Ist ein Trabant 601 heute (anno 2010) noch wirtschaftlich im Alltag?

  • Mann kann einen Trabi als unwirtschaftlich ansehen, aber warum eigentlich???


    Ein modernes Auto braucht meinetwegen 6 Liter Benzin auf 100km
    ein Trabi braucht 7,5 Liter klar er hat nicht die Leistung jedoch kann man mit ihm im Stadtverkehr gut mitschwimmen.


    Von der Steuer mag er etwas teurer sein das macht er jedoch mit günstigeren Versicherungskosten wieder wett


    und wenn ich hier gerade was von der Übersichtlichkeit lese, ich finde der Trabi ist hier einer der ganz Großen. Es gibt wenige Autos die so übersichtlich sind...


    Familientauglichkeit kann man ihm jedoch nicht zusprechen... keine Gurte hinten und wenn dann nur Beckengurte, keine Sicherheitsausstattung....



    Ich für mich habe mich für den Trabant entschieden weil er gut aussieht, günstig im Unterhalt ist, die Ersatzteile erschwinglich sind und weil es ein einzigartiges Auto mit einer ganz besonderen Aura ist.



    Ich bin stolz ein Trabant fahren zu können!!!

  • Schon in deinem ersten Satz zur Erklärung, vermischt du aber gleich Wirtschaftlichkeit mit Gebrauchswert.
    Der Vergleich des Verbrauchs gehört zur Wirtschaftlichkeit. Schon aber die Aussage "zum Mitschwimmen reichts", ist eine Feststellung über den Gebrauchswert, um den es hier aber primär nicht geht und der bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung eine untergeordnete Rolle spielt. ;)


    Wenn es aber angesprochen wird, so sollte nicht vergessen werden was Calle schon weiter oben gesagt hat. Um wirklich mitzuschwimmen muß man den Trabi in der Regel ganz schön fordern, wobei zu differenzieren ist, wo man den Begriff Stadt ansetzt.
    Als ich noch in der Lehre war und von Königs Wusterhausen nach Berlin-Reinickdorf zur Berufsschule mußte, war es für den Trabi mehr Qual morgens in der "rush hour" dran zu bleiben. Ständig mußte man Vollgas geben um den Anschluß nicht zu verlieren. Und so kann aus 7,5 schon wieder ganz leicht 8,5 und mehr werden.
    Das kann in einer Kleinstadt natürlich ganz anders aussehen.


    Unbestritten ist sicher auch die Übersichtlichkeit. Wo nicht viel ist, kann auch nicht viel im Weg sein, wie z.B. dicke Säulen oder überladene Amaturenbretter :top:

  • Das mit der Übersichtlichkeit hatte ich geschrieben, weil ich vom Trabi diesbezüglich extrem verwöhnt bin und daher mit modernen Autos und ihren tischtennisplattengroßen, nahezu waagerecht eingebauten Frontscheiben, baumdicken A-Säulen, winzigen Seitenscheiben und nahezu nicht vorhandenen Heckscheiben nicht besonders gut klarkomme, auch mit dem A2 meiner besseren Hälfte nicht.


    Und konstruktiv halbwegs moderne Autos, die das bieten, da wird's schon weniger. Ich habe mir nun vorhin gerade eins gekauft, muß aber gestehen, daß es sogar sieben Jahre älter als mein Trabi ist. Diese modernen Autos aber auch! Werden auch immer älter! ;)


    Viele Grüße,
    Nils


    PS: Genau der hier, gleiche Farbe, aber mit 60 PS und L-Ausstattung: http://www.autobild.de/artikel/vw-jetta-i-cl-1246252.html

  • Na das ist ja mal'n Tausch...


    Trabant 601 - konbstruktive Basis aus dem Jahr 1957 gegen Ier Jetta, konstruktive Basis ungefähr von 1972/73 (74 kam der Golf dann auf den Markt).


    Mehr Sicherheit bietet das Konzept kaum...höchstens etwas mehr, aber mit modernem Auto hat der überhaupt nichts zu tun. Und Wartungsarmut wirste da auch nicht erleben...


    Gute Fahrt!


    Ich hätte 'nen Golf IV Variant verstanden...

