Unsere Sommertour 2018, oder eine kulinarische Rundreise durch Polen.

  • Da es um die Zeit nicht mehr möglich ist auf irgendeinen Campingplatz zu gelangen, fuhren wir wieder auf die Autobahn und hielten an der nächsten Raststätte. Dort war die Küche bereits kalt und ein paar gummiartige belegte Brötchen mussten als Nachtmahl genügen.

    Wir schlugen dort auch gleich die Zelte auf und legten uns schlafen, zumindest probierten wir das. Ein ständiges Kommen und Gehen der LKW sowie der Verkehr auf der Autobahn ließen nicht viel Schlaf zu. Also war die Nacht gegen 6.00 Uhr schon wieder zu Ende und ein Blick auf das Frühstücksangebot im Restaurant verhieß auch nichts Gutes.

    Also nur noch tanken und weiterfahren.

  • Zum Lagerschaden wäre erneut festzustellen, dass diese unselige Umstellung der Mittellager von Rolle auf Kugel eine ziemliche Verschlimmbesserung war. ?

    Früher hat sich dort höchstens mal der (ggf. falsch montierte/mit zu dünnen Hufeisenscheiben versehene) Labyrinthring selbstständig gemacht...

  • Das war mal wieder eine Schumannwelle, 24.000 Kilometer hat sie durchgehalten... :(


    So fuhren wir nun mit knurrendem Magen und ohne Kaffee drin weiter auf der Autobahn in Richtung Prag. Ein von oben gesichteter großer Markt hatte noch geschlossen, also noch weiter fahren.

    Irgendwann sah ich auf der rechten Seite ein imposantes Gebäude welches nach Futter aussah. Nix wie hin, es entpuppte sich als eine noble Absteige mit Frühstücksbuffet. Das tat uns gut, auch die sanitären Anlagen luden zu einer ausgiebigen Katzenwäsche ein.

  • Liegen da bei dem Buffet die Wurst und Käsescheiben einfach so auf dem Steintisch? :/

  • Ja, fand ich genial. Das kann ja genau so sauber sein wie eine separate Platte.


    Beim Frühstück klagte Philipp schon über mangelnde Leistung, ich wollte nun aber nicht auf dem Hotelparkplatz schrauben, deshalb fuhren wir noch ein paar Kilometer und kümmerten uns dann um die Zündeinstellung am Grünen. Auch Eric stellte mal wieder etwas an seiner Einstellung herum, das tat er immer wenn das Motörchen nach anderem Sprit zu klingeln begann oder er meinte, noch etwas Leistung herausholen zu können. Bei seiner Zündanlage ist das auch minutenschnell erledigt.

    Zufällig war auf dem Autobahnparkplatz ein Gedenkstein für Alexander Dubček, der hier auf der Autobahn 1992 bei einem Unfall ums Leben kam.

    Kurz vor Prag verabschiedeten wir uns von Doreen und Mirko, die ab hier den direkten Weg nach Meerane nahmen. Ein wenig wehmütig fuhren wir zu dritt weiter.

    Wir umfuhren Prag, düsten an Pilsen vorbei in Richtung Oberfranken/Bayern.

    Von den Tschechen verabschiedeten wir uns standesgemäß mit einer großen Portion Goulasch mit Knödeln auf dem Grenzmarkt in Roßhaupt.

    Tagesziel am Freitag dem 13. Juli, wir waren morgens immerhin bei Brünn gestartet, war Schierling. Und damit das Trabitreffen welches unsere Tour am Ende einrahmte.

    Peter Benkner ermöglichte uns eine Dusche, zwar kalt und mitten auf dem Platz, aber das war mir egal. Es war, wie fast immer in diesem Sommer, heiß, heiß, heiß.

    Am Sonnabend verabschiedete sich Eric, er hatte am kommenden Tag Geburtstag und die Bude schon voller Besuch.

    Damit war es an Philipp und mir, den Rest der Strecke nach Hause zu fahren. Im Schlepp hatten wir aber schon wieder einen Trabi mit Dachzelt, Kai aus Allensbach war auch in Schierling und fuhr mit uns.


    Somit waren die 2 Wochen nach 4.300 gefahrenen Kilometern, prall gefüllt mit schönen und auch nachdenklichen Erlebnissen zu Ende.

    Meine Frau murmelte, als sie Mann und mittleren Sohn auf dem Sofa sitzen sah, irgendwas von "gut über den Winter gekommen" und "abnehmen"...


