Kurbelwellen überholen regenerieren

  • Benjamin, für solche Vergleiche bin ich immer zu haben, nur die Zeit momentan. Ich hab seid Sommer keine Welle mehr bekommen und die Bestelliste an Motoren wird immer länger. Daher geht so etwas momentan nicht.

    Das mit den Wellen ist ein Problem, aber wenn du zurzeit keine Motore bauen kannst, ist es doch gerade die Gelegenheit für den Drehschieber-Vergleich.

    Aber wahrscheinlich hast du momentan den Kopf voll mit der (noch theoretischen) Regenerierung der Wellen.


    Rundenzeiten.....

    Also für “Ottonormal“ nicht von Interesse.


    Interessant ist, dass die Meinung zum Sinn der Aktion doch ziemlich auseinandergehen, nicht nur bei mir.


    Gruß

    Benjamin

    Fährt und schraubt gern *Simson S50B1* *Schwalbe KR51/1* *Trabant 601 LX '88* *Lada Niva 1700*

  • Bei dir geht doch der Sinn der Aktion nicht auseinander, sondern ziemlich genau in eine Richtung. :)

    Es ist ein Angebot von Frank, nicht mehr und nicht weniger, das man annehmen kann oder eben nicht.

    Ich habe mir sogar mal ein Gehäuse in dem Bereich aufschweißen lassen und Frank hat mir auch das gefräst. Es hat funktioniert und der Motor fährt jetzt irgendwo herum. Nur zum Test, ohne wirkliche Not. Und das unterscheidet eben die Neugierigen von den anderen. ;)

  • Wie schon geschrieben würde ich das gerne mal machen, aber es sind für mich "Spielstreiche" für die ich meine Arbeit nicht liegen lasse, weil so 2Tage verbringt man damit.

    Mir fällt aber gerade ein, ich hatte ja mal einen Kunden beim dem der Fall so ähnlich war. Der wollte eigentlich mehr Leistung, wir haben dann den Motor vor der Regenerierung gemessen und weil der ziemlich platt war, Md unter 50Nm. Er hat sich dann um entschieden und wollte einen Serienmotor.

    Jetzt wirst Du mit dem Argument kommen das, das Drehmoment von den geschliffenen Zylindern kommt. Das ist aber nicht der Fall weil der Motor hatte glaube 18 Kw. Prüfstandsversuche an ausgelutschten getunten Zylinder haben das auch bestätigt.

    Frank kannst du verdeutlichen /verbildlichen wie der eingefallene Bereich um die Niere aussieht?

    verbildlichen kann ich das nicht weil ich nicht so der Filmer bei der Arbeit bin, da musste mal in Döllnitz anfragen. Ich kanns aber erklären. Die Drehschieber haben ab Herstellung eine scharfe Kante, hinzu kommt noch die ungünstige Form als abgerundeter Pfeil (weiß nicht wie ich das sonst ausdrücken soll). Bei Einlaß schließen herrscht schon Überdruck im KG und drückt den Schieber gegen die Fläche. Da der Bereich um die Niere eine kleinere Fläche hat, ist der Druck etwas größer als bei der vollen Fläche. Dadurch entsteht auf Höhe der Niere und in Drehrichtung nach der Niere mehr Verschleiß. Ich würde das auf ca 2/10 schätzen.

    Biete Serienmotoren, Sportmotoren, Rennmotoren, Sport-VSD, Vergaserumbauten, Regenerierung Drehschieberflächen, Gehäusereparaturen, Aluschweißen, Sandstrahlen mit verschied.Material auf Anfrage

  • Hegau, ich stimme dir generell zu, aber für den Privatmann ist es erstmal ein zusätzlicher logistischer Aufwand und ein zusätzlicher Schritt, wo Termine abgestimmt werden müssen. Folglich steht das Fahrzeug mit ausgebautem Motor erst einmal still, solange das Gehäuse unterwegs ist.


    Gruß

    Benjamin

    Daraus schließe ich, dass Du die Regenierung des Motors selbst umsetzt / umzusetzen gedenkst? Ich frage, weil ich mir das bis vor einer Woche auch noch zugetraut hätte. Vielleicht schreibt ja Fg601 noch mal was zur "Gummiwelle";), ansonsten gerne per PN.

    Kann alles nur ein blöder Einzelfall (ok, mit den Berta-Eiern zwei) sein; ich bezahle künftig lieber ein paar Euro mehr -verbunden mit einem netten Besuch im Eichsfeld- und weiß dafür, dass Material, Zustand und Zusammenbau ordentlich sind.

  • Nein, in nächster Zeit ist das (hoffentlich) nicht nötig, mein unlängst selbst gemachter Motor läuft zu meiner höchsten Zufriedenheit und hat diese Saison ca. 15000km zuverlässig abgespult.


    Jetzt im kommenden Winter ist genügend Zeit für den logistischen Aufwand und die Terminabstimmung.

