DDR - Stolz oder Pein deutscher Geschichte?

  • Auf Hinweise des Moderators hiermit ein extra-Thread zu diesem Thema ( Ursprung Hier), lasst uns mal bissl Meinung oder auch Erfahrungen austauschen.

    Habenseite:

    - Es waren Probleme gelöst, die heute wieder ungelöst sind

    - Wirtschaftsweise ohne Ausbeutung ärmerer Länder oder profitabler Kriegstreiberei --> Die DDR hat keine Fluchtursachen geschaffen (außer in ihrem eigenen Land ...), auch in der Sowjetunion wurden die ärmeren südlichen Republiken gefördert, während heute im Norden Rassismus gegen arme Arbeitsmigranten aus den heruntergekommenen Südländern besteht, die aufgrund der prekären Situation natürlich zunehmend kriminell werden.

    - Auch den Vorwurf der Umweltverschmutzung würde ich nicht gelten lassen: Industrie einfach zu demontieren und den Dreck fortan in Indien und Bangladesh produziern zu lassen, ist ein Nullsummenspiel.

    - Viele wirtschaftliche Schwächen im Vergleich zur BRD waren natürlich gegeben und nicht primär Schuld der DDR (geringere Größe, wichtige Rohstoffe fehlten (nahezu keine Steinkohle, nahezu kein Eisenerz, Uran gratis in die SU abtransportiert usw.), von Anbeginn an weniger Industriestandorte als im Westen, kein Marshallplan, künstlich vergrößerter Wohlstand des Westens auf Kosten der dritten Welt (siehe oben))


    Sollseite:

    - Keine Gewaltenteilung zwischen Parlament, Regierung und Gerichte vorhanden, daher ganz zwangsläufig Herausbildung einer Diktatur

    - Zentralplanwirtschaft funktionierte nicht bzw. war extrem ineffizient und demoralisierend. Als Ulbricht das begriff und alternative Wege ausprobieren wollte, flog er auf Weisung Moskaus raus und ein vollkommen realitätsfremder Erich Honecker wurde installiert, der als erstes gleich mal den privaten Mittelstand enteignete und riesige Kombinate bildete

    - Antifaschismus wurde immer nur in Bezug auf Altnazis gelebt, wenns hingegen um die Integration von Gastarbeitern und Kriegsflüchtlingen ging, war Schluss mit der internationalen Solidarität


    Zur bereits angerissenen Frage des Untergangs der DDR:

    -Staaten überleben wirtschaftlich länger als man denkt, notfalls auf unterstem Niveau. Siehe Nordkorea. Die DDR war auch ende 89 bei Dänemark, Schweden usw. voll kreditwürdig. Notfalls wären die Importe reduziert worden, um den reibungslosen Geldfluss wiederherzustellen. Das Ende der DDR kam eher aus politischen Gründen, die SED verlor allmählich den Glauben an sich selbst (außer die 15 Opas im Politbüro, die in den 80ern beinahe schon Theater spielten), Gorbatschow gings genauso und dann wars einfach nur noch eine Frage der Zeit, bis die Verringerung der Repression in breite, offene Volksproteste umschlagen würde. Schon 84 wurden die Minenfelder und Selbstschussanalgen entfernt, ab April 89 der Schießbefehl ausgesetzt, immer mehr reguläre Ausreiseanträge wurden gestellt und auch bewilligt - alles solche Hinweise dass der Apparat eigentlich schon resigniert hatte... Meine Eltern meinen zwar, die Wende kam vollkommen überraschend aber zumindest rückblickend betrachtet war sie keine Überraschung mehr bzw. logische Folge der vorangegangenen Entwicklungen. Dass die Wende erst durch Selbstaufgabe des Systems und nicht durch hart erkämpfte Straßenproteste kam, ist wiederum typisch für deutsche Mentalität. Während die Franzosen sich ihre Revolution aktiv herbeierkämpften, blieben die Deutschen stets brav, ließen sich alles gefallen so lange, bis das System selbst anfing, aufzugeben oder sich zu verändern (nix mit Revolution, stattdessem irgendwann hochoffiziell eingestandene preußische Reformen 1815 zur (Selbst-)beschränkung des Feudalismus, oder Nazi-Symbole erst nach Beginn des Volkssturms infrage gestellt). Die Deutschen haben vieles, aber revolutionäre Energie eher nicht so. Nur deshalb konnte die DDR überhaupt 40 Jahre lang bestehen, lösten auch Ereignisse wie der Mauerbau 61 oder die Ausbürgerungen 1976 oder die Kaffeekrise 1979 keine ernstzunehmenden Proteste aus. Die Obrigkeitshörigkeit war hierzulande für sowas schon immer zu stark ausgeprägt. Was natürlich auch Vorteile haben kann ...


    Kann man auf die DDR also stolz sein oder nicht?

    Einmal editiert, zuletzt von mulchhüpfer ()

  • Richtig.......bei einem solchem Thema ist man auf einer ständigen Gratwanderung zwischen Erinnerung und Politik.


    Auch haben wir im Laufe der Jahre sowas schon besprochen.

    Such mal bitte nach "Ich und meine DDR" und mach am besten da weiter.

    :closed: