originale Pneumant-Reifen von 1988

  • Also,ohne hier jemand angreifen oder belehren zu wollen.
    ich persönlich kann und werde es niemals verstehen, wie man ein Haufen Arbeit und Geld in einen Oldtimer stecken kann, mit dem Hintergrund ihn zu erhalten und zu pflegen und dann mit um dann mit solchen Reifen am aktuellen Wahnsinn des Straßenverkehrs teilzunehmen und seien es nur wenige Kilometer im Jahr. Und man kann noch so vorrausschauend fahren, es gibt Situationen in denen es einfach auf drauf ankommt, wie gut die Haftung auf der Straße ist, gerade, wenn es eben doch mal nass ist und einem die Vorfahrt genommen wird.
    Und der Vergleich mit chinesischen Billigreifen hinkt, denn auch diese gehören nicht auf ein solches erhaltenswertes Auto. Genauso wie technische Defekte am Fahrzeug eben behoben gehören. Und mit gebrochener Feder rumgurken ist einfach nur dämlich, das hat dann aber nichts mehr mit der Reifenfrage zu tun.


    ohne Agression, dafür mit Grüßen,
    Tom

    "Nicht alles Braune auf der Welt ist Schokoladeneis."

    (Computer Sam in Jonas-Der letzte Detektiv)

  • Die Reifenfrage hat offenbar immer noch genug Potential für echte Auseinandersetzungen... :whistling:


    Es gibt keine Vorschrift über ein maximales Reifenalter - man darf auch Vorkriegsschlappen fahren, wenn sie nicht rissig sind. Der Prüfer guckt zur HU nur nach Reifengröße, Profil und Rissen - alles andere geht ihn nichts an.


    Und doch gibt es Alterungserscheinungen beim Gummi und damit verbundene negative Änderungen der Reifeneigenschaften wie Aushärtung usw.
    Und für die interessiert sich nach dem Ernstfall der Gutachter.
    Und dann gibt's Diskussionen, Gegengutachten, Verhandlungen usw. usf.
    Je nach Geschmack der Beteiligten, Schuldfrage und einigen anderen Faktoren, die man alle erst hinterher wirklich kennt.
    Untersetzt wird das von gesetzlich so herrlich schwammigen Formulierungen wie "ist verpflichtet, den Straßenverhältnissen angepaßte geeignete Bereifung zu benutzen" oder ähnliches Kauderwelsch, das nachher teuren Rechtsanwälten zu ihrem Geld verhilft, indem sie dem Gericht Vorschläge zur Auslegung dieser (Achtung, Kalauer!) Gummiparagraphen ;) machen, sozusagen.


    Tritt der Ernstfall nicht ein, passiert auch nichts, denn die antiken Reifen sind nicht ungesetzlich.


    Und nun muß jeder selber entscheiden, was ihm lieber ist.
    Mir ist, wenn ich mich entscheiden muß, der neue Heidenauer lieber - aber das sagte ich ja schon. Weil ich damit das Mögliche getan habe, ohne der Originalität Abbruch zu tun. Für mich das Mindeste was ich tun kann, bei den z.T. schon etwas extremen Verkehrsverhältnissen und dem mitunter mehr als riskanten Verhalten manch anderer Autofahrer, beim Anblick eines Trabant.


    Auf einer 58er Trailerqueen hätte ich wiederum auch Originalschlappen drauf, keine Frage.
    Für den täglichen Alltagsbetrieb aber mit Sicherheit nicht. Da fahre ich aktuell noch die Pneumant P M+S 100 von 2008.


    Alles, was an Trabanten sonst so ab 1973 erstmals zugelassen wurde, kann wahlweise auch auf eben dieses originale Profil P36 zurückgreifen, das es in Heidenau neu zu kaufen gibt - und ich wüßte nicht, was daran unzumutbar wäre, sich einen Satz solcher Reifen zu kaufen.
    Nachteil: es gibt nur die Diagonalen, leider keine Radialen und auch die hatte so mancher Trabant ab Werk drauf.


