Merkwürdige Unwucht

  • Dieser Laufbolzen sitzt schon ordentlich stramm mitunter. Ich denke mal, dass Sneerik das unterschätzt und die Montageerleichterung durch normales (!) Erwärmen überschätzt hat. Ganz ehrlich, ich würde diesen "blauen Klaus" lieber nicht mehr einbauen - das wäre mir definitiv "zu heiß".... :dududu:

  • Das war ja nun auch keine neue Welle mehr. Schau dich nach einer neuen um, Scharniergelenkwellen findest du immer noch recht preiswert.

  • Wisst ihr was, das werde ich auch machen. Ich hab etwas drüber nachgedacht und werde mir eine gute Gebrauchte holen. Für die paar Euro für eine gebrauchte Welle ist mir ein Zwischenfall und ggf. Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer nicht wert.

    Zum aus und einpressen vom Bolzen werde ich in Zukunft nur noch Hammer und Heizluftföhn benutzen.

  • Mach trotzdem mal die Feilprobe. Die Frage ob das Gefüge tatsächlich nachhaltig und schädlich verändert wurde halte ich noch für strittig.

    Wenn ihr die Welle nicht gerade im Wasserbad abgeschreckt habt, ist es fraglich ob sie "weich/hart" geworden ist oder nicht.


    Die wurde ja auch irgendwie mal hergestellt und ich bezweifle das dies ganz ohne Hitze (am Rohteil) geschehen ist.


    Das mit dem Fön könnt ihr euch für sowas schenken. Die Erhitzung ist dabei viel zu langsam um einen Effekt zu erzielen. Um den Bolzen da raus zu bekommen, muss die Temperatur kurz und knackig erhöht werden, sonst temperiert der Bolzen mit und geht dadurch auch nicht leichter raus.

  • Ich hab die Bolzen einfach so immer rein und raus gekloppt.

    Es gibt da 2 verschiedene Bolzen, welche die etwas länger und außen abgerundet sind und mit den Gleitsteinen bündig abschließen und welche die kürzer sind und an den Enden glatt.

    Mir waren längeren lieber, die müssen aber exakt in der Mitte sitzen.

  • Richtig - und ziemlich regelmäßig gab es Probleme mit nicht exakt eingebauten Bolzen. Neben der Mat.einsparung dürfte das der Grund für die Kürzung des Bolzens gewesen sein.


    Ich denke ansonsten, der Heißluftfön bringt nur beim Einbau was (leistet mir auf Arbeit bei vgl.baren Montagen regelmäßig gute Dienste. Einige Min. Zeit muss man sich dabei freilig schon lassen. Eile mit Weile... :zwinkerer: ).

    Bei der Produktion wurde ggf. definiert und fachgerecht erwärmt, nicht "blau gemacht". Das sind m.E. 2 vvöllig erschiedene Paar Schuhe. ;)

    Unter "Lehrgeld" verbuchen und adäquaten Ersatz einbauen ist sicherlich ein guter Plan. :)

  • Achte bei evtl. Gebrauchtkauf auf die Flanken der Scharniergelenkaufnahme. Die sind oft deutlich eingelaufen. ;)

    Danke, da werd ich drauf achten. Bisschen Spiel werden die Gebrauchten wohl auch haben - muss sich halt im Rahmen halten.


    Werde ich morgen mal machen und berichten. Ich würde da jetzt einfach eine normale Metallfeile nehmen oder muss das eine spezielle sein?

  • Ganz normale Schlichtfeile und dann vergleichen ob es sich unterschiedlich leicht/schwer abfeilen läßt.

  • Allein mir fehlt der Glaube, dass der Test mit der Feile etwas bringt.

    Bitte nicht falsch verstehen! Aber wer den Bolzen mit dem Schraubstock nicht heraus (und hinein) bekommt und beim warm machen, blau abgelaufenen Stahl hinterlässt, sollte sich nach meiner Meinung Gedanken machen, ob er jemanden um Hilfe bittet.

  • Mach trotzdem mal die Feilprobe. Die Frage ob das Gefüge tatsächlich nachhaltig und schädlich verändert wurde halte ich noch für strittig.

    Wenn ihr die Welle nicht gerade im Wasserbad abgeschreckt habt, ist es fraglich ob sie "weich/hart" geworden ist oder nicht.


    Die wurde ja auch irgendwie mal hergestellt und ich bezweifle das dies ganz ohne Hitze (am Rohteil) geschehen ist.

    Mich würde selbst interessieren, auf welche Weise die Scharniergelenkwellen hergestellt wurden. Ich kann aber meine Erfahrung mit den Stangen der Gleichlaufgelenkwellen wiedergeben. Diese sind auf jeden Fall im Randbereich (ca. 3 mm) wärmebehandelt und sehr hart, so dass sie sich mit normalen Mitteln kaum zerspanen lassen (mit einer dünnen 180mm Flex-Scheibe im Trennständer dauerte ein Schnitt zum Abtrennen der Verzahnungen je Seite ca. 10-15 Min.). Sichtbar werden die unterschiedlichen Gefüge auch nach der Reinigung und Entrostung im Zitronensäure-Bad.


    Ganz normale Schlichtfeile und dann vergleichen ob es sich unterschiedlich leicht/schwer abfeilen läßt.

    Zusätzlich und unter der Vorraussetzung, dass die Teile nicht mehr zum Einsatz kommen, könnte man auch eine "Hammer-Probe" machen. Also die spitze Seite des Hammers oder einen anderen harten, spitzen Gegenstand aufschlagen und die Einkerbung vergleichen.


