Altersvorsorge und Besteuerung - der Brutto-Netto-Thread

  • Nach der Wahl muss man die Versprechungen einfordern.

    Ja, wie denn?

    Zur Einforderung von Wahlversprechen glaube ich persönlich, dass traditionell gerade in Sachsen eine offene, demokratische Streitkultur möglich ist. Die Volksvertreter im Landtag bieten ein sehr breit aufgestelltes Parteienspektrum – keiner von ihnen hat eine absolute Mehrheit. Kritiker können jederzeit auf der Straße ihre Meinung kundtun.

  • Der Mindestlohn ab 2021 beträgt 9,50€/h. Das sind nach deiner Rechnung 18,58 DM (185 DDR-Mark). Bei einer 40h Woche sind das 1672€ im Monat, also nach deiner Rechnung 3270 DM (32.704 DDR-Mark). Könnte man sich jeden Monat 3 Trabant kaufen :thumbup:


    Also die Kfz-Werkstatt-Stunde noch 60 DM gekostet hat, war der Durchschnittslohn (im Osten) wie hoch?


    Die Preis für Lebensmittel sind in den letzten 20 Jahren nur durchschnittlich etwa 30% gestiegen. Wie hoch war die Steigerung des Durchschnittslohn in der Zeit?

    Und was hat z.B. gute Elektronik noch in 2000 gekostet? Wie teuer war damals ein großer Fernseher? Was kostete ein Massa-Fertighaus und wie hoch etwa waren in der jeweiligen Region die Preise pro m² Grund und Boden?


    Die Gegebenheiten sind doch heute nicht vergleichbar mit denen von vor 20 Jahren. Klar ist, dass es Inflation, Entwertung, Kaufkraftverluste usw. gibt. Aber die Gesamtumstände Einnahmen/Ausgaben für das Leben haben sich zum Teil deutlich verändert. Während Preis für Lebensmittel relativ stabil sind mit Steigerung im Bereich 20-30% (ich mache da öfter den Mettvergleich 2000 im Angebot 5 DM/kg-heute 2,99€/kg), Unterhaltungselektronik vergleichsweise heute spottbillig ist, dagegen aber Mieten um teilweise 100 und mehr % gestiegen sind.


    Und selbst der Preis für Benzin. Er stieg mit der Ökosteuer auf ca. 2 DM je Liter an. Mit einigen Höhen und Tiefen hatten wir 2020 den etwa identischen Preis wie im Jahre 2005. Das heißt also durchschnittlich 15 Jahre stabile Durchschnittspreise.


    Was das nun alles für die Zukunft bedeutet weiß keiner. Bleibt es so oder wird es wieder einen Crash geben. Wie schon mehrfach gesagt, es gilt sich den aktuellen Gegebenheiten anzupassen und den Anschluss nicht zu verlieren.


    Und ja, ich ertappe mich auch noch oft dabei etwas in DM umzurechnen. Ist aber am Ende des Tages nur Augenwischerei.

  • "78 EUR entspricht etwa 160 DM (1.600 DDR-Mark"


    1: 10 ist etwas überholt und war auch kaufkrafttechnisch etwas sehr variabel.


    Und ja, wenn man sich ein wenig mit Inflation beschäftigt, weiß man, dass diese für eine kaufkrafttechnisch Halbierung ca. alle 20 Jahre sorgt.

    Von daher ist erstmal alles im Fluss - wer über 20 oder 30 Jahre in einem System mit fast statischen Preisen gelebt hat, für den muss das allerdings fast unerträglich erscheinen.


    PS: "Vorsorge" hat bei weitem nicht nur was mit Alterseinkommenssicherung zu tun. Ich würde mir wünschen, dass die Zeitgenossen auch mal den 2. auf dem RVA genannten Wert zu Gemüte führen und welche Konsequenz daraus ableiten lässt.....

  • Geld ist vergaenglich. Es ist nichts weiter wie ein offenes Versprechen und laesst sich wie diese beliebig vermehren. Geld hat keinen eigenen Wert.


