Es geht hier garnicht um ein konkretes Fahrzeug sondern ganz allgemein. Mir fällt immerwieder auf, das sich hier im Forum die Ansicht mehr und mehr verfestigt, die einzig wahre Art einen Trabi zu erhalten sei, alles erstmal auseinanderzureißen und nach dem Strahlen neu zu machen. Sicherlich eine durchaus praktikabele Vorgehensweise die durchaus Vorteile hat.
Aber mal ehrlich, selbst wenn der Wagen dann original aussieht ist er das doch nicht mehr, ist doch alles neu. Theatralisch könnte man jetzt sagen, das die individuelle Geschichte des Fahrzeuges ausradiert wurde.
Wenn nun jemand schreibt, das er eben nicht alles erstmal zerlegen will, wird dieser als Ahnungsloser belächelt und dem Projekt ein Scheitern prophezeit. Wird so doch nix....
Aber:
Richtig geacht, kann das durchaus etwas werden. Erstmal so weit wie man kommt die Basis die man da hat untersuchen. So muß zB ein Einstieg, der ein kleines Rostloch hat aber durch abklopfen insgesamt einen gesunden Eindruck macht, keineswegs komlett ersetzt werden. Man kann die marode Stelle durchaus großzügig rausschneiden und eben nur das so entstandene Loch versorgen. Dieses sollte dann aber schon mit Blech geschehen und nicht mit Glasfaserspachtel. Klar, hat so ein Einstig 20 so Stellen oder sieht schon aus wie ein orientalischer Flickenteppich, macht das irgendwann keinen Sinn mehr.
Man kann Radläufe auch erst dann ersetzen, wenns irgendwo durch ist oder sich beim dran ziehen ankört als würde man in ein frisches Brötchen beißen. Muß der Pappkarton neu lackiert werden weil am alten Lack wirklich nichts mehr zu retten ist, empfielt es sich allerdings schon, gleich neue Radschalen einzusetzen. Wär ja blöde, wenn man die frisch lackierten Teile nen halbes Jahr später wieder abreißen müsste.
Son Motor unbekannter Laufleistung der einige Jahre gestanden (oder gar gelegen) hat, kann man natürlich zerlegen und alle innereien erneuern. Man kann aber auch durchaus erstmal versuchen, das Ding vorsichtig wiederzubeleben um, wenn auch nur grob, etwas über den Ist-Zustand zu erfahren.
Nicht falsch verstehen, ich rede hier von durchaus umfangreichen Instandsetzungsmaßnamen und nicht davon, son Lumpenpressling mit 15 Rollen Blumendraht am auseinanderfallen zu hindern.
Das ganze hat natürlich einen großen Nachteil:
So richtig fertig wird man nie, von Zeit zu Zeit werden sich immer wieder neue Baustellen auftun und irgendwann wird man auch so alles durchgetauscht haben. Aber, je nach Basis und Nutzung, kann das noch sehr, sehr lange dauern.
Stichwort Nutzung:
Bei so komplett restaurierten Fahrzeugen ist oft schnell der Punkt erreicht, wo die Dinger tatsächlich zu schade sind, um sie alltäglich zu nutzen. Daran ist weder etwas verwerfliches, noch ist das unverständlich. Nur will sowas ja vielleicht garnicht jeder haben...
Mir gehts garnicht um richtig oder falsch, sondern eher darum, das viele Wege an viele Ziele führen und sich jeder den passenden raussuchen muß.
Diese (bewusst überspitzt formuliert) ganz oder garnicht als einzig richtige Vorgehensweise hinzustellen, halte ich für sachlich nicht haltbar. Auch wenn das im Einzellfall durchaus der beste Weg sein KANN.
Von den Kosten her tut sich beides nich viel, bei ner Komplettrestauration fallen Arbeit und Kosten mehr oder weniger zeitnah an, punktuelle Instandsetzungen kosten immer mal wieder. Irgendwann muß auch am restaurierten Trabi wieder was getan werden (so er denn bewegt wird) - bleibt sich also alles gleich.
Der instandgesetze Trabi hat über einen langen Zeitraum viel echter Originalsubstanz, sieht aber nie bis in die letzte Ecke wie aus dem Ei gepellt aus.
Zwei Wege nen Trabi zu erhalten, beide mit Vor- und Nachteilen....
Chrom