  • Habe ich von Sicherheit gesprochen? Die Sicherheit sitzt hinterm Steuer, Airbags machen mir eher Angst... Und ein Corsa B ging dann doch nicht. ;)


    Damit fahre ich hier im Umkreis von 20-30 km durch die Gegend, 5-7000 km/Jahr und für alles andere haben wir einen 2002er Audi A2. Der Zweitwagen darf bei uns ruhig ein wenig spaßiger sein - und ich will schon was, was sich alt fährt, ich will nur nicht mehr selbst schrauben, nur noch putzen. In den nächsten Wochen wird der Wagen noch mit Mike Sanders geflutet, ich denke, ich werde Spaß daran haben, vor allem hat den jetzt auch endlich mal meine ganze Familie gleichzeitig. Reparieren kann den hier jeder, Technikteile sind verfügbar und preiswert. Außerdem ist das doch höchstens ein Youngtimer, wenn überhaupt.


    Mir muß er ja gefallen, ich wollte auch niemanden provozieren.


    Viele Grüße,
    Nils

  • Vielleicht war mein Beitrag trotz Smilies missverständlich, also ich fühle mich nich provoziert ;)


    Nur bin ich mit diesen Jettas und Golf1 groß geworden - auch wenn ich nie selbst son Ding besessen hab. Das waren vor 15-20 Jahren schon ganz schöne Haufen. Klar gibts auch heute noch erstaunlich gute, Rostvorsorge ist ein riesen Thema und Mike Saqnders nich die schlechteste Wahl. Aber irgendwie sind die Dinger einfach nich Wasserfest, geschweige denn Streusalzresistent.
    Du hast deinenTrabanten weggegeben wegen mangelnder alltagstauglichkeit - und ich behaupte mal der Tausch gegen nen ollen Jetta is son bischen vom Regen in die Traufe.


    Aber solange du Spass dran hast nur zu, so grundsätzlich haben sowohl Trabi alsauch Jetta irgendwas Ansprechendes. Lediglich das Argument mit dem unkomplizierterem Alltagsgebrauch hinkt etwas, fürchte ich


    Aber wer weiß, vielleicht hattest du mit deinem Trabi einfach Pech, und beim Kauf des Jettas ein glückliches Händchen bewiesen. In dem Fall wäre der Jetta tatsächlich das bessere Auto...


    Viel Glück, bleib uns erhalten und lass mal hören, wie es sich mit deinem Neuerwerb so entwickelt...


    Chrom

  • Ich fand den ja damals auch scheiße. Aber wir schreiben inzwischen 2010 und heute mag ich ihn, in seiner klaren Strenge finde ich ihn im heutigen Straßenbild schon geradezu wohltuend normal und vernünftig. Auch hat er weder die bekloppte Riesen-C-Säule des Golf noch den unförmigen Hintern des Jetta II oder Vento. Und weniger geklappert als die Gölfe haben die Jettas schon damals. Wenigstens das. ;)


    Und da ich ihn in rostfreiem Rentnerzustand ergattern konnte, fahre ich ihn jetzt, denn jetzt geht das noch. Vielleicht nicht mehr in fünf Jahren, aber das ist dann. Und wenn er wider Erwarten doch nichts ist, kommt er halt wieder weg.


    Zur Alltagstauglichkeit: Vor allem war es neben den Nervereien der letzten Monate auch das Platzangebot des Trabi, das mir zu wenig war. Vier Türen und Gurte hinten lassen doch mehr Einsatzmöglichkeiten zu.


    Da mein Trabi nur drei Straßen weiterzieht und dort auch noch zwei Kombis wohnen, werden mir die lieben Pappen auch erhalten bleiben. Und ich ihnen.


    Viele Grüße,
    Nils

  • Habe ich von Sicherheit gesprochen?


    Ich finde schon - nämlich, als das Wort "Familientauglichkeit" fiel...das hat für mich nicht nur mit Platz, sondern eben auch mit dem Quentchen passiver Sicherheit zu tun. Es gibt Situationen im ständig dichter werdenden Verkehr, wo die Sicherheit nicht nur hinterm eigenen Lenkrad sitzt, sondern einem ungebremst entgegenkommt...


    Und da ist der Tausch eines 20-25 Jahre alten Trabant gegen einen 30 Jahre alten West-Kleinwagen überhaupt kein Gewinn.


