonst macht er zu tiefe Marken in den Ring)!
    Immer schon gleichmäßig, mit Gefühl. Ich musste 2x die Runde rum, bis der Ring dann abging.




    Dann kann man schon den Ring, das Glas, den Gummiring und die Blende abnehmen.




    Als nächstes wird hinten die Kunststoffmutter vom Tachoanschluss abgeschraubt (ich habe eine Rohrzange dazu genommen). Nun kann der Tacho aus dem Blechgehäuse genommen werden.




    Nun kann der Tachoantrieb hinten vom Tacho abgeschraubt werden (4 Kreuzschlitzschrauben PH1).



    Dieser kann noch weiter zerlegt werden.




    Dann können erstmal die Teile vom alten Fett befreit und gesäubert werden. Ich nehme dazu mit Spiritus befeuchtete Küchentücher.




    So ist erstmal der Stand, mal sehen, wieviel ich heute noch schaffe.



    Für Fragen, Kritik oder Anregungen bin ich den gesamten Thread über offen.




    Gruß
    Benjamin

    Fährt und schraubt gern *Simson S50B1* *Schwalbe KR51/1* *Trabant 601 LX '88* *Lada Niva 1700*

  • Ehm an der Welle für die Tachonadel ist ein Kunststoffring mit einer klebigen Fettschicht. Diese soll die Tachonadel etwas dämpfen, dass sie ruhig steht und nicht pendelt. Dieses Fett wiederrum lässt sie aber auch manchmal bis etwa 20 km/h auf "0" hängen bleiben. Also entferne nicht alles von dem Fett. Ich habe das nämlich gemacht und habe nun bei bestimmten Geschwindigkeiten ein Zittern in der Tachonadel.

    Hilfe mein Trabi läuft seit Monaten zuverlässig und störungsfrei. Was tun?

  • Hallo TrabiJens,


    vielen Dank für den Hinweis.
    Ja die Stelle ist mir bekannt bzw. gestern Nachmittag bekannt geworden, als ich dort angekommen war. Dort ist anscheinend ein sehr zähes Silikonöl (kein Fett) eingefüllt, das die Nadel dämpft. Man findet so etwas auch an den Tonarm-Liften von Plattenspielern, hier wird der Tonarm dadurch sanft abgesetzt. Die Konsistenz dieses Öles ist noch um einiges zäher als der zäheste Honig.
    Dieses Silikonöl darf nicht mit Mineralölen "kontaminiert" werden, da es ansonsten oftmals sofort die dämpfende Wirkung verliert.


    Ich gehe demnächst noch auf die Stelle mit einem Foto ein. Zum Hängen der Nadel sollte das eigentlich nicht führen, aber genau weiß ich's nicht. Ich habe gestern die Stelle mit etwas dünnerem, fließfähigen Silikonöl nachbehandelt, mal sehen, wie sich das macht.



    Gruß
    Benjamin

    Fährt und schraubt gern *Simson S50B1* *Schwalbe KR51/1* *Trabant 601 LX '88* *Lada Niva 1700*

    Einmal editiert, zuletzt von bepone ()

  • Ist ja alles mal interessant,aber in der Praxis scheitert eine Reparatur meist an der Montage des zu bördelnden
    Tachorings.


    Bei einem relativ jungen Tacho mag es ja bei der Auf - und Zubördelei noch klappen.
    Ohne ein Bördelgerät ist das Ergebnis aber eher bescheiden.


    Bei einem Goldpunkttacho geht in der Regel schon bei der Demontage der Chromring kaputt,weil der aus Messing ist, und
    das Material versprödet ist.


    Spätestens dann ist man auf eine Werkstatt angewiesen.


    Ich verlasse mich im Fall der Fälle auch lieber auf Fa. Seifert.... ist ordentlich u. mit Garantie.

  • Nicht unbedingt ,ich habe Tacho und Kombiinstrument von meinen 311er auch selber instand gesetzt .
    Die Ringe werden schon nachgefertigt und lassen sich gut aufsetzen. :thumbup:

  • Der Chromring ist aber der falsche ?(

  • Hallo Leute,


    es ist richtig: Das Auf- und wieder Zubördeln ist mit gewissem Risiko verbunden, darauf sollte man schon hinweisen. Die schwarz lackierten Ringe vom Wartburg- und Trabant-Tacho sind aber relativ weich (Alu?) und machen das schon mit. Schwieriger wirds bei den Chromringen, die reißen schon schneller mal ein.
    Wenn man beim Aufbördeln genügend Vorsicht walten lässt, sieht man nie von vorne, dass man da hinten dran war.