    Ich bedanke mich bei denen die hier fleißig mitgelesen und hochgestreckte Daumen verteilt haben, und freue mich schon auf die nächste Fahrt im kommenden Jahr. Die Planungen laufen bereits. :)

  • Schöner Reisebericht, das gibt doch sicher mal ein Buch: Entschleunigtes Reisen...:thumbup:

  • Wie jetzt, schon fertig mit berichten? ;)



    DANKE das wir auf diese Weise an eurer Tour teilhaben durften, ich freue mich schon auf den nächsten Reisebericht.

    Bitte dann auf den kulinarischen Teil etwas mehr eingehen, der ist mir zu kurz gekommen 8o:thumbup:

    kann natürlich auch berufsbedingt sein....

  • Wie lange braucht man nach einem Auschwitz-Besuch, um wieder halbwegs in unserer Zivilisation anzukommen, innerlich?


    Ich hab das dort noch nicht gesehen und kenne es daher nur aus m.o.w. bewegten Fernsehbildern. Aber da gab es vor einiger Zeit mal einen Bericht im TV, daß Auschwitz teilweise wie eine Art Freizeitattraktion vermarktet wird, von den Einheimischen.

    Die zeigten da Bilder von fröhlichen Menschenmassen, die man schon vorm Lager abfängt um private Parkflächen zu vermieten und sogar Souvenir- und andere Trödelstände, mit denen man versucht, den schnellen Zloty zu machen.


    Ist daran etwas dran oder war das nur Fernsehen?

  • Am Abend ließen wir das Erlebte noch mal gemeinsam Revue passieren. Ich weiß nicht wie das gewesen wäre, hätte ich den Tag alleine dort verbracht. So konnten wir das etwas aufarbeiten. Es hat aber mit allen von uns was gemacht.


    Es gibt auf dem Gelände einen Shop, dort werden aber nur Bücher und Broschüren in vielen Sprachen verkauft. Irgendwelchen Touristentand konnte ich nicht sehen, auch Wegelagerei mit Devotionalien rund um das ehemalige KZ fiel mir nicht auf. Am anderen Ende der Parabel, der Wolfsschanze, ist das anders. Dort wird mit dem Gruseln Geschäft gemacht.


    Ich tue mich schwer, das Gesehene dort zu bewerten. Das steht uns meiner Meinung nach nicht zu. Anders sah das ein Berliner den wir tags darauf beim Autowaschen trafen. Der zog kräftig vom Leder und ich schämte mich fremd.

    Nur die Tatsache, dass keine deutschsprachigen Tafeln dort stehen, finde ich schade. Polnisch, englisch und hebräisch sind die Sprachen in denen dort die Erläuterungen zu lesen sind.

  • Roger Creemers, Spross einer Bergwerkerfamilie hier aus der Gegend, hat in 2009 ein World Press Photo Award gewonnen für sein Bilderreportage über das Benehmen der Touristen in Auschwirtz-Birkenau. Ich weiß nicht ob und was sich seitdem getan hat.


    Näher heran, bei das große Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin, fand ich es schon ziemlich derb, das daneben eine ganze Reihe Fraßbuden stand, wovon keiner etwas koscheres zu naschen anbot.

  • Die Bilder mit den Ziegelgebäuden sind nicht Birkenau, das ist im Stammlager.

    Es ist voll dort, ich hatte kaum eine Gelegenheit Bilder ohne oder mit wenig Menschen zu machen. Und da wird ganz sicher auch der Eine oder Andere dabei sein, der im Sauseschritt durch's Kinderzimmer geeilt ist.

  • Es gibt ein Museum in Prag im jüdischen Viertel. Allein die dort ausgestellten gemalten Bilder von Kindern aus den Lagern haben mir einen kalten Schauer über den Rücken gejagt und obwohl es schon Jahre her ist habe ich noch viele Bilder im Kopf. Das was Kinder dort gemalt haben und mein Kopfkino dazu ergibt einen Film den niemand sehen will. Die Realität war bestimmt noch schlimmer.

    Wenn ich mal nach Auschwitz fahre dann brauch ich bestimmt einige Zeit hinterher zum verarbeiten.....

  • Ging mir damals nach Stutthof oder nach der Jugendstundenfahrt nach Sachsenhausen genauso. Nichtsdestotrotz sollte sich jeder solch einen Ort mal angesehen haben...

  • Oktober 1989 in Buchenwald. Ein trüber Herbsttag und der gemein schneidender Wind fand jede Schwachstelle in meiner Kleidung; damals hatten die Häftlinge wohl keine Lederjacken...

    Auf dem Weg zur Jugendherberge in Radebeul war es still im Bus. Die vom Reiseführer pflichtmäßig durchgesagte sozialistische Leistung bei der Meissner Porzellanproduktion hat wohl keiner so richtig mitbekommen.