    Wenn Du den Jetta so oft in die Werkstatt bringst wie er es nötig haben wird, nur weil Du selbst nicht mehr schrauben möchtest...man wird sehen, welches Fahrzeug an dem Punkt kostengünstiger ist...

  • @ericstrip


    lass dir den jetta mal nicht schlecht reden,hatte so einen als erstes auto. auch mit 60 ps und der lief wie nen uhrwerk,der gleiche motor war noch im golf/jetta 2 mit 55ps drin. und den hatte mein bruder bis über 300tkm ohne große probleme. der sollte bei einem minimum an pflege zuverlassig im alltag laufen,und wenn dann mal was drann is bekommt das auch nen laie wieder hin.



    gruß aus hunteburg

  • ich rede schon locker 10 Jahre, das ein Trabi heutzutage einfach nicht mehr wirtschaftlich für den Alltag ist. Dazu sitzt man drin, wie ein Affe auf dem Schleifstein, was aber auch bei westlichen Kleinwagen so ist. Ich bin früher immer getunte Trabis im Alltag gefahren, da war es noch auszuhalten, aber heute würde ich jeden Golf 2 oder Kadett vor ziehen. Dazu bekommt man für diese Autos die Verschleißteile hinterher geschmissen und sie sind leichter zu reparieren. Wenn ich nur an die Schwenklager denke, die die meisten hier nicht mal selbst machen können, weil das Werkzeug fehlt und es selbst in Werkstätten nicht mehr vorhanden ist. Für einen Opel oder VW findet man alles in einer Selbsthilfewerkstatt.
    Dann der hohe Verbrauch und die nicht mehr vorhandenen Gemischtankstellen und das lästige selbst mischen.


    Als Hobby ist der Trabi eine gute Sache, aber mehr einfach nicht. ;)

  • Jetzt kann ich aber nur noch den Kopf schütteln. Wieso sollte ein Golf/Jetta I nicht alltagstauglich sein? Das gehört doch wohl eher in die Kategorie "Witz des Tages". Einem Jetta aus dieser Bauzeit würde ich uneingeschränkt vertrauen, sofern es sich um ein gepflegtes Exemplar handelt. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als die Dinger im echten (!) Alltag liefen, wie die 2er Gölfe heute. Hat da irgendjemand die Wartungsintervalle eingehalten? Oder für Korrosionsschutz gesorgt? Nein. Drauftreten und losfahren, solange er läuft, darum ging es. Dass die Autos heute verschwunden sind, lag meistens (Gebetsmühlenmodus an) an Väterchen Tüv und seinem metaphysischen Weltbild hinsichtlich nicht vertretbarer Korrosion an Fahrzeugunterseiten.


    Der Trabi war bis zuletzt ein Kind der 50er, das stimmt. Der Golf stammt aus den 70ern. Stimmt auch. Das ist aber eher ein Fortschritt als eine Regen-/Traufe- Situation!


    In diesem Sinne: Willkommen im Jammertal des noch-nicht-ganz-Liebhaberwagens und viel Spaß mit dem Charme der 80er und einem Auto, das um jeden Trabi Kreise fährt ;)


    Grüße,
    Freddy

  • so nochmal zurück zum Thema meine Damen :wazzzup:


    Also ich habe eine Alltagspappe mit der ich eigentlich so gut es geht jeden Tag fahre, auch im Winter.


    Natürlich muss einiges immer gemacht werden, was aber vor gut 25 Jahren einfach standart war.
    Mann muss eben abschmieren, vorbeugen und und und.


    Ich fahre mit Mikuni und Kennfeldzündung, einfach weil ich sicher gehen will, das alles so läuft wie es soll und nicht morgens Schwimmernadelventil tauschen muss o.ä.


    Wie waren denn damals die Trabis?
    Jedes Wochenende wurde alles gemacht und getahn in der heimischen Garage, sogar die Schallschluckmutten mit Lederfett eingeschmiert und und und.


    So ist es bei mir nun auch.
    Jedes Wochenende wird was gemacht. Mal ein WE abgeschmiert, das nähste alles raus und absaugen inkl. Scheibenputzen und so weiter.
    Nun vorm Winter U-Schutz neu machen, Rostige Stellen Schweißen usw.