    Die wichtigesten Vorsorgschritte sind hingegen:

    - etwas gescheites lernen

    - sich ein ordentliches Weib/ einen fleissigen Mann suchen

    - vernuenftig erzogene Kinder am Ort (wofuer es Arbeit am Ort braucht)

    - wenn irgendwie moeglich, auch noch ein eigener Wald und ein eigenes Feld


    Dann kommt man fast immer auch durch die allerschlimmsten Zeiten. EGal, ob es fuer das Geld vom letzten Kaiser nun noch was zu kaufen gibt oder auch nicht.

  • Tim, es kann sich doch jeder selbst tagtäglich ein eigenes Bild beim Bezahlen machen. Entspricht der Inhalt seines Geldbeutels der offiziellen Statistik, oder entspricht er ihr nicht.
    Ich persönlich habe jedenfalls den Eindruck, das 1 EUR die Kaufkraft von nicht mal mehr 0,5 DM hat. ;)

  • Rechnet man nochmals 20 Jahre drauf, könnte es für eure Rentenbeträge noch viel, viel mehr "moderater" werden. Vorausgesetzt, dass sich euer Einkommen auch mehr als verdrei- oder vervierfachen ... Hoffentlich!

    Im Vergleich zu meinen 20er Jahren zu jetzt meinen 30er Jahren habe ich die Verdreifachung geschaft. Allerdings mit viel harter Arbeit, Fleiß, Fortbildungen, weiterer komplett neuer Berufsausbildung und meiner Frau, die mich dabei sehr unterstützt und motiviert hat. Wer weiß auf welcher Stufe ich ohne sie stehen würde. Wo wir wieder dabei sind, die kleinste soziale Einheit ist und bleibt die Familie, zusammen schafft man mehr.

  • Tim, es kann sich doch jeder selbst tagtäglich ein eigenes Bild beim Bezahlen machen. Entspricht der Inhalt seines Geldbeutels der offiziellen Statistik, oder entspricht er ihr nicht.
    Ich persönlich habe jedenfalls den Eindruck, das 1 EUR die Kaufkraft von nicht mal mehr 0,5 DM hat. ;)

    Wieder mal grundsätzlich ja, aber....ohne deinen Eindruck zu werten, kommt ein solcher Eindruck meist davon, weil man sich mit alle dem nicht vollumfänglich auseinander setzt und wie Mossi sagt sich eine Statik beobachten läßt.


    Heute ist die Angebotsvielfalt deutlich größer. Damit verbunden auch die Spanne zwischen günstig und teuer. Verzerrt wird das Ganze noch durch zum Teil deutliche regionale Einkommensunterschiede, Wer für das was in der Theorie noch wichtiger ist als das Dach über dem Kopf, nämlich das Essen, genau vergleicht, der kommt nicht viel teurer als im Verhältnis zu vor 20 Jahren. Wer einfach nur nach Gusto in den Einkaufswagen legt, ja dem kann es am Ende an der Kasse teuer zu stehen kommen. Man könnte jetzt ja auch vermuten, dass das gewollt ist. Auch so funktioniert Kapitalismus.

    Ich weiß auch das so mancher Ex-DDR-Bürger der die volle Ladung abbekommen hat, also spätestens 1970 geboren war, mit den dynamischen Preisen im Heute Schwierigkeiten hat, wo eine Schrippe früher immer 5 Pfennig gekostet hat von 1949-1990.


    Ein durchschnittlicher VW Golf kostete 1990 etwa ein durchschnittliches Jahreseinkommen. 2020 kostet ein VW Golf …….was soll ich sagen.....ein durchschnittliches Jahreseinkommen. Und ja, es gibt große Regionen, wo man vom Durchschnitt eher träumt. Dafür gibt es aber auch andere Gebiete, wo man mit Durchschnitt eher unterdurchschnittlich ist


    Ohne das es ein Vorwurf an diejenigen ist was jetzt kommt, aber auch wer zeitlebens gearbeitet hat, sich dabei aber nicht weiterentwickelt hat (egal auf welchem Gebiet), der kann schon nach 40 Jahren zu der Sicht kommen, dass alles immer nur teurer und teurer wird. Zur Kaufkraft gehört auch das eigene Vermögen. Wenn man diese Kaufkraft nicht steigert, dann kann man auch den Kaufkraftverlust durch steigende Preis und sinkenden Wert des Geldes nicht ausgleichen.


