Neuen Motor einfahren

  • Warum wurde der wirtschaftiche Aspekt nicht angesprochen? Ein ordentlich eingefahrener Motor zieht nicht nur besser, er arbeitet auch wirtschaftlicher (Verbrauch, Lebensdauer).
    Einige Hersteller wollen eben Plug und Play bieten. Die Kunden wissen doch meist nicht die Hintergründe der Einfahrerei. Warum sollte man dann darauf hinweisen?

  • wie ist es den im rennsport? ich wüste nicht das da was eingefahren wird, vll eins zwei runden und dann vollgas!!


    Weil da Geld keine Rolle spielt! Und auch die Laufleistungen viel geringer sind, als im Straßenverkehr! Keiner fährt 200.000tkm mit so einem Auto!
    Die Motoren von Porsche, AMG etc, werden eingefahren, natürlich im Werk! Und ich weiß auch von Audi, dass da Einfahrhinweise gegeben werden!


    Edit:


    Wissen hat eine wunderbare Eigenschaft: Es verdoppelt sich, wenn man es teilt.

    Einmal editiert, zuletzt von BO601 ()

  • Also erstmal muß man natürlich grundsätzlich zwischen alten und neuen Motoren unterscheiden. Was für nen Trabimotor gilt, gilt eben nicht für moderne Motoren und umgekehrt.


    Dann zum "Einfahren auf dem Prüfstand":


    Da wird nix eingefahren. Das Aggregat wird auf nen Prüfstand geschnallt, dann laufen mehrere Simulationen ab. Erstmal das schonende warmfahren bis zur Betriebstemperatur, dann nen paar Sachen die aufschluß über Drehmomentverläufe, Elastizität und Durchzugsstärke geben und am Ende muss das Ding beweisen was es wirklich kann - sprich max Leistung, bei leistungsstarken Motoren bis die Krümmer glühen (kein Spruch). "Einfahren" is das keinesfalls, dauert auch nich ewig. So ne Simulation umfasst vielleicht 100 Km - inkl Volllastteil


    Dann gibts ja heute Motoren mit beschichteten Kolben und Zylindern - wär ziemlich doof wenn sich da irgendwas "einschleifen" würde :zwinkerer:


    Dann im Rennsport: Rennsport is ja ne von/bis Sache. Gehen wir mal von nem Motormordendem extrem aus, dem Dragstersport. Die nehmen, je nach Klasse, nach jedem Lauf (sprich rund 400 Metern) die Motoren auseinander. Hat irgendein Bauteil irgendwelche Spuren oder sonstwas das nicht nach nagelneu aussieht, is das Schrott und wird getauscht :zwinkerer:


    Chrom

  • Auch das schnallen auf den Prüfstand ist eine Art Einfahren! :winker:
    Natürlich muss man einen heutigen Motor den ganzen Legierungen und präzisen Bauteilen nicht so einfahren wie einer vor 50 Jahren!
    Hat jemand ma eine BA von einem Neuwagen? Im Netz gibts nur paar von Opel und da steht dann der oben zitierte Text!


    Wissen hat eine wunderbare Eigenschaft: Es verdoppelt sich, wenn man es teilt.

  • Das ganze artet in eine völlig sinnfreie Diskussion unter Rechthabern aus. Ich will mich da gar nicht mal von ausnehmen.


    Aber:


    Es dürfte bekannt sein, daß beim Trabant-Motor das Risiko von Kolbenklemmern hoch war, wenn man ihn von Anfang an rücksichtslos voll belastete. Das war damals einfach so. Bei aktuellen Motoren besteht diese Gefahr nicht mehr, jedenfalls soweit die Motoren einwandfrei sind. Wenn da bei Autobahn-Vollgas ab Werk etwas fest geht oder auseinander fliegt, liegt ein Mangel vor, den der Hersteller zu beseitigen hat. Zumindest sind mir keine KFZ-Kaufvertragsbedingungen bekannt, die etwas abweichendes festlegen.


