Das Zusammenspiel von Mischrohr und Vergaser ist an sich schon sehr komplex. Hinzu kommt, daß das ganze System Vergaser noch den Schwingungen im Ansaugtrakt unterworfen ist, was die Vorhersagbarkeit bestimmter Maßnahmen erschwert. Bei einem gleichmäßigen Luftstrom wäre es natürlich einfacher. Insofern kann ich mit meinen Erklärungen auch nur versuchen Puzzleteile zu liefern.
Fakt ist:
die Luft, die durch das Mischrohr geht, bildet mit dem Sprit im Mischrohrschacht eine Art Vorgemisch, das dann zum Zerstäuber geliefert wird.
Nach meiner Beobachtung/Erfahrung (das konnte ich zumindest reproduzierbar so beobachten) muß man zwei Zustände unterscheiden:
Zustand 1: wenig Unterdruck am Zerstäuber = niedrige Teillast
Die Luft sorgt dafür, daß die Dichte vom Vorgemisch kleiner wird (eine Art Schaumemulsion) wodurch es leichter zum Zerstäuber gelangt. Ohne die eingemischte Luft wäre das Vorgemisch also zu schlecht förderbar, der Motor liefe zu mager. Durch die eingemischte Luft wird eine Anfettung erreicht.
Je kleiner also z.B. die ALD, desto magerer läuft der Motor in dem Bereich.
Je weiter der Unterdruck im Ansaugrohr wächst, umso weiter sinkt der Spritstand im Mischrohrschacht und umso mehr Bohrungen werden am Mischrohr freigegeben, durch die dann weitere Luft eingemischt wird.
Es scheint so zu sein, daß das erste freigegebene Querbohrungspaar den größten Einfluß hat. Jedes weitere freiwerdende Bohrungspaar hat dann weniger Einfluß, also weniger Anfettung.
Zustand 2: viel Unterdruck am Zerstäuber = hohe Teillast / Vollast
Hier scheint es so zu sein, daß der Unterdruck in jedem Falle ausreicht, um das Vorgemisch mitzureißen. Es scheint also die ALD nicht mehr ganz so viel Einfluß auf die Gemischbildung zu haben oder zumindest keinen zunehmenden Einfluß. Wenn das letzte Querbohrungspaar freiliegt, entscheidet nur noch der Querschnitt von ALD und Querbohrungen insgesamt darüber, ob das Gemisch eher fetter oder eher magerer wird.
Wenn das so stimmt, wie ich mir das denke bzw. wie ich es beobachten konnte, dann würde das bedeuten:
1) kleinere ALD = magerer bei niedriger Teillast und fetter ab höherer Teillast, Vollast kaum Veränderung
2) größere ALD = fetter bei niedriger Teillast und magerer ab höherer Teillast, Vollast kaum Veränderung
Punkt 1 konnte ich beim HB definitiv so beobachten. Ich hatte einen, der klingelte nur bei mittlerer und oberer Teillast, nicht aber bei Vollast. Kleinere ALD verringerte bzw. beseitigte dieses Klingeln, führte aber tendenziell auch zu einer Art Übergangsloch beim Übergang Leerlauf-Teillast. Hingegen größere HD beseitigte zwar auch das Klingeln, führte aber zu einer unangenehmen weiteren Anfettung des unteren Teillastbereichs, die man beim HB ja eigentlich nicht gebrauchen kann.
Was nun die Mischrohre im Vergleich HB <> H1-1 angeht:
Daß der H1-1 bei niedriger Teillast magerer läuft, wäre durch die kleinere ALD schlüssig bei meinem Ansatz, immerhin hat die 100er ALD nur 44% vom Durchlaß der 150er.
Bei höherer Last gibt der H1-1 dann insgesamt 8 Querbohrungen im Mischrohr frei und nicht nur 6 wie der HB, das wären 133% vom Querschnitt des HB.
Die Luft muß durch beide Widerstände nacheinander durch, erst ALD, dann Querbohrungen. Das wäre dann in Summe bzw. in Reihe:
beim HB ein Querschnitt von 100% * 100% = 100%
beim H1-1 ein Querschnitt von 44% * 133% = 60%
Das würde bedeuten durchs H1-1 Mischrohr geht bei gleichen Druckverhältnissen deutlich weniger Luft durch als durch das vom HB, d.h. der H1-1 müßte bei niedriger Teillast magerer und bei höherer Teillast eher fetter laufen als der HB.
Aber nun kommt hinzu, daß der H1-1 25mm engsten Durchlaß im Ansaugkanal hat und der HB nur 23mm, d.h. der H1-1 saugt bei höheren Drehzahlen auch gar nicht so stark am Vorzerstäuber wie der HB.
Möglicherweise erklärt das, warum der H1-1 nicht überfettet?
Hinzu kommt: wenn die ZD aktiv ist, sinkt der Spritstand im Mischrohr nicht so stark, es kommt dann weniger Luft dazu und das Vorgemisch behält eine größere Dichte und gelangt schwerer zum Zerstäuber.
Wie gesagt, ein einfaches je-desto gibts beim Mischrohr nicht. Unterschiedliche Druckverhältnisse im Ansaugkanal führen mitunter zu konträren Auswirkungen bei gleicher Bestückung. Man hat eben leider keine Schiebernadel, sondern nur das Mischrohr und muß damit einen Kompromiß für verschiedene Betriebszustände finden. Oder eben ausweichen auf mehrere Düsensysteme je nach DK-Winkel und/oder Druckverhältnissen.
Beim H1-1 hab ich leider noch nicht mit unterschiedlichen Mischrohren experimentiert, beim HB dafür schon und das schien mein Erklärungsmuster zu stützen.
Ich würde wagen zu behaupten, weil die nächste Entwicklungstufe fehlt/nicht mehr stattgefunden hat....ein Leerlaufabschaltventil.
Das was der 4-1 mit dem Ventil und Schlauch macht, erledigt der 1-1 mit seinem Leerlaufbypass....Luft an der DK vorbeiführen.
Und beim 1-1 wäre es förderlich, die wie bei anderen Vergasern (beispielweise der TLA32 am 1.1er) per Ventil oberhalb des Leerlauf zu schließen.
Interessante Überlegung. Reichen die Querschnitte im Bypass dazu? Der HB4-1 hat ja glaub ich 2,8mm an der engsten Stelle, also an der Mündung in den Ansaugkanal, aber davor im Luftsteuerventil und im Schlauch ja eigentlich freier Durchlaß.