  • Frage zum Thema: Sind Eure Kinder (oder, wenn Ihr jünger seid, Ihr selber) auch nicht mehr "zwangsweise" in eine derartige Gedenkstätte geführt worden?


    Zu meiner Schulzeit war ein Besuch in Dachau quasi Pflicht - und etwas später in der Schule in Berchtesgaden gings aus geographischen Gründen eben nach Mauthausen. Im Osten war eine entsprechende Klassenfahrt wohl auch üblich.


    Und heute? Der Klassenlehrer meiner Tochter wollte in der 10.Klasse eine Fahrt nach Krakau mit Auschwitz-Besuch machen. Ist am Pegida-ähnlichen Widerstand der Helikoptereltern gescheitert.


    Bei ihrem 5 Jahre älteren Bruder gabs nicht mal ansatzweise Gedanken in diese Richtung.


    Ich empfinde diese Entwicklung als bestürzend und beschämend.

    Früher gab's Sex, Drugs & Rock'n'Roll -

    jetzt gibts Veganer, Laktoseintoleranz und Helene Fischer

  • Irgendwann kann man Geschichte aber auch Geschichte sein lassen.

    Was hat die heutige Generation denn noch mit diesen Ereignissen zu tun? Was erwartest du von solch einem “Pflichtbesuch“, eine Warnung, dass es nicht nochmal passiert? Oder wie böse wir Deutschen mal waren und uns immer noch dafür schämen sollten?


    Wir waren auf Klassenfahrt dort in einer derartigen Einrichtung gewesen und es war gruselig und hat zum Nachdenken angeregt, aber schon bei mir lange Zeit Vergangenheit gewesen. Jeder der sich dafür interessiert, kann freiwillig dort hin.


    Gruß

    Benjamin

    Fährt und schraubt gern *Simson S50B1* *Schwalbe KR51/1* *Trabant 601 LX '88* *Lada Niva 1700*

  • Wir waren in der Nachkriegszeit mit der Schule in Buchenwald. Ausserdem zu Schindlers Liste im Kino in Guenthersdorf

  • Einerseits kommt mir das heutige Zeitabschnitt wie ein Art Weimarrepublik vor. Was dann kann passieren und wozu so was führt; dafür darf mE gewarnt werden.

    Andererseits kotzt mir diesen ganzen Mahnindustrie an. Anne Frank, zB, die ist allmählich geräumiger eingezogen: Aus einem Dachboden im Hinterhaus ist die halbe Grachtseite geworden, auf Kosten eines Studentenwohnheims. Alle fünf bis sieben Jahren wird ein neues Artefakt 'entdeckt', damit der Merchandise weiter geht. Und das Theater damals, als dieser alte Kastanienbaum nicht mehr zu retten war... Wer nicht mitheult, wird auf bekannter Weise abserviert.

    Aber es gibt kein exklusives Alleinrecht auf Leid.

  • Eigentlich soll das Thema ja hier nicht die Urlaubs-Berichterstattung komplett überlagern, ein paar Worte möchte ich trotzdem auch noch dazu loswerden.

    In jedem Land dieser Erde ist so was wie diese KZ mit ihrer industriellen Verwertung von Menschen, jederzeit wieder möglich. Es muss nur staatlicherseits gefördert werden, schon finden sich sofort wieder diese Bestien welche da gerne mitmachen.

    Und schon deshalb sollte jeder mal in so einer Einrichtung gewesen sein, nur um zu sehen was aus ein paar Parolen so alles werden kann wenn nicht rechtzeitig die Reißleine gezogen wird.

    Wir waren im Rahmen der Jugendweihevorbereitung in Sachsenhausen bei O-burg, unsere Kinder haben wir später auch dort mal dort hin mitgenommen. Allerdings ist die heutige Ausstellung dort deutlich weichgespült, andererseits aber auch kompletter was die Zeit nach dem 8.Mai 1945 angeht.

    Mahnindustrie? Vernichtungsindustrie finde ich deutlich schlimmer, und wenn ich das Bild der alten gebeugten Frau mit den 2 kleinen Kindern an der Hand sehe wie sie ins Gas gehen, könnte ich...


    Aber das war nur ein Tag eines insgesamt deutlich fröhlicheren Urlaubs. :)

  • Aber gerade jetzt aktueller denn je, bei Pegida und anderen braunen Tendenzen, den jungen Leuten die schlimmen Folgen von Rassenwahn und anderen Feindlichkeiten vor Augen zu führen.