    Ob ein schonendes Einfahren heutiger Motoren noch Vorteile in Leistung, Verbrauch, Zuverlässigkeit oder Lebensdauer erbringt, kann ich nicht beurteilen. Rein vorsichtshalber würde ich anfangs auch eher zurückhaltend fahren. In die Behauptung, daß man das so machen "müsse", da man andernfalls vorhersehbar Schaden erleiden würde, möchte ich mich aber nicht versteigen. Manchmal isses einfach so, daß Dinge sich ändern. Und nun lasst uns bitte aufhören, ein goldenes Kalb daraus zu stricken. Es gibt so viele schöne Sachen, über die man sich gewinnbringender austauschen könnte.


    :fart:


    Ich b z.B. gerade mal ein schönes Stück mit meinem 601er durch die verschneite Pampa gefahren und muß sagen, die Mühle geht genial durch hohen Schnee. Er springt super an, läuft sauber und zieht willig jeden Berg hoch. Da lass ich jeden BMW für stehen. :daumen_hoch:


    Grüße, Tom

  • Hallo Trabs Cabri,


    wenn die Zylinder noch total in Ordnung aussehen, müssen sie doch nicht ausgewechselt werden. Ausserdem kostet das ja dann gleich mal wieder e bissle mehr. Und ich habe weiss Gott schon etliche Euros in die Pappe hinein gesteckt. Denn wenn die Zylinder noch keine Riefen oder erkennbare Abnutzungserscheinungen zeigen ist es doch nicht notwendig. Das gleiche gilt für die Kolbenringe. Denn neue Kolbenringe auf alten Zylindern macht bei mir keinen guten Effekt, oder? Und umgekehrt auch nicht! Ausserdem sind ja eigentlich nur die Zylinder mit den Kolbenringen noch "alt". Der Rest ist neu, sprich Kurbelwelle mit allen dazugehörigen Teilen plus der logischerweise 2 Pleueln plus der Zylinderbolzen für beide Zylinder inklusive der Nadellager, die ebenfalls neu sind.
    Die Meinung des Fachmanns ist auch für mich einleuchtend. Die alten Zylinder haben sich ja ganz gut mit den ebenso alten Kolben und deren Kolbenringe eingefahren und zeigen keine Abnutzungserscheinungen, Riefen oder Wellen auf. Denn dann müsste ich ja beide Kolben inklusive Zylinder mit Kolbenringen und Zylinderköpfen komplett neu austauschen. Die Dichtungen inbegriffen. Kannst mir denn vielleicht das Geld dafür leihen, dann mach ichs gleich morgen. Also so dicke hab ich es nun doch auch nicht wieder. Meine Freunde und Bekannte wie Verwandte regen sich schon auf, dass ich alles Geld in diese Pappe stecken würde! Wo sie vielleicht auch gar nicht mal so Unrecht haben. :traurig:
    Aber jetzt mal die Frage an alle Forum Leser, macht das nun Sinn die alten Zylinder plus Kolben inklusive Kolbenringe mit Zylinderköpfen und deren Dichtungen mit einer neuen Kurbelwelle laufen zu lassen oder doch nicht. Und wenn dann nicht, machts dann noch Sinn später (vielleicht in 1-2 Wochen) den Rest zur Kurbelwelle als neu zu ersetzen?

  • Hallo Konrad Fechner,


    wenn die Zylinder und Kolben noch i.O. sind, sind sie bei mir immer ins Regal gewandert (so oft regeneriert man ja keine Motoren :lach: ), und, zur Not funktionieren sie ja noch. Aber, man weis nicht, wie lange die Teile noch halten, und, wenn man für eine neue Welle so viel Geld bezahlt, dann sollte das Hohnen der Zylinder und ein paar neue Kolben auch drin sein. Wenn also die "alten" Kolben klemmen, kann es gut sein, das sie dir die Welle mit in den Tod reißen, hier wirken schon einige Kräfte beim Klemmen. Zylinderköpfe braucht man dagegen nicht zwingend neu, Stehbolzen auch nicht, und, wer über die Kosten der Fuß und Kopfdichtungen jammert, braucht eigentlich gar nicht erst anzufangen... :zwinkerer:


    Ich kann dir übrigens kein Geld leihen, da ich alles in meine 4 Trabanten und den Caravan stecke... :schock::schock::lach::lach: (Im Übrigen missfällt mir dieses Smilie vor deiner Frage: :grrr: )

    :aicke: TRABANT - mehrfach Alpenerprobt
    Wos´n doa loooohhhhs??? :aicke:

  • @ dgutschner Bist du schon deinen neuen Motor gefahren, oder hast du ihn wieder ausgebaut, weil alle sich so einig sind ob einfahren oder nicht. :grinsi::grinsi:

    Hilfe mein Trabi läuft seit Monaten zuverlässig und störungsfrei. Was tun?

