nur Trabant?

  • Also hier im Westen sagen viele, dass man früher im Osten angeblich NUR den Trabant kaufen konnte, als einfacher Bürger? Aber wenn ich mcih mal so umhöre, sehe ich Automarken wie moskvich, Lada und Dacia (die alten). Wieso kam dann hierüber das Gerücht man hätte nur Trabant bekommen? Sah mana uf [lexicon]DDR[/lexicon] Straßen nur Trabante? Wieso kauften die [lexicon]DDR[/lexicon] Bürger keine Sowjet Autos?

  • So ist das eben...
    Es gab sogar ein russisches Auto, das hat man fast ohne Wartezeit bekommen. Saporoshez.


    Sowjetautos waren aber trotzdem begehrt, sie mußten nur Lada heißen :zwinkerer:
    In meiner Heimatstadt (Nordhausen) fuhren allein in unserem Viertel ein Golf 1 (meine Zeichenlehrerin), ein VW Bus (selbstständiger Klempner) und ein Citroen Pallas.
    Unsere Familie fuhr Wartburg 353, Dacia 1300, Trabant 500, 601 und Skoda S100. Die Eltern eines Mitschülers hatten (haben) einen metallicgrünen Wartburg Tourist, dem sind sie bis heute! treu! Es ist ein Genexwagen und die Lackierung ist original! Auf dem örtlichen Treffen ist er ab und an mit roter Nummer zu sehen.
    http://www.mc-roland-nordhausen.de/fue1.html

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  • Nur etwa die Hälfte des PKW-Bestandes in der [lexicon]DDR[/lexicon] waren Trabant. :zwinkerer:
    Die andere Hälfte teilten sich all die vielen anderen Marken...


    Daß es hier NUR Trabanten gab, gehört zu den vielen Klischees und Gerüchten, die rund um die DDR-Motorisierung erfunden wurden...
    Genauso wie das Märchen, den Wartburg hätten sich nur Genossen kaufen dürfen...

  • Abeer wieso gab es dann so viele Trabant?
    Wenn man sich doch einen Moskwich angeblich fast ohne wartezeit oder einen Saporoshez ganz ohne warten kaufen konnte?
    Und wie bekamen die Leute einen VW Bus und einen Golf 1?
    Wartburg nur für Genossen wusste ich dass es nicht stimmte, die Genossen durften doch Volvo fahren oder?

  • Und wie bekamen die Leute einen VW Bus und einen Golf 1?


    in der Regel [lexicon]Genex[/lexicon] und zahlungskräftige/-willige Westverwandtschaft :grinser: Ausnahmen waren dann z.B. vom Zoll beschlagnahmte Westfahrzeuge, die teilweise in den Verkauf gelangten. Und zu den Volvos: Die konnte nicht jeder Genosse erstehen, da mußte man schon einen bestimmten Rang in der Funktionärsebene erreicht haben (wurden ja auch nur 1000 Stück importiert) :zwinkerer: .


    Ende der 70er/Anfang 80er wurden diverse Westautos (Citroen GS Pallas, Peugeot 305, Mazda 323, Ford Orion, Golf 1 usw.) importiert und bevorzugt an Personen mit besonderen Verdiensten verkauft. Die konnten mit der Zeit als Gebrauchtwagen natürlich auch in die Hände von Leuten geraten, die diesem Personenkreis nicht angehörten. War dann eben eine Frage der Summe. Und damit ist Deine Frage (wieso so viele Trabants?) schon beantwortet: War halt deutlich günstiger als die anderen Autos :zwinkerer:

    Früher gab's Sex, Drugs & Rock'n'Roll -

    jetzt gibts Veganer, Laktoseintoleranz und Helene Fischer

  • meine Eltern waren auch Genossen (wie ein großer Teil der Bevölkerung) und witr haten einen Trabant.


    Umd das mal richtig zu stellen: der Sapo war so mehr oder minder das einzige Auto ohne Wartezeit (was vielleicht dem zu Unrecht schlechten Leumund zuschulden kam)


    Moskwitsch, Skoda, Dacia waren häufig auch Firmenfahrzeuge (in den 70ern wurde Fahrer derselben gern und häufig angehalten um die "Reisebefehle" zu kontrollieren....) das hat manchen Privat-Mossifahrer schon angestunken..... die bildeten sich gern ein was besseres zu sein, gerade weil beim Mossi und beim Lada und beim Dacia und beim Skoda und und und zu der Wartezeit und dem Geld auch noch der Faktor Beziehungen bzw. gesellschaftlicher Stand eine Rolle spielten. Jetzt im Nachgang bin ich überzeugt: die vorgenannten Autos waren überbewertet...... trotz 4T und dickem Blech.


