Werkstattpfusch: Bremsflüssigkeit DOT4 und DOT5

  • Wieso? Thema ist doch Bremsflüssigkeit...


    Muss man denn beim Umstellen andere Manschetten und Schläuche nehmen? Und wie ändert sich das Bremsverhalten?


    Ich kann trotzdem noch keinen Vorteil von DOT 5 erkennen, außer der Lackverträglichkeit. Eigentlich ist das wasserziehende Verhalten von DOT 4 doch gewünscht, als Korrosionsschutz, oder irre ich mich? Das entfällt dann ja bei Silikonöl und den Austausch mit der Umgebung und somit Wasseranreicherung hat man nun mal, ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man ein System dieser Art so abdichten kann, oder gibt es da schon konkrete technische Lösungen?

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  • Das Bremsverhalten ändert sich gar nicht. Ich konnte jedenfalls nichts feststellen.
    Gewechselt habe ich immer nur im Rahmen von Bremsen-GR mit Austausch aller Gummiteile.
    Grund: Manschetten und Schläuche "saugen" sich mit normaler DOT4 voll - und da die beiden Flüssigkeiten nicht gemischt werden dürfen (eben weil das gar nicht geht), tauscht man diese Teile vorher aus.


    Es gibt Fahrzeuge, die seit 30 Jahren mit der selben Silikonbremsflüssigkeit betrieben werden ohne daß dabei auch nur ein einziges Teil ausgetauscht wurde und ohne daß die Flüssigkeit je gewechselt wurde.


    Man sollte Folgendes bedenken:
    Normale Bremsflüssigkeit ist hygroskopisch - das bedeutet, sie zieht Wasser aus der Umgebungsluft aktiv an. Oder etwas bildhafter beschrieben: sie saugt die Brühe durch das Loch im Deckel des Ausgleichsbehälters ins System hinein. Dort mischt sie sich mit dem Wasser, das Wasser kommt so in Kontakt mit sämtlichen Leitungen und den Radbremszylindern. Was es dort anrichtet, ist bekannt.
    Zusätzlich dringt auch an den RBZ noch Wasser aus der Umgebngsluft ein, denn die sind nie gänzlich frei von Bremsflüssigkeit. Und die zieht auch doort Wasser.


    Silikonbremsflüssigkeit tut genau das nicht.
    Also fällt im System auch deutlich weniger Wasser an - nur das nämlich, was von ganz allein per Luftfeuchtigkeit in den Behälter eindringt. Das sind winzige Mengen.
    Und dieses Wasser müßte ja nun auch erstmal mit der Silikonflüssigkeit mischbar sein, um überhaupt bis in die Bremsleitungen vorzudringen.
    Ist es aber nicht, also bleibt's folglich doch im Behälter und sieht die Leitungen nie aus der Nähe...


    Und da frage ich einfach mal, was schlimmer ist:
    Regelmäßiger Ausfall von Radbremszylindern aufgrund von Korrosion und damit deutliche Verschlechterung des Bremsverhaltens oder die (bisher nur theoretische!) Angst vor durchrostenden Bremsleitungen...


    Gerade bei selten genutzten Fahrzeugen wie hydraulisch gebremsten Wohnwagen/Anhängern und Saison-Oldtimern war das Verhältnis zwischen Wartungsarbeiten an der Bremsanlage und Fahrzeugbenutzung doch immer sehr ungünstig.
    Und selbst wenn man die RBZ mittels üppigem Einsatz von Bremszylinderpaste längerfristig schützt (ewig hilft auch das nicht, wie ich erlebt habe) - die ständigen Wechselintervalle fallen ja trotzdem an, damit auch immer wieder der Neukauf und die Entsorgung von alter Bremsflüssigkeit.
    Alles in allem weder ökonomisch noch ökologisch besonders reizvoll...vom Arbeitsaufwand einmal abgesehen.

  • "Hermetisierungskappe oder -balg" hieß das Teil, das in älteren Vorratsbehältern verbaut war und den Kontakt zur Umgebunsluft(feuchigkeit) verhindern sollte. Ich finde DOT 5 auch interessant. Bislang hat mich nur genau der Umstand von der Umrüstung abgehalten, daß ich nie alle Zylinder einer Anlage gleichzeitig überholt habe. Mal eine Frage an die Umrüster: Wie geht Ihr vor, HBZ wechseln, alle RBZ und Schläuche raus, DOT 5 durch die Leitungen pumpen, bis die Glykolbrühe raus ist, dann Schläuche und RBZ montieren? Was ist mit regenerierten BZ, die ja wohl mit DOT4 getestet werden?


    Gruß,
    Marlene

  • Ich habe vor kurzem den 311er auf DOT 5 umgestellt.


    Zylinder waren teilweise undicht, teilweise mit Ablagerungen angegangen. Also zart durchgehohnt, neue Manschetten rein, die Schläuche gespült und den hinteren Teil des Systems mittels Druckluft leergeblasen.


    Vorher habe ich noch eine kleine Menge (von Mallin so empfohlen) DOT 5 in die Leitung eingefüllt um die alte Soße vor sich herzutreiben. Eine Durchmischung findet nicht statt. Das geht sogar soweit, dass man die beim Entlüften zusammen ausgetretene Bremsflü sich abscheidet und weiter genommen werden kann. Es ist halt etwas dückflüssiger (was einen Einsatz im ABS auch verhindert), dies spielt aber bei unseren Systemen keine Rolle.


    Den HBZ (der von mir prophylaktisch nochmal zerlegt wurde und auch etwas Bremsenpaste bekam) kam zum Schluß wieder ran, auffüllen, entlüften, fertig.