  • Ich geb aus aktuellem Anlass auch mal meinen Senf dazu. Ich hab letzte Woche meinen 1100er Wabu Rennmotor auf der Rolle abgestimmt. Neue Welle, neue Kolben und alles frisch gebohrt und gehont. Wenn alle Teile in ordentlicher Qualität gefertigt wurden sollte man es mit dem Einfahren auch nicht übertrieben. Meine Vorgehensweise sah wie folgt aus.


    Erstes Anlassen und die ersten paar Meter auf der Rolle mit wechselnden Drehzahlen und Lastzuständen. Dabei hab ich die Drehzahl immer erhöht.
    Nach 9km Fahrt hab ich die Abstimmung der Vergaser kontrolliert und los gings. Anfahren und bis in den 3ten Gang schalten. Der wurde dann mit Vollast bis zur
    Maximaldrehzahl ausgedreht. Das ganze 5 mal um die Abstimmung mit Lambda abzuschließen.


    Danach hab ich den Kopf runtergenommen um mir das Spülbild auf dem Kolbenboden und das Tragbild in den Zylindern anzuschauen... Alles schick. Keine Riefen oder ähnliches. :top:


    Wenn der Motor klemmt hat das meistens andere Ursachen z.B. Auspuff oder falsche Vergasereinstellung. Mangelnde Sorgfalt oder Erfahrung beim Zusammenbau kann da auch eine Rolle spielen.


    VG, Leif :winker:

  • tja, die Einfahrerei....... wenn man aus den meisten Beiträgen was zusammensucht findet man so eine Art Gesamtbild:


    Was sind beim Motor maßgebliche Stzellen die "Einfahren" benötigen könnten? Primär Gleitpaarungen.


    Der Idealfall sieht sorgfältige Montage, toleranzhaltende Komponenten und theoretisch klinische Bedingungen vor (inkl. Probelauf und Post-Sichtkontrolle vor)... quasi Leifs Variante.
    Wie dicht ist die an der Realität? Genaus soviel *FingerundDaumen3mmauseinderhalt*.


    In der Praxis tut man also eher folgendes: man baut (häufig auch selbst) alte DDR-gefertigte bzw. regenrierte Brocken zu einem Aggregat zusammen. Es läuft......


    Schon aus Eventualitätsgründen tut der Normaluser gut daran, dieses eher langsam an den harten Arbeitsalltag heranzuführen..... und: zu Leifs Variante kommen noch 2 wartburgspezifische Komponenten hinzu: Wasserkühlung und eine vorgefertigte Zylinderbank an der man nicht rumsetzen kann..... dazu mit vermutlich aktuell gefertigten Kolben die nicht zwangsweise der Megu-Legierungszusammensetzung von damals identisch sind (Dehnungsverhalten - Werksangabe war damals für Normalbetrieb 6/10tel) oder sind die (sowieso) sogar "vorgekocht"?


    Wer will und der Meinung ist einen klinisch sauberen Motor zu haben (auch eine Vorraussetzung, zumal hier der gefilterte Ölkreislauf fehlt, den 4T in dem Moment als Plus haben) oder auch Kolbenringe aktueller Spezifikation hat (damit kenne ich mich nicht aus, ich berufe mich auf einen OM-Artikel von und mit Peter Bazille, der Motoren baut, vornehmlich 4T) soll ruhig machen ....... wie immer, jeder kann, keiner muß....


    Zu den Zylinderpaarungen: wenn ich optisch "perfekte" Paarungen habe, die 130.000 km gelaufen sind, sind die mit Verlaub nur noch eines: nämlich Schrott


    und da eben doch keiner optisch ein Laufspiel beurteilen kann, gibts dafür Messgeräte...... eine sinnvolle Erfindung meine ich....
    Sie ersparen laienhaften Beurteilen von Dingen, die nur die allerwenigsten überblicken....