    Zum aus und einpressen vom Bolzen werde ich in Zukunft nur noch Hammer und Heizluftföhn benutzen.

    Ein Hammer bzw. ein Einpressen ist an der Stelle m.E. nicht in jedem Fall angebracht. Das Einpressen mit hohen Kräften kann letztlich Eigenspannungen im Auge der Welle verursachen, die vielleicht später im Betrieb zum Ausfall führen können.


    Zum Demontieren würde ich zunächst den Patienten mit passenden Stecknüssen in einem Schraubstock (oder Presse, wenn man eine hat) unter Spannung setzen. Dann anschließend mit einer Heißluftpistole das Auge von Außen erwärmen (ggf. kann man den Bolzen etwas abschirmen). Wenn die Wärme nicht ausreicht, dann statt der Heißluft einen Gasbrenner o.ä. nehmen, aber immer nur mit Abstand und schrittweise für wenige Sekunden. Irgendwann sollte dann die Spannung des Schraubstockes zum Lösen des Bolzens führen. Auf diese Weise löse ich auch die Silentbuchsen in den Querlenkern (i.d.R. hörbar mit einem Knall). Dann lassen sich die Buchsen relativ einfach ausziehen (allerdings nicht mit dem Schraubstock).

  • Anlassfarben müssen ja nichts schlechtes sein, nur müssen solche Wärmebehandlung gezielt und sinnvoll angewendet werden. Auch im Rahmen des Härtungsprozesses können solche Anlassfarben bleiben.

  • Naja, die Anlauffarben nach der Wärmebehandlung/Härtung bei der Herstellung (im gezeigten Fall ohne nachträgliches Beizen), würde ich jetzt nicht mit einer unsachgemäßen Reparatur vergleichen.

  • Beim Einbau leistet Kältespray hervorragende Dienste....

  • Ich würde sagen, die Welle war rot und ist damit tot weil weichgeglüht.

  • Sorry, aber hast du in der Berufsschule nicht aufgepasst 8o Weichglühen erfordert eine Haltezeit von mehreren Stunden bis das Gefüge sich so verändert hat das es weich ist.

    Von kurz heiß machen wird erstmal nichts per se weich.

  • Sorry, aber hast du in der Berufsschule nicht aufgepasst 8o ...

    unbestritten!... :D

    ...

    Von kurz heiß machen wird erstmal nichts per se weich.

    'weichgeglüht' ist vielleicht auch übertrieben, aber wenn man betrachtet, wie leicht sich ein hartgedengeltes Blech wieder treiben läßt wenn es mal kurz hellrot war... :/

    Lt. meines HWK-Wissens tritt bereits ab 200°C eine Gefügeveränderung ein. Meine rechte verlängerte Gelenkwelle ist mir auch mal abgerissen. Die Hülse zum Verlängern war unterdimensioniert. Die Narben trägt mein Hilfsrahmen noch heute. Muß man nicht haben.

  • Ich müsste meine Werkstoff-Kenntnisse mal wieder auffrischen, aber das Erwärmen/Glühen bringt schon einen Festigkeitsverlust mit sich. Bestes Beispiel ist eine Schweißnaht. Der kritische Bereich ist nicht die Naht und auch nicht der Grundwerkstoff, sondern der Übergangsbereich (WEZ), der mal "kurz heiß" war.

  • Wenn du das reißen neben der Naht meinst, dann hat das meist einen anderen Grund. Es liegt dort an der Materialausdünnung, weil Grund und /oder Zusatzmaterial in die Schmelzbadmitte gelaufen sind.


    Ich habe da mal mehrere Messreihen mit Wirbelstrom gemacht. Genau im Übergang gabs da z.B. an einem Rohr mit Wandstärke 0,8 Ausdünnungen bis auf 0,4.

    Das liegt am Schweißer oder der Programmierung des Automaten. Sprich, ganz einfach zu viel Wäme bzw. in Verbindung mit zu wenig Zusatzmaterial und/oder zu wenig/viel Vorschub.

    Wir haben ein Orbitalschweißautomaten der kann ganz ohne Zusatzmaterial, aber das muss genau programmiert und perfekt vorbereitet sein.


    Und ja, es kann schon was beim kurzeitigen erwärmen passieren. Aber wenn es halt keine Stunden sind, dann eher nur der Verlust von etwas Kohlenstoff, also ja... es wird etwas weicher. Ist aber weit weg von weich ...im Sinne von butterweich werden.


    Und ja, manchmal liegt es auch am Zusatzwerkstoff. Wir schweißen jedes Material mit einem anderen Draht, verschiedene Materalien die zusamme geschweißt werden sollen mit einem sogannten Mischdraht.

    Zu Hause hat man in der Regel nur einen Draht für alles im Gerät.

    Da wechsle ich die Rolle lediglich für Edelstahl und da ist es dann auch nur ein Sorte Draht für alle Edelstähle.


    Daher auch der Vorschlag der Feilprobe. Wenn man so eine Feile schonmal in der Hand hatte und ein Gefühl fürs Material hat, kann man schon feststellen ob weich oder hart.

    Feinstunterschiede durch erwärmen bei dem ein paar Kohlenstoffatome verloren gegangen sind stellt man damit freilich nicht fest. Daher auch die Angabe, wenns gleich geht an beiden Enden, dann ist erstmal schon nicht schlecht.

    Merkt man einen deutlichen Unterschied....ja dann hat es die Welle wohl thermisch gehimmelt.