Bücher über und aus der DDR – Kraftfahrzeuge, Verkehr, Bildbände und mehr

  • Eine sehr schöne Sammlung. Bei dem deutschen Straßenverkehr sind bei mir vor 61 noch ein paar Lücken. Vielleicht können wir mal ein paar Tausch Geschäfte machen

  • Ich gucke mal durch, was alles da ist...zur Einführung des P70 konnte ich schon einige (unbekannte) Bilder und Texte sichten - das Material werde ich in jedem Fall behalten.

  • Ich habe noch einige reine Autobücher, möchte jetzt allerdings das erste Mal ein wenig abschweifen und ein Bildbandserie vorstellen. Ich kann es kaum irgendwie für Außenstehende verständlich erklären, warum ich Bildbände, oder auch Bildand basierende Bücher, aus der DDR sammle. Vermutlich, so würde sich zumindest meine Frau ausdrücken, bin ich als Mann Jäger und Sammler.


    Ich weiß natürlich, dass es sich größtenteils um idealisierte Darstellungen der tatsächlichen gesellschaftlichen Realität handelt. Zu einem großen Teil ist das Ganze dann noch textlich im realsozialistischen Propagandasprech verfasst. Trotzdem ist das für mich jeweils ein Fenster in eine nicht mehr existente Welt. Und dieses Fenster in Form der Bücher immer mal wieder zu öffnen, um einen Blick hinein zu werfen, fasziniert mich eben. Ich habe diese Welt in den 80ern ja auch real nur zweimal kurz in Ost-Berlin betreten, welches als Hauptstadt ja sowie so schon idealisiert war. Ich weiß nicht, ob es einem Teil von Euch genauso oder zumindest ähnlich wie mir Außenstehenden geht, um meine Ausführungen nachvollziehen zu können.


    Ich habe mich neben Publikationen zu Baudenkmälern der DDR im Kern auf Bildbände aus Städten spezialisiert. Ein Gutteil meiner Bildbände befasst sich zB mit Berlin. Wichtig aber nicht zwingend notwendig sind mir Bilder, auf denen man den Straßenverkehr oder eben Kfz erkennen kann. Das wäre dann vlt. der Bogen, den ich in diesen Faden hinein spannen kann.


    Die im Folgenden vorzustellende Buchreihe habe ich mir zugelegt als ich zwei Jahre in Rostock stationiert war. Deswegen passt auch die Gesamtthematik der ausgewählten Städte und Inseln in Mecklenburg und Vorpommern in den Rahmen. Es sind insgesamt fünf Ausgaben, die alle Jubeljahre zwischen 1966 und 1986 im Hinstorff Verlag erschienen sind:


    Rügen (1966), Autor: Herbert Ewe, 4. Auflage 1975, 207 Seiten

    Stralsund (1969), Autor: Herbert Ewe, 3. Auflage 1976, 219 Seiten

    Rostock (1974), Autoren: Horst Witt, Friedrich Karl Raif, 191 Seiten

    Usedom (1980), Autor: Alfred von Känel, 192 Seiten

    Hiddensee (1983), Autor: Herbert Ewe, 218 Seiten


    Alle Ausgaben sind hochwertig in Leineneinband mit Motivfarbaufdruck gestaltet. Jedes Buch hat seine wiedererkennbare Einbandfarbe. Damit dieser auch zu sehen ist, ist der Schutzumschlag klar durchsichtig.


    Der Hinstorff Verlag ist ein alt eingesessener, traditionsreicher Verlag in Rostock, den es bereits seit 1831 bis heute gibt. Fritz Reuter war einer seiner berühmtesten Autoren und hat diesen Verlag zur Jahrundertwende bekannt gemacht. Zum VEB wurde er 1959, als sein letzter Privatbesitzer Peter E. Erichsohn 78jährig den Verlag in staatliche Hände legte. Unter Verlagsleiter Konrad Reich und Cheflektor Kurt Batt gewann der Verlag große Anerkennung, weil dort viele systemkritische Autoren einen Platz fanden. Natürlich musste man auch mit diesen durch das Druckgenehmigungsverfahren. Aber Autoren, Cheflektor und Verlagsleiter wussten sich bei dieser Gratwanderung zu helfen. Dies wurde durch die Leser honoriert. Verlegt wurde zum Einen Belletristik aber auch Sachbücher mit starkem regionalen Bezug. Dazu gehören auch diese Publikationen.


    Die veröffentlichten Bilder in allen Bänden sind in schwarz/weiß gehalten und qualitativ hochwertig. Kfz und Straßenverkehr kommen nicht zu kurz. Die Textbeschreibungen haben einen deutlich neutraleren Tenor, der nicht dem sonst in Bildbänden verwendeten Propagandaton beinhalten. Vmtl., damit man durch das Druckgenehmigungsverfahren kommt, sind an wenigen Stellen ganz behutsam übliche Bezüge zu staatspolitischen Themen eingewebt worden. Im Prinzip sind die einzelnen Bücher informative, geschichtliche Abrisse, gepaart mit Landschafts- und Eigenschaftsbeschreibungen der jeweiligen Stadt oder Insel.