    Alles in allem ist das ähnlich ergiebig wie die Öldiskussion oder die Diskussion um Bremsflüssigkeit DOT 5 usw.


    Kurzer Nachtrag:
    Es gibt auch P29 wieder neu in Heidenau. Nur aktuell leider (noch?) nicht in 5.20-13. Aber das kommt vielleicht auch noch.

  • Hallo,


    dass man vorausschauend fährt und weiß was man tut; außerdem weiß, wie sich sein Fahrzeug in ernsteren Situationen verhält, ist natürlich erstmal sehr lobenswert. Aber auch eine Voraussetzung, um richtig sicher am Straßenverkehr teilnehmen zu können.


    Leider gibt es Situationen, die man einfach nicht beeinflussen kann. Auch wenn man ein Auto nur als Schönwetterfahrzeug benutzt, kann man in einen kurzen Regen kommen, der manchmal schlimmer ist, als ein richtiger Regenguss, weil die Straßen kurzzeitig richtig schmierig werden. Und wenn man dann auch nur mit 30km/h unterwegs ist, kann trotzdem ein Tier oder Mensch auf die Straße gesprungen kommen oder von irgendwo her ein Jugendlicher auf dem Mopped geflogen kommen, der die Situation mangels Erfahrung unterschätzt hat.
    Kommt es dabei nur zum Blechschaden oder auch nur zum Kratzer am Auto, weil der Trabifahrer ja extrem vorsichtig unterwegs war, so ist das zumindest erstmal ärgerlich (abgesehen von der Gutachterfrage, s. Beitrag von Deluxe) und vielleicht fragt man sich, ob das mit neuen Reifen hätte vermieden werden können.
    Spätestens aber, wenn man jemanden verletzt hat, leicht, krankenhausreif oder auch totgefahren hat, weil der Bremsweg nur knapp 1m zu lang war, ob man nun Schuld war oder nicht, wird man sich sagen, warum bin ich mit den scheiß alten Schlappen unterwegs gewesen. Wäre jedenfalls mein erster Impuls und dieser Eigen-Vorwurf kann lange anhalten, vielleicht für immer. Dahingestellt, ob die alten Reifen nun dran Schuld waren oder nicht.


    Jeder muss wissen, was er tut, und ich verurteile bestimmt auch niemanden für seine Reifenwahl.



    Gruß
    Benjamin

    Fährt und schraubt gern *Simson S50B1* *Schwalbe KR51/1* *Trabant 601 LX '88* *Lada Niva 1700*

  • In kurze, wenn das wetter besser ist, tausche ich die originale Pneumant gegen die Heidenauer. Da werde ich einen beitrag zum unterschied schreiben.

  • Ich danke euch sehr für eure streitbaren Meinungen zum Thema, welche mich nun zu einem Entschluss gebracht haben.


    Aus Gründen der Sicherheit bestelle ich mir demnächst einen Satz Kompletträder mit Heidenauer Diagonalreifen in Zwickau.


    Anbei ein paar Bilder der jetzigen Reifen.



    Grüße Roger

  • Das sind aber keine Diagonalreifen, sondern Radialreifen.
    Das macht die Sache aber nich besser, die sind ja schon rissig.
    Von daher gute Entscheidung, dir neue zu kaufen.


    Grüße, Tom

    "Nicht alles Braune auf der Welt ist Schokoladeneis."

    (Computer Sam in Jonas-Der letzte Detektiv)

  • Es wäre mal interessant, einen Bremswegvergleich naß/trocken mit 20 Jahre alten Diagonalreifen, aktuellen Heidenauern und "modernen" Sommerreifen zu machen. Sehr gut erhaltene P33 von 1990 hätte ich da.

  • 8o P33 Reifen 8o


    TrabantDD: Was machstn du mit Reifen? :)

  • Es gibt auch P29 wieder neu in Heidenau. Nur aktuell leider (noch?) nicht in 5.20-13.