    Ergo: man tut sich und seinem Geldbeutel nichts schlechtes damit..... sah doch die BA für originale Motoren (und von denen reden wir hier vornehmlich) eine "Einfahrvorschrift" vor.....


    Und wenn es daran fehlt, bei einem "neuen" Motor die Hauptverschleißkomponente zu wechseln, nun ja..... dann sollte man eben noch mehr Geld reinstecken oder es lassen..... (oder wenigstens vermessen, aber selbst dies hat ja scheinbar nicht stattgefunden.....)

    Wozu Ventile? 0,6 EDS Hemi


    Seine Freunde nennen ihn Mossi, die Anderen sprechen nur vom "dicken Typ mit der Zigarre".


    www.trabant-original.de

    Einmal editiert, zuletzt von Mossi ()

  • Hab mal vor ca. 1.5 Jahren einen Motor neu Regeneriert,weil Ich es mir mal beweisen wollte das sowas auch selber kann :grinser:


    Hab allerdings im Vorlauf ein Motor und Getriebe Seminar beim Klaus Pelf besucht zusammen mit ein paar Spezl und kann das nur Wärmstens Empfehlen :top:


    Nach einen solchen Seminar sieht man manche Dinge ganz anders und ist sich wenigstens Sicher das mann keinen Murks macht und der Motor dann auch läuft :hmm:


    Und zur eigentlichen Frage ob Zylinder und Kolben Neu?


    Kann Ich nur sagen: Mach es,denn die Zylinder frisch Geschliffen mit dazu gehörigen Kolben werden dir bereits ab 100€ angeboten,wenn Du nur hier im Forum eine Suche auf gibst :)


    Dann hat sich wenigstens die Arbeit gelohnt und es ist wieder ein paar Jahre ruhe :grinser:


    Gruß aus South-Germany vom Christjo de Lavendel :commander:

    Alle sagten das geht nicht,dann kam einer,der wusste das nicht,und der hat es dann gemacht ;)

  • Hallo auch,



    gibts denn hier in Chemnitz noch einen erfahrenen Trabbibastler, der das nötige Werkzeug besitzt, um zu messen wie ausgefressen meine Zylinder und Kolben sind? Um dann zu entscheiden, ob neue rein müssen oder nicht? Wäre echt super.

    Das wars schon.

  • Mir ist kürzlich die Ausgabe 12/1971 von "Der Deutsche Straßenverkehr" in die Hände gefallen. Dort findet sich ein durchaus interessanter Bericht "18.000km mit dem Trabant 601 Hycomat". Die für mich besonders interessante Stelle möchte ich einmal zitieren:

    Zitat

    ...Wir haben uns bei dem Trabant 601, Standadausführung mit Hycomat, über den wir hier berichten, ehrlich bemüht, ihn "kaputt zu bekommen". Wir fuhren ihn von Mai bis November rund 18.000km und belasteten ihn von Anfang an bis zur zulässigen Grenze mit Anhängern, über die wir im Heft 8 berichteten. Dabei wurde überwiegend "mit vollem Rohr" gefahren, zumal auf Grund des großen Luftwiderstandes mit Wohnanhänger kaum mehr als 70km/h herauszuholen waren. Wir sind mir den Hängern auf den verschiedensten Fahrbahnbelägen Kurvengeschwindigkeiten gefahren, die an der Rutschgrenze lagen, wir haben die Hänger durch Lenkeinschläge auch zum seitlichen Ausbrechen gebracht, um ihr Spurverhalten kennen zu lernen. Die Beanspruchungen, denen der Zugwagen dabei ausgesetzt war, zeigten sich später an der Anhängerzugvorrichtung. Ihre Kugel stand nach diesen Gewaltkuren nicht mehr senkrecht, sondern etwas nach rechts geneigt. Die Schweißnähte der Zugvorrichtung waren nach wie vor einwandfrei, auch die Verschraubungen saßen fest, aber die beim seitlichen Ausbrechen des Anhängers beträchtlich auf Torsion beanspruchte Zugvorrichtung hatte eine geringfügige bleibende Formveränderung erfahren. Es wäre nicht verwunderlich, wenn sich diese Art "Anhängerbetrieb", die in der allgemeinen Praxis wohl kaum jemand praktizieren würde, negativ auf das Fahrverhalten und die Leistung des Trabant 601 ausgewirkt hätte. Aber weit gefehlt, wir hatten bisher keinen Testwagen Trabant 601 der schneller war. Im durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch (ohne Anhänger) unterbot er nicht nur die bisherigen Testwagen, sondern auch unsere eigenen "Trabanten", die ja im allgemeinen etwas ruhiger gefahren werden. Bei fast ausschließlich Anhängerbetrieb über rund 4.800km ergab sich ein Gesamtdurchschnitt von 9,8l/100km, wobei die Verbrauchswerte für einzelne Streckenabschnitte je nach Fahrweise und Belastung zwischen 8,5 und 12,5l/100km lagen. Wir berichteten darüber in Heft 8. Während der anschließenden 12.000km ohne Anhänger stellte sich ein Gesamtdurchschnitt von nur 7,95l/100km ein. Auf der Autobahn stieg auch bei scharfer Fahrweise der Verbrauch kaum über 8,3l/100km. Im Stadtverkehr stellte sich der Verbrauch auf 8l/100km ein und auf Fernstraßen waren Verbräuche zwischen 7 und 7,5l/100km keine Seltenheit. Die Minimalverbräuche bei sanfter Fahrweise lagen zwischen 6,6 und 6,8l/100km.


    Die Beschleunigung, wobei der Wagen nur mit dem Fahrer belastet war, entsprach mit 18,5 Sekunden bis 80km/h und 37 Sekunden bis 100km/h fast genau den Zweiten unserer vorherigen Testwagen mit 26PS-Motor (siehe Heft 1/70 und 8/70) Als Höchstgeschwindigkeit in der Ebene ermittelten wir 112km/h, bei Rückenwind oder Gefälle lief der Wagen knapp 120km/h, wobei wir auf der Teststrecke auch bergab Vollgas beibehielten, was der Motor nicht im geringsten übelnahm. Wie für jeden Zweitaktmotor gilt auch für den Trabant die alte Bergabregel: Entweder das Gas ganz wegnehmen und den Wagen rollen lassen oder Vollgas stehen lassen. Hohe Motordrehzahlen bergab bei allmählich zurückgenommenem Gaspedal, um eine bestimmte Geschwindigkeit zu halten, sind gefährlich, weil mit der reduzierten Kraftstoffzufuhr auch die Schmierung geringer wird. Das nur als Ratschlag.


    Angesichts dieser Fahrleistungen und der Verbrauchswerte kann man zu dem Schluß kommen, daß dem Trabantmotor diese bisher härteste Beanspruchung von Anfang an, der wir je einen Testwagen unterzogen haben, recht gut bekommen ist. Wir haben allgemein die Erfahrung gemacht, daß die Wagen, die anfangs zu sehr geschont und immer nur verhalten gefahren werden, auch später nicht so schnell laufen und nicht so gut ziehen, wie diejenigen, die sofort hohe, aber häufig wechselnde Drehzahlen und Belastungen kennenlernten. An den günstigen Verbrauchswerten haben aber auch die Maßnahmen einigen Anteil, die bei der Vergaserfertigung und -einstellung wirksam wurden, um die Luftverschmutzung durch Schadstoffanteile im Abgas in Grenzen zu halten. Die Regelschraube für die Leerlaufgemischmenge wurde verändert, sie wird auch nicht mehr wie vorher schematisch um eine bestimmte Anzahl Umdrehungen geöffnet, sondern auf eine bestimmte Durchflußmenge eingestellt, die für den stabilen Leerlauf gerade ausreicht. Vor Veränderungen dieser Einstellung wird gewarnt, eventuell notwendige Nachregulierungen sollten nur in Verbindung mit einem Abgastest vorgenommen werden...