    Dies ist ein meiner Lieblingsbildbandreihen, nicht allein wegen der textlichen Unterscheidbarkeit zu anderen Büchern, sondern auch wegen der schönen Aufmachung und der tollen Bilder. Zudem sicherlich auch, weil ich die oben erwähnte Zeit in dieser Region verbracht habe und sie mir ans Herz gewachsen ist. Ich habe aber auch bemerkt, wie viel ich nicht selbst gesehen habe.


    Ausgaben aller Bände in gutem Zustand sind antiquarisch ab 5,00 EUR + Versand zu bekommen.


  • Coole Sache mit dem Bildband-Sammeln...8)

    Habe ebenfalls sehr viele davon, u.v.a. auch die von Hinstorff.

    Insgesamt sind das für mich allesamt großartige Zeitdokumente, in die ich immer wieder mal sehr gerne reinschaue. "Ein Fenster in eine nicht mehr existierende Welt" - das trifft den Nagel wohl direkt auf den Kopf. :)


    Es gibt aber auch "moderne", in der Jetzt Zeit erschienene Bildbände, die genau diesen Blick ermöglichen.

    Allen voran möchte ich da "Alltag in der DDR - so haben wir gelebt" von Manfred Baier nennen.

    Unter diesem etwas sperrigen Titel haben Baiers Söhne das einzigartige Vermächtnis ihres Vaters veröffentlicht, dass aus ca. 60000 (!) Fotos bestand, oft nur in Form von Negativen und quasi fast alle Facetten des damaligen (Familien-)Alltags abbildend. Die Brüder haben die Einzigartigkeit dieses gehobenen Schatzes erkannt und ein wirklich ganz besonders eindrucksvolles Buch daraus gemacht, dass ich nur wärmstens empfehlen kann.

    :thumbup:

    Es sind 3 Umzugskisten mit "Motorsport", "Illustrierter Motorsport", "Der deutsche Straßenverkehr", "Motorkalender", "Motorjahr"...


    ...leider oftmals gelocht und im festen Einband...

    Gelocht ist natürlich schon etwas ärgerlich - aber "im festen Einband" weiß ich beim Großteil meiner SV-Hefte inzw. als großen Vorteil zu schätzen. Erleichtert stark die Archivierung und Lagerung, weil man sie so wunderbar ins Bücherregal stellen kann. Der Substanzbewahrung dient es obendrein m.E. besser, als jede Stapellagerung.


    Diese gebundenen Jahrgänge kamen dereinst mal von Deluxe zu mir (die 2-3 damals schon fehlenden 80er Jahre Hefte in dem einen Band fehlen übrigens immer noch...;)).

  • An einem wässrig gemachten Mund und daraus resultierenden (eigentlich ungeplanten) umfangreichen Zuwachs im Bücherregal vielleicht? :/;)


    Allerdings, naja, umfangreich wirds erst noch. Die ersten beiden Ausgaben sind gestern angekommen. Da werden zur Begeisterung meiner Frau wohl noch etliche Kilo hinzukommen...

  • Ich hab mir auch jüngst zwei Bücher älteren Datums gekauft.



    Teil 1 wurde in Berlin Wilmersdorf gedruckt:



    Teil 2 in Weißensee:



    Vermutlich also noch von kurz vor der DDR.


    Viele tolle Abildungen und Erklärungen, die wie so oft auch heute noch Gültigkeit haben.


    Und wie immer aus der Zeit auch noch mit viel Werbung im Anhang:



    Für Technikinteressierte eine spannende Lektüre. :)

  • Das wohl Älteste, was ich "anbieten" kann, ist eine orig. BA vom Opel Blitz aus den 30ern. Habe ich zu tiefsten Ostzeiten mal auf einem Flohmarkt für ganze 3 Mark erstanden. Das war dann gleichzeitig der Grundstock dieses Zweiges meiner kleinen Sammlung an Literatur (also betreffs BAs und Kataloge/Werbematerial). :)

  • So traf ich in einem niederländischen Antiquariat mal ein Exemplar des tschechischen Slehofers, das sich sogar noch frei als pdf runterholen läßt. Der Mehrwert ist das Bildmaterial, darunter einige Bauzeichnungen für Sonderwerkzeug, die ich in Ausgaben dessen Sprache ich verstehe bis jetzt nicht gefunden habe.