    Also wenn mich nicht alles täuscht, gibts die schon ziemlich lange, nur eben noch nie in 5.20-13

    sapere aude! incipe! (Horaz)
    (bzw. frei nach F. v. Schiller: "Erdreiste Dich zu denken!")

  • Wenn ich dann jetzt von Radialreifen auf Heidenauer Diagonalreifen wechseln möchte, muss ich denn da unbedingt die Vorspur neu einstellen oder geht das auch ohne?

  • Miß doch erstmal, vielleicht liegt's ohnehin in 'nem Bereich, der vertretbar wäre.

    sapere aude! incipe! (Horaz)
    (bzw. frei nach F. v. Schiller: "Erdreiste Dich zu denken!")

  • Habe heute beide Reifen mal verglichen. Das gummi vom Heidenauer ist wirklich viel weicher. An das material ist der unterschied auch deutlich zu sehen. Die Heidenauer konnte ich eindrucken, bei den Pneumant war das fast nicht möglich. Überigigungs, links ist Pneumant, rechts die von Heidenau ;).

  • Alles schön gemeint und immer noch nicht zu Ende gedacht. Als Konsequenz daraus müsstet ihr alle auch Scheibenbremse fahren. Gibt ja heute schließlich bessere Bremsen als damals. Für mich ist das nach wie vor kleinkariert, wenn ich das mal so sagen darf. Man kann sich auf einen Faktor fokussieren, ohne den Rest vollständig im Zusammenhang dazu zu sehen.
    Mich würde es tatsächlich mal interessieren, wie schlecht ein noch guter DDR Reifen wirklich ist. Soooo signifikant m.M.n. nicht.
    Und Tim, ein Reifen, der sich so eindrücken lässt, könnte der nicht einfach nur eine schwache Karkasse haben? ;)
    Ich weiß, gleich gibt's Schelte, aber dazu gibt's das Forum, dass man seine Meinung und Erfahrung äussert.

  • Als Konsequenz daraus müsstet ihr alle auch Scheibenbremse fahren. Gibt ja heute schließlich bessere Bremsen als damals.


    Irrtum...
    Der Aufbau der Bremsanlage gehört zur Grundkonzeption des Fahrzeuges und ändert sich ein Fahrzeugleben lang nicht.
    Reifen hingegen sind Verschleißteile. Die wurden auch schon früher regelmäßig gewechselt.


    Von authentischem Fahrerlebnis zu sprechen, ist somit schlicht der falsch Rückschluß - denn als die Autos um das Jahr 1960 herum neu waren, fuhr keiner mit fast 60 Jahre alten Reifen umher.

  • Für mich ist es nur sehr interessant zu wissen was nun der unterschied ist. Messen ist wissen.


    Überigungs ist nicht nur der Karkasse weicher sondern auch das gummi ;) Das ist ganz deutlich zu fühlen.


    Gummi altert nun mal. Liegt aber auch daran wie es gelagert wurde. Ich habe schon neue Pneumant gesehen die wirklich rissig waren. Aber auch die noch wie neu aus sehen.


    Zum täglichen fahrt sind noch immer modernen radial am besten. Für Leute die nicht soviel fahren... Darüber lässt sich diskutieren ;)

  • Diskutiern ist doch schön. :)


    ich hatte zu Lehrzeiten mangels Geld die DDR Radialreifen auf meinem ersten Uni draufgelassen, bis ich das erste Mal beim rechtsabbiegen bei Nässe mit dem Arsch in der Gegenspur gelandet bin. Da waren die dann aufgezogenen billigen Nexen Eine Wohltat an Haftung dagegen. Heute fahre ich Hankook und Uniroyal. beide sind meiner Meinung sehr gut. Mit Aktuellen Heidenauern habe ich keine Erfahrung.


