Trabis VOR Mauerbau im Westen?

  • Als ich meiner Freundin (auch eine dieser kulturlosen Gesellinnen, die mit unseren Autos nix am Hut haben...) gestern eröffnete, dass der Grund für die Veranstaltung in Dessau 50 Jahre Trabant ist, war ihre spontane Antwort: "Dann hats den Trabi ja schon vor der Mauer gegeben. Sind die damals dann auch damit in den Westen gefahren?"


    Von so viel zeitlicher Koordination in Sekundenbruchteilen verständlicherweise geplättet, musste ich eine schnelle Antwort schuldig bleiben. Daher meine logische Bitte ans hier versammelte gebildete Volk (hier vielleicht speziell die etwas Betagteren :zwinkerer: unter uns ...):


    Was ist(wäre) damals passiert, wenn eine der wenigen und sicher entsprechend ausgeprägten sozialistischen Persönlichkeiten, die eine Pappe besaßen, doch tatsächlich z.B. von Ost- nach Westberlin fahren wollte. Ich weiß schon - wird kaum vorgekommen sein. Aber dennoch die Frage: Gabs damals irgendeine Bestimmung, dass man mit seinem Gefährt das sozialistische Wirtschaftsgebiet nicht verlassen durfte? Ich geh mal davon aus. Schließlich durften Wessis jahrzehntelang auch nicht mit dem Auto in den Osten. Und ein eingeschränkter Gültigkeitsbereich für die Haftpflichtversicherung ist natürlich auch schnell formuliert.


    Aber falls jemand eine "offizielle" Quellenangabe oder vielleicht sogar persönliche Erfahrungsberichte liefern könnte, wäre das natürlich genial.


    Ich bin jedenfalls gespannt.
    Gruß an alle
    Michi

    Früher gab's Sex, Drugs & Rock'n'Roll -

    jetzt gibts Veganer, Laktoseintoleranz und Helene Fischer

  • Hallo Micha,
    ich habe meinen ersten Trabi 1985 gekauft. Das war ein Bj 1969 601er. Gekauft habe ich den damals in Hannover (Westdeutschland) und gefahren bin ich den in Braunschweig (Westdeutschland) und Göttingen. MIt dem Trabi bin ich dann auch regelmäßig in den Osten gefahren, zur Verwandtschaft. Die haben mir dann den Trabi im Osten repariert. Ich habe dann wie wild Ersatzteile eingekauft, egal was, Hauptsache was besorgen. Damals konnte man ja noch 1 : 20 DM gegen Mark tauschen. (Hätte bestimmt einige Jahre an gesiebter Luft gebracht, wenn man mich erwischt hätte) Jedoch, die Ersatzteile die ich gebraucht habe, habe ich im Osten nicht bekommen, die habe ich dann in Hannover gekauft, dort gab es alles.


    Die Grenzübergänge waren interessant. Angefangen dass man den Trabi und mich quasi auseinandergenommen hat, bis zur Äußerung eines Grenzers: "Gefällt IHnen der Wagen? Ich: "Ja" Er. "Mir nicht"


    Kleine Abenteuer mussten schon früher sein und ehrlich gesagt, die Staatsmacht der DDR war nicht wirklich lustig.


    Jedenfalls, es gab schon vor der Grenzöffnung Trabis im Westen mit denen man fahren konnte. Die Fahrten dann in den Osten waren kein Problem.


    PS
    inzwischen fahren bei uns in der Gegend schon 14 mir bekannte Trabis. Das werden jedes Jahr mehr. Deswegen wird es für mich jetzt Zeit einen P60 aufzubauen (allerdings mit moderner 601er Technik)

  • Zitat

    Original von Carsten35
    Die Grenzübergänge waren interessant. Angefangen dass man den Trabi und mich quasi auseinandergenommen hat, bis zur Äußerung eines Grenzers: "Gefällt IHnen der Wagen? Ich: "Ja" Er. "Mir nicht"


    Tja, der Prophet gillt eben nichts im eigenen Land... :grinser:


    Gruß, Waldmoos.

  • Also, als DDR-Bürger konnte man auch mit dem Fahrzeug in den "Westen" reisen, vorrausgesetzt man hatte eine gültige Genehmigung. Somit fuhren , wenn auch selten, DDR-Fahrzeuge, auch Trabis, hinterm eisernen Vorhang. Zweck der Reise wahr in diesen Fällen wohl meist dienstlich, wobei der Eine oder Andere schon aus gesundheitlichen Gründen mit dem eigenen Fahrzeug in den westen reisen durfte.
    Kaufen konnte man die Fahrzeuge bei autorisierten Händlern im westlichen Ausland und das für wenig Geld und ohne Wartezeit. In Belgien wurde der Wartburg selbst zusammen gebaut. Warum? Ich weiß es nicht. Vielleicht war der Preis für die Belgier so interessanter und im Osten weinte man nicht den Wagons mit Neufahrzeugen in Richtung Westen hinterher. Es steckte bestimmt eine Strategie dahinter, der Außenhandel ließ sich nicht in die Karten schauen.
    Ich wohnte an der Transitstrecke Berlin-Hamburg und habe mich manchal so sehr gewundert das gerade jüngere Menschen zum Beispiel mit einer neuen MZ ankamen und bei Gesprächen von ihrem Gefährt aus der DDR bestens zufrieden und begeistert waren. Unverständlich, später habe ich verstanden.

    Und kriegt der Schlosser nicht den richtigen Schwung, schafft er mit der Verlängerung!