  • Wieder zurück zu Autobüchern. Heute möchte ich eine kleine Bildbandreihe vorstellen, die rein mit Farbfotos bestückt ist:


    1. Bildatlas des DDR-Straßenverkehrs – PKW und Nutzfahrzeuge, Erschienen 2008, 142 Seiten, Geramondverlag
    2. Der neue Bildatlas des DDR-Straßenverkehrs – Der motorisierte Alltag im Osten, erschienen 2010, 135 Seiten, Geramond Verlag
    3. Auf den Straßen der DDR – Verkehrsalltag und Fahrzeuge in Farbfotografien, erschienen 2012, 135 Seiten.


    Der Autor, Uwe Miethe, ist geborener Karl-Marx-Städter, der heute in München lebt. Er ist gelernter Modelltischler und Lokomotivheizer. Sein Hobby war seit jeher die Fotografie. Seit 1990 hat er sein Hobby zum Beruf gemacht und fotografiert hauptsächlich im Eisenbahnmetier. Es gibt ja einige Eisenbahnenthusiasten unter uns. Vielleicht kennt man seine Werke. Durch eine Westbekanntschaft aus dem Verlagswesen beauftragt hat er sich dann gleich nach der Wende in der gesamten DDR auf den Weg gemacht und Kraftfahrzeuge nebst Straßenverkehrsalltag abgelichtet. Daraus ist eine ansehnliche Sammlung entstanden.


    Das besondere ist, dass er durchweg die Farbfotografie bei seinen Streifzügen eingesetzt und eigene Fotos verwendet hat. Also findet man hier keine der sonst durch alle Bildbände geisternden „Standardfotos“. Daraus sind mMn qualitativ hochwertige Fotos entstanden, die den Alltag nicht unbedingt immer trist und im wahrsten Sinne farblos darstellen. Das zieht sich durch alle drei Bände. Er hat jedoch nicht nur eigene Fotos abdrucken lassen, sondern bei Lücken Material anderer Fotografen hinzugezogen. Zudem hat er noch Unterstützung beim Zusammenstellen von Daten und Texten gehabt. Und bei allen drei Bänden stellt er keinen Anspruch auf Vollständigkeit.


    Der „Bildatlas“ ist als erster Band eine Art katalogisierte Zusammenstellung, ohne den Anspruch ein wirklich vollständiges lexikalisches Werk zu erstellen. Er behandelt dabei zunächst die in der DDR vorkommenden PKW und anschließend die Nutzfahrzeuge aus inländischer und auch RGW-Produktion. Zu jedem vorgestellten Fahrzeug gibt’s einen kurzen Text und eine Datentabelle. Er hat hier nur die Alltagsfahrzeuge aufgezählt. Exoten finden keinen Platz.


    Der „neue Bildatlas“ knüpft an den ersten Band an. Da er noch massenweise Fotos zur Verfügung hat, auch aus Vorwendezeiten, hat er hier jedoch nicht katalogisiert, sondern thematisiert. Elf verschiedene Themenblöcke sind daraus entstanden, u.a. Schaustellerfahrzeuge, Winterkampf, Busreisen, Güterverkehr, Westwagen, etc. Alles mit etwas mehr Text versehen, die aus meiner Sicht informativ und unterhaltsam daherkommen.


    „Auf den Straßen der DDR“ ist ein Bildband, der sich thematisch mit dem Verkehrsalltag befasst. Der Autor führt auch hier wieder thematisch geordnet durch das Buch. Und es gibt hier bisher noch nie veröffentlichte Einblicke in den Verkehrsalltag: Und hier erkennt man deutlich, dass eben nicht alles Tristesse war. Klar, es wirkt eben nicht alles hochmodern, teilweise sind Straßen, Gebäude und Fahrzeuge eher ruinös. Nichts desto trotz spürt man über die Fotos eine Lebendigkeit, die ich in vielen anderen Publikationen vermisse. Das gilt für alle drei Bände, im Besonderen aber für diesen. Das zentrale Thema ist der Abschnitt „Kreuz und quer – unterwegs in der DDR“. Hier findet man aus allmöglichen Gegenden der DDR wunderbare Einblicke in eine vergangene Welt. Zum Schluss stellt der Autor kurz dar, dass zumindest Teile der Fahrzeuge bis in unsere Gegenwart überlebt haben und immer noch nützlichen Dienst verrichten.


    Diese Bildbände sind meine Lieblinge aus der Zeit nach der Wende. Man merkt ihnen an, dass der Autor viel Herzblut in seine Fotografie und der späten Verwertung derselben hineingelegt hat. Aus meiner Sicht absolut empfehlenswert für Ostmobilliebhaber. Die Bände sind nur noch antiquarisch zu erhalten. Die Preise liegen dabei zwischen 8,00 und 30,00 EUR + Versand.


