Werbe-Katalog "Volkseigener Fahrzeugbau"

  • Guten Tach liebe Gemeinde!


    Also vorweg genommen sei: Ich hab schon ne Menge verschiedener Prospekte, Werbeplakaten oder Ähnlichen gesehen, was den Fahrzeugbau der DDR angeht. Bin selbst im Besitz von vielen Raritäten, die das IFA-Herz höher schlagen lassen.
    Aber jetzt überraschte mich mein Großvater erneut.
    Er wühlte etwas in seinem Archiv rum.... und legte mir etwas vor die Nase,wo mir erstmal die Sprache wegblieb. Es handelt sich um ein, nennen wir es "Foto-Album" des damaligen "Produktionsprogrammes", wie es in dem Album/Katalog heißt.Dazu sei zu sagen, daß die Bilder originale FOTOS sind, die eingeklebt wurden. Lediglich der Bildertext wurde gedruckt.


    Am Ende steht, wer der Herausgeber dieses Albums war: "HAUPTVERWALTUNG AUTOMOBILBAU, ABTEILUNG WERBUNG, KARL-MARX-STADT....."


    Mein Großvater weiß leider nicht mehr, zu welchen Werbe-Zwecken es verwendet wurde. Wir spekulieren auf Messezwecke.
    Und vertraut mir, es ist zu 100% ein Original. Es ist schätzungsweiße aus dem Jahr 1956/57
    Nun weiß ich nicht, ob ich hier ein Einzelstück in der Hand halte.... :thumbup: ob es einen Wert hat (in dem Falle meine ich nicht den emotionalen Wert) Kennt sich jemand damit aus?
    Oder kennt jemand diese Bilder? Ich kannte sie bislang nicht.


    Hier mal ein erster Eindruck-----

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  • Aber weitere Informationen kannste mir bestimmt auch nicht geben, oder?
    :S

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  • Das klingt, als hättest du Ähnliches schon mal gesehen.... Und um Gottes Willen, ich will es nicht verkaufen. Aber informieren wollte ich mich schon mal....


    Waren solche Alben damals Gang und Gebe? Und was mich interessiert: Sind die Bilder bekannt?


    Hier noch ein paar ----

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  • Das sind einfach Messealben, die man mit Farb- und Schwarzweißfotos bestückt hat, weil es noch keinen befriedigenden Echtfarbdruck gab in den wilden 50ern...
    In der DDR dieser Jahre war alles knapp - Papier, Druckmaschinen u.v.m., weil die "Freunde" kräftig Reparationsleistungen abgezogen haben.


    Die Bilder sind die üblichen Werbeaufnahmen, die es noch relativ häufig gibt und die mehrtausendfach im Umlauf waren. Wirklich rar sind sie nicht, aber das Buch als solches ist recht nett und selten.

  • Alles klar! Danke dir... :top:


    Aber mit dem "Teilhaben lassen" ist's ja meist so, daß viele sagen "Schön", aber vielleicht nicht schätzen, WAS sie da gerade in der Hand halten. :schulterzuck:


    Ich dagegen bin auf alles stolz, was sich in meinem Besitz befindet.

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  • Das ist wirklich was nettes und gesehen hab ich das auch noch nicht. Auf solchen Fotographieen erkennt man wenigstens was. P240 in rot, mir auch neu, dank Farbaufnahme (was würde ich für manche Aufnahme in Farbe tun). Halts in Ehren.

  • Kurz danach hat die HVA (die ja dann Anfang der 60er aufgelöst wurde) ganz fesche Sachen gemacht. Da war dann Schluß mit Einkleben etc. Ich habe neulich bei einem DKW-Spezi in Bayern frühe Export-Prospekte bzw. Leistungskataloge von 58 der gesamten Produktbreite inkl. Nutzkraftwagen samt Barkas im Farbprospet dann Anfang 62 etc. in den Händen gehabt......da gibts dann schon ein Tränchen der Ergriffenheit.
    Im Laufe dieses Jahres wird es dort dann sicherlich auch mal eine Erfassung geben - dort war ich eigentlich wg. dem 6=12.


    Fakt ist: In Anbetracth der Fotoqualität und dem Prospektfinish kommen einem die Inlandsprospekte vor wie rotes Klopapier. Nett und manchmal praktisch aber mit Holzstückchen... :D


    Zum Wert: selten ist es sicherlichm, ob sich sowas monetär erfassen läßt ist Geschmackssache......

  • Hallo!


