Gibt es hier noch Werksmitarbeiter von Trabant, Wartburg und Co. ?

  • Hallo,


    ich frage mich immer was aus den damaligen Werksmitarbeitern geworden ist (zb.: die die man in dem Trabant Produktionsvideo sieht) !?
    Gibt es hier noch leute die damals im Werk gearbeitet haben ?
    Ich Interessiere mich sehr für die Geschichte und würde echt gerne wissen wie das früher alles so ablief.
    Bekanntlich waren die Rohstoffe ja knapp und es wurde Improvisiert.
    Warum haben die Leute so lange auf die Autos warten müssen, wurde so langsam Produziert ?


    MfG
    Schorch

  • Warum haben die Leute so lange auf die Autos warten müssen, wurde so langsam Produziert ?


    Wenn von 17 Millionen DDR-Bürgern nur 2 Millionen einen Trabant bestellt haben und 1989 ca 150.000 Einheiten im Jahr gebaut wurden, wie lange wird man da wohl warten müssen........... ;)

  • Gibt es hier noch leute die damals im Werk gearbeitet haben ?


    Hier eher weniger - bzw. outen sie sich nicht.
    Ich denke mal, daß die wenigstens ehemaligen Mitarbeiter soviel Verbundenheit zum Trabant empfinden wie wir Nachwüchsler. Für die Werktätigen war das ein Job, in vielen Bereichen knüppelhart, verbunden mit vielerlei Ärger, Problemen, Materialmangel, unzumutbaren Arbeitsbedingungen, Dreck, Dunkelheit und Entbehrung.
    Die waren zum Teil ganz froh, als es aufhörte - und diejenigen, die direkt zu VW wechseln durften, haben drei Kreuze gemacht als es vorbei war.


    Hinzu kommt, daß die damaligen Mitarbeiter heute 40-85 Jahre alt sind. Die heute 40jährigen waren damals mit um die 20 gerade so am Ende der Lehre angelangt, die meisten Mitarbeiter waren 1990 schon deutlich älter als 20 - und gehören heute mit 60-80 Lebensjahren nicht unbedingt zur Hauptusergruppe des Internets.


  • Wenn von 17 Millionen DDR-Bürgern nur 2 Millionen einen Trabant bestellt haben und 1989 ca 150.000 Einheiten im Jahr gebaut wurden, wie lange wird man da wohl warten müssen........... ;)


    13 Jahre und 4 Monate :)

    Jetzt wo ich tot bin ist alles soviel leichter,
    ihr müsst alle aufstehen und ich schlaf einfach weiter.


    Nicht lange raten, recherchieren! Original-Trabant.de

  • Danke Anne,


    Ich hatte meinen 601 Universal im August 1978 bestellt und war im Mai 1990 mit dem Vorvertrag dran. Es lag wahrscheinlich an der Wende, denn im November 1989 war noch die Auslieferung in Zwickau etwa für Mitte 1993 zu erwarten.


    Die Bestellkarte (unverbindliche Vormerkung) hab ich noch.


    Das Auto hab ich mir aber verkniffen, weil ich mir gerade einen 10 Jahre alten Ford Taunus 1,6 geleistet hatte.


    Die Wartezeiten in der DDR waren nicht einheitlich. so mußte ein Kunde im Bezirk Karl - Marx - Stadt etwa 1 - 2 Jahre länger als der DDR - Durchschnitt warten (größte Bevölkerungsdichte und es wurde pauschal nach Bezirken verteilt), während die Bürger der Hauptstadt der DDR mitunter schon nach 5 - 6 Jahren ein neues Auto hatten. Zum Beispiel wurden die VW Golf und Mazda 323 nur in Berlin und da nur an Berliner verkauft.


    Gruß Jürgen

  • Meine Oma, als Berliner Bürger, hat etwa 1977 einen Trabant bestellt, der dann 1989 abgeholt wurde.


    5-6 Jahre für Hauptstädter halte ich eher für die Ausnahme. Ich war zwar damals noch recht jung, wüßte aber niemanden im Umfeld, der nach so kurzer Zeit einen neuen Trabant hatte, wenn er den "normalen" Werdegang hatte.


    Autohandel in der DDR war schon eine Geschichte für sich.

  • Ein paar wenige Werksarbeiter kenne ich, aber so ganz dem Trabant abgewandt sind sie nicht ;)
    Über Wartezeiten kann ich nichts sagen, wohl aber darüber, daß man manchmal nicht das bekam, was man bestellt hatte ;)

  • Mein Großvater hatte als Meister im DMR mit "vobildlichen Leistungen" das Glück, 1969 bereits nach 1,5 Jahren aus einem Sonderkontingent bedient zu werden. Mene Eltern haben auch klassisch gewartet - nur versüßt durch die Tatsache, das mein Großvater nach "nur" 10 Jahren "schon weder" einen Trabant bekam - und wir den abgelegten 69er üernehmen konnten. Und als wir 85 selber dran waren, dann wurde der Alte eben gegen einen Garten getauscht - nicht unbedingt ein schlechtes Geschäft.

  • jürgen
    Woher die Kenntnis über Golf und Mazda Verkäufe? Bei uns aufm Dorf hatten nachweislich 2 Familen nen neuen Golf und eine nen Mazda (glaube 323) wobei ich 2 von den 3en kenne und die hatten keine Berliner Verwandtschaft...