  • Bildatlas des DDR-Straßenverkehrs – PKW und Nutzfahrzeuge, Erschienen 2008, 142 Seiten, Geramondverlag

    Dieses Buch ziert auch schon seit Jahren mein Regal, allerdings evtl. in einer etwas neuren Auflage (copyright 2010, 2008, ISBN 978-37654-7692-1)


    Grundsätzlich gefällt mir das auch sehr gut, die meisten Fotos sind aber eben erst nach 1989 entstanden. Es beginnt schon auf dem Buchdeckel: In der unteren Hälfte sind ein VP-Shiguli, ein B1000 Pritsche und ein P50 abgebildet, die definitiv erst viele Jahre nach dem Ende der DDR restauriert wurden.


    Beim Durchlesen habe ich damals auch viele Aha-Erlebnisse gehabt, aber aus heutiger Sicht ist es eben nur ein Abbild des Straßenbildes in der DDR, was erst nach 1989 zutraf.


    Bei den PKW tauchen übrigens auch immer wieder Fahrzeuge mit H-Kennzeichen auf. Die kann es vor 1990 in der DDR wohl kaum so gegeben haben. Das Auffälligste ist aus meiner Sicht der Zastava, mit gut erkennbarem Tuning, dass der normale DDR-Bürger so nie hätte durchführen können.


    Fazit: Interessant ist das Buch auf jeden Fall,Wirklich authentische Fotos aus dem DDR-Straßenbild sollte man besser nicht erwarten.


    Gruß Steffen

    Früher fuhr ich 6V, weil ich musste. Heute tu ichs, weil ich kann.

  • Das es bei dem Buch ein andere Auflage gab, ist mir nicht bekannt. Die ISBN entspricht auch der meinen.


    Ich habe ja auch geschrieben, dass der Autor Lücken mit den Fotos anderer Fotografen aufgefüllt hat. Einige Autotypen, die er in diesem ersten Band listet, sind erst in neuerer Zeit fotografiert worden. Stimmt. Vlt deswegen, weil er, zB beim P70 und 50, keine geeigneten Farbfotos hinsichtlich einer einigermaßen originalen Darstellung zur Vfg. hatte. Und auch sonst habe ich ja erwähnt, dass er selbst erst nach der Wende mit dem Fotoaparat losgezogen ist. Gleichwohl hatte er auch noch Material aus früheren Jahren in seinem Stock. Die tauchen dann auch in allen drei Bänden auf.


    Letztendlich halte ich das im Rahmen dieses Bandes nicht für schlimm, ist dieser ja erstmal nur eine katalogisierende Darstellung und es hält sich in Grenzen. Dem gegenüber gibt es ja genug authentische Bilder. Ok, wem das geschmacklich nicht authentisch DDR genug ist, mag evt. enttäuscht sein. Geschmäcker sind verschieden und das ist gut so.


    Ich habe, was farbige Fotografien des DDR-Straßenverkehrs betrifft, noch kein vergleichbares oder besseres Buch gefunden. Habt Ihr vlt. noch etwas in Euren Bücherregalen stehen? Für Tipps bin ich immer dankbar.

  • Das es bei dem Buch ein andere Auflage gab, ist mir nicht bekannt.

    Das war nur eine Vermutung von mir, nachdem ich über die zwei Jahreszahlen im Impessum gestolpert bin.


    Ich wollte das Buch keinesfalls schlecht reden. Wie ich mehrfach erwähnte, finde ich es sehr interessant, und ich blättere immer wieder gerne darin. Und in den inneren Umschlagseiten vorne und hinten sind 2 Fotos, die aus meiner Sicht tatsächlich einen Schnappschuss auf realistische Straßenbilder darstellen. Daneben gibt es noch eine Reihe weiterer Fotos, die offensichtlich zwischen 1988 und 1990 entstanden sind. Sehr viele andere Fotos sind aber eben mehr oder weniger museal aufbereitete Geschichte.


    Du legst offensichtlich großen Wert auf farbige Fotos. Je weiter du in die Vergangenheit schauen willst, umso weniger wirst du fündig werden. Bis in die 1960er Jahre war es selbst in aufwändig produzierten Prospekten und Werbe-Publikationen üblich, mit handcolorierten Fotos zu arbeiten. Diese haben zwar auch einen gewissen Charme, und gefallen mir selbst richtig gut, sind aber eben auch nur eine verzerrte Darstellung der Realität.


    Für mich fängt ein originales Schwarzweiß-Foto eine Szene wesentlich realistischer ein, als ein später nachgestelltes Szenario. Die Farben stelle ich mir dazu einfach vor. Aber wie du schon richtig feststelltest: ein wenig ist das auch Geschmackssache und darüber kann man bekanntlich nicht streiten.


    Viele Grüße

    Steffen

    Früher fuhr ich 6V, weil ich musste. Heute tu ichs, weil ich kann.

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