    Die oben abgebildeten P33 sind rissig und damit nicht nur vielleicht sondern offensichtlich Schrott. Sowas im Strassenverkehr ist fahrlässig und maximal was für Trailerqueens und Museumsfahrzeuge.



    Just my 2 cents,


    Tom

    "Nicht alles Braune auf der Welt ist Schokoladeneis."

    (Computer Sam in Jonas-Der letzte Detektiv)

  • Ich meinte natürlich P36. Jedenfalls von 1990. Es wäre ja wirklich mal von Interesse, wie sich die Alterung und Bauart auf den Bremsweg auswirkt. Fakt ist, daß man im Falle eines Unfalles erstmal in der Defensive ist, wenn man mit uralten Reifen unterwegs war, da dann eine Vermutung dafür spricht, daß diese (mit-) ursächlich für den Unfall sein können. Das muß man dann erstmal entkräften (können). Man hat die herrschende Meinung der Kfz- Öffentlichkeit gegen sich.

    Fahr' lieber mit der Bundesbahn!

    Einmal editiert, zuletzt von Marlene ()

  • Ich möchte mal meine Erfahrungen dazu mitteilen, wo hier doch von "signifikanten Unterschieden" die Rede ist.


    Der Vati von meiner ehemaligen Nachbarin ist bis zuletzt sein erstes und einziges Auto gefahren, eine 67er de luxe Limousine. Mit seinen zuletzt 92 Jahren hat er das Auto nur noch selten bewegt. Ich bin den Wagen gelegentlich auch mal in Rostock gefahren, denn er stand die letzten 2 Jahre bei mir in der Garage unter und als Gegenleistung durfte ich ihn benutzen. Bei meiner ersten Regenfahrt dann traf mich fast der Schlag: Das Auto bremste und die Räder blockierten quasi sofort, der Wagen schlidderte. Selbst bei leichten Kurven verlor es jeglichen Seitenhalt und fuhr sich gefühlt wie auf Seife. Aufgezogen waren runderneuerte Reifen von 1989.


    Als ich vorletztes Jahr meinen Polo kaufte, hatte dieser 10 Jahre alte Winterpuschen drauf. Bereits auf der Überführung nach Rostock brach mir in einer engen Kurve das Heck aus und der Wagen drehte sich einmal um 180°. Ich staunte nicht schlecht. Wäre Gegenverkehr gekommen...


    Ich möchte aber auch nicht pauschalisieren! Alt = schlecht, nein! Momentan fahre ich noch die Winterreifen meines Universals runter. Diese sind nun auch schon 8 Jahre alt. Da ich mir nicht sicher war, wie gut sie noch sind, bin ich neulich bei Regen ohne Gefährdung anderer bewusst schärfer in Kurven hineingefahren und habe auch mal stark gebremst. Der Wagen brach in Kurven weder beim Bremsen noch beim Beschleunigen aus oder verrutschte gefährlich zur Seite, sodass ich subjektiv sagen kann "Ja, diese 8 Jahre alten Pneus sind ok und ich kann sie weiterhin fahren". Nächsten Winter wiederhole ich das Spielchen. Denn wenn die Reifen wirklich nachlassen, dann merkt man das m.E.n. auch. Genauso, wie man einen gewaltigen Unterschied von Radial- zu Diagonalreifen merkt.


    Edit:
    Vielleicht gibt solch ein kleiner, bewusster Belastungstest zumindest subjektiv Aufschluss über den Zustand der Reifen? Ich jedenfalls hatte danach ein besseres Gefühl und weiß nun, was die Reifen noch können, die mich tragen.

    Einmal editiert, zuletzt von IFA_Alex ()

  • So, ich habe mein Fazit aus der angeregten Diskussion hier gezogen. Schorsch hat seit heute neue "Heidenauer" aus aktueller Produktion. Als Kompletträder in Zwickau gekauft. Sieht sehr schick aus und fährt sich viel weicher als die brettharten 1988er Pneumant-Reifen. Ich danke allen Beteiligten.


    Grüße Roger