    Tomsailor ist ein gutes Beispiel. Er hat etwas getan um seine Kaufkraft zu erhöhen. Damit kann er steigende Preis und Inflation ausgleichen und es geht ihm nach seinen eigenen Schilderungen gut. Ob das so bleibt und ob sein Plan so wie er ihn hat und lebt aufgeht....wird er zu gegebenen Zeitpunkt merken.

  • Wer in den letzten 20 Jahren keine oder nur wirklich sehr wenig Lohnerhöhung bekommen hat, weil er z.B. schon seit anno irgendwann in seiner kleinen Firma ohne Tarifvertrag gearbeitet hat oder sich von Job zu Job gehangelt hat ohne sich Lohntechnisch je wirklich zu verbessern, dessen jährlicher Rentenbaustein ist Jahr für Jahr kleiner geworden. Warum? Weil die Jährliche Beitragsbemessungsgrenze gestiegen ist und der Durchschnittslohn für einen Punkt immer nach oben angepasst wurde. Dazu kommt im Osten der Faktor der die geringeren Durchschnittslöhne ausgeglichen hat, der anfänglich noch bei ca. 1,2 lag und momentan bei 1,07 angekommen ist und mit der Angleichung bis 2025 ganz verschwindet und bei 1 (für alle in der BRD) endet.

    Bis dahin werden aber die Lohn-Unterschiede Ost/West noch nicht gänzlich abgebaut sein und so erhält jeder Beitragszahler im Osten seit Jahren weniger Punkte für den gleichen Lohn.


    Und genau sowas wird vielen erst klar beim ersten Gespräch mit 55-60 bei der LVA (die besagte Nummer mit dem rückwärts vom Stuhl fallen). Nur dann ist es leider (viel) zu spät...…..ab da kann man meist nur noch damit leben und das Beste draus machen. Da noch gegensteuern ist schwierig bis unmöglich. Lottogewinn würde noch gehen oder alles hochspekulativ am Aktienmarkt investieren.

  • In Kaufkrat müßte man rechnen - und dann läge der Kurs Euro:DDR-Mark ganz woanders.

    Wobei das - je nach Produkt/Dienstleistung - ganz unterschiedlich ausfaellt.


    Und das ist generell die Krux mit der Inflation. Bei Butter und Kaese merkt man die gleich. Hingegen bei Sachen, die man nur selten nachfragt, erst recht spaet, wenn ueberhaput.


    Leider wird bezuegloich der Inflationsrate oft nur der *Verbaucher*preisindex herangezogen. Lanfristig ist die Preisentwickung im Bereich der Investitionsgueter (Immobilien, Baukosten, Ackerland, Produktionsmaschinen) jedoch wesentlich wichtiger, weil nur diese wohlstandssichernde Produktionsfaktoren darstellen.

  • Aber wie Charlie schon sagt, kann jeder das selber beobachten und dann hat jeder dabei eine andere Wahrnehmung.


    Wer in der Kaufhalle immer nur in die Mitte vom Regal greift und nie die Produkte ganz oben und ganz unten beachtet, der wird langfristig deutlich mehr ausgegeben haben.


    Auch werden Menschen die stets und immer allen Trends folgen und sich alle Dinge des Lebens vom A bis Z neu kaufen bevor sie verbraucht, verschlissen, defekt oder tatsächlich zu veraltet sind, werden langfristig mit den finanziellen Konsequenzen leben müssen.

  • In DM rechne ich hin und wieder ja auch noch um.

    Aber was soll die Rechnerei zur DDR-Mark, obendrein zum Schwarzmarktkurs 1:10, der weder offiziell noch jemals wirklich marktüblich war? In Kaufkrat müßte man rechnen - und dann läge der Kurs Euro:DDR-Mark ganz woanders.

