Moin,
ich behaupte nicht, dass eine angepasste Zündkurve nennenswerte Mehrleistung bringt. Ich habe das noch nicht selbst erprobt - kommt demnächst. Es gibt jedoch Menschen die genau das behaupten und ihr behauptet das Gegenteil.
Die Diagramme auf trabitronic.de dürften wohl bekannt sein. Dort wird immerhin auf Mehrleistung von bis zu 40% in manchen Betriebspunkten des Motors verwiesen. Wie exakt diese Messungen sind, sei dahin gestellt. Wo sollte aber die Mehrleistung herkommen, wenn nicht vom variablen Zündzeitpunkt? Die Endstufen mit welcher die Zündspulen geladen werden spielen sicher auch eine Rolle - ja. Aber bei niedrigen Drehzahlen werden die Spulen von der EBZA so lange geladen, dass die Zündenergie nicht messbar weniger sein kann als bei der MBZA. Zumindest behaupte ich dies, bis mir jemand etwas anderes beweist. Jedenfalls wird genau bei diesen niedrigen Drehzahlen bei der MBZA eine signifikante Mehrleistung bescheinigt. Wenn die Messergebnisse stimmen, dann kommt diese Mehrleistung dort vom angepassten Zündzeitpunkt.
Weiterhin gibt es ein Elektronikbastelbuch aus DDR-Zeiten in welchem der Aufbau einer Kennfeldzündung beschrieben wird: Amateurreihe Electronica Nummer 231 (es gab noch eine andere Auflage mit einer anderen Nummer, aber gleichem Inhalt). Auf Seite 63 ist ein vom VEB-Sachsenring erarbeitetes Kennfeld für den Trabantmotor abgebildet. Wenn man das Buch ließt und die Seite vom Herrn Engler kennt, wird man hier und da schmunzeln müssen. Was aber in keinster Weise seine Arbeit schmälern soll. Im Kapitel 1.7 wird mehrfach erwähnt, dass der originale statische Zündzeitpunkt lediglich ein Kompromiss in Hinsicht auf Kraftstoffverbrauch, Klingelneigung und Leistung ist. Dort steht auch, dass sich alle 3 Faktoren mit einem Kennfeld positiv beeinflussen lassen.
Nicht Trabant, aber immerhin Simson: Im Ratgeber Zweitaktmotoren ist auf Seite 27 ein Leistungsdiagramm zu 3 verschiedenen Zündzeitpunkten vom M53 Motor. Ein kurzer scharfer Blick und man erkennt, dass man mit einer dynamischen Zündwinkelverstellung eine deutlich breitere Leistungskurve hätte als mit einem dieser statischen Zündzeitpunkte zu realisieren wäre. Ok, das ist nur ein Zylinder ohne Nebeneffekte durch den vereinenden Krümmer.
Aber es wird ja wohl niemand abstreiten, dass der Zündzeitpunkt Einfluss auf die Leistung des Motors hat. Nehmen wir an, dass der leistungsoptimale Zündzeitpunkt über alle Betriebspunkte des Motors konstant ist, so wird man bei Motoren mit erhöhter Verdichtung diesen Zündzeitpunkt wohl kaum in allen Betriebsbereichen klingelfrei fahren können. Du hast hier selbst neulich geschrieben, dass ein Motor mit einem Zündzeitpunkt von 4mm v.OT. keine ordentliche Füllung haben kann, sonst würde er mit diesem Zündzeitpunkt klingeln (so habe ich das jedenfalls verstanden). Also wird man die Frühzündung im Klingelbereich reduzieren müssen. Nun willst du einen konstanten Zündzeitpunkt und musst also den Zündzeitpunkt für jeden Betriebspunkt des Motors richtung spät verschieben. Ich schließe daraus, dass man dann Leistung in den klingelfreien Bereichen verschenkt. Wie gesagt, ich kann diese Behauptungen noch nicht mit eigenen Messungen belegen.
Bis jetzt finde ich diese Darstellung der Thematik aber durchaus schlüssig und logisch. Also dann mal los, zeigt eure Diagramme und Zahlen zum Thema! Ich lasse mich gern eines Besseren belehren.
Gruß, Felix