    Ob Wirtschaftlich hin oder her.Ich möchte einfach das Feeling nutzen, solange es geht.
    Das dabei immer Geld eine Rolle spielt ist halt so. Andere holen sich Koi Fische, gehen in Puff, Rauchen, gehen oft weg oder ähnliches.
    Ich nutze kein der genannten Beispiele und stecke es eben in mein Trabant.

  • Dieses "so war das früher" ist, glaube ich, ein wichtiger Aspekt: Auch vor 30 Jahren musste man den "Preis" des hohen Wartungsaufwandes bezahlen, wollte man so ein Auto im Alltag fahren. Nimmt man das heute auf sich und ist dazu in der Lage, die damit verbundene Arbeit in den Alltag (!) zu integrieren, wunderbar. Allerdings ist das auch wieder eine Frage der persönlichen Gegebenheiten und hat mit der Wirtschaftlichkeit wiederum nichts zu tun.


    Die Eingangsfrage finde ich übrigens ziemlich beantwortet...der Rest bleibt dann wohl eine Frage der Ideologie ;)

  • Eine Frage der Weltanschauung sind solche Diskussionen wohl immer...


    Ich finde schon - nämlich, als das Wort "Familientauglichkeit" fiel...das hat für mich nicht nur mit Platz, sondern eben auch mit dem Quentchen passiver Sicherheit zu tun.


    Wir wohnen in einer Kleinstadt auf dem Land. Und wir haben zusätzlich, wie bereits gesagt, so ein modernes Sicherheits-UFO vor der Türe stehen und reißen >20000 km im Jahr damit vollklimatisiert und ABS-gebremst runter. Bis zum Kindergarten und zu meiner Arbeit gibt es weder Großstadtverkehr noch Amokfahrer. Du fährst selbst im Trabi auch mit Deiner Familie drin. Es gibt auch Eltern, die bringen ihre Kinder mit dem Fahrrad zum Kindergarten. Lassen wir also mal die Kirche im Dorf. Die breiten A-Säulen unseres A2 sehe ich jedenfalls eher als ein Sicherheitsrisiko an als das dünne Blech des Jetta.


    Und da ist der Tausch eines 20-25 Jahre alten Trabant gegen einen 30 Jahre alten West-Kleinwagen überhaupt kein Gewinn.


    Eine 4,20 Meter-Limousine gilt heutzutage noch als ein Kleinwagen? Da läuft aber was schief. Ein Sharan oder X5 ist mir jedenfalls zu groß, auch wenn man die heute scheinbar braucht, um seine Kleinen zum Kindergarten zu bringen, wie ich oft amüsiert beobachte. ;)


    Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als die Dinger im echten (!) Alltag liefen, wie die 2er Gölfe heute. Hat da irgendjemand die Wartungsintervalle eingehalten? Oder für Korrosionsschutz gesorgt? Nein. Drauftreten und losfahren, solange er läuft, darum ging es.


    Ich kenne jedenfalls dieses VW-Zeugs aus der Zeit von Ende der 70er bis Anfang der 90er auch noch sehr gut aus dem z.T. bis heute andauernden Alltag, gefahren von Leuten, die 1. nicht autofahren können und dementsprechend auf den Karren rumbrechen, die 2. kein Geld und keinen Sinn für Autopflege haben und sich daher nicht einmal um Ölwechselintervalle kümmern.


    der sollte bei einem minimum an pflege zuverlassig im alltag laufen,und wenn dann mal was drann is bekommt das auch nen laie wieder hin.


    Bis 20 Jahre nach Produktionseinstellung war selbst die ach so rostige Golf-/Jetta 1-Reihe bei uns noch im Alltag gut sichtbar vertreten. Ab dem Jetta und dem Golf-Facelift mit den großen Rückleuchten war nämlich auch das Rostproblem auf ein gutes Niveau zurechtgeschrumpft worden, bei den 2ern/Polo 86C/Passat gab es bei etwas Pflege keins mehr. Die Technik ist ohnehin schwer kaputtzukriegen bzw. wenn doch kaputt, billig zu ersetzen. Die Grenznutzungsdauer der verbauten Komponenten ist halt doch etwas höher als bei Trabi und Wartburg.


    Und da ich geruhsam fahre und an Pflege und Wartung nicht spare, bleibt das auch erst einmal noch so.


    Und jetzt: OT-Modus aus! :rolleyes:


    Viele Grüße,
    Nils