    Hier muss man auch bedenken, dass es um einen gängigen Tacho geht. Man hat also nicht allzu viel zu verlieren - im Notfall kauft man sich einfach relativ günstig einen neuen Tacho. Ich persönlich werfe aber nichts weg, ohne einen Reparatur-Versuch gestartet zu haben, und kostet das Neuteil noch so wenig. Andererseits lohnt sich das Hinzuhiehen des Tachodienstes bei diesem Modell nun wirklich nicht (da war mal was mit Kanonen und Spatzen).
    Ganz anders sieht das mit selteneren Tachos aus (Goldpunkt z.B.) - da würde ich auch ungern selbst Hand anlegen, da die Dinger schwierig zu bekommen sind und teuer gehandelt werden. Macht man hier einen Fehler, ärgert man sich hinterher nur schwarz.



    Zurück zum Objekt.
    Hier sind noch ein paar weitere Bilder der Demontage.


    So sieht der Tacho von hinten nach Demontage des Tacho-Antriebes aus. Man erkennt die Glocke, welche vom drehenden Magneten des Tachoantriebes mitgenommen wird (zwischen Magnet und Glocke ist ein Luftspalt).



    Die Spiralfeder setzt dem eine definierte Kraft entgegen. Je schneller sich der Magnet dreht, desto stärker wird die Glocke mitgenommen - direkt mit ihr ist der Zeiger verbunden, welcher dann den entsprechenden Skalenwert der Geschwindigkeit anzeigt.



    Die Walze des Kilometerzählers lässt sich übrigens recht einfach entfernen, indem der linke Plastehaken zur Seite gedrückt wird, dann kann die Walze herausgenommen werden.



    Man kann erkennen, dass die Walze unten mit mehreren Nasen in eine Führung im Tachogehäuse eingreift. Diese Nasen müssen bei Montage unbedingt wieder dort eingreifen, sonst drehen sich die Kilometerrädchen undefiniert.



    An dieser Stelle sieht man jetzt das obere Zeigerlager. Wie bereits erwähnt, befindet sich in der Buchse ein sehr zähes Silikonöl. Dies soll verhindern, dass der Zeiger zittert oder zappelt, er wird gedämpft. Das sieht man auch daran, dass bei einer Vollbremsung der Trabi stets eher zum Stehen kommt, als der Zeiger auf seinem Anschlag zu liegen kommt. Sollte man unbedingt mal beobachten :grinser: Geht aber nur mit halbwegs guten Reifen.



    Zurück zum Ernst des Lebens.
    Dieses Silikonöl soll nicht entfernt werden oder mit Mineralöl in Kontakt geraten, denn dann verliert es seine dämpfende Wirkung. Ich weiß nicht, ob es mit den Jahren zäher wird, aber normalerweise ist Silikonöl sehr alterungsbeständig. Ich habe in den Spalt etwas dünnflüssigeres Silikonöl eingeträufelt und erhoffe mir davon, dass mein Zeiger jetzt nicht mehr nach längerem Stehen kurz hängt, bis er ab ca. 20km/h hochschnellt.


    Unter der Spiralfeder befindet sich das zweite Lager des Zeigers samt Glocke. Hier habe ich die Spiralfeder mit einem Uhrmacherschraubendreher etwas hochgedrückt, um mit einem zweiten Uhrmacherschraubendreher etwas Feinmechaniköl in das Lager zu träufeln. Dabei muss man aufpassen, nicht die Spiralfeder mit zu ölen, denn dann können die Windungen aneineanderkleben und die Federkonstante und somit die Eichung des Tachos verändert sich.



    Wenn man sehr gewissenhaft arbeitet, wird man noch den Zeiger von der Welle abziehen und die Welle samt Spiralfeder usw. komplett entfernen. Dann kann man die Lager richtig reinigen und mit den passenden Schmierstoffen neu versorgen.
    Mir ist es hier jedoch zu riskant, den Zeiger abzuziehen. Zu schnell verletzt man dabei Zeiger, Zifferblatt oder Zeigerwelle und der Tacho wird unbrauchbar, das möchte ich vermeiden.
    Bemerken möchte ich hier nur, dass die Spiralfeder unter definierter Vorspannung steht (dies stellt die Eichung des Tachos dar). Möchte man den Zeiger abziehen, muss man ihn zunächst über seinen Anschlag hinausheben. Er wird sich dann weiter Rückwärts bewegen und zum Stehen kommen. Exakt an der Position muss er nach dem Abziehen wieder aufgesetzt und über den Anschlag gehoben werden.



    Als nächstes werde ich noch den Tachoantrieb neu schmieren, die Schrauben des Zifferblattes und den Zeiger optisch etwas aufarbeiten, Zifferblatt und Glas putzen und den Tacho wieder zusammensetzen.



    Gruß
    Benjamin

    Fährt und schraubt gern *Simson S50B1* *Schwalbe KR51/1* *Trabant 601 LX '88* *Lada Niva 1700*

  • Man muß den Zeiger nicht vor dem entfernen über den Anschlag heben, den das birgt das Risiko der Beschädigung des Zeigers, man kann den Anschlag einfach entfernen :) .