    Ich mag gar nicht wissen, wieviele “Winteraufträge“ jetzt bei FG eintrudeln.



    Gruß

    Benjamin

    Fährt und schraubt gern *Simson S50B1* *Schwalbe KR51/1* *Trabant 601 LX '88* *Lada Niva 1700*

    Einmal editiert, zuletzt von bepone ()

  • Ja also die Welle vom Kollegen Tacker ist frisch regeneriert zu DDR Zeiten, Die Welle ist eine Reibgeschweißte das heißt, um das Maß von 28mm wieder zu bekommen wurde ein Bolzen in den Hubzapfen eingedrückt. Dadurch kann man die Hubzapfen wieder nach schleifen. Die Hubscheiben wurden dann nach gedreht und das fehlende Material durch Passscheiben aus geglichen. Datum steht drauf, hab ich aber schon wieder vergessen. Die Besonderheit der Welle war oder ist ein verbogenes Pleuel. Ich habe die Welle dann mal ausgepackt ( der Kollege baut immer so geile Transport Verpackungen/Sicherungen) und habe die mal auf Rundlauf geprüft. 12/100 waren es anfangs Kupplungsseite. Ich habe dann mal mit nem Hammer drauf rum gekloppt ums mit Ruckzuck seinen Worten zu sagen bis es 3/100 waren. Beim Rundlauf prüfen ist mit auf gefallen, das die ganze Welle total empfindlich ist. Nur das vorsichtige drehen hat einen Fehler von 5/100 verursacht. Ich habe dann aus dem zugehörigen Unterteil die mittlere Klemmung aus gesägt so das ich die Mittellager klemmen kann. Eine kleine Besserung ist dadurch ein getreten, aber der große Wurf war es nicht. Das leichte Berühren ohne zu drehen im Bereich der Keilriemen Scheibenseite brachte einen Ausschlag von 2/100. Irgendwie ziemlich empfindlich für Stahl würde ich meinen.

  • Ich hab es nicht ganz so verbissen mit irgendwelchen Nummern auf dem Gehäuse. Für den Fall der Fälle steht dann ein anderer einbaufertiger Motor schon da. Demzufolge hab ich da auch keine Logistikprobleme.

    Bei den Drehschieberflächen würde ich mir das immer erstmal nicht einer Welle und DS drin anschauen und dann entscheiden ob man was an den Flächen machen muß oder nicht.

    Die letzten zwei Motore die ich zusammen gebaut habe waren die Flächen gut, die Schieber haben ordentlich angelegen. Ein Gehäuse davon war unbenutzt und hatte auch keine Absetze zwischen den Hälften.

  • Ich weiß eigentlich gar nicht warum man da irgendwas, im Bezug auf die DS Fläche in Frage stellt.

    Frank hat irgendwo mal geschrieben, dass die Flächen ab Werk schon nicht richtig waren.

    Ich hab noch einen Versuchsgehäuse hier mit geplanten Flächen von Frank.

    Wenn ich ein Motor machen würde dann nur mit neu geplanten Flächen alles andere ist doch Murks. Is wie als wenn Mann nur Ringe tauscht.

    Logistisch gebe ich den Skeptikern recht, aber wenn ich weiß mein Motor ist fällig dann lass ich das machen, wenn die Motornummer egal ist dann im AT fertig ist.

    AT kann Frank auch besser koordinieren somit wird der Preis attraktiver für alle (natürlich bei brauchbaren AT Gehäusen)


    Hat aber jetzt auch wenig mit Wellen zu tun.

  • Ich möchte heute hier, weil es auch besser zur Kurbelwelle passt meine neusten Erkenntnisse bekannt geben.


    Die Meisten kennen ja die Zahlen unten auf den Pleuel.



    Hier die Zahlen 6 und 13.

    Die Zahlen haben nichts mit dem Pleuelauge oben zu tun und sind kein Hinweis auf das obere Nadellager.


    Die gleiche Welle hat oben auch Zahlen.


    Noch ein Beispiel hier:


    Die Bohrung oben im Pleuel hat ein Mass von 24mm. Die Toleranz dafür beträgt nach Werkstatthandbuch 24 +0,010/-0,005.


    Es gibt den alten Mythos von 16 verschiedenen Nadellagergrößen. Das erste mal hab ichs von Kupy im TF gelesen irgendwann kurz nach der Jahrtausendwende.


    Ich behaupte nun, es hat nie 16 Größen gegeben. Einzig in SRI 413 wird diese Zahl erwähnt. Es handelt aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um einen Interpretationsfehler des Autors.


    Die 16 entspricht ganz einfach den Toleranzschritten +0,010 bis -0,005. Das sind genau 16 Tausendstel.


    In einer Messreihe mit 18 neuen Pleuel die alle mit Zahlen zwischen -5 und 7 gekennzeichnet waren, entspricht die Zahl genau dem Mass des Pleuelauges.

    -5 waren 23,995, die 7 sind 24,007.