    Meinem Vater wurde 1984 oder 85 ein 1er Golf neu angeboten, Preis. 110.000 Mark.


    Letztendlich war das wie immer eine Frage des Geldes...... wir wären 1994 mit einem 1.3er Wartburg Tourist drangewesen...... und weil meine Eltern schon fleißig gespart haben, reichte es dann 1990 zu einem nagelneuen Kadett Craravan (in Anbetracht der Gurken, die damals verscherbelt wurden, eine weise Entscheidung)


    Es galt die alte Faustregel: Neupreis x 2 - 1000,- M pro benutztem Jahr. Unseren 69er haben wir damals gegen einen Garten getauscht.... wohlgemerkt, 1985, der ging weg wie geschnitten Brot.

  • Muss ich mal was einwerfen in bezug auf Sapo... :winker:


    warum zu Unrecht schlechter Leumund? :hä:


    die Dinger haben doch nur Probleme gemacht, angefangen bei Wärmeproblem des Motors über brechende Lenksäulen, die ewige Feuerbestattung der Autos durch die Benzinheizung und das Verlieren des Motors... :tkopf:
    Da wird sich doch jeder liebend nen Warti dafür hingestellt haben...
    Heutzutage natürlich ist alles anders da haben die ja auch Kult bzw Liebhaberwert... aber damals?


    Oder seh ich das falsch? Bitte um Korrektur falls dies so ist.... :blabla:


    Grüße, Tom


    Ps. Die Info hab ich von nem ehem Sapo-Werksattmechaniker, also wird wohl was dran sein....

    "Nicht alles Braune auf der Welt ist Schokoladeneis."

    (Computer Sam in Jonas-Der letzte Detektiv)

  • Ahso, naja so genau wusste ich das alles nicht, bin ja ein wessi und außerdem nochnicht alt genug. Aber schön, dass man das hier erklärt bekommt :)

  • Tja, alles eine Frage der Relationen.......


    Wer bekommt die meisten Schäden gleich jedweder Art zu sehen? Egal ob bei VW, Dacio, Ford, Skoda, Mecedes, Trabant etc. etc. ?


    Genau: die Werkstattfritzen. Wenn ich solches statistischen Sammelbüchsen rumgehen lasse kommt so ziemlich keine Marke gut bei weg (bis auf vielleicht Borgard, die sind früh genug ausgestiegen, als das sich dort jemand an folgenschwere Fehlkonstruktionen erinnert..... worans wohl liegt.... :zwinkerer:


    Deshalb: Quellen sind immer nett aber a: meist mit persönlichen Eindrücken / Rückschlüssen kontaminiert und b: immer schön im Gesamtzusammenhang zu sehen.....

  • So ist das zu sehen :zwinkerer:
    Trabant macht auch ständig Mucken, ausgeschlagene Vorderachsen, verlorene Lichtmaschinen, gebrochene Vorderfedern, schnell klapprige Motoren....und sowieso ist alles nur aus Pappmaschee... :zwinkerer:
    Sapo scheint rein vom Konzept her robust zu sein. Der Artikel voriges Jahr war interessant, die sind mit den Dingern bis Litauen gemacht, nebenbei auf der Straße noch den Motor zerlegt...

  • Der Nachbar meiner Eltern (gebürtig aus dem Osten) schwört auf den Sapo, hat inzwischen auch wieder einen. Wenn man sich mit dem Ding auskannte, war es wohl ganz gut damit auszuhalten. Außerdem macht es Spaß, ihn zu fahren (ich durfte ihn mal erproben).


    Viele Grüße,
    Nils

  • Aber trotzdem scheint der Sapo von recht mieser Qualität gewesen zu sein. Abgesehen, das der sehr schell rostete dufte mein Opa, als er seinen Sapo abholte erst den 4. oder 5. angesehenen Wagen mitnehmen, da die anderen alle teilweise erhebliche Mängel hatten(was da war müsste ich ihn nochmal fragen)

    Signatur aus Kostengründen momentan eingespart.