    Bisher keine Probleme...


    Ich werde peu a´peu die restlichen Fahrzeuuge auch umrüsten..... ich möchte meine kostbare Zeit gerne auf notwendigere Aspekte der Wartung konzentrieren.....

    Wozu Ventile? 0,6 EDS Hemi


    Seine Freunde nennen ihn Mossi, die Anderen sprechen nur vom "dicken Typ mit der Zigarre".


    www.trabant-original.de

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  • Mal eine Frage an die Umrüster: Wie geht Ihr vor


    Beim 66er stand die Frage nicht - da wurde sowieso alles erneuert.
    Beim QEK habe ich damals RBZ und HBZ von Mallin regeneriert bekommen. Die Leitungen hab ich vorher mit Druckluft durchgeblasen, da haut's die alte Breflü 'raus. Danach DOT5 einfüllen.


    Wenn die Bremszylinder alle in Ordnung sind, reicht es auch, einfach neue Manschetten einzubauen - das gleiche im HBZ. Und die Schläuche erneuern.


    Ich überlege z.B. gerade, ob ich das aktuell beim 1.1er so mache. Der wäre sowieso wieder mit Wechsel dran, Manschetten für hinten hab ich da und für vorn gibt's welche zu kaufen. Eigentlich kein Ding - macht nur mehr Arbeit als einfach DOT4 zu wechseln...und da die Bremserei ansonsten in Ordnung ist...mal sehen...

  • Ich frage mich gerade warum sich Der_Ingenieur sich Der-Ingenieur nennt ;)

    3x darfste raten :)


    Man sollte Folgendes bedenken:
    Normale Bremsflüssigkeit ist hygroskopisch - das bedeutet, sie zieht Wasser aus der Umgebungsluft aktiv an. Oder etwas bildhafter beschrieben: sie saugt die Brühe durch das Loch im Deckel des Ausgleichsbehälters ins System hinein. Dort mischt sie sich mit dem Wasser, das Wasser kommt so in Kontakt mit sämtlichen Leitungen und den Radbremszylindern. Was es dort anrichtet, ist bekannt.
    Zusätzlich dringt auch an den RBZ noch Wasser aus der Umgebngsluft ein, denn die sind nie gänzlich frei von Bremsflüssigkeit. Und die zieht auch doort Wasser.

    Die Hygroskopie macht ja gerade die Sicherheit aus: Dringt Wasser ein, wird es gebunden und es können sich keine Dampfblasen bilden. Nachteil ist halt, daß man die Flüssigkeit jedes Jahr oder aller zwei Jahre wechseln muß, was bei einem wenigbewegten Oldtimer etwas unpraktisch ist. Sofern der Wechsel aber stattfindet, braucht man sich auch keine Gedanken um Korrosion machen.


    Und dieses Wasser müßte ja nun auch erstmal mit der Silikonflüssigkeit mischbar sein, um überhaupt bis in die Bremsleitungen vorzudringen.

    Trugschluß. Gibt mal einen Tropfen Wasser in eine Flasche Öl. Das Wasser sinkt auf den Boden herab, und genau das tut's im Bremssystem auch (DOT 5 hat ne geringere Dichte als Wasser). Damit kannst Du wetten, daß Dir das Wasser - wohlgemerkt ungebunden! - bis tief runter in die Bremsleitungen wandert und dort unbemerkt für Korrosion sorgt. Das Gefährliche ist ja, daß man es von außen nicht bemerkt und sehen kann und der Ausfall tritt dann schlagartig auf.

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  • Wird schon seine Gründe haben, warum man bei Harley davon wieder abgerückt ist und warum das Zeug in D keine Zulassung hat.

  • Müsste es bei den Systemen mit dem DOT 5.0 dann nicht neben dem Entlüftungsnippel oben auch einen Entwässerungsnippel unten geben?
    Oder wie bekommt man die eingedrungenen Wassertröpchen sonst aus der Anlage? Und die gibt es bestimmt irgendwann , wenn der Trabi nicht mit einem Hermetikbalg nachgerüstet wurde.
    Einen Bremssattel kann man ja abbauen und umdrehen, bei einer Trommelbremse stelleich mir das schwierig vor.
    Mir kommt das nicht in meine Fahrzeuge, so schlimm ist das Neubefüllen alle paar Jahre auch nicht. Da gammeln auch die Nippel nicht fest. ;)

  • Und das ist Dein einziges Argument? Als Ingenieur?

    Gott muß ich deswegen noch lange nicht sein. :D


    Wenn die Flüssigkeit getauscht wird, spült's ja auch eingedrungenes Wasser mit raus, wenn man nicht grad solchen Pfusch wie die o.g. Werkstatt durchführt (einfach neue Flüssigkeit oben reinkippen und fertsch).

  • Im Klartext:
    Du hast keine Antwort auf meine Frage, woher denn innerhalb des flüssigkeitsgefüllten, luftfreien Systems der Sauerstoff herkommen soll, der für die Korrosion zwingend erforderlich ist...


    P.S.:
    Weil immer wieder danach gefragt wird:
    Eine ABE gibt es für Betriebsmittel nicht - weder für Bremsflüssigkeit noch für Motoröle noch für den Sprit. Auch nicht für die Luft in den Reifen...
    ABEs gibt es immer nur für Fahrzeugteile oder Anbauteile.

  • So viel dass es zum rosten reicht.
    In einem lange gelagerten Getriebe reicht trotz des vielen Öls auch ein Bodensatz an Wasser damit es dort wo das Wasser ist rostet.

  • 1 liter wasser hat ca. 28 mol O2-gas.