    Nun habe ich versucht die Nadellager zu messen. Das war nicht so einfach wie gedacht. Letztendlich hab ich aus jedem Lager eine Nadel entnommen und seperat vermessen.

    Alle 18 Nadeln von 18 verschieden Lagern hatten ein Mass von 1,995.

    Das heißt also, bei 9 Kurbelwellen waren auf allen Pleuelen das gleiche Lager. Für mich eindeutig zuviel Zufall. Die Wellen waren neue von 1980-1990, also sowohl alte Form Walzenlager, als auch neue Standardlager.


    Frank hat parallel eine Charge gebrauchter Lager gemessen und kam zu einem ähnlichen Ergebnis.


    Des Weiteren hab ich 5 neue Einzellager. Davon sind 2 mit 1,995 und 3 mit 2,000.

    Ich habe alle 18 Lager mal munter quer getauscht und es gab mit Kolbenbolzen egal ob -5 oder 7 Auge keinen Unterschied.

    Der Unterschied ist, dass bei -5 (was das untere Abmaß darstellt) merklich strammer sitzt, als beim +7.

    Bei Versuch mit dem Lager mit 2,000 Nadeln hat der Einheitsbolzen (die haben eine Toleranz von 20 +0/-0,004) geklemmt und war nicht montierbar.


    Ich gehe nun fest davon aus. In der Produktion wurde innerhalb der Toleranz gearbeitet (was ja bei 16 Tausendstel kein Problem ist), so dass nur genau EINE Sortierungsgröße vom 20x24x26 Nadelkranz zum Einsatz kam.


    Für das Regenerieren waren dann Übermaßrollen in 5/1000 Schritten vorgesehen, so dass es oberhalb der 2,000 sicher auch 2,005 usw gegeben hat (analog wie beim Freilauf 6,00; 6,05; 6,10)


    Entsprechendes konnte Frank verifizieren, da bei seiner Messreihe Lager aus gebrauchten schon einmal regenerierten Wellen dabei gewesen sind. Ein Großteil seiner Lager hat auch dieses eine Mass.



    Die Messungen wurden bei mir damit gemacht:




    Die Temperatur der Teile und Messgeräte betrug 22° (geheizter Keller) und jede Messung wurde min. 2 mal wiederholt. (die Schrauben waren am 08.11.2019 zum kalibrieren/ siehe Stempel auf der Uhr)



    Wenn ich im nachhinein darüber nachdenke, machen 16 verschieden große Lager auch garkeinen Sinn. Das wäre insgesamt auch viel zu aufwendig gewesen. 3-5 vielleicht, aber keine 16.


    Sollte jemand irgendwas belegbar gegenarrgumentieren können, oder andere Beweise haben, die das Geschriebene widerlegen, immer her damit.

    5 Mal editiert, zuletzt von Tim () aus folgendem Grund: div. Schreibfehler korrigiert :)

  • sehr geil, Respekt wie ihr das wissen was "verloren" gegangen ist langsam wieder zurückholt. Die "alten" von damals wissen sowas ja meistens nicht mehr so genau.

  • Äußerst interessant! Die Ansicht mit den vielen Sortierungen der Nadeln war ja weitläufig vertreten und dass nur genau eine Sorte Nadeln in die genau dazu passende Buchse gehört.


    Gruß

    Benjamin

    Fährt und schraubt gern *Simson S50B1* *Schwalbe KR51/1* *Trabant 601 LX '88* *Lada Niva 1700*

  • Ich muss sagen das ich vor einigen Jahren schon mindestens 2 KW verbaut hatte wo die oberen Nadellager gefehlt haben und ich dann einfach in die Kiste gegriffen habe und die erstbesten 2 eingebaut und alles war gut. Ein oberes Nadellager ist mir noch nie kaputt gegangen. Ich habe aber einen Motor dastehen wo der Lagerkäfig im Pleulauge richtig festgeschweißt ist. Kann also auch passieren.

  • Sachsenring hat auch gesagt das der Verschleiß im Normalfall sehr gering bis nicht vorhanden ist.

    Es ist ja auch das einzige Lager der KW das nur eine Pendel- sprich Hin- und Herbewegung macht und nicht rotiert.

  • Was Verschleiß- und schmierungstechnisch aber meistens eher nachteilig ist.

    Da oben an der Stelle funktioniert es ja offensichtlich sehr gut.


    Gruß

    Benjamin

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  • sollte gut funktionieren.

    Bei einem Freund hab ich 2 Kolben mit reichlich Nadeln und deren Trümmer im Boden stecken sehen. Auch da gibts ausnahmen von der Regel.

    Bei gleicher Umgebung lebt doch jeder in einer anderen Welt!


    Artur Schopenhauer

  • Ich habe defekte Nadelkränze des oberen Pleuellagers bislang nur als Ergebnis eines (wahrscheinlich) nicht ausreichend gehärteten Pleuels gesehen.

    Andere Beschädigungen waren Folgen von Korrosion.