    Nun weiß ich natürlich nicht, wie zuverlässig solche Berichte in der DDS Anno 71 waren. Soweit ich weiß ist seinerzeit vieles geschönt dargestellt worden, wenngleich sich das m.E. eher erstaunt als geschönt liest. Was bleibt ist die oft gelesene oder gehörte Ansicht, daß Motoren oftmals "besser gehen", wenn sie von Anfang an voll belastet werden. Obwohl ich selbst das nie so gemacht habe, sind mir doch einige Berichte zugeflogen, wo entsprechendes durchaus glaubhaft berichtet wurde. Ich habe mich bis vor 10 Jahren intensiv mit dem Flugmodellbau beschäftigt, wo mindestens ebenso heftig über Motoreneinlauf diskutiert wurde wie das nun hier der Fall ist. Natürlich sind mir über die Jahre auch einige abgerissene Pleuel begegnet, aber einen auffälligen Zusammenhang zwischen sanftem Einlauf und gar keinem Einlauf habe ich dabei nicht feststellen können. Auch die Länge der Motoren-Gebrauchsdauer war seinerzeit weniger von der Sorgfalt des Einlaufs abhängig, als von der jeweiligen Motoren-Mode. Damals hat man tatsächlich 10ccm-Motoren in 5-Kanal-Technik gebaut und die musste natürlich jeder gleich haben. Desweiteren sind die Modellmotoren rein statistisch auch eher durch katastrophale Abstürze "verstorben", als durch Verschleiß.


    Neulich laß ich nun irgendwo in den Tiefen des Netzes davon, daß Motoren, die sofort voll belastet werden eine bestimmte Oberflächenschicht an Kolbenringen, Zylindern und Lagern aufbauen, die sehr hart und verschleißtfest ist. Blöderweise finde ich diese Seite nicht mehr. Klang jedenfalls sehr "fachlastig", mit einigen Ausflügen in die Welt der Moleküle. Ich werde nochmal graben...


    Jedenfalls ist es doch eine tolle Sache, daß zwei Gruppen mit echt 100% gegensätzlichen Methoden beide zu ganz tollen Ergebnissen kommen. :lach: Mich erinnert das an einen Bekannten, der wie ich früher auch einen Turbodiesel-BMW fuhr. Mein Gott: Was hat der seine Kiste misshandelt! Driften, Burnout, Dauervollgas bei knapp verdoppeltem Ladedruck (ok, er hat einen Ladeluftkühler nachgerüstet). Und dessen Motor läuft so wunderbar, da werd ich echt neidisch! Ich degegen hatte seinerzeit drei mal meinen Motor auseiander, alles vermessen, neue Lager eingesetzt, neue Ventile und dergleichen und hatte letztlich trotz aller Mühe, aller Neuteile und allen "einlaufens" letztlich doch nur klöternde Kisten. Vermutlich hab ich mein Geraffel einfach zu sehr verwöhnt.


    Ergo: Die nächste Kiste fahr ich als erstes mal ganz trocken vor die Wand! So! Dann weiß sie wenigstens, wer der Herr im Hause ist und traut sich nicht mehr rumzuzicken! :grinser:


    Grüße, Tom

    3 Mal editiert, zuletzt von TomR. ()

  • Hallo,


    soweit ich mitbekommen habe sollte man den Trabant beim einfahren nur "mäßig" belasten und keine zu niedrigen Drehzahlen fahren um den Motor nicht zu quälen ... Aber all das sollte einem der gesunde Maschinenverstand schon sagen. :top:


    Noch ne Anmerkung:
    Bei Traktoren kann ich sagen, das wir ab Produktionsjahren 1993-95 als Einfahrvorschrift folgendes haben: Ab der ersten Stunde Motor und Getriebe gut belasten, jedoch weder überlasten noch dauerndes unterlasten (Leerfahrten) - die Maschine soll sich also einarbeiten. Vorher gab es auch da richtige Einfahrvorschriften aber die neueren Motoren haben (laut Handbuch) "... Hochleistungskolben und Buchsen, die eine spezielle Einlaufphase nicht mehr benötigen.". Dazu muss man jedoch sagen, das unsere Schlepper alle Leistungsverzweigte Getriebe haben (Stufenlos -> ohne schalten) die Elektronikbedingt eine Überlastung eigentlich Systembedingt eh ausschließen...


