Im Prinzip sehe ich es wie Deli. Aber da ich Familie in der Oberlausitz habe, musste ich dort eine andere Version kennenlernen. Und die war alles andere als schön:
Meinem Onkel haben sie die kupferne Dachrinne vom Haus gerissen. Diese war mit den Schellen vernietet und die Schellen waren selbst auch nochmal vernietet. Die Rinne dürfte nicht mal 50ct gebracht haben. Der Schaden am Haus, wenn die kräftiger dran gerissen hätten, hätte auch dreistellig werden können.
Polizeipräsenz? In den zwei Wochen, in denen ich da war, sah ich nachts einen Streifenwagen. Da saßen zwei Polizisten drin. Fatalerweise hat es kurz davor eine Überschwemmung gegeben und alle Häuser waren extrem angreifbar. Die Polizeidienststelle im Dorf ist irgendwann in den 2000ern wegrationalisiert worden, seitdem kommen die Polizisten aus der 20 Km entfernten Stadt, die selbst genug Probleme mit ihrer polnisch/tschechischen Grenze haben. Einen Bus vom BGS habe ich selten und nur tagsüber mal herumfahren sehen, an der Grenze bin ich aber weder mit dem Auto noch zu Fuß kontrolliert worden. Obwohl ich zumindest mit dem Auto hätte angehalten werden müssen. Schließlich hat es ein Heilbronner Kennzeichen, Heilbronn liegt aber rund 600 Kilometer entfernt, das hätte auffallen müssen.
Die Stimmung unter den Dorfbewohnern - Heidewitzka! Soviel Rassismus, der Führer wäre stolz gewesen. Mit dem Wort "Grenzöffnung" riskierte man unter Umständen Schläge. Was soll ich sagen - obwohl ich diese Meinung normalerweise nur schwer toleriere, hier habe ich das Maul gehalten. Nicht weil ich Angst vor Konsequenzen gehabt hätte (die hätte ich zwar schon gehabt aber YOLO!), nein, sondern weil ich den Zorn verstehen konnte. Ich würde mich auch nicht wohlfühlen, wenn ich im Wohnzimmer sitzen würde und nicht sicher sein kann, dass mir nicht gerade die Garage ausgeräumt wird. Oder das Erdgeschoss, wenn ich auf dem Dachboden bin.
Der Zorn entlud sich übrigens eher weniger auf die Tschechen, sondern auf deren vergeigte Asylpolitik. Es sind nämlich viele Asylanten, zumeist Zigeuner, die aus bitterarmen Verhältnissen stammen in die verhältnismäßig reiche Tschechhei geflüchtet. Am Anfang ließen sie sich rund um Prag nieder, was den Prager Stadtobersten aber ein Dorn im Auge war, schließlich wollte man ja Touristen anlocken.
Was macht man also? Ich habe sie für mich die kontrollierte-Lichtenhagen-Methode genannt: Man schnappt alle Asylanten, steckt sie in Busse und karrt sie in grenznahe Gebiete. Am Besten in die strukturschwachen - da stehen eh zuviele leere Häuser rum.
Und was macht der geneigte Asylant? Genau, da seine Auflagen ähnlich restriktiv oder teilweise noch härter sind als die Deutschen, klaut er sich seinen Lebensunterhalt eben zusammen. Perfekterweise hat er da ein Land direkt vor der Nase, in dem die Deppen da noch gutes Zeug wegschmeißen und ansonsten auch den dicken Überfluss haben dürften, wenn man sich die Autos, Straßen und Häuser anschaut. Denen tut's nicht weh.
Also ziehen erst vereinzelt, dann immer mehr Gruppen durch die Grenzgebiete und betteln nach Schrott, kaputten Elektrogeräten und dergleichen. Manche fragen aber erst gar nicht. Kunststück, die Sprachbarriere kriegt man ja nicht mal untereinander in den Griff, dann noch Deutsch? Außerdem, wozu denn? Die haben's doch sowieso. Die Dreistigkeit zieht immer weitere Kreise, dass es mittlerweile auch nix mehr zu betteln gibt verschärft die Sache noch. Die anfängliche Reserviertheit der Deutschen schlägt in Unmut und schlussendlich in Hass um. Da gibt's dann auch schon mal was auf's Maul.
Das passiert aber nicht nur bei den Deutschen. Auch im tschechischen Gebiet wird geklaut. Außerdem brauchen die Tschechen sich im deutschen Grenzgebiet nicht mehr blicken zu lassen. Und hier wird die Sache langsam interessant. Letztendlich ist es ja eine tschechische Angelegenheit. Wenn es also den Tschechen reicht, gehen die auf die Barrikaden.
Was macht die Regierung? Kurz bevor es endgültig eskaliert werden die Asylanten in einen Bus gepackt und weiter geht's. Neues Spiel, neues Glück. Irgendwann müssen die ja mal Ruhe geben.
Es gibt natürlich einen Prozentsatz unter den Asylanten, die es einfach übertreiben und natürlich gibt es auch genug kriminelle, sogar oftmals bandenweise. Das will ich gar nicht negieren. Es entwickeln sich einfach mit der Zeit verschiedene Spielarten des Problems. Auffällig ist jedenfalls, dass wahnsinnig viele dieser oder damit verwandter Erwerbstätigkeit nachgehen. Die können gar nicht alle freiwillig kriminell sein. Und letztendlich sind alle, Deutsche, Tschechen und Asylanten, Produkte ihrer Umwelt.
Aber um auf den Kernpunkt zurückzukommen: Schengen abschaffen halte ich für das falsche Signal. Das zeigt zynisch offensichtlich, dass man die Ostblockstaaten doch nur gerne als billigen Arbeitskräftepool benutzen, aber nicht in der Gemeinschaft haben möchte. In meinen Augen ist es jetzt noch besser, den Status quo zu behalten, bis die betreffenden Länder von alleine zum Beitritt bereit sind, sich quasi ökonomisch soweit stabilisiert haben, dass die Leute keine Armut mehr zu leiden brauchen.
Abkommen heißt für mich, dass sich zwei oder mehr Parteien zusammenschließen, auf dass der jeweilig andere davon profitiert. Das wäre jetzt (leider) noch nicht der Fall. Würde man jetzt den Beitritt gewähren, würde das, was ich oben geschildert habe eintreten. Nur auf internationaler Ebene. Und ohne Asylstatus. Damit praktisch ohne jegliche Kontrolle. Das würde in einem Desaster enden.
Würde man hingegen warten, bis die Ökonomie sich aufgerichtet hat, würde es genauso funktionieren wie damals, als die ersten östlichen Staaten beigetreten sind: Binnenwanderung wäre kein großes Thema, man könnte nachbarschaftliche Beziehungen zueinander aufbauen und so weiter.