IFA Camptourist CT 5, Baujahr 1976

  • Manchmal geht es verrückt zu, auf dieser Welt.

    Ich habe überhaupt nichts gesucht, aber etwas hat mich gefunden. Auf dem Weg zum Aufklappen nach Radeburg sprach mich auf einem Parkplatz jemand an, der meinen Alpenkreuzer als Olbernhauer Camptourist erkannte. Er habe auch noch sowas stehen, das müsse weg. Eine Telefonnummer auf einem Zettel wechselte den Besitzer und ich versprach, in der darauffolgenden Woche mal anzurufen. Viel Hoffnung hatte ich nicht, denn die meisten Offerten dieser Art entpuppen sich beim Anschauuen ja eher als Luftschlösser, gerade im Campingbereich. Mancher Klappfix wurde trocken weggestellt, aber nicht trocken gelagert.

    Aber egal. Gesagt, getan. Ein Termin wurde vereinbart und ich nahm gleich den Trailer mit.

    Heraus kam ein seit 21 Jahren stillgelegter und in einer knochentrockenen Garage gelagerter Camptourist CT 5, der ausgestattet ist, als sei die Wende nie passiert. Das einzige, was an die Veränderungen nach 1989 erinnert, sind der bundesdeutsche KFZ-Brief und die Sammlung von Versicherungs- und Steuerbescheiden aus den neunziger Jahren. Aber sonst?

    Alles DDR.

    Gasflasche, Druckminderer, Toilettenpapier, Kinder-Nachttopf, Trinkfix-Dosen für Kleinteile, DDR-Holzkohle im originalen Papiersack, Holzpflöcke für Windschutz oder Zaun aus DDR-Besenstielen, teilweise noch mit Preisstempel. DDR-Streichhölzer und Gasanzünder, sämtliches Besteck ist eingewickelt in Abschnitte aus dem "Neuen Deutschland" vom Juli 1989. DDR-Kunststoff-Verschlüsse für geöffnete Kronkorkenflaschen, Alubesteck und Plastelöffel.

    Pflegezustand Note 2+, wenn nicht gar Note 1, gemessen am Alter. Baujahr 1976, Erstzulassung Mai 1977. Dazu gab es ein paar Prospekte diverser Anhänger und viel handbeschriebenes Papier. Sogar ein Urlaubs-Kochbuch (Hefeklöße u.ä.) in Form eines DDR-Schulheftes, diverse Montageanleitungen und handgezeichnete Gestängeskizzen, eine Inventarliste, ein riesiges Überzelt aus Folie mit einem 40kg schweren Stahlrohrgestänge, selbst gefertigte Matratzen mit ebenso selbst gefertigtem Matratzensack und, und, und...


    Doch lassen wir Bilder sprechen...


       


       


       


    Kakao und Erdbeere - Vollsortiment.

  • Was trinken Männer? Bier Bier Bier.....


    Was trinken Berliner? Trinkfix, Trinkfix!


    Aber ab und zu muss es sich auch mal ausgleichen.....


    Wirkt hinterm Trabant auch etwas zarter und geschmeidiger........

  • Bei dem Toilettenpapier habe ich lange gedacht, es sei um auf dem Thron Notizen zu machen, denn zur Körperberührung war es viel zu hart....

  • Meine Eltern nannten es liebevoll Dachpappe und auch ich kann mich noch gut daran erinnern. Liegt so irgendwo zwischen P60 und P80...


    Das Museumsstück ist genial, besser gehts nicht.

  • Wegen des Knalls kommt bei einer Fliegenklatsche vermutlich kein anderer Hersteller solch exquisiter Konsumgüter in Frage..... :/


    Ansonsten wäre der Einschluss mit Teilkasko und mind. 2500,- € Wert in die Kleinflotte der nächste konsequente Schritt.

  • Das gute Klopapier... Teilweise konnte man damals nich bruchstücke der Erntemeldungen und ähnliches erkennen, denn es bestand ja im Wesentlichen aus Altpapier... ;)

  • Besitzt ihr alle empfindliche Babypopos ?

    Was Ihr nur alle habt - wenigstens blieben auf Grund der Stabilität des DDR - Klopapiers

    die Finger sauber.

    Durchpieken war da nicht , obwohl es nur einlagig war.:)

  • Es war auch unbeweglich genug um Reste zu hinterlassen, und ein Bidet ist noch immer nicht überall üblich.

    Ich kannte jemand, der es mit dem Notizpapier hat getauscht, denn das war sanfter.

    Aber läßt uns bei so ein schönen Alpenkreuzer (= niederländischer Handelsname) nicht nur vom scheißen reden. :whistling:

  • Vorhin habe ich mal den Hauptbremszylinder ausgebaut. Der war noch randvoll - mit Karipol grün! :schock:

    Nichts undicht, nichts ausgelaufen - lediglich äußerlich etwas Korrosion. Schrauben gingen problemlos auf. Auch der Bremsleitungsnippel. Wie einst im Mai.


    Mal sehen, wie die Radbremszylinder aussehen. Muß morgen mal beim Fachbetrieb für Regenerierung anrufen - hier liegt sowieso noch einiges für die Instandsetzung herum.

  • Mit zunehmender Temperaturstabilität kam scheinbar auch eine gesteigerte Neigung zur Hygroskopie....


    Herr Mai ist erfahrungstechnisch in erster Linie für Frau Mai zuständig......


    Und über manches von früher hat sich gnädigerweise der Mantel des Vergessens gebreitet.....