  • Genau, also, ich setze "neu" schon seit einiger Zeit mit "frisch gehohnt" (geschliffen) gleich, da es "echte NEUE" wohl nur noch sehr selten gibt :winker:

    :aicke: TRABANT - mehrfach Alpenerprobt
    Wos´n doa loooohhhhs??? :aicke:

  • Ergo: Die nächste Kiste fahr ich als erstes mal ganz trocken vor die Wand! So! Dann weiß sie wenigstens, wer der Herr im Hause ist und traut sich nicht mehr rumzuzicken! :grinser:


    Konnte nicht mehr vor lachen, Super!!! Geile Methode!


    Nun zu meinem Erfahrungswert.
    Also ich habe als Firmenwagen vor ca. 4 Jahren einen neuen Mondeo tdci mit ca. 130 ps bekommen.
    Nach mehrmaliger Rücksprache mit Kollegen, (die alle den selben Wagen Fahren/gleiche Motorisierung) habe ich mir ein Herz gefasst und bin die ersten 150 km mit wechselnder belastung (Landstrasse, häufig abbiegen) bis zur nächsten Autobahn gefahren....
    Auf der Autobahn ca. 30 km mit 120km/h dann durfte ich endlich! :grinser::grinser::grinser:
    Der Motor hat auf deutsch gesagt die nächsten 550 km richtung Italien unter Vollast!!! gearbeitet und dies sehr gut vertragen!
    Beschleunigung und elastizität (fernab von "Serienstreuung" <- kann sooo viel heutzutage auch nicht mehr sein), waren danach gemessen an ca. 10 baugleichen Autos von Kollegen super.
    Der Motor "konnte" im späteren Gebrauch bei schonender Fahrweise sehr Sparsam sein. Wurde aber im seltensten Fall gemacht, man hat es ja immer eilig!
    Nach ca. 1 1/2 Jahren gab es dann einen neuen, weil der alte bereits 150 tausend km auf dem Tacho hatte, der Wagen wurde genau so eingefahren, jetzt freut sich mein Kollege über meine "Einfahrmethode" er hatte bis jetzt keinerlei Probleme mit dem Motor, und freut sich über einen Flotten Dienstwagen.


    Das ein neues Auto mit dem Trabant nicht zu vergleichen ist, ist mir sicher bewusst, aber wie schon oben beschrieben, sollte man den Motor nicht von Anfang an verhätscheln. Es ist immerhin eine Maschine die mit sehr geringen Toleranzen gefertigt wird, um dem Zweck nachzukommen eine Leistung zu erbringen.


    Meine Meinung:
    Wenn die ersten 300 - 500 km mit einem "neuen" Motor zurückgelegt wurden, entweder läuft er dann, oder er muss wieder in die Werkstatt!
    Bei einer durchschnittlichen Drehzahl von 3000 u/min und 500 gefahrenen Kilometern, bei einer Durchschnittsgeschw. ca. 50 km/h hat sich jeder Kolben ca. 1,8 millionen mal auf und ab- bewegt.
    wenn nach dieser Zeit etwas im Motor noch nicht "eingeschliffen" ist, kann m.E. etwas nicht stimmen.
    Das alle beweglichen Teile im Motor einem natürlichen Verschleiß unterliegen, bestreite ich auf keinen Fall!
    Aber das liegt dann ab einer bestimmten (wesentlich höheren Laufleistung) tatsächlich am Verschleiss, falls etwas passieren sollte.


    Ohne irgendwem zu nahe treten zu wollen, und ohne meine Methode als die "Ultimative-einfahr Anleitung" anzubieten (wie gesagt, ist nur MEINE MEINUNG) wünsche ich allen Trabant Fahrern viel Spass mit Ihren Autos und eine gute Nacht! :schnarchnase:

  • Hallo und Guten Tag,
    ich habe meinen Motor in Döllnitz überholen lassen und bin kurz vor dem Wiedereinbau.
    Deshalb habe ich mir mal diesen alten „Faden“ (thread) durchgelesen.
    Erst will ich noch die Antriebe, Blattfeder und Motorträger säubern, prüfen und evtl. in Ordnung bringen.
    Meiner ist ein Kombi Baujahr 1982 mit 58000 km und fast keinem Rost. Danke liebe Vorbesitzer.