    Hochinteressante Sache, dieses....Dürfte ich mir das Teil aus der Nähe anschauen, wenn ich mal nach Chemnitz komme? Als Buwi (Mainzer Buchwissenschaftler) und Papier-Maniac läuft mir der Sabber Sturzbachweise die Kinnlade runter... :schlecki:


    Ein paar Punkte vielleicht noch zum Thema Druck. Vorherrschendes Druckverfahren war zur damaligen Zeit der Hochdruck, d.h. die druckenden Partien der Druckform sind erhaben, werden eingefärbt und das Papier draufgedrückt. Sehr gut erkennbar am Relief auf der Rückseite. Abbildungen konnte man damit zwar auch erzeugen, aber nur in Form von einzelnen, meist unterschiedlich groß gerasterten Bildpunkten und nur s/w, kennt man ja vielleicht noch aus alten Zeitungen. Farbig und schön zu drucken war per Tiefdruck aber möglich. Ich könnte mir vorstellen, dass auch die Trabiprospekte, sofern sie farbig waren, so gedruckt wurden. Aus der Druckform werden dabei die druckenden Teile herausgeätzt (sog. "Näpfchen"), das darübergeführte Papier saugt dann die Farbe aus den Vertiefungen raus. Das Verfahren verwendet man heute noch z.B. für die Werbung vom Supermarkt, weil das Ergebnis sehr farbintensiv und plastisch wirkt. Scharf ist aber anders, weshalb es zur Reproduktion von Fotografien auch nur bedingt geeignet war. Das Buch "Kampf um Meter und Sekunden" von Manfred von Brauchitsch, erschienen im Verlag der Nation/Berlin ist so ein Beispiel (mir liegt die 3. Auflage von 1955 vor). Es wurde komplett im Tiefdruckverfahren gedruckt, da man offensichtlich bei der Herstellung Geld sparen und Text und Abbildungen gleichzeitig drucken wollte. So sind die s/w-Fotos zwar recht hübsch, aber das Druckbild des Textes gar grauslig, weil die Buchstaben eben nicht scharf abbildbar waren und aussehen wie ausgefranst.


    Offsetdruck, wie er heute allgemein üblich ist (gut zu erkennen am kreisrunden Raster bei Farbabbildungen), gab es damals zwar auch schon und hat man auch eingesetzt, aber auch da war das Qualitätslevel noch nicht auf einem so hohen Niveau wie heute.


    Ich tippe daher in diesem Fall hier auch auf was "Offizielles", wo es kostenmäßig nicht drauf ankam, dass man zuerst ein Buch gedruckt und dann Fotos eingeklebt hat. Was man durch den spärlichen Text an Satzkosten gespart hatte, machte man mit den Fotos bestimmt wieder wett. Geschätzte Auflage m.E. max. 500 Stück, eher weit weniger. In der Mangelwirtschaft gab es sicherlich keine Maschine, die die Bilder 'mal eben einkleben konnte. Und wäre das Buch eine große Sache gewesen, wäre es bestimmt auch schon öfter mal aufgetaucht.
    Als Beispiel sei das erste Buch genannt, das überhaupt mit Fotografien ausgestattet wurde: Die Schiller-Prachtausgabe zum 100. Todestag 1859, erschienen im Verlagshaus Cotta. Die Auflage betrug 5000 Exemplare, und es brauchte 40 Mann, um 220.000 Fotos von Hand einzukleben.


    Aaaaber: Die Frage, ob die enthaltenen Fotos bekannt sind, ist so unwichtig nicht. Pressefotos tauchen ja immer noch regelmäßig auf, jedoch meist in s/w. Handelt es sich aber um Motive, die so nicht bekannt sind, liegt näher, dass sie eigens für dieses Buch angefertigt wurden. Das können im DDR-Altpapier besser bewanderte Leute als ich aber im Zweifel besser beantworten.


    Sowas hat die HVA jedenfalls sicher nicht an jeden verteilt, deswegen wäre noch interessant zu wissen, wie hoch der Textanteil gegenüber den Fotos ist und inwieweit diese kommentiert sind. Bei wenig Text und viel Foto: Könnte das nicht vielleicht für politisch wichtige Leute gedacht gewesen sein? Um Messekunden für das Produktionsprogramm zu begeistern, die kommerzielle (Import?-)Interessen verfolgten, müssten hingegen noch detaillierte technische Informationen enthalten sein – zumal man vermutlich auch nicht propagandageschwängert "Volkseigener Fahrzeugbau" (Prägung mit Gold, auch nicht grade billig!) draufgeschrieben hätte.


    So, und wer putzt hier jetzt die Sabberpfütze weg?


    Grüße,
    Freddy

  • Mahlzeit!


    Mensch, da hat sich ja gestern zu späterer Stunde noch echt was getan!


    Ich bedanke mich bei den zahlreichen Informanten! Das ist echt interessant, mit welchem Hintergrundwissen man hier strahlen kann. Aber genauso muß das sein! :respekt:


    FREDDY.... du mußt anscheinend wirklich mal vorbei geflitzt kommen :dafuer: Und keine Angst, meine Freundin kann gut putzen (Dreck oder Absonderungen jeglicher Art)
    Außerdem muß ich mir deinen Text bestimmt noch ein/zwei Mal durchlesen, eh ich alles verinnerlicht habe :whistling:

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