    Ansonsten:
    Meinem Vater wurde die Wartezeit verkürzt, er durfte sich einen Wartburg 353 Tourist frühzeitig abholen. Nen grünen hatte er bestellt, ein weißer ists dann geworden. Wir waren (sind) ne 5-Köpfige Familie, ich war damals (1977/78) schwer krank (Krebs)... nun ja.

  • Mein Großvater hat 1972 bestellt und konnte 1980 seinen blauen 601S Kombi Abholen der dem Familien P 70 Ablöste.
    Aber Nur Weil Mein Onkel Gehörlos war und Jede Woche Nach Güstrow zur Schule Musste.
    Und waren Auch 6 Personen in der Familie.
    1983 wurden im den für das auto von einem Herren 30000 DDR Mark geboten Opa wollte aber nicht verkaufen.

  • Mein Vater hat nur gewartet, bis er in seinem Koffer die Kohle zusammenhatte und hat sich dann einen gebrauchten 71er Universal gekauft. In Cliffgrün oder sowas... weiß nicht, ob die Farbe hinhaut. Er hat ihn dann aber umgepinselt: in blau und weiß.


    Das Geld hat er dann zum Teil wieder reingeholt, indem er in Ostberlin kistenweise Zitronen gekauft und in Blankenburg mit Gewinn wieder verkauft hat. :thumbup:

  • Oder man hatte das Glück wie mein Opa der Ende der 70er von seiner Mutter die in Hamburg wohnte einen Wartburg W353 DeLuxe über Genex bekam :) Bei der Abholung wurde Opa und mein Vater hofiert wie Fürsten....

    Fuhrpark:
    Trabant 601 Bj1988
    Suzuki Bandit 650 Bj2005



    Öl gehört ins Benzin!

  • Also, ich will mich mal outen. Ich habe im VEB AWZ von 1985 bis 1988 Zerspaner mit Abitur gelernt. Meine Hauptarbeitsplätze in dieser Zeit als Lehrling waren das FB6 (Getriebebau im Werk 1) und das damalige relativ neue Gelenkwellenwerk (FB13) in Mosel. Beides extreme Unterschiede: Im FB6 viel Handarbeit, in Mosel moderne Verkettungen von mehreren Maschinen. Verdienst für DDR Verhältnisse gut, in den Monaten nach Lehre bis zum Beginn des Ehrendienstes NVA habe ich in Mosel ca. 1400 Mark verdient (3 Schicht).
    Übrigens wurde nicht langsam gearbeitet, es liefen ja ca. 600 Trabis pro Tag vom Band, und das auf einer Fertigungsanlage aus den 50igern. Es gab halt einfach zu wenige Hersteller und Kapazitäten, wenn man bedenkt, dass heutzutage über 10.000 Neuwagen / Tag nur allein in Deutschland neu zugelassen werden.


    Alles in allem: Nur die wenigsten erinnern sich gerne an die Fertigung der Fahrzeuge, die Moral war vor allem in den letzten Jahren extrem im Keller. Viele haben sich geschämt für das Produkt. Vor allem im Vergleich zu den tschechischen oder russischen Produkten.

  • Das finde ich sehr interessant, @ ande!


    Und wie hast Du die Situation damals betrachtet? Hast Du Dich wie jemand gefühlt der ein Auslaufmodell produziert oder warst Du doch überzeugt von Deinem Betrieb, der Moral und der Sache an sich? Ich glaube - nach dem was ich jetzt so weiss - ich hätte damals wahrscheinlich einen sehr großen Unmut gegenüber dem Trabant und seiner Heimatnation gehegt.

  • Mein Vater erzählt auf vielen Geburtstagen, dass bei der Abholung unserers 1986er 353er Wartburg 3 Fahrzeuge da standen in Rummelburg in Berlin. Rot - Weis und ein Gelber. Mein Vater kaufte das rote S Model mit Schiebedach, Gurten hinten, NSW und AHK sowie Knüppelschaltung. Es sollen 2 weitere Käufer dazu und die waren ( an der Stelle klingt sich meine Mutter immer ein ;) wohl sehr verärgert über die zur Wahl stehenden Farben. Die müssen sich sehr aufgeregt haben, da meine Mutter das auch 25 Jahre später immer noch sehr gut nach machen kann. ;) Der Wartburg wurde dann im Garten zerlegt - konserviert und leider 1991 verkauft. ;(


    Vor der Tür sollen auch immer "Bauern" gestanden haben mit Pappschildern wo Höchstpreise draufstanden, so das man das ebend gekaufte Fahrzeug hätte gleich wieder abgeben können. ^^

    4 Takt Trabant - Freude am Rasen!!! ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Trabi G 40 ()

  • Tja so war es...auf einer Kur Anfang der 80er kam mein Opa mit jemand ins Gespräch der seinen W353 Knüppelschaltung unbedingt wollte hatte glaub ich 35000 oder 40000Ostmark sofort bar Kralle geboten war total heiß auf den Wartburg..aber Opa blieb hart ^^


    Hatte schon schweren Herzens seinen geliebten Skoda S100 gegen den Wartburg getauscht immerhin 4T gegen 2T

    Fuhrpark:
    Trabant 601 Bj1988
    Suzuki Bandit 650 Bj2005



    Öl gehört ins Benzin!