    In den Beiträgen sind ja nun alle Meinungen von "Schonen", "Werksvorschrift" bis "Drauflosfahren" vertreten.


    Daraufhin habe in meinem Buchbestand gesucht und fand von Carl Hertweck, damals Chefredakteur der Zeitschrift Motorrad das Buch „Selbermachen
    - Arbeiten an Motorrädern“ von 1959.
    Er schreibt er in dem Kapitel Kolben, Vollgasfestigkeit, Einfahren
    Zitat: „Die üblichen Einfahrvorschriften der Industrie dienen weniger dem Einlauf – das weiß man dort schon seit -zig Jahren – sondern vielmehr dem
    Bedürfnis, ein Motorrad über die ersten 6 Monate bzw. 6000 km Garantiefrist wegzubringen und den Händlerwerkstätten keine Arbeit zu machen, der diese Werkstätten sowieso nicht gewachsen sind.“
    Zitat: „ Im hier folgenden Abschnitt steht zu lesen, wie man einen Motor absolut vollgasfest hinkriegt.“
    Zitat: „ Unter Einlaufen wird verstanden, daß:
    fertigungsrauhe Flächen sich gegenseitig glätten und daß von der Fertigung her auf Gleitflächen befindliche Unreinigkeiten in Gestalt von
    Schleifkornsplittern und winzigen Spänen abgelöst werden, bis die gereinigte Oberfläche zurückbleibt.“


    Jeder neue Motor hat im Werk bereits gelaufen und auch eine gewisse Zeit Vollast aushalten müssen.
    Anders sieht es aus mit überholten Motoren, die „neu“ ins Fahrzeug kommen.
    Hier sollte ein „Einfahren“ erfolgen. Auch dafür hat Hertweck in seinem Buch viele Erfahrungen als Informationen zusammengestellt.
    Zitat: „ An einem Motorrad ist außer den Kolbenringen nichts einzufahren“.
    Zitat: "Alles was an einem Motorradmotor überhaupt einlaufen kann, sind nur die Kolbenringe, diese sind nach 100, höchstens nach 200 km schon gut, die man beträchtlich schnell herunterfahren kann. Alles, was sonst an Passungsfehlern vorhanden ist, läuft aber nicht ein, auch nicht in langen Laufzeiten."
    Zitat: " Auch wenn ein Motor bei gut tragenden Ringen schon volle Leistung kurzzeitig hergibt, braucht er noch nicht langzeitig hoch belastbar sein".


    Dies gilt nicht nur für Motorradmotoren, sondern für ALLE Motoren – Zwei- und Viertakter.


    Flugzeugmotoren, die nach der Herstellung bzw. Überholung einen dokumentierten Prüflauf hinter sich haben und (wieder) laufen sollen, MÜSSEN nach dem Warmlauf beim ersten Start einige Minuten Startleistung = Vollast bringen.Außerdem müssen sie die ersten ca. 50 Std. mit unlegiertem Öl (ohne Additive) mit min. 75% Leistung einlaufen, damit sich Kolbenringe und Zylinder aneinander anpassen und keine sog. Verglasung auftritt. D.h. die Zylinderoberfläche bekommt einen leicht bräunlichen glatten glasartigen Überzug. Damit kann kein richtiges Einlaufen mehr erfolgen.
    Die Einlaufphase ist beendet, wenn sich der stündliche Ölverbrauch stabilisiert hat.
    Und glaube ja niemand, daß US-Flugmotoren mit ganz besonderer Sorgfalt und engsten Toleranzen hergestellt werden.
    Hat mit unseren Zweitaktern nichts zu tun, nur - um zu zeigen, daß auch neue Motoren kurzzeitig vollgasfest sein müssen.


    Wer mehr wissen will: das Buch von Hertweck gibt es noch. Zusammen mit seinem anderen Buch „Der Kupferwurm“ als Nachdruck . Kostet 29,90.
    Meine Beurteilung: Sehr empfehlenswert.
    Gruß
    Klaus