    Lieber Deli, tatsächlich konnte jeder DDR-Bürger nach der Grenzöffnung, z.B. in Westberliner Wechselstuben und Banken, seine DDR-Mark zum damals offiziellen Wechselkurs von 1:10 bis 1:12, mit Quittung und ganz offiziell, tauschen. 100 Ost für 10 West am Berliner Zoo war schon gut!

    Arbeitsmäßig habe ich ab 1969 meinen kompletten Lebensunterhalt ausschließlich in DDR-Mark bestritten. Das waren bis zur Währungsumstellung immerhin gut 20 Jahre. Daher ist mein Bezug sicherlich ein etwas anderer.

  • ... In Kaufkrat müßte man rechnen - und dann läge der Kurs Euro:DDR-Mark ganz woanders.

    Sorry, diesen "Wechselkurs" hatte ich übersehen. Mit ganz wo anders, gebe ich dir natürlich voll recht. Farbfernseher und Autos wurden durchaus nicht monatlich neu gekauft.

    Aber, was meine grauen Zellen noch so abwerfen: 4 Personenhaushalt (2 Erw. 2 Kinder) Kaufhalle Wocheinkauf (Lebensmittel ohne Extras) in den 80ern 50 DDR-Mark;
    und in den Früh-90ern 50 D-Mark;
    Spät-90er schon 100 D-Mark;
    ab 2001 aber 50-75 Euro;
    15 Jahre später und jetzt nur noch zu zweit 40-50 Euro.

    Ganz schön verfressen, oder?


    15 Jahre später und jetzt nur noch zu zweit 40-50 Euro.

    Nein nur "5" Jahre später (2006) und jetzt nur noch zu zweit 40-50 Euro. :winker:

    Einmal editiert, zuletzt von Anne () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von charlie601 mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Der letzte Wocheneinkauf im Discounter mit DM lag auch immer um die 100-120DM mit 2 Erw. und 2 Ki.

    Heute mit 2Erw. und 1 Ki. im gleichen Disscounter 100-120€. Dazu sei aber gesagt, dass heute insgesamt mehr gesunde und frische, weniger Fertigprodukte im Wagen liegen.

    Die eigene Entwickling hat es möglich gemacht, mehr wie nur ein Ei zu braten.🙂

  • Fuer mich gibt es ueberigens einen nahezu perfekten Inflationsintikator: DIe Preise bei TUEV & Co.


    @Charli

    Das waren aber Maueroeffnungs-Schnaeppchenjaeger-Wucherkurse. Im September '89 auf der Volksbank Bad Reichenhall 1:6,2 DM:M Aber wenn natuerlich eine halbe Mio Ossis poetzlich Westgeld braucht, macht manch einer gern mal "'nen Schnitt". Weshalb der Volksmund solche Leute ja auch Beutelschneider nennt =O:cursing:


    Und selbst der Volksbankkurs war eigentlich schon ein Schwindelkurs. Nur muss man halt verstehen, wie ein Wechselkurs zustande kommt. Der hat selten was mit der Binnenkaufkraft zu tun. Sieht man ja derzeit bspw. am Schweizer Franken. Eigentlich muesste mit Blick auf die Binnenkaufkraft fuer einen Euro irgendwas um 2 Franken erhalten. Tatsaechlich sind es derzeit nur um die 1,10. Weshalb fuer die Schweizer in Grenznaehe D praktisch "Ossiland" ist.

  • Geld getauscht hab ich nie vor der Währungsunion. Soviel DDR Geld hatte ich gar nicht. Dafür habe ich aber wie ein verrückter Westgeld durch Schwarztaxi fahren verdient.

  • Schwarztaxi war zur Wendezeit ein weitverbreitetes Ersatztaxi wo private Leute die Ermangelung von richtigen Taxis ausgeglichen haben.

    Für die "Wessis" war es schon ein Highlight mit einem verbeulten Moskwitsch Leipzig zu erkunden.