  • Am Sapo scheiden sich die Geister (die einen (die meisten) sagen, es wäre eine üble, störanfällige und mies verarbeitete Gurke gewesen (dafür sprich der Umstand, daß er eben trotz minimaler Wartezeiten wenig Absatz hatte).
    Die anderen waren mit ihm sehr zufrieden (auch ein ehem. Nachbar, ein ehem. Berufsschullehrer von mir (der hieß witzigerweise auch noch Teuerkauf :grinser: ), ein guter Bekannter). Letzterer schwört noch heute auf seinen Sapo - hat ihn aber kurz nach der Wende (obwohl gerade erst neu aufgebaut) fix entsorgt. Und er hat inzw. wohl auch vergessen, daß er vorhar buchstäblich jedes WE druntergelegen hat. Irgendwas war nämlich immer... :zwinkerer:

  • Nur mal so nebenbei - was die ehemaligen Sowjets vom Sapo halten (hab ich 2006 in Estland aufgenommen)... :augendreh: Gerade gut genug als Blumentopf... :lach:

  • Von einer üblen Rostneigung weiß allerdings auch der Nachbar zu berichten. Außerdem bastelt er gern und viel - vielleicht auch ein Grund, weshalb er mit dem Sapo gut klargekommen ist, denn wartungsintensiver als ein Trabi ist er offenbar. Wenn er fährt, fährt er aber wirklich prima, das Fahrgefühl liegt irgendwo in der Mitte zwischen Käfer und Trabant und der Motorsound ist toll.


    Viele Grüße,
    Nils

  • Die Info hab ich von nem ehem Sapo-Werksattmechaniker, also wird wohl was dran sein....

    frag 'n Arzt und alle Leute sind irgendwie krank...


    ich denke mal, bei der Verbreitung des Trabant konnte man sich einfach besser darauf verlassen, jemanden zu kennen, der sich damit auskannte, ohne immer gleich eine Werkstatt bemühen zu müssen... :zwinkerer:
    und dann gilt sicher auch noch das, was de Trabanten heute das Leben schwermacht: is halt 'ne exotische Technik...
    wenn man 'n Viertakter wie 'n Zweitakter auf hohe Drehzahlen fährt, braucht man sich doch eigentlich nicht wundern, wenn der Motor da nicht lange mitspielt...
    bei Schlaglöchern, über die der leichte Trabbi quasi drüberhüpft, kann es schon sein, dass der schwerere Wabu oder Sapo tief eintaucht...
    - schneller fährt man sowieso, schließlich will man das teuer erkaufte Mehr an Leistung irgendwo ja auch nutzen und zeigen... :zwinkerer:


    ich hab als Wessi in der Nähe von Dresden - mit Golf Diesel unterwegs - mal zwei Mädels den Benzinhahn aufgedreht, als die mit ihrem Trabbi mitten auf 'ner Kreuzung "urplötzlich und unerklärlich" stehengeblieben sind... :zwinkerer:
    - auch eine bekannte und weit verbreitete Technik muss also nicht jedem bis ins Detail bekannt sein... :zwinkerer:


    letztlich kommt es immer auch auf den Fahrer an...
    wenn ich da an meinen Vater und seinen Benz denke: :augendreh:
    obwohl der Keilriemen quiekt und jammert...
    - solange der Bock anspringt, "is alles im Lack"... :verwirrter:
    (im Fahrzeug hört man das wirklich kaum, weshalb der Leidensdruck wohl eher gering bleibt... :zwinkerer:
    - aber mein Vater ist eben auch Ingenieur und weiß, wie wichtig der Keilriemen ist und die Aggregate, die er antreibt...)
    die Streuscheiben hatten - wegen zu dichtem Auffahren - laufend Einschlaglöcher (nun, nach der dritten Runde hat er den Zusammenhang wohl endlich realisiert), der Fahrersitz musste ausgetauscht werden (wenn der Wagen zu 95% von ihm gefahren wird, wer ist dann schuld, dass die Lehne abgebrochen ist? - richtig! ich! :augendreh: ) und eine Feder von der Vorderradaufhängung ist auch schon mal gebrochen und gleich aus ihrer Halterung gefallen... :augendreh:
    der Rost blüht wo er nur kann, aber auch das ist ihm egal...
    (naja, auch nichts wirklich Besonderes, bei 'nem 20 Jahre alten Auto... :zwinkerer: )
    trotzdem ist er davon überzeugt, ein Qualitätsauto zu fahren, "wie kein besseres nicht gibt"... :augendreh:
    - und mein Trabbi wäre eine Beleidigung fürs Auge... :augendreh:
    (allerdings hab ich tatsächlich wenig Ambitionen eine echte Augenweide für andere daraus zu machen... :zwinkerer: )


    irgendwie versucht er wohl zu beweisen, dass der Benz auch nicht teurer im Unterhalt ist als mein Trabbi, "an dem man ja laufend irgendwas reparieren muss..." :augendreh:
    (der letzte "Schäden" waren eine ZüSpu zu Weihnachten (Ersatz wäre da gewesen, war nur nicht greifbar :augendreh: ) neue Stehbolzen für die Aufhängung der [lexicon]LiMa[/lexicon] (3,50€) und ein Satz Kabelschuhe für den Hall-Geber der elektronischen Zündung (für 2€ in die Kaffeekasse)... :zwinkerer: )

    :hug: Trabant steht für Gefährt(e), nicht für Ge(h)hilfe... :2Kumpels:


    "der verliert kein Öl, der markiert nur sein Revier..."


    mehr Auto braucht's nicht - weniger Auto geht nicht...

    4 Mal editiert, zuletzt von Trabbischubser ()

  • wie Heckman schon sagt: In der Rückblende sieht man manches anders. Hier im Westen war man in den späten 70ern und 80ern heilfroh, in Ausbildung oder Schule überhaupt ein Auto zu haben, da war Citroen 2CV ein Anfang, Renault R4 schon eine tolle Steigerung, ein Ur-Golf oder Käfer schon absolut Top!
    Hört man heutzutage die verwöhnte Bande, kommt nicht sachgemäße Kritik zu Wort:
    "Bei dem Scheißkäfer musste ich ja STÄNDIG mit der Fettpresse darunter liegen und alle paar Tage diese blöden Kontakte im Verteiler biegen, und mußte fast immer was machen; da hätte ich ohne diese Karre viel mehr Zeit für die Freundin gehabt. Mein jetziger Benz ist klasse, muß nur alle 20.000km zur Inspektion".
    Stimmt nicht ganz: Fettpresse alle 7.500km, Ölwechsel und LuFi-Öl alle 5.000km, und wenn ich als finanziell gutsituierter Student mit einem damals 15jährigen Käfer die Südküste der Tükei befahren mochte, waren das eben einige stolze Kilometer, die wartungstechnisch Tribut forderten.
    Dass die Wartungskosten dabei gering waren, wird gerne vergessen. Und natürlich, Dauerkritik gemäß allen Stammtisch-Parolen, "die miserable Heizung, die im Sommer dauernd geheizt hat.... (war bei seinem Auto zwar nicht so, hat er als nun überzeugter Benz-Pilot allerdings nun so in Erinnerung...)
    So ähnlich wird´s wohl auch mit den Russen-Fahrzeugen sein: Nachdem man nun verwöhnt ist, wird ehemals taugliches Transportgut schlechtgeredet...

  • Ihr habt alle Recht, im Nachhinein verklärt sich so manches. Ich war zur Wende auch froh, als ich meinen 601 Kombi, an dem ich jede Woche gebaut habe (der hatte ja auch insgesamt so um die 300 000 km runter) in die Presse schieben konnte. Da hab ich mir für 1000 DM einen Ford Taunus 1,6 gekauft und den hat nach 1 Jahr und 30 000 km der Rosttod geholt. Aber die Tschechen haben ihn trotzdem für 500 DM mitgenommen. An Reparaturen war bis auf Bremsklötzer vorn und gerissener Zahnriemen nichts außer dem Wartburg, der rechts unter dem Seitenfenster eingeschlagen ist. Wenn ich wieder einen bekommen könnte, dann würde ich ernsthaft drüber nachdenken!
    Zum Thema Sapo. Wenn man dahinter her war und nach der Betriebsanleitung gehandelt hatte, dann war das Ding zuverlässig. Im Winter war das Ding mit Glättex - Reifen unschlagbar. Und erfroren ist auch keiner.
    Wie schon weiter oben geschrieben, kamen auch Autos aus dem Westen zu uns, aber die wurden zu 90 % nach Berlin geschafft. Die Ost - Berliner haben ja auch auf den Trabant nur 7 Jahre gewartet, der Rest der [lexicon]DDR[/lexicon] 10 - 14.
    Gruß Jürgen :winker: